Journal Samstag, 6. Februar 2021 – Blöde Idee Ausflug, Sahara-Himmel

Sonntag, 7. Februar 2021 um 7:48

So richtig gut geschlafen!

Nach dem Bloggen buk ich den Wochenendkuchen: Orangenkuchen nach Moey’s Kitchen. (Ging wunderbar auf, fiel aber beim Abkühlen zusammen – sehr seltsam.)

Nach Twitterlesen machte ich mich spazierfertig: Herr Kaltmamsell hatte Zeit für einen Ausflug. Angekündigt war ein sonniger Tag, doch das Wetter hatte das Briefing nicht bekommen: Es war sogar ausgesprochen düster. Doch zumindest regnete es nicht und war mild. Zum Frühstück aß ich eine Scheibe gebackenen Blaukrauts mit Käse vom Vorabend.

Wir nahmen eine S-Bahn nach Starnberg, um die Maisinger Schlucht entlangzuwandern und in Possenhofen eine S-Bahn zurück zu nehmen (postoperative Wanderdauer auf deutlich über zwei Stunden erhöht). Die Fahrt war nur kurz entspannt, dann stieg ein zehnköpfiger Trupp mit Mountainbikes zu. Wir suchten uns einen weniger dicht besetzen Abschnitt der Bahn.

Doch auch der Spazierweg war bald überlaufen. Um Abstand zu halten, gingen wir weite Teile im Matsch neben dem Weg (Hintereinandergehen, um Abstand auf dem Weg zu ermöglichen, wird bei größeren Gruppen ja auch schnell doof – größeren Gruppen, grrr).

Maisinger See, nicht im Bild: knallvoller Parkplatz. Jetzt verstand ich den Ärger, den die Ansässigen auf die Ausflügler aus München haben: Sie können ja selbst das Haus nicht mehr entspannt verlassen. (Und wenn jedes Wochenende Ausflügler-Kinder große Äste von jungen Bäumen brechen, wie ich es einen Buben ohne Einspruch der begleitenden Erwachsenen tun sah, würde ich anfangen, Elektrozäune zu bauen.) Noch stärkere Reue empfand ich auf der Rückfahrt nach zweieinhalb Stunden Wandern – physisch kein Problem, lediglich leichtes Ziehen in der operierten Hüfte -, als die S-Bahn immer voller wurde. Auch mit FFP2-Verweigerern; weil wir keine Lust auf eine Auseinandersetzung hatten, stiegen wir in Laim aus und nahmen die nächste, deutlich leerere S-Bahn für die verbleibenden Stationen.

Auf dem letzten Stück Fußweg war es immer noch düster, aber mit seltsamem gelben Schein – den ich (auch das ist Alter) sofort richtig deutete: Saharastaub.

Daheim machte ich mir eine große Tasse Tee und stillte meinen Hunger mit einem Viertel des Orangenkuchens.

Während Herr Kaltmamsell das Nachtmahl kochte (Ochsennieren-Curry nach Delia Smith), machte ich eine Runde Yoga und genoss die Einheit wieder so wie am Vortag.

Im Sessel las ich die Wochenend-Süddeutsche – ging recht zügig. Herr Kaltmamsell servierte das Curry mit Kartoffelpü und Rosenkohl (er hatte sich “etwas Viktorianischeres” vorgestellt, meinte damit aber die devilled knidneys aus der Literatur), das sehr gut schmeckte.

Früh zu Bett mit Buch.

§

Die Intensivmedizinerin Rachel Clark arbeitet in Großbritannien und berichtet, wie sie nicht nur in völlig überfüllten Intensivstationen mit zu wenig Personal Covid-19-Patient*innen versorgen muss, sondern mittlerweile täglich mit Drohungen und Beschimpfungen von Covid-Leugner*innen fertigwerden.
“‘I’ve been called Satan’: Dr Rachel Clarke on facing abuse in the Covid crisis”.
via @dalcashdvinsky

We have reached the point in the pandemic where what feels like armies of trolls do their snarling, misogynistic utmost to silence NHS staff who try to convey what it’s like on the inside. Worse even than the hatred they whip up against NHS staff, the deniers have started turning up in crowds to chant “Covid is a hoax” outside hospitals full of patients who are sick and dying. Imagine being forced to push your way through that, 13 hours after you began your ICU shift. Some individuals have broken into Covid wards and attempted physically to remove critically ill patients, despite doctors warning that doing so will kill them.

