Journal Mittwoch, 26. April 2017 – Pendler-U-Bahn heute

Donnerstag, 27. April 2017 um 6:11

Morgens Regen, mittags Schneeregen, nachmittags Schnee, auf meinem Heimweg waren wir zurück bei Regen.

Nachdem ich vergangene Woche Fliederblüten im Schnee sah (und ihren Duft vermisste), sah ich jetzt Kastanienblüten im Schnee. Nicht schön.

Das mit der re:publica ist jetzt zumindest geklärt, der Talk erscheint nicht mehr im Programm. Jetzt kann ich endlich traurig werden darüber, dass das so schief gelaufen ist (ich hatte seit letztem Mai, als ich die Idee dafür hatte, Material gesammelt, und mit meinen großartigen Co-Referentinnen entstanden bereits im ersten Skype-Gespräch wunderbare Ideen – es wäre so schön gewesen, mit genau ihnen auf genau dieser Bühne zu stehen).

Abends fuhr ich mit der U-Bahn zum Bücherabholen an den Josephsplatz – und geriet in eine Form Berufverkehr, die ich früher bei regelmäßiger Nutzung nicht kannte: Schon auf der Hinfahrt musste ich eine U2 ungenutzt weiterfahren lassen, weil sie voll war; auf der Fahrt nach Hause sogar zwei. Und das, obwohl sie sogar kürzer als regulär hintereinander kamen, überfüllte U-Bahnen kannte ich davor nur, wenn die eine oder andere ausgefallen war. Ich nehme an, wenn ich die Strecke regelmäßig zurücklegen müsste, würde ich schnell aufs Fahrrad wechseln.

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Zwar habe ich bislang nur Ausschnitte dieser Studie gelesen, finde aber allein schon ihre Existenz zu vergnüglich, dass ich Ihnen umgehend davon erzählen muss: Untersucht wurde die Korrelation zwischen Kosten für die Hochzeit und anschließendem Eheglück.
“‘A Diamond is Forever’ and Other Fairy Tales: The Relationship between Wedding Expenses and Marriage Duration”.

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Plastik ist böse, da sind wir uns vermutlich einig. Oder?
Dieser Artikel bei Max Planck differenziert und berichtet von Forschung im Kunststoffrecycling sowie über Alternativen zu Kunststoff – hochinteressant, weil umfassend beleuchtend:
“Plastik – nicht nur Müll”.

Auch wenn mit Kunststoffen Risiken verbunden sind, wer sie deswegen von vorneherein ächtet, macht es sich zu einfach. Denn auch auf der Haben-Seite der Materialien lässt sich einiges verbuchen. Nicht zu Unrecht sind Kunststoffe seit einigen Jahrzehnten nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken und finden sich in fast jedem Gerät, das uns das Leben erleichtert. So gehört auch zu ihren Vorteilen, dass sie so haltbar sind, obwohl genau das zu einem ökologischen Problem werden kann. Sie sind zudem leicht, stabil, luft- und wasserdicht und nicht zuletzt billig.

Wegen ihrer Vorzüge sind Kunststoffe nicht einfach zu ersetzen. Zum Beispiel in Tüten. So bieten Taschen aus Papier der Deutschen Umwelthilfe zufolge keine umweltfreundliche Alternative. Denn ihre Produktion verbraucht deutlich mehr Energie und Wasser, zudem werden dabei Chemikalien eingesetzt, die der Umwelt schaden. So fällt die Ökobilanz einer Papiertüte schlechter aus als die einer ordentlich entsorgten Plastiktüte.

Oha! Doch ich bin schon deshalb weniger überrascht, weil sich das Kartoffelkombinat seit langer Zeit nach einer Alternative für die durchlöcherten Platiktütchen umsieht, in denen unter anderem Asiasalate oder Spinat in die Ernteanteilskisten gepackt werden: Bei wirklich genauer Betrachtung sind andere Verpackungen eben nicht umweltfreundlicher (und nein, die Blätter lose in die Kisten zu werfen, ist keine Option).

