Journal Freitag/Samstag, 8./9. April 2016 – Wandern im Dachauer Land

Sonntag, 10. April 2016 um 10:39

Da alles darauf hinwies, dass ich wieder gesund war, legte ich am Freitagmorgen nach gutem Nachtschlaf eine Trainigsrunde Bauch und Rücken ein.

Auch der Fußmarsch in die Arbeit machte trotz Regentröpfeln Spaß, erst im Büro war ich dann doch etwas wacklig.

Das Arbeitstempo hatte sich wieder beruhigt, ich konnte pünktlich Schluss machen.

Nach Feierabend eine Runde Einkäufe, da Herr Kaltmamsell aushäusig war, dachte ich mir nur für mich ein Abendessen aus: Spaghetti mit Champignons in Sahnesoße (plus gedünstetem Zwiebelchen, dem Schnittknoblauch aus Ernteanteil und geriebenem Parmesan) – schmeckte wunderbar.

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Am Samstag war Wandern geplant. Auf dem Jakobsweg, das weiß ich von meinem Vater (der in letzter Zeit sehr viel von seiner Wanderung vor 14 Jahren erzählt) und aus den Berichten von Mini-Frau-Muttiafrikaanne, geht man etwa 30 Kilometer täglich. Das wollte ich dann zumindest mal probieren, als Training für den Wanderurlaub in England (wo allerdings 23 Kilometer die längste Tagesstrecke sein werden). Da ich sie mit Herrn Kaltmamsell gehen wollte, gab es nicht viel Terminauswahl: Die meisten Lehrer muss man fürs Wochenende ziemlich lang im Voraus reservieren, normalerweise arbeiten sie da. Nun war aber für diesen Samstag Kälte und Regen angesagt, morgens war auch genau dieses Wetter. Na gut, übten wir das halt auch gleich mal für England.

Wir fuhren mit der S-Bahn hinaus nach Altomünster. Der Plan war, von dort nach Markt Indersdorf zu wandern, nach einer Pause wieder zurück. Tatsächlich war es zum Glück nur grau und kalt, geregnet hat es unterwegs keinen Tropfen. Dafür waren wir auf der ganzen Strecke allein, in sieben Stunden begegneten uns nur ein Mal andere Wanderer.

Wir sahen immer wieder Rehe, einzeln, in Kleingruppen – plus dreimal Damwild im Gehege: zählt nicht, ist trotzdem niedlich. Mein Highlight aber war ein ein lustiger Hase: Wir waren gerade verhältnismäßig querfeldein unterwegs (die Wegbeschreibung im Büchel “Wandern mit dem MVV” half nicht sehr, wir orientierten uns mehr an Markierungen und digitalen Landkarten), als wir vor uns die Rückseite eines großen, zimtfarbenen Hasen sahen, der gerade die Ohren spitzte. Und diese Ohren hatten weiß-schwarze Spitzen, ganz hinreißend. Er hoppelte ein paar Sprünge von uns weg, dann verschlang ihn scheinbar der Erdboden.

Wir sahen auch viele Vögel: Die ersten Schwalben des Jahres (!), Falken und Bussarde in der Luft, Amseln, Stare, Meisen, einen Dompfaff, Elstern, Spatzen, vielleicht einen Gelbspötter, vielleicht einen Fasan (ein huhngroßer Vogel mit ziegelrotem Körper und schwarzem Kopf am Feldrand, allerdings recht weit weg – vielleicht auch einfach ein entlaufenes Haushuhn), wir hörten viele unbekannte Vogelrufe.

Die Wanderung war sehr schön, wahrscheinlich ideal für dieses Wetter: Da sie hauptsächlich durch freies Land führte, ist sie nichts für heiße Sonnentage, bietet andererseits immer wieder weite Ausblicke über die sanften Hügel des Dachauer Lands (na gut, die wären bei klarem Wetter schöner gewesen). Nur der kleinste Teil führte uns über geteerte Wege, unsere robusten Wanderstiefel waren angemessenes Schuhwerk.

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Birgittenkloster Altomünster, das derzeit aufgelöst wird.

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Kreuzweg zum Kalvarienberg mit Hörstationen inklusive Erklärung der verwendeten Farbsymbolik (wir hörten mal rein).

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Herr Kaltmamsell: “Zahnspangen für Obstbäume?”

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Bei jeder Wanderung mindestens einen neuen Blumennamen lernen: Helfen Sie mir wieder bei der Bestimmung dieser Schönheit am Feldrand? (Blumen halten wenigstens still, wenn man sie zur Bestimmung fotografieren möchte. Im Gegensatz zu Vögelchen.)

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Albersbach mit vielen Schwalben (nicht im Bild). Das war bereits auf dem Rückweg. In Markt Indersdorf hatten wir in einem sympathischen Café etwas getrunken.

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Heppach.

