Archiv für April 2012

Osterreste

Dienstag, 10. April 2012

Über Ostern renovierte die Deutsche Bahn in Bayern gründlich, unter anderem die Strecke zu meinen Eltern. So machte auch ich endlich intensive Bekanntschaft mit dem berüchtigten SEV – Schienenersatzverkehr. Mit Zeit zum Planen kann die Bahn das ganz hervorragend: Alle Bahnangestellten wussten Bescheid, es standen sogar eigens zusätzliche Bescheidwisserinnen herum, der Bus fuhr pünktlich und reibungslos. Ansonsten muss ja meist sehr kurzfristig ersetzt werden, weil ein Baum über Schienen liegt oder noch schlimmere Unfälle passiert sind – das geht dann natürlich nicht so einfach. Allerdings fiel mir unterwegs bald ein, warum ich über Land lieber Zug als Bus fahre: Beim Lesen im Bus wird mir wie im Auto leicht übel.

In meiner Geburtsstadt war das Wetter nicht ganz so winterlich. Allerdings für meinen Geschmack winterlich genug, den Osterspaziergang nach dem traditionellen polnischen Osterfrühstück (ich hatte Brot und Eierlikör mitgebracht) bleiben zu lassen. Meine frischluftfexigen Eltern sahen das anders und jagten die Gesellschaft, bestehend aus meinen Schwiegereltern, dem Mitbewohner und mir, hinaus in die Kälte. Als meine Mutter mit der Entschuldigung, sie müsse sich um den Lammbraten kümmern, kurzfristig daheim bleiben wollte, wurde ich krawottisch und zwang sie zum Mitgehen: Wenn schon, dann darf hier keine Spaß haben.

Nachmittags kam die Bruderfamilie samt allen Kindern, es gab kurz vor vier ein Mittagessen zu spanischen Zeiten (oder Abendessen im deutschen Altenheim), Lamm inklusive. Neffe 2 hat nächsten Sonntag Erstkommion und sich dafür „selbst gekochtes Essen“ gewünscht. Mich hat er auch eingeladen (die Kommionskindeltern erteilten aber Dispens vom Kirchgang), und von mir wünschte er sich eine dreifache Portion Mousse au chocolat. Ich sagte zu, unter der Bedingung, dass ich in ein paar Jahren (acht bis zehn) ein ernsthaftes und ausführliches Gespräch über Religionen mit ihm führen darf.

Zur Tagesschau waren wir wieder daheim. Klassischer Sonntagabend: Internetlesen, während der Tatort nebenher plätschert.

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Ostermontag hatte ich die erste Tageshälfte frei und nutzte sie zum Turnen im Abnehmstudio (soeben wird das nächste Wettabnehmen ausgeschrieben): Das Sonderprogramm über die Feiertage enthielt eine der seltenen 60-minütigen Stepaerobicstunden.

Matt Ruffs The Mirage ausgelesen, dazu schreibe ich wohl noch ausführlicher. In Kürze: Ach ja, ganz spannend, keineswegs so schlimm, wie die Inhaltsangabe befürchten ließ.

Nachmittags (per ungehinderter Bahn) zur Schwiegerelternfamilie, Kaffee und Kuchen. Auch diese Runde ist nun mit zwei kleinen Kindern ausgestattet, deren Ausscheidungen Gesprächspause füllen können: „Einen so schöööönen See hat sie gemacht! Braaav!“

Noch aber ist diese weitere Generation frisch genug, dass sie nicht alle Osterhaserei auf sich konzentriert: Auch meine Generation bekommt noch reich gefüllte Osternester. Der Hauptspaß sind selbstverständlich die Tauschverhandlungen: „Biete zwei Blätterkrokant gegen ein schwarzes Lindor.“

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Zum Start in die Arbeitswoche ein schöner Talkshow-Ausschnitt:

via @stephenfry

Miriam Margolyes kenne ich aus Dead Again, entnehme aber ihrer Filmografie, dass sie mir auch davor schon begegnet sein müsste.

Ostersonntag 2012

Sonntag, 8. April 2012

Und den Christentum-ferneren Leserinnen und Lesern empfehle ich zum Auffrischen der Allgemeinbildung Frau Novemberregens Zusammenfassung des Passionsgeschehens.