Erinnert sich noch jemand an die stählerne Kuh Ende der 80er, z.B. bei Tengelmann? Klang auch super: Flasche kaufen, am Automaten immer wieder auffüllen. Tja – schnell merkte die Verbraucherin (ich), dass die Flasche wirklich sehr gründlich gespült werden musste, damit die Milch nicht innerhalb von 24 Stunden umkippte. Und wunderte sich nicht, als Berechnungen zeigten, dass das System durch die Spülerei die Umwelt stärker belastete als Tetrapaks.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 26. April 2017 – Pendler-U-Bahn heute“

  1. Birgit meint:

    Guten Morgen,

    zum Thema Ökobilanz von unterschiedlichen Materialien bei Tragetaschen war vor ca. einem Jahr mal ein ganz interessanter Artikel in der süddeutschen Zeitung, mit am schlechtesten schnitten Papiertragetaschen und Stoffbeutel ab, am besten die Kunststofftragetaschen aus Polyester oder was weiß ich für einen Wertstoff, die man auch so klein einrollen kann und ewig benutzen kann. Trotzdem versuche ich im Alltag so gut es geht auf Plastik zu verzichten. Wo es aber Sinn macht, sollte man Plastik nicht verteufeln, wie immer macht die Dosis das Gift und verantwortungsbewusster Umgang mit der Entsorgung.

    Gruß
    Birgit

  2. hennirette meint:

    Warum ist es keine Option, den Spinat lose in die Kisten zu werfen? Unsere Biokiste kommt immer so und es gibt kein Problem damit.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Und Sie fieseln dann die einzelnen Blättchen und Schnippsel zwischen Kartoffeln, Karottengrün und Kresse raus, hennriette? Also die, die nicht schon durch die Schlitze der Kiste gerieselt sind?

  4. adelhaid meint:

    in der örtlichen biokiste der nachbarn ist der salat, sofern er am strunk zusammenhält, auch immer ohne verpackung in der kiste. bei losen salaten o.ä. geht das natürlich nicht. papier ist hier auch keine lösung, weil das ggfs die feuchtigkeit aus den blättern aufnimmt. und wenn dann morgens die kiste kommt, der nutzer aber erst am abend, dann isses labberig.

  5. U. meint:

    An diese Milchautomaten im Supermarkt kann ich mich auch erinnern – und daran, dass die Milch unglaublich schnell verdarb.

  6. berit meint:

    Da bestimmt schon einer dran gedacht hatte: Was sprach gegen die Benutzung von kleinen Plastekisten, in die man den Spinat gibt und die dann beim Abgeben der Kiste eben wieder mit abgegeben werden. Hängt es an der Spülung?

  7. Lena meint:

    Was leider bei diesen Ökobilanzen nicht betrachtet wird ist die Entsorgung. Eine Papiertüte kann ich komplett recyceln, eine Plastiktüte nicht. Eine Papiertüte ist komplett biologisch abbaubar, eine Plastiktüte nicht. Eine Papiertüte verrottet innerhalb weniger Wochen/Monate (abhängig von den Bedingungen), eine Plastiktüte besteht über 100 Jahre!
    Ich verstehe nicht warum das menschliche Denken aufhört, wenn das Produkt sich in ihren Händen befindet. Über Entsorgung und anschließende Umweltverschmutzung macht sich keiner Gedanken.
    Auch das Argument des Recyclings von Kunststoff wird in unseren Breitengraden immer abgetan, da das hier so gut funktioniert. Man muss aber auch an all die anderen Länder denken (und da muss man die deutsche Landesgrenze in viele Richtungen nur überschreiten), dort funktioniert Recycling weniger bis gar nicht. Der meiste Müll landet auf einer Müllkippe. Hier ist eine Papiertüte, sowie Stoffbeutel wesentlich nachhaltiger denn Plastik.

    Ich kann diese einseitige Blickweise nicht mehr hören, aber Hauptsache wir Menschen müssen uns in ihrer bisherigen Lebensweise nicht verändern.

    “Cradle-to-Cradle” ist übrigens auch einen Blick wert!

    Übrigens: Woher kommt denn das ganz Plastik in den Meeren an denen die Tiere verenden? Hier lohnt ein Blick auf das tolle Projekt “The Ocean Cleanup”!
    Dazu auch: Mehr Plastik als Fisch im Meer, z.B. von der Taz http://www.taz.de/!5269247/ ; Süddeutsche http://www.sueddeutsche.de/wissen/kunststoff-im-ozean-mehr-plastik-als-fische-im-meer-1.2826984

    Ich wünsche mir einfach, dass man seinen Blickwinkel weitet und nicht in seinen starren Mustern bleiben möchte, weil es bequem und einfach ist.

    Grüße

  8. die Kaltmamsell meint:

    Zu genau diesen Punkten empfehle ich die Lektüre des oben verlinkten Max-Planck-Artikels, Lena.

