Archiv für November 2014

Lieblingstweets im November 2014

Sonntag, 30. November 2014

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Anderer Leut’ Lieblingstweets hat wieder treu und redlich Anne Schüßler gesammelt.

Journal Freitag, 28. November 2014 – U-Bahn-Fahren mit Profis / O’zapft is

Samstag, 29. November 2014

Eine ganz kleine, helle Spinne, die während meiner morgendlichen Bloggerei mit Karacho über die oberste Reihe der Tastatur rannte, dann zum Tischrand, um sich von dort geschossartig auf den Boden abzuseilen. Wer ko, der ko.

§

Wie ich es genieße, mit Profipassagieren U-Bahn zu fahren. Nach sehr Langem war ich mitten im Berufsverkehr unterwegs. Und wo zu anderen Uhrzeiten Grant, Schieben, Dummheit und Stolpern herrschen, lief kurz vor acht alles nach einer perfekten Choreographie.

Viele Menschen standen am Bahnsteig, die einfahrende U-Bahn war dicht besetzt. Als sich die Türen öffneten, bildete sich eine breite Gasse am Bahnsteig, aussteigende Passagiere kamen schnell und ungehindert voran. Hinter ihnen schloss sich die einsteigende Menge zu einem Strom, der selbstverständlich auf die freien Sitzplätze und in die Gänge floss – keiner und keine wurde zum Pfropf an den Türen. Als am nächsten Halt Sitzplätze frei wurden, rutschten die Nebensitzenden umgehend so nach, dass sie schnell nachbesetzt werden konnten.

An der Münchner Freiheit machte ich mich zum Aufstehen bereit; es genügt eine kleine Bewegung, und die Umstehenden rückten zur Seite – weiterhin vertieft in Buch, Smartphone, Zeitschrift. Ich konnte schnell und ungehindert aussteigen.

Auch die Rolltreppe war stark frequentiert; hier half das eherne Münchner Gesetz “rechts stehen, links gehen”.

Bereits zwei Stunden später waren nur noch Dilettanten unterwegs. Wenn sich die Türen öffneten, machten sie einen Schritt in die U-Bahn und blieben stehen – ein wirkungsvoller Pfropf. Eine Gangsteherin wollte aussteigen: Die Umstehenden versteinerten zu Kreidefelsen. Sie musste die Ellbogen ausfahren, um es raus zu schaffen.

§

Ich hatte einen Termin zur Zahnreinigung. Da ich mich mit dem Personal dieser Praxis sehr gut verstehe (wir sind zusammen durch meine Zahnimplantierung gegangen), stehen Behandlung und Gespräch etwa im zeitlichen Verhältnis 1:1. Das führte auch an den Rand des Slapsticks. Mit der Zahnpflegerin tauschte ich mich als Erstes intensiv über unser beider Laufleidenschaft aus (sie hatte mich irgendwann in der Nähe ihrer Wohnung an der Isar laufen sehen und mich darauf angesprochen). Doch danach während der Behandlung fielen ihr immer wieder neue Aspekte und Fragen ein – für meine Antworten entfernte sie einfach kurz den Sauger.

Wie es anschließend mit der Zahnärztin weiterging, habe ich im Techniktagebuch aufgeschrieben.

§

Zum Abendessen mit dem Mitbewohner auf den Christkindlmarkt am Sendlinger Tor gegangen (das Menü: Fränkische Bratwurst, Glühwein, Pommes mit Majo, Reiberdatschi mit Apfelmus, Jagertee). Auf dem gleichnamigen Platz standen immer noch ein halbes Dutzend Polizeibusse, darin Polizisten und Polizistinnen. Ich fragte mich, ob die sich nicht langweilen? Der Mitbewohner äußerte sich überzeugt, dass sie zum Zeitvertreib Bibi-Blocksberg-Kassetten dabei haben.

§

Die Situation der neuen Küche: Sie piepst!
Fürs Techniktagebuch habe ich Details aufgeschrieben.

Journal Donnerstag, 27. November 2014 – Radlschrauberjagd

Freitag, 28. November 2014

Ein konsequent nebliger Tag. Jetzt ist aber wieder gut.