Karfreitag, die Chronik

Samstag, 7. April 2012

Ich erwachte zu Regenrauschen – das entsprach zwar der Wettervorhersage, aber ich hatte mich doch so auf einen Isarlauf gefreut. Also Kaffee trinken und abwarten, auf den Ohren frisch digitalisiert (inklusive dem abgeliebten Geeiere) der Inhalt einer Doppelkassette, die mir einst ein lieber Freund auf meinen Wunsch aufgenommen hatte: Oscar-preisgekrönte Filmmusik. So, liebe Kinder, sah ein typisches Geschenk dieses Musik-Nerds zu Zeiten aus, als wir die Musikindustrie noch durch selbst aufgenommene Musikkassetten ruinierten (die Titelliste mit Schreibmaschine getippt).

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Als sich der Regen auch nach dem zweiten Milchkaffee nicht beruhigt hatte, merkte ich, dass mir das egal war: Der Schirm einer Baseballmütze hält mir den Regen von der Brille, auch eine Regenjacke habe ich – ich wollte unbedingt da raus. Um unter anderem die inzwischen alljährlichen Bilder im Englischen Garten zu Karfreitag aufzunehmen.

Hofgarten

Japanisches Teehaus im Englischen Garten

Steinbank

Neues Kunstwerk unterm Friedensengel

Zwischen Brudermühlbrücke und Flaucher – der Lohn der Regenläuferin sind leere Wege

Und dann sah ich beim Warten auf die U-Bahn im Thalkirchner Bahnhof ein wundervollen Motiv für das eben entdeckte tumblr-Blog Books and Boys.

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Zum Frühstück Eierlikörkuchen von hier, Donnerstagabend gebacken, der gut schmeckte, nur gestört vom Backpulver-Beißen auf der Zunge. Das nächste Mal vielleicht ganz ohne Backpulver, die fünf Eier müssten doch den sehr flüssigen Teig heben können.

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Lesen, bügeln (die Falten waren dann doch nicht von selbst aus der Sommergarderobe verschwunden), weiter Filmmusik hören (den Ben-Hur-Soundtrack von Miklos Rosza, Oscar 1959, habe ich mir dann doch gekauft, nach den gewohnten Kämpfen mit dem Amazon-Downloader – ein Mac-Problem?).

Zum Nachtmahl ein weiteres Ottolenghi-Gericht: Gegrillter Spargel mit Zucchini, Manouri und Basilikumöl

Die neue Partei

Donnerstag, 5. April 2012

Ist es nicht aufregend, einer neuen deutschen Partei beim Entstehen zuzusehen? Ich finde es sehr aufregend. Das mag zum einen damit zu tun haben, dass ich viel von unserer Parteiendemokratie halte. Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland ist in diesem Punkt ein Resultat ihrer Geschichte (ist sie ja nicht in allen Punkten) und hat die Konsequenzen aus Weimarer Republik, Nazi-Diktatur und Besatzung gezogen: Politik soll nicht von einzelnen gemacht werden und nicht von den ohnehin Mächtigen, sondern von Parteien – gute Idee. Weswegen ich auch gereizt auf das Nölen reagiere, es fehlten in Deutschland charismatische Politiker.

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Exkurs Verlag und Urheberrecht:
Als ausführliche Argumentation gegen charismatische Politiker wollte ich einen wunderbaren Artikel von Evelyn Roll aus dem Jahr 2009 verlinken, doch den zeigt die Süddeutsche Zeitung mir nur noch gegen Bezahlung. Diese zwei Euro wäre mir ein Link für meine Leser und Leserinnen durchaus wert – doch bezahlte ich damit lediglich ein PDF des Artikels zum Dowlnload, das ich Ihnen legal nicht zu lesen geben dürfte. Sehen Sie, liebe Verleger und Verlegerinnen, unsereiner fordert nienicht eine „Kostenlos-Kultur“; wir wollen aber eine einfache und bezahlbare Weitergabe-Kultur. Ich könnte mir zum Beispiel ein Modell vorstellen, in dem für einen Geldbetrag, sagen wir mal fünf Euro, Evelyn Rolls Artikel auf sueddeutsche.de für zwei Wochen freigeschaltet wird und verlinkbar ist – so, wie im Advent bei Geldeinwurf das Kripperl in der Kirche ein paar Minuten beleuchtet wird. Danach geht das Licht auf den Artikel wieder aus – außer ich oder jemand andere zahlt nochmal. Wäre technisch kein Aufwand.

