Venedig, gemischte Eindrücke
Sonntag, 13. Mai 2012 um 10:36Die deutsche Schulklasse auf Burano, geschätztes Alter zwischen 14 und 16. Zunächst fielen mir vier Burschen auf, die wohl mit dem Auftrag losgelassen worden waren, sich in dem quietschbunten Örtchen umzusehen. Und die beschlossen, zu diesem Zweck einfach einer Katze hinterher zu gehen – sehr sympathisch. Von da an beobachtete ich die jungen Leute, wenn sich unsere Wege kreuzten, am ausführlichsten auf dem Vaporetto (Wasserbus) zurück nach Venedig: Alle offen und neugierig, aber auf solch einer Klassenfahrt natürlich eher mit der eigenen Gruppe beschäftigt als mit den Eindrücken von außen. Die jungen Mädchen im Sich-Finden, ihre ganz unterschiedlichen Gesichter schon die von Frauen, mit Körpern, die dem erst noch hinterherkommen mussten. Die jungen Burschen noch eher Welpen, immer offen für spielerisches Balgen. Mädchen beieinander stehend, Buben beieinander. Doch auch die einzelne junge Frau mit sorgfältig frisierten schwarzen Haaren und schicker Handtasche, die einen Burschen im Schlepptau hatte (den, der sich offensichtlich schon rasieren musste).
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Mein persönlicher Reisetipp für Venedig: Mückenschutz mitnehmen. Auch das hätte ich mir eigentlich denken können bei frühsommerlichen Temperaturen und Sumpfgebiet. So aber wurde ich nachts reichlich gestochen, und zwar so schmerzhaft, dass ich sogar davon aufwachte.
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Für eine Gondelfahrt waren wir zu knickert, zudem schien es mir ohnehin das interessantere Schauspiel, von Brücken aus den Gondoliere zuzusehen: Ich fand es ungeheuer faszinierend, wie sie mit diesem einzigen Ruder in seiner losen Halterung ihr Boot sowohl antrieben als auch durch teilweise wirklich schmale Passagen mit reichlich Verkehr steuerten. Da mag man mir noch so sehr erklären, das Geheimnis liege in der Halterung – Gondelschippern muss eine hohe Kunst sein.
Hier eine Gondelwerkstatt im Stadtteil Dorsoduro:
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Die Mühe des Warentransports! Es muss ja alles per Boot herangebracht oder abtransportiert werden: Baumaterial, Lieferungen für Restaurants (Weinkisten!), Bettwäsche von Hotels, Kranke – alles auf dem Wasser. Und von den Anlegestellen an den Kanälen über Stock und Stein, genauer: über Wegerl und Trepperl und Brückerl per Sackkarre oder Handwagen. Ich nehme an, eine weit verbreitete Erwerbstätigkeit in Venedig ist die des Lastenträgers, die ich bislang aus orientalischen Märchen kannte.
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Zurückhaltende Möwen. Hier waren Möwen schlicht eine Vogelsorte von vielen zwischen Mauerseglern, Schwalben, Tauben und dem einen oder anderen Kormoran. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass man sie kaum hörte – kein Vergleich zu ihrer unüberhörbaren Dominanz im englischen Seebad Brighton.
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Ein gutes Restaurant fanden wir dann doch in bequemer Fußweite, ohne uns auf den Weg von der Südseite Dorsoduro in den Osten Cannaregios machen zu müssen (was ich aber ganz sicher das nächste Mal tun werde, mit meiner jetzt erworbenen Ortssicherheit):
Bei der Ristoteca Oniga verließ ich mich wieder auf meine Faustregel, dass ein Lokal, das Wein ernst nimmt, sicher kein schlechtes Essen dazu serviert. Und so schlemmten wir Spaghetti alle Vongole und Sarde saor sowie Tintenfisch in seiner Tinte und Thunfischtartar. Dazu einen feinen La Tunella Biancosesto. Zum Nachtisch Ricotta-Tarte und einen heftigen Schokoladenkuchen mit Pistaziencreme drin und warmer Schokoladensoße drüber.
Vor dem nächsten Venedigbesuch lerne ich aber Italienisch, das über meine paar Brocken hinausgeht, damit ich mit freundlichem und hilfreichen Restaurantpersonal wenigstens ein wenig fachsimpeln und etwas nachfragen kann.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Venedig, gemischte Eindrücke“
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13. Mai 2012 um 18:50
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13. Mai 2012 um 20:33
Hihihi, Tintenfisch in eigener Tinte, rennt man da nicht nach dem Verzehr tagelang mit blauen Lippen und blauer Zunge herum? *** duck und weg ***
13. Mai 2012 um 20:54
Schwarze Tinte, nicht blaue, Wendelbald, und sie färbt nur ein paar Stunden.
13. Mai 2012 um 22:00
Die Gondelfahrt hab’ ich bei meinem letzten Besuch auch geschenkt nicht genommen. Es ist die reine Beutelschneiderei. Man stelle sich vor, der gemeine Venezianer wäre täglich ( möglicherweise mehrfach) darauf angewiesen…
14. Mai 2012 um 11:23
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Gerne gelesen
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16. Mai 2012 um 23:46
Das war bestimmt ein lecker Essen!