Stündchen auf dem Crosstrainer, Bürotag.

Mittags radelte ich zu meinem Radlschrauber, auf dass er nun bitte mein Radl winterfest mache (Achter aus Felgen entfernen, Gangschaltung checken) und die Vorderbremse repariere, der eines der beiden Seile gerissen ist. Da der Schrauberladen am Montag geschlossen ist, sonst um 10 und damit eine Stunde nach meinem Arbeitsbeginn öffnet, um 18 Uhr schließt, also zu meinem frühesten Arbeitsende, blieb mir nur die Mittagspause. Doch auch das klappte nicht: Von 13 bis 14 Uhr ist ebenfalls geschlossen. Ich werde nicht drumrum kommen, den Mitbewohner zu schicken.

Nach Feierabend in der Haustür des Bürohauses einem Bewohner mit Fahrrad begegnet. Angesichts der Plastikkiste auf seinem Gepäckständer gefragt: “Ernteanteil?” Als er bejahte: “Kartoffelkombinat?” Jawohl, er war ein Co-Genossenschaftler. Dem ich gleich mal erzählen konnte, dass ich eben einen Tweet gesehen hatte, laut dem gute Aussichten auf eine neue Gärtnerei bestehen.

Zum Nachtmahl Postelein und Kresse als Salat, Topinambur und Kartoffeln als sahniger Gratin, Lende und Rib-Eye-Steak aus der Pfanne – alles vom Mitbewohner zubereitet und sehr köstlich (das alte SZ-Magazin liegt noch rum, weil ich etwas daraus zitieren will).

§

Max arbeitet in einer großen Firma. Die Firma hat zehn Abteilungen und sechs Dependancen in ganz Deutschland. Jede dieser zehn Abteilungen hat eine Abteilungsleiterin. Die Dependancen haben ebenfalls je eine Leiterin.

Frau Nessy spielt durch, was ich seit meiner Kindheit gerne mache: Gewohnte Szenarien mit vertauschten Geschlechtern.
“Max Mustermann wundert sich”.

(Kommentare besser meiden, dort haben sich die ewig gleichen Scheingegenargumenten eingenistet, u.a.: Frauen drücken sich vor harten Berufen / also in meiner Firma gibt es diese Ungerechtigkeit nicht.)

§

Für UK hatte ich ja letzthin auf die Studie der London School of Economics and Political Science hingewiesen. Jetzt findet die Bertlesmann-Stiftung im Auftrag der Stiftung vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Stiftung vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der der Bertelsmann-Stiftung dasselbe für Deutschland heraus:
“Zuwanderung entlastet deutschen Sozialstaat”.

Jeder Ausländer zahle pro Jahr durchschnittlich 3.300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben als er an staatlichen Leistungen erhalte. Das Plus pro Kopf sei in den vergangenen zehn Jahren um über die Hälfte gestiegen.

Die Rechnung sei dabei noch vorsichtig, heißt es in der Studie, da nur Menschen ohne deutschen Pass berücksichtigt wurden. Erfasse man auch Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit, so “würde der fiskalische Nutzen mit großer Wahrscheinlichkeit noch höher ausfallen, da dieser Personenkreis im Durchschnitt ökonomisch erfolgreicher ist als die Gruppe der Ausländer”.

Hier die Studie selbst als PDF.

Zwei Drittel der Deutschen sind laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung davon überzeugt, dass Zuwanderung nach Deutschland zulasten der Sozialsysteme erfolgt. Die Frage steht also im Raum: Sind Ausländer tatsächlich eine Belastung für den deutschen Sozialstaat?

Ein Blick auf die Fakten schafft hier Klarheit. Die vorliegende Studie von Holger Bonin vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) belegt, dass Ausländer den Sozialstaat entlasten, das heißt, sie tragen mehr zu den öffentlichen Haushalten bei, als sie von diesen in Form von Transferleistungen empfangen. Rechnet man alle Sozialtransfers inklusive der Ausgaben für Bildung und Bildungsförderung, die die 6,6 Mio. in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländer 2012 erhalten haben, gegen die Steuern und Abgaben, die diese Gruppe im gleichen Jahr dem Staat überwiesen hat, bleibt dem Staat ein Nettogewinn von 3.300 Euro pro Kopf. 22 Mrd. Euro haben Ausländer im Jahr 2012 insgesamt beigetragen; Deutschland profitiert finanziell also beachtlich von seiner ausländischen Wohnbevölkerung.

