Archiv für Juni 2011

Freizeitküche

Sonntag, 12. Juni 2011

An der Brottheke in der Lebensmittelabteilung des Kaufhofs am Marienplatz, die gute Brote und Semmeln aus einigen Münchner Bäckereien zusammenführt, gehört die Schwarzwälder Kruste zu meinen Lieblingsbroten. Als mich Frau Cilli und Ciabatta mit Ihrem Posting an das Rezept dafür vom bloggenden Bäcker Süpke erinnerte, nahm ich mir endlich die Zeit, es nachzubacken. Zumal in meinem Kühlschrank seit ein paar Monaten wieder Weizen- und Roggensauerteig wohnen und mir verhältnismäßig spontanes Brotbacken ermöglichen.

Aufgerissen ist es zwar nicht,

doch die großen Poren oben zeigen, dass es sich redlich bemüht hat.

Und geschmeckt hat es genau so köstlich (sehr elastisch und saftig), dass es sicher ein Liebling in diesem Haus wird. Es wird also immer schwieriger werden, an meinen seltenen Brotbacktagen neue Rezepte auszuprobieren, weil die Liste mit Lieblingen länger wird, die ich unbedingt nochmal machen möchte. Zumal wir gar nicht so viel Brot essen.

Der Mitbewohner hatte sich unser Otto Lenghi, The Cookbook vorgenommen und die beiden möglicherweise wenigsten leichten und orientalischen Gerichte daraus ausgewählt. Abends gab es “Fennel, cherry tomato and crumble gratin”, einen sahnig, käsigen Fenchelauflauf mit süßer Streuselkruste – kann ich mir als Beilage zu Fisch gut vorstellen.

Zum Nachtisch “Apple and olive oil cake with maple icing”, den ich eine ganz ausgezeichnete, ungewöhnliche Apfelkuchen-Variante finde: Die Äpfel werden im gewürzten Rührteig mitgebacken, Füllung und Guß bestehen aus der typisch englischen Mischung Butter, Zucker, Frischkäse, aromatisiert mit Ahornsirup. (Dem Mitbewohner war er zu süß.)

Die verschiedenen Methoden der Nagelkürzung

Samstag, 11. Juni 2011

Ich bin Ihnen ja noch die Auswertung meiner epochalen Umfrage zu Methoden der Nagelkürzung nach Geschlechtern schuldig (herzlichen Dank dem Mitbewohner dafür). Teilgenommen haben 404 Frauen und 149 Männer (ein Teilnehmer / eine Teilnehmerin ohne Geschlechtsangabe).

Sieht also so aus, als hätte der Mitbewohner (Scherenkürzer) nicht recht mit seiner Behauptung, ich sei als Frau eine typische Knipserin: Unter Männern gibt es es deutlich mehr Knipser.

Sehr geehrte Damen,

Freitag, 10. Juni 2011

tun Sie es bitte einfach nicht.

(Ich sähe in dieser Art Hose fast exakt so aus.)

In the ear of the belistener

Donnerstag, 9. Juni 2011

Richard Dreyfuss liest die Lizenzvereinbarung (End User Licence Agreement) von iTunes vor:

Richard Dreyfuss reads the iTunes EULA
via Spreeblick

Falls Sie, wie ich, Peter Sellaers reads “A Hard Day’s Night” (mp3) lieben, sollten Sie sich das anhören.
(Hier noch viel mehr Peter Sellaer-Blödsinn, unter anderem sein unsterbliches Duett “Bangers and Mash” mit Sophia Loren.)

Jüngste Lieblingstweets

Mittwoch, 8. Juni 2011

Wandern mit dem MVV

Montag, 6. Juni 2011

Eigentlich hatte ich den Christi-Himmelfahrts-Donnerstag für die erste Tour nutzen wollen, aber dann war das Wetter gar zu greislich. Im Urlaub mag man an dunkelgrauen Tagen mit vereinzeltem Regen die Achseln zucken und sich trotzdem auf den Weg machen, wenn man schon mal da ist, aber nicht von daheim aus, finde ich.