§

Warum die Yoga-Welt vor allem in den USA eine Neigung zu Verschwörungs-Mythen hat: Der Kanadier Matthew Remski ist als Yoga-Lehrer und Autor auf beides spezialisiert und erklärt diese Verbindung in einem Twitter-Thread. Was seiner Analyse zufolge diesen Hang begünstigt:
– Historische Verbindung der Gedankengebäude
– Die gemeinsame Ideologie des 1) Nicht ist, wie es erscheint. 2) Alles geschieht aus einem Grund. 3) Alles ist miteinander verbunden.
– Das US-Gesundheitswesen
– Verbreitung über das Web

§

Auf instagram die Ankündigung der Nifften, dass es Sonntagnachmittag wieder eine Show aus dem Keller geben wird. Ich erwarte also wieder sowas:

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https://youtu.be/vYmSAMcwXA8

(SPASS! IHR SEID GANZ ANDERS UND VIEL TOLLER!)

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. Februar 2021 – Blöde Idee Ausflug, Sahara-Himmel“

  1. Alexandra meint:

    Zu Dr. Clarks Schilderungen kommen mir unwillkürlich Szenarien a lá “Walking Dead” in den Sinn. Als belagerten hirnlose Zombies das Krankenhaus, das gegen deren Eindringen verteidigt werden muss …

  2. Sabine meint:

    Ich halte mich ja mit Lesen und Hören (Pandemia-Podcast!!!) über Pandemie-Geschichte über Wasser (vielleicht auch nicht immer so eine gute Idee…) und eine Konstante ist absolut irrationales und medizinfeindliches menschliches Handeln, wenn ein Pathogen mal so richtig zuschlägt. Bei den großen Cholera-Epidemien ihn im 19. Jahrhundert kam es an vielen Orten zu Ausschreitungen gegen Krankenhäuser – ein ganzes Kloster voller spanischer Franziskaner wurde umgebracht, die sich um Kranke gekümmert hatten und in Sankt Petersburg stürmten die Menschen eine Klinik, um die Patienten zu „befreien“, die man dort als Gefangene der Ärzte wähnte. Dabei ist die Cholera eine ziemlich krasse und schnell tötende Krankheit, die man den Leuten auch ansieht. Das klammheimlich asymptomatische an COVID ist vielleicht seine größte Stärke als Virus, weil es mit dieser Verschwörungstheorien begünstigenden Eigenschaft eine gute Chancen hat, die sonst gestiegene naturwissenschaftliche Bildung in der Gesellschaft quasi zu neutralisieren.

    Ich schwanke immer hin und her, ob ich es tröstlich finden soll, dass sich die Menschheit nicht verändert hat, oder erst recht daran verzweifeln sollte. Im Fall der geplagten NHS-Mitarbeiter ganz klar: verzweifeln.

  3. FrauZimt meint:

    Das mit den Ausflüglermassen ist ja der Hauptgrund warum ich mich meistens doch auf meine eher langweiligen beiden Hausspazierstrecken beschränke. Da gehe ich größtenteils am Straßenrand einer Landstraße entlang und mir kommen meistens maximal ein oder zwei Leute entgegen. Wenn ich doch mal auf ein landschaftlich weitaus reizvolleres ausgewiesenes Ausflugsgebiet umschwenke (immerhin zwei davon sind hier auch fußläufig erreichbar), bin ich hinterher eher noch gestresster als vorher von all den Menschenmassen dort, den im dicken Pulk laufenden Gruppen, an denen man kaum ohne Abstand vorbeikommt es sei denn man weicht weiträumig in die Botanik aus und lässt sich dafür verspotten.