(…)

Geht diese positive Rechnung ebenfalls auf, wenn man berücksichtigt, dass die bei uns lebenden Ausländer älter werden und damit künftig mehr Sozialtransfers in Anspruch nehmen sowie weniger Steuern und Beiträge zahlen werden? Um diese Frage zu beantworten, hat das ZEW Generationenbilanzen berechnet, die für jeden Geburtsjahrgang die bei unveränderten wirtschaftlichen und fiskalpolitischen Rahmenbedingungen noch bis an das Lebensende anfallenden Steuern, Beiträge und Transfers aufaddieren.
Im Ergebnis bleibt für die 2012 in Deutschland lebenden Ausländer das Bild auch bei dieser vorausschauenden Generationenrechnung positiv. Durchschnittlich werden sie in ihrem Leben pro Kopf 22.300 Euro mehr an den Staat überweisen, als sie an Transfers von diesem erhalten. In Summe wird der Sozialstaat demnach in einer Größenordnung von 147,9 Mrd. Euro von den hier bereits lebenden Ausländern profitieren.

Damit die Regierungsparteien der letzten Jahre nicht auf die Idee kommen, das als ihren Erfolg zu verbuchen:

Doch es wäre falsch, diese Momentaufnahme als Ergebnis einer rechtlich und kulturell klug gestalteten und konzeptionell langfristig ausgerichteten deutschen Migrationspolitik zu interpretieren. Vielmehr profitieren wir momentan von den ökonomischen Krisen anderer, vor allem südeuropäischer Industrieländer. Wenn Deutschland aber dauerhaft ein begehrtes Zielland für qualifizierte Einwanderer werden will, muss es auch für Fachkräfte aus Drittstaaten attraktiv werden und dafür seine gesamte Migrationsarchitektur konzeptionell neu überdenken.

(…)

Eine moderne Migrationspolitik muss Zuwanderer gewinnen, hier halten und zu selbstbestimmten Mitbürgern machen – unabhängig davon, ob sie als Hochqualifizierte, Familiennachzügler oder Flüchtlinge ins Land kommen.

Amen.

Journal Mittwoch, 26. November 2014 – Backsteinhäuser

Donnerstag, 27. November 2014

Morgens ganz in Gedanken versunken auf dem Crosstrainer gestrampelt, das Stündchen verflog geradezu.

Büroarbeit.

Abends Verabredung zum Vortrag “Über Baukunst und Gesinnung. Eine Einführung in Werk und Lehrmeinung von Martin Elsaesser”. Leider stellte sich der Titel als Mogelpackung heraus: Wir hörten eine nahezu gar nicht kommentierte oder eingeordnete Aufzählung von Daten, um Gesinnnung ging es nicht. Interessant fand ich die illustrierenden Bilder von Häusern und Entwürfen. Besonders gefielen mir die Backsteinhäuser mit Sprossenfenstern, die mich an diesen Komplex in Brighton erinnerten.

Den Abend im Café Puck fortgesetzt, dabei schloss ich eine neue, sehr erfreuliche Bekanntschaft. (Ich weiß schon, dass man eigenlich Bekanntschaften macht und Freundschaften schließt – dabei ist eine Bekanntschaft doch erheblich schwerer aufzulösen als eine Freundschaft?)

Doch dann wäre ich fast nicht mehr heim gekommen. Die Sonnenstraße war ab Höhe Schwanthalerstraße gesperrt, dahinter mehr Polizeikleinbusse, als ich je auf einem Haufen gesehen habe (und das nach dem Erleben zahlreicher NATO-Sicherheitskonferenzen). In die Abzweigung zur Nußbaumstraße durfte ich selbst mit dem Radl nicht: Sie war durch eine Kette von Polizisten blockiert, dahinter sah ich schemenhaft tumultöse Menschenmengen. Als ich grüßte und um Hilfe beim Nachhausekommen bat, bekam ich nach ein, zwei grimmigen Sätzen tatsächlich einen freundlichen Tipp und Abschiedsgruß.

