Journal Dienstag, 18. Mai 2021 – Haarbefreiung

Mittwoch, 19. Mai 2021 um 7:58

Ausgeschlafen, denn Herr Kaltmamsell musste nicht die erste Stunde unterrichten, nicht mal zur Schule fahren.

Draußen war es weiterhin kalt und greislich, immer wieder regnete es. Das und ein dumpfes Zwicken in der Hüfte ließen mich die Pläne einer weiteren Laufrunde fahren lassen, ich war schon am Montag mehr als geplant auf den Beinen gewesen. Außerdem bin ich nämlich keineswegs zwanghaft und kann einen Tag durchaus nur gut 10.000 Schritte auf dem Tracker aushalten.

Ein wenig Kraftübungen, ein wenig Yoga.

Wäschewaschen, Zeitunglesen, bis ich als erwachsene Erledigung des Tages in einer Regenpause zur nächst gelegenen Änderungsschneiderei ging, um die aufgeplatzte Naht einer Kostümjacke reparieren zu lassen. (Am Montag hatte ich bereits Kontakt mit einer benachbarten Glaserei aufgenommen, um endlich die Glasplatte eines geerbten Tischs zu ersetzen, von der eine Ecke abgebrochen ist – vor vielen, vielen Jahren. Für Donnerstag ist Abgabe meines Fahrrads zur Generalüberholung geplant.)

Frühstück/Mittagessen war von Herrn Kaltmamsell angekündigt: Pfannkuchen aus der restlichen geheimnisvollen japanischen Gebirgs-Jams vom Okonomiyaki, gerieben. Das dauerte allerdings bis halb zwei, weil er erst noch online Fernunterrichten musste (eine Lösung der Informatik-Aufgabe als “sehr elegant!” lobte, so viel bekam ich mit). Die Pfannküchlein waren dann so lala und nicht sehr viele, ich aß ein Schüsselchen Haferflocken mit Milch und einen Apfel, um satt zu werden.

Am Nachmittag verbrauchte ich mehr soziale Energie als in den vergangenen Wochen zusammen, nämlich durch lange Interaktion mit zwei nicht vertrauten Menschen: Erst mit der Kosmetikerin, die meine Füße endlich wieder schön pedikürte, und dann mit der Not-Friseurin. Zum Haareschneiden hatte ich zwar ein Foto mitgenommen, das mich mit gewohnt kurzen Haaren zeigte, ließ der Fachfrau aber erst mal die Möglichkeit, sich selbst etwas zu dem Sieben-Monats-Material auszudenken, manchen macht das ja Spaß. Diese Friseurin wuschelte und kämmte ausführlich von allen Seiten in meinen Haaren herum, freute sich “Mit Ihren Haaren kann man ja alles machen!” (ich natürlich: “Also bitte einmal Dauerwelle.”) und schlug dann vor, vor allem untenrum zu kürzen.

Voilà: Popperschnitt.
(Foto: Herr Kaltmamsell, #boyfriendsofinstagram)

Ich war zufrieden, ganz kurz kann ich in zwei Monaten beim gewohnten Haarschneider immer noch haben.

Hin und zurück war ich sogar trocken geblieben, erst abends setzte erneut Regen ein. Und es wurde weiter kälter, gestern kamen die Temperaturen kaum über 10 Grad hinaus, so soll es auch erst mal bleiben.

Zum Abendessen wärmten wir uns das restliche Lamm vom Sonntag auf, jetzt ist es aber weg.

Zur Abendunterhaltung sahen wir in die ARD-Produktion All you need, ich hatte in der Süddeutschen ein Interview mit Hauptdarsteller Benito Bause gelesen und war neugierig geworden. Joah, zumindest in dieser ersten Folge kam mir der Aspekt “wir zeigen euch schwulen Lifestyle” arg vordergründig und etwas belehrend vor. Aber vielleicht müssen wir erst durch solche Serien, bis schwules Leben unmarkierter Teil von Fernsehserien wird.

Früh ins Bett, Dervla McTiernan, The Scholar ausgelesen.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Dienstag, 18. Mai 2021 – Haarbefreiung“

  1. Nina meint:

    Am meisten begeistert mich ja Ihre Haarfarbe. So schön in Kombi mit der Brille.

  2. Beate meint:

    Richtig! Und es fehlt noch der pastellfarbene Benetton-Pulli …

  3. Chris Kurbjuhn meint:

    Für unmarkiertes schwules Leben (und auch sonst, weil sehr unterhaltsam) empfehle ich die französische Serie “Call my Agent” (amazon Prime). In diesem Punkt hinken wir tatgsächlich hinterher.

  4. FrauC meint:

    Das steht Ihnen sehr gut!

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.