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Die Schweiz hatte ich eine Zeit lang um ihre Basisdemokratie beneidet, selbst damals mit der Einschränkung, dass sie vermutlich nur in Verbindung mit extremem Föderalismus und einer übersichtlichen Wählerinnenmenge möglich ist. Spätestens seit diese Basis aber auch mal gegen Menschenrechte stimmt, ist mir der Neid vergangen.

Nach vielen Jahren habe ich jetzt Gelegenheit, einer bundesweit erstarkenden Volkspartei von Null beim Entstehen und Wachsen zuzusehen: den Piraten. (Die Linke hatte ich seinerzeit zwar auch ein wenig beobachtet und kannte Parteimitglieder, aber die hatte nicht bei Null angefangen.) Ich folge einigen Parteimitgliedern auf Twitter, lese von anderen Blogs, bekomme direkte Berichterstattung von Parteitagen mit, lese Anträge – die Informationstechnik von heute macht überhaupt erst möglich, dass ich diese Parteiformierung in Echtzeit und detailliert mitverfolgen kann. Und ja: Eine Folge dieser nahzu ungefilterten Transparenz und Geschwindkeit ist der Eindruck eines rechten Durcheinander. Na und?

Genauso durcheinander ging es in den 80ern bei der Entstehung der Grünen zu.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie aufregend ich das auch damals fand. Zwar konnte ich mit der apokalyptischen und esoterischen Grundhaltung einiger mir persönlich bekannten Müslifresser Grünen nichts anfangen, doch ich identifizierte mich sehr mit der Forderung nach Aufbruch und nach Transparenz. Die Grünen waren in meinen Teenager-Augen eine Frischzellenkur für die Demokratie. Als sie in die ersten Gemeinde- und Stadträte einzogen, war ich noch Schülerin, doch kurz darauf bekam ich als Zeitungsvolontärin mit, wie diese neue Partei Prozesse aufmischte: Sie hatten die Geschäftsordnungen gelesen und pochten auf deren Einhaltung, duldeten nicht, dass die Mehrheitsparteien Beschlüsse außerhalb von öffentlichen Sitzungen im Wirtshaus fassten. Das kam meinem jugendlichen Schwarz/Weiß-Gerechtigkeitsempfinden sehr entgegen. Doch ich bekam das Augenrollen der etablierten Gemeindeparteien mit, weil die Grünen sich „so anstellten“. Die Grünen dachten damals viele eingefahrene Prozesse neu und von Anfang an, auch sie bemühten sich um Transparenz dieser Prozesse – doch damals gab es noch nicht die dafür nötige Informationstechnik. Eine weitere Idee, die ich sehr gut nachvollziehen konnte, war das Rotationsprinzip (an das ich heute beim Piraten-Ziel denken muss, politische Ausrichtung von Einzelpersonen zu entkoppeln). Doch wie in vielen anderen Fundamentalprinzipien der Grünen lernte ich mit ihnen: Es kostet so viel Mühe, sich in Themen und Strukturen einzuarbeiten, dass es einer Partei jede Schlagkraft nimmt, wenn die Parteivertreter öfter als von der Verfassung ohnehin gefordert wechseln.

Ob die Veränderung der Grünen ins heute so Etablierte zu verhindern gewesen wäre, lässt sich nicht klären. Dass sie heute fester und etablierter Bestandteil der deutschen Politik sind, ist ja durchaus ein Erfolg – sie waren und sind eine prägende Bereicherung.

In ihrer Anfangsphase in den 80ern waren die Grünen auf jeden Fall noch eine neue, eine Gegenkraft. Allerdings war diese neue Kraft zunächst leider ungemein humorlos, du echt du (die Sonnenblumentöpfe im Landtag und Joschka Fischers Turnschuhe bei seiner Vereidigung waren NICHT LUSTIG gemeint).

Jetzt ist es genau dieses Zusatzquentchen Humor, dass in meinen Augen die neue orange Partei aufbringt. Stück für Stück und Thema für Thema finden und formieren sich die Piraten und erzählen davon. Sie müssen mit der Macht der Medien fertig werden und mit dem resultierenden Verlust der Kontrolle übers eigene Bild – und sie erzählen davon. Diese Transparenz ist nicht nur Dienstleistung, sondern auch Aufforderung: Hier bitte, liebe Wählerinnen und Wähler, sind alle Informationen über uns. Informiert euch! Gerade darin, fürchte ich, liegt die größe Frustgefahr: Fähnchenschwenken vor einer charismatischen Figur („Der gfoit ma!“) ist halt einfacher als Parteiprogramme und Zusatzunterlagen zu lesen.