Und darum ging’s: Die Polizei hatte das Flüchtlingscamp am Sendlinger Tor aufgelöst.

§

Kulturwissenschaft der Typografie – faszinierend. Ich bin sicher, auch Sie sehen manchen Büchern allein an der Schriftart die Sprache an, in der sie geschrieben sind.

“Erik Spiekermann über Typografie
‘Schrift muss ein bisschen fusseln'”

Welche Eigenschaften muss eine Schrift mitbringen, damit sie am Monitor gut lesbar ist?

Da gibt es mehrere Kriterien. Zum einen das Historische: Wir lesen, was wir gewohnt sind. In Deutschland sind das zwei Schriften: Die serifenlose Grotesk und die Antiqua. Eine Schrift muss in den Kulturraum passen und ich muss ihr auch ansehen, ob es ein längerer oder ein kürzerer Text wird. Dann kommen die physischen Kriterien dazu: Der Kontrast darf nicht zu stark sein. Tiefschwarze Schrift auf glänzendem Papier oder auf dem Bildschirm ist scheußlich! Wir können inzwischen ganz präzise Schriften machen, weil die Pixel so klein geworden sind. Dann sind die so wie Nylon. Aber das möchte ich nicht an der Haut haben, da möchte ich lieber Baumwolle. Das fusselt zwar, ist aber angenehmer. Schrift muss auch ein bisschen fusseln, die muss angenehm weich sein. Wie beim Buchdruck, da wurde der Buchstabe eben ins Papier eingepresst wobei eine eigene Unschärfe entstand. Die Unschärfe, die runden Ecken, machen sie schön und angenehm.

§

Alle Berichterstatterinnen und Berichterstatter über den Nahost-Konflikt sind Angriffen von allen Seiten ausgesetzt, die ihnen Parteilichkeit unterstellen. Seit einigen Monaten beobachte ich, dass sich immer mehr von Ihnen um größere Transparenz ihrer Arbeitsweise bemühen und öffentlich ihr Herangehen reflektieren.

Margaret Sullivan hat das ausführlich und bewundernswert nüchtern für die New York Times getan, inklusive Verbesserungsvorschlägen fürs eigene Blatt:
“The Conflict and the Coverage”.

What can Times editors and reporters do in this situation in which so many readers mistrust their motives and their efforts, and in which charges of bias and cries of “shame on you” come unrelentingly from both sides?

I’m not a believer in the idea that if both sides are upset, The Times must be doing something right. That would be convenient in this case, but sound journalism isn’t a matter of hewing to the middle line.

via @NicoleDiekmann

§

Und weil heute Donnerstag ist:
“Die Wahrheit über ‘quer'”.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/ltOWzU4ajWU

Selbst kann ich die Existenz von zumindest einem der drei Süß-Zwillinge augenbezeugen: Ich bin ihm mal auf der Straße begegnet.

Journal Dienstag, 25. November 2014 – Zugticket

Mittwoch, 26. November 2014

Morgens Krafttraining, fürs Radeln dorthin und anschließend in die Arbeit brauchte ich nicht mal Handschuhe. Doch dann kam ein kalter Hochnebel, in der Mittagspause fror ich draußen.

Draußen, weil ich zum Bahnhof ging und mir für Dezember eine Fahrkarte nach Fano kaufte (immer noch nicht online möglich), wo eine Kusine heiraten wird. Mal wieder überrascht, wie preisgünstig das Bahnfahren ins Ausland sein kann: Für die Fahrt nach Fano sowie eine Rückfahrt ab Rom zahlte ich inklusive Platzreservierungen 128 Euro.

Wie sehr ich mich auf die Reise freue, wurde mir klar, als ich nicht aufhören konnte die Bahnfrau am Schalter anzustrahlen.

§

Im Hochsommer unterhielten sich Mary Beard und Laurie Penny auf einem Podium darüber, warum Frauen im Web oft so brutal beschimpft werden, wenn sie sich öffentlich zu Wort melden. Beide erzählen von ihren Erfahrungen und wie sie damit umgehen (durchaus unterschiedlich).