Weil nämlich. Eine Kollegin hatte mir ihr Büchlein Wandern mit dem MVV mitgebracht, das sie als Studentin und ohne Auto kurz nach der Jahrtausendwende für Ausflüge genutzt hatte. Da mir in letzter Zeit die Isarauen als Auslauf nicht mehr recht reichen wollen und ich auch weiterhin bitte sehr gerne kein Auto haben müssen möchte (Dienstwagenangebot soeben dankend abgelehnt), besorgte ich mir umgehend die neueste Ausgabe dieses Buches, nämlich die von 2011. Die sich allerdings zu meiner Enttäuschung als eine Art Best of mit nur 96 Seiten herausstellte.
Nun gut, bis die antiquarische Ausgabe ankommt, die dreimal so dick ist, musste es diese tun.

Am Samstagnachmittag, bei wunderschönem Sommerwetter, fuhr ich also mit dem Mitbewohner nach Kirchseeon, um über schöne Umwege nach Ebersberg zu spazieren/wandern. Wir waren uns nicht einig, unter welchen Bedingungen ein Spaziergang zu einer Wanderung wird: Rucksack? Länger als drei Stunden? Wanderstock? Die Abgrenzung zu Sport hingegen war offensichtlich: All die Frauen, die uns in Spaziertempo, aber mit zwei Skistöcken und in Turnschuhen entgegen kamen, hatten eindeutig Sportabsichten.

Unser Ausflug sah so aus:

Kirchseeon, Ortsausgang – ich habe eine Schwäche für die betönerne Koniferenmuseumsarchitektur (ernsthaft).

Oberbayerisches Idyll – Ausblick von den Balkonen oben.

Forstseeon.

Egglburger Kirche.

Egglburger See.

In Ebersberg kamen wir dann doch zu früh an, um schon Hunger für ein Abendessen in einer Wirtschaft zu haben, fuhren also heim. Gelernt für die nächste Tour: Vorher den S-Bahn-Fahrplan studieren, um nicht wieder 36 Minuten auf einem langweiligen Bahnhof rumhängen zu müssen.

Bayerischer Tango

Sonntag, 5. Juni 2011

Tanzmeisterin Katharina Mayer hatte uns den Wink gegeben, dass eine Tanzrunde zwar üblicherweise aus drei Tänzen besteht, dass sich aber die Musi durch nachdrücklichen Applaus zu einem vierten überreden lässt. Nur, so warnte sie, entscheide dann halt auch die Musi, welchen Tanz sie spiele.

Auf dieses Spiel ließen wir Volkstänzer uns, die wir an diesem Sommerfreitagabend zum Tanzboden des Münchner Kulturreferats gekommen waren, gerne ein: Ab sofort klatschten wir nach jeder Tanzrunde einen vierten Tanz herbei. Doch die Musi, der Niederbayerische Musikantenstammtisch, kannte das Spiel schon länger und spielte es mit Schalk: Erst bekamen wir eine Speedpolka (meine Bezeichnung) serviert, doppelt so schnell wie die vorhergegangene (das war das erste Mal, dass wir uns an die Maxime der Tanzmeisterin hielten: „A Schieba geht imma.“ und den eigentlichen Polkaschritt abkürzten), in einer anderen Runde war uns gerade der Zwiefache beigebracht worden, ein einfacher, regelmäßiger – da spielte uns die Musi als vierten Tanz einen derart komplexen Zwiefachen um die Ohren, dass die Tanzfläche schnell einem Schlachtfeld glich. Doch am wenigsten erwartet hatte ich den Tango, der einmal als Zugabe erklang: Einen astrein bayerischen astreinen Tango. Oh ja, das geht.

Seit einem Übungstanzen für den Kocherlball vor drei Jahren steht meine E-Mail-Adresse auf dem Verteiler zum Thema Volkskultur des Münchner Kulturreferats, und drei bis vier Mal im Jahr bekomme ich Hinweise zugeschickt – leider meist zu kurz vor Veranstaltungen, als dass ich unflexible Stubenhockerin sie einplanen könnte. Doch diesmal kam der Hinweis auf einen Tanzboden im Erkerzimmer des Hofbräuhauses schon zehn Tage vorher: Genug Zeit, eine Freundin zu fragen, ob sie mit dem Mann an ihrer Seite mitkommen mag und den Mitbewohner freizuhalten.

