Journal Donnerstag, 9. März 2017 – Bezauberndes Westend
Freitag, 10. März 2017Eine halbe Stunde früher aufgestanden, um Zeit für eine Runde Krafttraining im Wohnzimmer zu haben (nochmal das Programm vom Sonntag) – die ich kurz unterbrach, weil auf dem Balkon die Amsel energisch glucksend nach ihren Rosinen verlangte. Wenn man sie schon erzieht, muss man auch konsequent sein, nicht wahr?
Vielleicht habe ich ein Mittel gefunden gegen die Lästigkeit der PMS-Brustschmerzen: Erzeugung eines so heftigen Brustmuskelkaters (viele Liegestütze, ausführliches Bankdrücken mit 20 Kilo auf der Langhantel), dass nicht unterscheidbar ist, ob der Muskel oder das Bindegewebe weh tut. Clever or what?
Auf dem Fußweg in die Arbeit wurde der Nieselregen immer dichter, ich brauchte meinen Schirm.
Meinen Heimweg in der letzten Abenddämmerung ging ich in durchgehendem Amselgelärme: Anscheinend werden gerade die Reviere aufgeteilt.
Im Westend machte ich einen Abstecher in einen Tengelmann – und hatte das Gefühl, bei einer Familie ins Wohnzimmer zu platzen. In den Gängen halfen die jugendlichen Kunden den ganz alten, man lächelte einander an. Die emsige und sorgfältig hergerichtete Dame an der Kasse kannte wohl jeden: Mit dem etwas abgelebten Herrn diskutierte sie Partnerschaftsprobleme, mit dem Mann in Arbeitskleidung wechselte sie Grüße auf Griechisch, lobte gleich beim nächsten Kunden dessen überraschend gute Griechischkenntnisse, warf der Kollegin an der Nebenkasse Scherzworte zu. Das alles, ohne dass sie ihre Arbeit verzögerte.
Das Westend ist mir schon arg sympathisch. Schaun sie sich die Gegend zwischen Augustiner-Brauerei, Heimeranstraße, Theresienhöhe und Trappentreustraße an, bevor auch hier die Änderungsschneidereien, kleinen Metzger und vielsprachigen Obst- und Gemüseläden durch Cupcake-Cafés und Kinderklamottenboutiquen ersetzt werden. (Mittagessen bei Marietta!)
Gekauft hatte ich Abendessen: Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend aushäusig, ich musste mich selbst versorgen. Lange überlegte ich, worauf ich Lust hatte: Nicht auf die ursprünglich vage geplanten Nudeln, weil ich mittags zwei dicke Scheiben Brot mit Avocadomatsch gegessen hatte. Auch nicht recht auf ein Eiergericht oder die Karotten aus Ernteanteil (von denen ich mittags zwei zum Brot gegessen hatte). Dann kam ich drauf: Erbseneintopf aus der Dose. Aß ich zu Studienzeiten gerne, ist bis heute eine Speise, die gerne aus der Dose kommen darf und so klassisch kommt, dass praktisch kein Mist drin ist. Gutes Abendessen.