Die deutlich ältere Mary Beard äußerte sich sogar dankbar, weil die Beschimpfungen ihr klar gemacht hätten, wie sehr sie sich in ihrer Wahrnehmungsblase geirrt hatte, Sexismus (sie bevorzugt misogyny) sei am Verschwinden. Laurie Penny wiederholte ihr Argument, dass die oft vorgebrachte freedom of speech der Beschimpfer tatsächlich silencing der Beschimpften ist (shut up! gehört sogar zu den häufigsten Rufen der Angreifer) – also ihr diese freedom nehmen soll.
Ermutigend: Das Thema Sexismus wird in den vergangenen vier, fünf Jahren immer breiter diskutiert. Laurie wies darauf hin, dass ein solch großer Zulauf, wie diese Podiumsdiskussion hatte, vor fünf Jahren undenkbar gewesen wäre.
Sehenswert, auch wegen der Schlussanekdote.

“VIDEO: Laurie Penny and Mary Beard discuss the public voice of women
Highlights from our Conway Hall event on 30 July 2014.”

§

Samstagnacht blieb ich an einer Fernsehsendung hängen, die mich sehr unterhielt und mir seither nicht aus dem Kopf geht. Einwanderer wurden nach ihrer Wahrnehmung Bayerns und der Bayern und Bayerinnen gefragt. Schön selbstironisch gemacht (die Musikzwischenspiele!) und hochinteressant – auch wenn die Fragestellungen manchmal seltsam sind.
Hier nachzusehen:

“Bayern und die Welt
Eine interkulturelle Nabelschau”

Besonders blieben mir in Erinnerung:
– Der Taxifahrer, der nicht nur tiefstes Bayerisch sprach, sondern auch Hochdeutsch (hatte Deutsch im Osten gelernt, musste eine zusätzliche Sprache lernen, als er nach Bayern kam).
– Der Hotelier, der sich über die deutsche Pünktlichkeit überhaupt nicht mehr einkriegte (und die Filmemacher als Beispiel dafür anführte).
– Die Dame im Dirndl (ihren Beruf habe ich verpasst), die erklärte, dass da, wo sie in Brasilien herkomme, Pünktlichkeit als Eigenschaft fauler Leute gelte: Vielbeschäftigte könnten gar nicht pünktlich sein.
– Die Übersetzerin, die erzählte, was passierte, als sie um halb acht morgens gerade noch in die sich schließende S-Bahn sprang und “Guten Morgen beisammen!” wünschte.

Journal Montag, 24. November 2014 – Lichtblick Packerlversenden

Dienstag, 25. November 2014

Durchschnittstag:
Morgens Crosstrainer, tagsüber Büro, Abends Zeitung-, Internet- und Buchlesen.
Besonders war höchstens mein Zornausbruch gegenüber einem gefährlich unzuverlässigen Praktikanten. Und der Ratsch in einer DHL-Annahmestelle, die nun die berufliche Hauptanlaufstelle wird: Der bisher frequentierte Schalter im ZOB an der Hackerbrücke wurde geschlossen. Aber dieser Wechsel hat unter anderem den Vorteil, fortan beim Packerlversenden auf herzliche und sympathische Menschen zu treffen (vorher… eher nicht so).

§

Der neue New Yorker analysiert das politische Klima in Deutschland anhand der Biographie unserer Kanzlerin (very, very long read) und arbeitet aus der Außensicht viel Kluges heraus.
“The Quiet German
The astonishing rise of Angela Merkel, the most powerful woman in the world.”

Zentrale Beobachtungen:

In a country where passionate rhetoric and macho strutting led to ruin, her analytical detachment and lack of apparent ego are political strengths.

Merkel’s decision to enter politics is the central mystery of an opaque life.

“People say there’s no project, there’s no idea,” the senior official told me. “It’s just a zigzag of smart moves for nine years.” But, he added, “She would say that the times are not conducive to great visions.” Americans don’t like to think of our leaders as having no higher principles. We want at least a suggestion of the “vision thing”—George H. W. Bush’s derisive term, for which he was derided. But Germany remains so traumatized by the grand ideologies of its past that a politics of no ideas has a comforting allure.