Die meisten Tänzerinnen und Tänzer kamen tatsächlich in Dirndl oder international anerkannt Bayerischem. Doch mindestens 20 Prozent tanzten in Alltagskleidung. Mir waren vor allem ein schön schwingener Rock und tanzbare Schuhe mit kleinem Absatz wichtig.

Ein Spaß war das Ganze von Anfang an. Das lag zum einen an der unerschütterlich erfrischenden jungen Tanzmeisterin (die ich schon von Kocherlbällen kannte), zum anderen an den wunderschönen Räumen im zweiten Obergeschoß des Hofbräuhauses (ja, DIESES Hofbräuhauses), die für die etwa 100 Menschen genau richtig waren (mehr hätten es aber nicht sein dürfen). Vor allem aber machte die Musik den Ton der Veranstaltung aus: Vier eher junge Menschen, die genau die Art Volksmusik spielten, die die eigentlichen Wurzeln respektiert und sie in die heutige Zeit weitergärtnert. (End of metaphor.) Mei, ich bin halt mit der Biermösl Blosn aufgewachsen. Das Bayerische Fernsehen nimmt seinen öffentlich rechtlichen Auftrag in dieser Hinsicht erfreulich ernst und hat für diese, wie ich finde echte, Volksmusik ein eigenes Sendungsformat: Wirtshausmusikanten.1

So standen im namensgebenden Erker des Tanzsaals auch eine KapellmeisterIN und ein Tubaspieler mit beeindruckender Rastalockenpracht, in den Händen eine verbeulte Tuba, die vermutlich bereits den 30jährigen Krieg mitgemacht hat – als Waffe. Sie spielten Kuckuckspolka, Boarischen, Walzer, Scheemarie, Polka, Zwiefachen und was sonst auch immer die Tanzmeisterin ansagte (die als Partnerin zum Vortanzen ihre Mutter mitgebracht hatte). Und sie bewiesen mehrfach, dass es von einer Polka nicht weit zum Dixie ist und wieder zurück, dass auch sonst bayerische Tänze ziemlich viel Swing enthalten.
Vielleicht mögen Sie mal reinhören?

Ich hatte erwartet, dass es sich bei den Tanzpaaren um eine Gemeinschaft handelt, die sich zumindest regelmäßig auf dieser Art Veranstaltung trifft, doch anscheinend kannten sich die Leute nicht. Allerdings kommt niemand auf einem Tanzboden drum herum, zumindest einige Fremde ein wenig kennenzulernen: Zwei Runden begannen mit Kreistänzen, die jedem drei bis vier Mal einen fremden Tänzer, eine fremde Tänzerin in die Arme spielten. Mit der/dem letzten davon galt es, die Runde zu Ende zu tanzen. Komisch: Wo ich mich sonst ausgesprochen ungern von fremden Menschen anfassen lasse, machte mir das durchaus Spaß. Außerdem weidete ich mich an dem Unbehagen des fremden Tänzers, mit dem ich die eine Runde beschloss: Er sah immer wieder zu seiner eigentlichen Partnerin hin und winkte – wurde ich da Zeugin eines heraufdräuenden Eifersuchtsdramas? Aber er tanzte Walzer auch linksrum mit mir, einfach so und ohne Probleme. Ich hätte sofort um seine Hand anhalten sollen.
Ach was, auch mit meinem mitgebrachten Tanzpartner, dem Mitbewohner, feierte ich Erfolge: Bei zwei Zwiefachen hatten wir ganz am Ende tatsächlich die Taktwechsel heraus und tanzten sie nahezu flüssig fertig.

  1. Auch wenn ich durch Anke Engelke für jede Art von fröhlicher Dirndlträgerin als Moderatorin verdorben bin – diese Parodie ist nunmal besser als jedes Original. []