  9. Hildegard meint:

    Zum Thema Milchflaschen Neubefüllung-bei meinen Freunden in Barcelona gibt es auch eine Nachfüllstation für Milch und das funktioniert tipptopp. Milchflasche wird gekauft und für 1 Euro 10 Cent gefüllt. Leere , gereinigte Flasche stellt man dann wieder unter den Zapfhahn-die Flaschen werden in der Spülmaschine ja fast sterilisiert- ich kenne kein einziges Mal, dass die Milch kippte und jeden Tag wird die Milch frisch in einem großen Container angeliefert.Meistens ist sie am Nachmittag komplett verkauft. Ich wünsche mir so ein System bei uns schon lange, aber die Hygienevorschriften erlauben es wohl nicht mehr.
    Schönen Tag noch- und durchhalten, der Frühling kommt wieder
    Hildegard

  10. die Kaltmamsell meint:

    Ich nehme an, berit, dass der Anschaffungs-, Handling- und Reinigungsaufwand für Kleinkistchen (man bräuchte ja 2 pro Großkiste, wenn mal Pflücksalate UND Spinat geerntet werden) bei 1000 Genossenschaftshaushalten zu groß ist.

    Um die Flasche steril zu bekommen, Hildegard, darf die Spülmaschine dann aber nicht im Ökoprogramm 45-65 Grad laufen, sondern muss im 95-Grad-Programm brutzeln. Ohne dass ich nachgerechnet hätte, kommt mir das nicht sehr umweltfreundlich vor.

  11. Roland meint:

    Den Vorteil von Plastikbeuteln gegenüber Papiertüten hat das UBA bereits in den Achtzigern behauptet. Ökobilanzen sind unheimlich schwierig aufzustellen, weil viel zu viele Faktoren berücksichtigt und gegeneinander abgewogen werden müssen. Und die können dann auch noch national oder regional verschieden sein. Baumwolltaschen sind mit Chemikalien belastet? Mag bei den derzeit verwendeten so sein, aber statt dann auf Plastik zu setzen, sollte man doch lieber alternative Produktionsmethoden anwenden. Und wie wägt man die einzelnen Umweltfaktoren gegeneinander ab? Plastik im Meer? Ein Riesenproblem, das aber sicher nicht von deutschen Plastiktüten verursacht wird, bei uns wird doch alles eingesammelt und verbrannt oder recycelt.
    Man muß also meiner Meinung nach bei jeder Ökobilanz alle Kriterien erläutert bekommen und letztlich selbst abwägen.
    Einen großen Vorteil haben Plastiktüten auf jeden Fall gegenüber Papiertüten oder Stofftaschen (die ich bevorzuge): Man kann auf der Fete übriggebliebenen Nudelsalat darin weit besser nach Hause transportieren wie in den plastikfreien Alternativen :-)

  12. Croco meint:

    Die Vorteile von Kunststoffen bezüglich Hygiene sind wirklich groß. Als Kind wurde ich ja noch mit der Blechkanne zum Milch holen geschickt. Und die wurde schrubbt, dass ja nichts zurück blieb. Und die Milch wurde gleich abgekockht, man hatte ja Angst vor Tuberkolose.
    Kenne Sie die Geschichte mit der Wachsmotte, die nun doch Polyethylen auffressen kann? Man arbeitet bereits eifrig an der Isolierung des entsprechenden Enzyms.
    http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-21390-2017-04-25.html

  13. Sabine meint:

    Rewe hat ja vor kurzem beschlossen, nur noch Papiertüten anzubieten. Das regt mich schrecklich auf, aber ich muss zugeben, dass sie zu umweltfreundlichem Verhalten anrege, da sie akustisch, haptisch und optisch eine unglaubliche Zumutung sind, zudem unpraktisch und schwer aufzubewahren. Also gehe ich mit dem Sackkarrenwagerl, vulgo Hackenporsche, und den guten Drogeriemarkt-Mehrwegtaschen einkaufen, um nur ja keine der grässlichen Papiertüten heimzubringen.

    Auf einem andren Blatt steht, dass der selbe Supermarkt jede Woche neue aberwitzige Verpackungsideen für seine Ware einführt, so dass unser Plastikmüll trotzdem immer mehr wird. Das Problem: früher haben wir den in den Plastktüten gesammelt und entsorgt. Die sind jetzt rar.

  14. hennirette meint:

    Auf dem Boden der Kiste liegt ein Blatt Papier, da rieselt nichts. Und die Blätter vom Spinat hängen noch am langen Stiel, die kriegt man so ganz gut gegriffen. Und alles Lose liegt sowieso immer obenauf, und Karotten grundsätzlich ganz unten. Das scheint mir tatsächlich ein durchdachtes System zu sein.

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