Autor George Packer kommt unter anderem zu dem Schluss, dass Angela Merkel perfekt zum derzeitigen deutschen Bedürfnis nach Sicherheit und Ruhe passt. Ist das vielleicht eine Erklärung, warum Feminismus oder Gender Studies, die Manches an dieser Ruhe hinterfragen, so unverhältnismäßig starken Gegenwind hervorrufen?

§

Genau meine Art lustige Geschichte: Die der ersten Frauen, die NICHT ins All fliegen durften.
“The Incredible Story Of The Women Who Were Meant To Be The First Astronauts But Were Left On Earth”.

Meine Lieblingspassage:

Some were reluctant to send a woman into space because they feared others would see it as a sign of American weakness.

via @hakantee

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Was E-Book-Verlage so machen: ein schöner Überblick. Ich hatte ja keine Ahnung, was da inzwischen an Vielfalt und Quirligkeit entstanden ist.
“Wir sind die Fährtenleser der neuen Literatur”.

Journal Sonntag, 24. November 2014 – Nebellauf

Montag, 24. November 2014

Wieder genüsslich ausgeschlafen und munter erwacht.

Nach einem Samstag in glorioser Sonne legte sich München gestern in Nebel – sehr ungewöhnlich. Und weil das so ungewöhnlich ist, hatte ich umso mehr Lust auf einen Lauf an der Isar, und zwar Thalkirchen-Pullach und zurück.

Eines der merkwürdigeren Beimchen im deutschen Schilderwald.

141123_Isarlauf_3

§

Frühstück um drei Uhr nachmittags war dann Hühnereintopf.

Zweite Runde Stollen gebacken. (Kitty Koma hat sehr schöne Familiengeschichten zum Stollenbacken.)
Der neuen Küche hinterher geräumt. Ein bissl braucht’s noch. Zumindest habe ich mir von meiner Mutter schon ein paar Deko-Ideen geholt.

§

Dass ich auch in düsterster Stimmung auf Schönheit anspringe (vor allem visuell und gustatorisch), kommt mir vor wie der Atemreflex meines Gemüts: Da mag ein Teil verzweifelt die Luft anhalten, um einfach bloß nicht sein zu müssen – ein anderer Teil zieht immer wieder und genauso verzweifelt die Reißleine.
(Nicht wegen aktuell, fühle mich gerade Durchschnitt.)

§

Sie als Menschen mit einem normalen Verhältnis zu Kindern werden das nicht merken, aber: Sie tendieren dazu, Kinder nicht als Personen zu zählen. Wenn Sie von jemandem sagen: “Der müsste ja sonst allein dahin kommen”, kann “allein” durchaus bedeuten, dass er seine beiden Kinder dabei hat.

Ich werde mir heute eine Zugfahrkarte nach Italien besorgen. (Und künftig dieses “allein” bei Menschen mit Kindern vorsichtshalber immer genauer definieren lassen.)

§

“Two Ideas of Israel-Palestine”. – beide überspitzt und zugespitzt, dennoch repräsentativ. Man kann kaum besser darstellen, warum die Lage im Nahen Osten so hoffnungslos ist.

§

Frau Mutti hatte die Handwerker am Dach und an der Fassade. Großräumig. Auf rheinhessisch. Im Gärtnerinnenblog sind die dokumentierenden Tweets zusammengefasst:
“Eine Handwerker-Soap in 5 Akten – Akt 1: ‘Tach! Mir wolle des Gerüst Uffbaue!'”
Alla.

§

Gestern raketete (doch, das ist ein Wort) Sam Cristoforetti zur ISS. Vielleicht mögen Sie ihr auf Twitter folgen: @AstroSamantha

Interessante Details zum Alltag in Schwerelosigkeit hier:
“An astronaut reveals what life in space is really like”.

Was ich mich allerdings fragte: Wie menstruieren Astronautinnen in Schwerelosigkeit?
Falls Sie das ebenfalls wissen wollen, hier ist die Antwort:
“How do female astronauts menstruate in space?”