Ich bin sehr gespannt, wie das mit den Piraten weitergeht: Werden sie zum Beispiel die Grundidee durchhalten, andere Parteien nicht als Konkurrenz zu behandeln und gegen sie zu kämpfen, sondern je nach Ziel die Kooperation zu suchen? Werden sie mehrheitlich zu der Erkenntnis kommen, dass ein aggressiver, respektloser und misstrauischer Umgang innerhalb der Partei abschreckt? (Wie gehen die dann erst mit ihren Wählern um?!)

Gar nicht verstehe ich fundamentale Resentiments gegen diese neue Bewegung: Da gehen Menschen zu Hunderten hin und belassen es nicht beim Rumnölen, sondern nutzen die politischen Möglichkeiten, tatsächlich etwas zu tun. Und zwar wirklich Menschen wie Sie und ich, die größtenteils vorher noch nie in einem Verein oder Verband aktiv waren, die sich lange darauf ausruhten, dass „man eh nix machen“ könne. Was ist daran nicht begrüßenswert? Und je mehr Erfolg die ersten hatten, umso mehr Menschen wie Sie und ich fühlten sich ermutigt, dass sie vielleicht doch etwas machen können. Max Winde schrieb deutsche Politikgeschichte, als er twitterte:

Mit einem maßgeblichen Detail komme ich allerdings immer noch nicht zurecht: mit dem Parteinamen. Piraten sind nur lustig, wenn sie von Johnny Depp gespielt werden, sonst sind sie Verbrecher. Das merke ich bis zur heutigen Minute an meiner Twitter-Timeline. Dort taucht das Wort „Pirat“ oft auf – doch nur manchmal handelt es sich um eine erneuernde Kraft der deutschen Politik, oft handelt es sich um somalische Mörder, von denen Militärblogger Thomas Wiegold schreibt. Vielleicht ist es ja die alte Grünen-Humorlosigkeit: Darüber kann ich immer noch nicht lachen.

Introverts-Reprise (dann ist aber wirklich Schluss)

Mittwoch, 4. April 2012

Wie praktisch doch ein schlechtes Gedächtnis ist! Beim Räumen im Büro fand ich mein Ergebnis des Myers-Briggs Type Indicators von 2009 – anscheinend war das der sorting hat einer Managerschulung. Und da steht es:

ESTJ
Extraverted Thinking with Introverted Sensing
“Practical, realistic, matter-of-fact. Decisive, quickly move to implement decisions. Organise projects and people to get things done, focus on getting results in the most efficient way possible. Take care of routine details. Have a clear set of logical standards, systematically follow them and want others to also. Forceful implementing their plans.”

Großartig! Ich bin tatsächlich die Spießerkönigin! Hiermit ernenne ich zu meinen neuen Berufswunsch: Rentnerin.
Das erklärt auch meine große Freude über Freundschaften: Es ist wirklich überraschend, dass jemand mit einer so beschriebenen ESTJ seine und ihre Freizeit verbringen will – sie klingt sensationell unspaßig.
Gleichzeitig aber auch: Das ideale Maultier im mittleren Management eines Unternehmens.

Unterergebnisse:

    Where I get my energy from / where I focus my attention: Ziemlich auf der Seite extravert, entfernt von introvert.
    Where I get information from: Ein klein wenig auf der sensing-Seite, entfernter von intuition. “People who prefer Sensing tend to take in information through five senses and focus in the here and now.“ (Intuition wäre gewesen: “People who prefer Intuition tend to take in information from patterns and the big picture, and focus in future possibilities.”)
    How I make decisions: Extrem auf der Seite thinking, überhaupt nicht feeling: “People who prefer Thinking tend to make decisions based primarily on logic, and on objective analyses of cause and effect.” (Feeling: “People who prefer Feeling tend to make decisions based primarily on values and on subjective evaluation of person-centred concerns.”)
    How I lead my life / how I deal with the outer world: Wieder extrem auf der Seite judging und weit entfernt von perceiving. Judging: “People who prefer Judging tend to like a planned and organised approach to life, and prefer to have things settled.” (Perceiving: “People who prefer Perceiving tend to like a flexible and spontaneous approach to life, and prefer to keep their options open.”)