  4. Schneemaennchen meint:

    Re. zusammenfallender Kuchen.
    Ich hatte letzte Woche das gleiche Problem mit einem Zitronenkuchen, der ebenfalls griechischen Joghurt enthielt.
    Wunderbar aufgegangen, zusammengefallen beim Abkühlen.
    Könnte es am Joghurt liegen?

  5. Hauptschulblues meint:

    H. schritt einmal in Venedig ein, als Touristenkinder im Beisein ihrer Eltern mit gelben Plastikpistolenkugeln auf Spatzen schossen. Er riskierte eine Auseinandersetzung.

  6. skh meint:

    Pandemie-Podcasts: wer amerikanischem English einigermassen flüssig zuhören kann bzw. will, dem oder der sei auch https://thispodcastwillkillyou.com/ ans Herz gelegt. Das Format gibt es schon länger, aber sie haben auch einiges zur derzeitig aktuellen Pandemie gebracht.

  7. Susann meint:

    Wen bitte wundert’s denn, dass die Leut’ mal wieder raus wollen und etwas anderes sehen wollen als ihre 4 Wände und 2 Straßen? Wen wundert es, dass sie dazu die S-Bahn benutzen? Letztlich, wen wundert’s, dass sie die Isolation nicht mehr aushalten und sich mit jemandem treffen? Ich verstehe wirklich nicht, warum das Verhalten der ausflügelnden Münchner/innen irgendjemanden auch nur im Ansatz überrascht.

    NB: Selbst am Wochenende im Münchner Süden, wo ich wohne, spazierengegangen, da waren nur Zweier- oder Familiengruppen, die sich voneinander entfernt hielten, ich fand das alles im Rahmen.

  8. Alexandra meint:

    Das ist so ähnlich wie auf die Aussage “In Duisburg fahren wenige Menschen “Rolls Royce!” als Duisburger zu antworten: “Stimmt ja gar nicht, mein Nachbar hat einen!”

    Erstens hat sich niemand gewundert, zweitens ist das total subjektives Empfinden und drittens sind Verteilungen eben nicht berechenbar.

    Sorry. Ich kann gelegentlich einfach nicht anders.

  9. Susann meint:

    Jessas, Alexandra, ist heute Internationaler Tag der Ruppigkeit? Dabei war doch erst am 5. 2. der Welttag des Nutella, da sollte man doch gute Laune…

    Die Kaltmamsell schreibt angesichts des überquellenden Parkplatzes “JETZT verstand ich den Ärger…” – das lässt mich zu dem (möglicherweise verwegenen) Schluß kommen, dass die Kaltmamsell überrascht, wenn nicht sogar verwundert war, so viele Menschen dort vorzufinden.
    Mein kurzer Spaziergangsbericht ist genauso anecdotal evidence wie der der Kaltmamsell – ich habe nirgendwo in Anspruch genommen, die reine Wahrheit zu kennen oder zu verbreiten.

  10. Nina meint:

    Gutes Paroli! (Mich befallen gelegentlich beim Lesen der Kommentare hier Tennisballmatch-Assoziationen.)

  11. Elena meint:

    Zusammenfallender Kuchen: Den Versuch machen, den Kuchen langsam im Backofen abkühlen zu lassen. Verhindert nicht völlig das Zusammenfallen, mildert es aber.
    Viele Grüße Elena

  12. Kirsten meint:

    Aha! Den Kuchen habe ich nachgebacken, als er letztes oder vorletztes Mal hier im Blog erwähnt wurde. Superlecker, aber mir ist es bei zwei oder drei Versuchen nicht gelungen, dass er locker und aufgegangen blieb, bei mir fiel er immer in sich zusammen und war ziemlich matschig. Deshalb habe ich ihn trotz sehr lecker irgendwann aufgegeben.

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