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Abschließendes Einkehren in Altomünster. Dort gibt es sogar zwei Brauereien, den alteingesessenen Maierbräu und den reaktivierten Kapplerbräu. Wir entschieden uns dann für den Maierbräu, merke (laut Herrn Kaltmamsell): Nach einer Wanderung muss immer noch genug Energie übrig sein, nicht in den erstbesten Gasthof einkehren zu müssen.
Obwohl die Speisenkarte auch mit Ochsenbraten und Tafelspitz lockte, war mir mehr nach Brotzeit, unter anderem interessierte mich das Treberbrot, das laut Karte eigens für das Gasthaus gebacken wurde. Schmeckte sehr gut, ebenso wie die Biere (ich probierte das Dunkle und den unfiltrierten Zwickl). Selbst Wein wäre interessant gewesen: Die Karte schilderte ausführlich ein südtiroler Weingut, aus dem er kommt.

Ergebnis des Experiments: Nach 33 Kilometern und sieben Stunden Wanderung hatte ich dann doch eine Blase, wie erwartet an völlig unerwarteter Stelle (linke, große Zehe, unten innen), und schmerzende Druckstellen am oberen Stiefelrand. Wenig überraschende Erkenntnis: Eine springfluartige Menstruation wie seit über zehn Jahren nicht mehr ist schlecht mit einem Wandertag zu vereinbaren, ich machte auf meine alten Tage völlig neue Erfahrungen.
Doch wie es ist, einen Tag bei Regen zu wandern, werden wir in England herausfinden müssen.

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Schaun Sie mal, wer hier im Filmchen “Taste Escape” die Rolle von Wein für Rom erklärt! (Pst, es ist Hande aka vinoroma.) (Nein, ihre Stimme klingt nicht immer so, die Ärmste!)

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Journal Freitag/Samstag, 8./9. April 2016 – Wandern im Dachauer Land“

  1. Christine meint:

    Die Blume ist keine Blume, sondern ein Gewürz: Sieht für mich ganz nach Borretsch aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Borretsch

  2. creezy meint:

    Ich würde auch sofort Borretsch sagen – aber dass der hierzuland so früh blüht?

  3. Pippilotta meint:

    Die Schönheit am Feldrand sieht nach Borretsch aus, mich wundert aber, dass er jetzt schon so groß ist und blüht.
    Anderes Thema: Neben dem eindeutig vorhandenen Stress wäre eine hormonelle Umstellung wohl auch eine Erklärung für die Migräne-Attacke.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Ja, es ist Borretsch, vielen Dank die Damen!

  5. jongleurin meint:

    Nur kurz am Rande: Zumindest in meinem Browser sieht das so aus, als würden Sie in Englad 283 km am Tag wandern. Zuerst war ich sehr beeindruckt, aber vielleicht handelt es sich doch um einen Tipp- oder Darstellungsfehler…?

  6. kid37 meint:

    Auffällig bunter Kreuzweg, sieht mehr nach Ostern denn nach Karwoche aus.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ich hatte ursprünglich 28 Kilometer angegeben, jongleurin, und wollte sichtbar und transparent auf 23 Kilometer korrigieren – die 8 scheint dafür eine ungeeignete Zahl zu sein. Korrigiere ich besser unsichtbar, danke für den Hinweis.

    Vor allem sah die Malerei billig aus, kid37, als sei das ganze Budget in die Vorlesemaschinchen gesteckt worden und für die eigentliche Kunst nichts mehr übrig gewesen.

  8. Hande meint:

    Ja, borretsch, einer meiner feinde. Ein blatt davon neuerlich bei einem sonst hervorragendem teller, und ich war ausser gefecht für 36 stunden.

  9. eausp meint:

    Genau, Borretsch. Kam bei meiner Oma immer in den Salat.

  10. Trolleira meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell, könntest Du bitte unterlassen solche zahntriefend-leckere Bilder von bayerischer Brotzeit zu zeigen? Ich sitze hier im 30 Grad heissen Brasilien und mein Magen hat Heimweh!

  11. mariong meint:

    Borretsch=Gurkenkraut
    die Blüten sind ebenfalls essbar und machen jeden Salat hübscher.
    Wenn die Winter mild sind, und der Standort geschützt, wachsen die Pflanzen einfach weiter. Im vorletzten Winter konnte ich permanent frischen Borretsch im Garten finden, auch an Weihnachten.

  12. Kirsten meint:

    Man bekommt sofort Lust, selbst zu wandern. Meine Mutter behauptet, die neueste Erkenntnis sei, dass Borretsch jetzt doch (im Übermaß genossen, vermute ich) Krebs erregt. Aber was tut das nicht, also bitte.

  13. Ganga meint:

    Der Frühblüher ist Borretsch und wird auch Gurkenkraut genannt. Ich weiß, dass man die Blüten essen kann. Im Kommentar von Hande steht, dass sie/er für 36 Stunden ausser Gefecht war, wegen dem Kraut. Ohje, was hat es damit auf sich?

    Euer Ausflug war ganz toll. Das Bild zum Kalvarienberg soll wohl die Mühe und Anstrengung verdeutlichen, die ihr dann mit der feinen Brotzeit wieder wett gemacht habt. Es braucht ja unbedingt einen Ausgleich.

    Ich wünsche einen schöne Woche
    Ganga

  14. Hande meint:

    Ganga, sie! ist tödlich allergisch gegen senf und alles was irgendwie verwandt ist löst auch reaktionen aus – zwar nicht tödlich aber unangenehm. Die blüten erkenne ich, aber das blatt war mir fremd und erst als ich es im mund hatte wusste ich, dass es was falsches war – leider zu spät.

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