Unsereiner kann unangenehm werden weil wir:
– “Apply logic even when emotions and impacts on people need primary consideration”
– “Fail to respond to others’ needs for intimate rapport and processing of feelings”
– “Not always see the wider ramifications of a seemingly simple, direct action.”

Bitte ärgern Sie uns nicht:
“Under great stress, ESTJs may feel alone and unappreciated and be unable to communicate their feeling of distress and despair.“

So, und als Nächstes beschäftigen wir uns mit unseren Sternzeichen, ok?

Dieses Jahr auf der re:publica: Foodblogs

Dienstag, 3. April 2012

re:publica 12

Vergangenes Jahr zum ersten Mal dabei gewesen, dieses Jahr gleich selbst auf der Bühne. Unser Thema auf der re:publica 2012 in Berlin:

Foodblogs – Verfall oder Rettung der Esskultur?

Ich freue mich ungemein, dass die Veranstalter unseren Vorschlag so interessant fanden wie wir. Es ist höchste Zeit, dass auf DER deutschen Bloggerkonferenz auch Foodblogs stattfinden, haben sie doch in den vergangenen Jahren riesige Energie entwickelt. Doch Innovation enthält ja immer Zerstörung. Machen Foodblogs am Ende Esszeitschriften oder gar Kochbücher überflüssig? Oder schätzt niemand mehr die Kompetenz erfahrener Restaurantkritiker, wo man doch in Blogs die Erlebnisse ganz normaler Menschen in Restaurants nachlesen kann? Sind diese Foodbloggerinnen tatsächlich Gourmets oder haben sie einfach zu viele Kochsendungen im Fernsehen erwischt? Wie sind die Trends der deutschen Foodblogszene, wo geht es hin? Darüber werde ich mich unterhalten mit

Stevan Paul (Herrn NutriCulinary)

Nicole Stich (Missisdelicious)

Sebastian Dickhaut (dem Mittagsesser)

Vijay Sapre (Monsieur Effilee)

Kommen Sie doch auch und unterhalten sich mit!

Wochenendreport Ende März, Anfang April

Montag, 2. April 2012

Drei unangenehm kalte Tage waren das, FreitagSamstagSonntag, am Sonntag zumindest heftig von Sonne bestrahlt. Und kalt ja auch nur, weil uns die Wochen davor mit unzeitgemäßer Wärme verwöhnt hatten.

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Mohnkäsekuchen aus dem Blog Kaffeebohne gebacken. Das einzige Weizenmehl 405, das ich im Haus hatte, war ein „Instant-Mehl“, also ein griesliges. Versuchen kann man es ja mal, lassen Sie sich aber sagen: Eignet sich überhaupt nicht für einen Mürbteigboden. Beim Kneten verband sich nichts, und auch meine Hoffnung, der Teig würde durchs Backen zusammenkleben, erfüllte sich nicht: Ein einziges Gebrösel. Doch insgesamt war der Kuchen köstlich, für mich eine der idealen Verwendungsweisen meines geliebten Mohns.

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Ein wenig Computer-Genöle.
Nachdem immer mehr Programme und Plug-Ins sich nicht mehr aktualisieren ließen, hatte ich ja das Betriebssystem meines MacBook Pro auf 10.7 hochgeschraubt. Das war nicht ganz einfach, da ich die vorherige Aktualisierung ignoriert hatte: Der gesamte Rechner musste neu aufgesetzt werden, mit vielen heiklen manuellen Schritten. Was ein Glück, dass dem Mitbewohner sowas Vergnügen bereitet und er mir das meiste abnahm.

Und nun ist manches anders. Unter anderem hat sich das Back-up-Programm Time Machine substanziell verändert. Zuvor hatte ich dem Programm angegeben, dass es das Back-up bitte auf meiner externe Festplatte machen solle und mich dafür alle zehn Tage erinnern möge, dass ich diese Festplatte für ein Back-up anschließe. Das lief ganz wunderbar.
Die neue Time Machine macht kontinuierlich Back-ups – und braucht dafür einen ständig angeschlossenen Zielort. Alternative Back-up-Prozesse, zum Beispiel alle paar Tage und mit Erinnerung, bietet sie nicht an. Ich habe für meine Verältnisse wirklich viel im Web herumgesucht, doch alles weist darauf hin, dass der Hersteller ernsthaft davon ausgeht, dass ich meine externe Festplatte aufs Sofa, auf den Balkon, ins Café Gassi führe. (Nein, NAS geht laut allen besuchten Foren nicht, und eine Festplatte am Router würde sich mit der NTFS-Formatierung des Mitbewohners beißen, der dasselbe WLAN-nutzt). Aber sicher gibt es eine drahtlose Alternative. Von Apple. Heißt Time Capsule und kostet „ab 279 €”. Kann es sein, nur mal so als leiser böser Gedanke, dass die aktuelle Form der Time Machine in erster Linie Time Capsules für MacBoks verkaufen soll? (Mitnehmen ins Café ist dadurch aber auch nicht abgedeckt.)

Mei, jetzt ich plöppel ich halt die externe Festplatte nach dem Back-up ab und habe mir in meinen Kalender wöchentliche Erinnerungen für die neuen Back-ups geschrieben.

Oder habe ich einfach meinen Denkfehler noch nicht entdeckt?

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Externe Festplatte brauchte ich eh eine neue, die alte war irgendwie kaputt (Fachausdruck). Dazu ging ich zum ersten Mal in den Saturnladen am Stachus. Eine eher unangenehme Erfahrung, der Laden hat das Schraddlige eines Industriegebiets. Conrad war mir einfach nicht rechtzeitig eingefallen, dabei hätte ich dort mein Nerd-Groupietum ausleben können.

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Am Sonntagmorgen Sleepers von Lorenzo Carcaterra ausgelesen. Gefiel mir ausgesprochen gut. Ich kannte vorher vage die Handlung, weil ich von der Verfilmung von 1996 wusste. Doch vor dem verhängnisvollen Streich der vier jungen Burschen, der sie in die Hölle eines Jugendgefängnisses bringt, erzählt Carcaterra über 200 Seiten vom Aufwachsen im New Yorker Stadtviertel Hell’s Kitchen (heute Clinton), und das ist ganz großartig und lebendig. Es geht eine große Menschlichkeit und Wärme von diesem Roman aus, auch wenn er eigentlich immer wieder entsetzliche Geschehnisse beschreibt.

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Ab an die Isar zu einem ausgiebigen Lauf, Thalkirchen isaraufwärts. Bei aller Sonne war es richtig kalt, eher im einstelligen Gradbereich. Ich war zwar umsichtig gekleidet, zusätzlich eine Mütze hätte aber nicht geschadet.

Auf dem Waldstück vor Pullach raschelte es immer wieder im trockenen Laub am Wegesrand. Vögel konnten das nicht sein, dazu war das raschelnde Tier zu klein. Und endlich sah ich eines: Ein Mäuschen, vielleicht sogar eine Haselmaus blinzelte in die Sonne und sah mich an. Ich wusste, dass es viel zu lange dauern würde, die Kamera für ein Foto herauszuholen und genoss einfach den zuckersüßen Anblick.

Vögel bekam ich schon auch zu sehen: Blaumeisen, Kohlmeisen, einen Grünfink, Graugänse. Buntspechte hörte ich nur, sowohl klopfen als auch rufen.

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Winterkleidung gegen Sommerkleidung getauscht. Das bedeutete auch diesmal: Die beiden Umzugskisten voll Sommerkleidung aus dem Keller in die Wohnung getragen, die Winterkleidung aus dem Schrank aufs Bett gestapelt, Sommerkleidung den Kisten entnommen, empört festgestellt, dass auch diesen Winter bislang unbenannte gehässige Kleinlebewesen in alle Stoffe Falten und Verknitterung gebissen haben (hat da jemand „Schwerkraft“ eingeworfen? pah – billige Ausflüchte der Kleinlebewesenlobby). Nicht bügelbedürftige Sommerkleidung in den Schrank gehängt (ca. drei Stück), den Rest sorgfältig aufs Sofa gestapelt, damit sich die schuldigen Kleinlebewesen (oder Heinzelmännchen, immer gerne) um die Falten kümmern.

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Zwischen fünf und sechs konnte ich dann doch mal die Balkontür öffnen, um die Sonne hereinzulassen: Sie brachte ein wenig Wärme mit. Endkorrekturen für die Arbeit erledigt – den Freitag, an dem die zu sichtende Version eintraf, hatte ich auf einem Workshop weit weg vom Büro verbracht, doch Montagmorgen muss ich die Korrekturen durchgeben, damit der Drucktermin eingehalten werden kann.

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Es gibt auch richtig gute Aprilscherze – einfach ausgeklügelte Albernheit. Dieser hier ist von BBC und 2008.

via @kscheib