Journal Mittwoch, 22. Dezember 2021 – Entspannung durch Filmerlebnis: Ich bin dein Mensch

Donnerstag, 23. Dezember 2021 um 7:09

Die Nacht war wieder um vier zu Ende, danach nur noch Dösen.

Draußen weiter knackige Kälte, die mir auf dem Weg ins Büro in die Wangen biss.

In der Arbeit versuchte ich, meinem 2022-Ich ein paar Gefallen zu tun. Denn in den ersten Tagen nach den Weihnachtsferien werde ich aus verschiedenen Gründen nicht zu viel kommen. Die Wintersonne wärmte mein Büro.

Mittags kurzer Abstecher in einen nahe gelegenen Discounter, Mittagessen waren Apfel, Avocado (super), Orangen.

Nachmittags wurde der Endspurt eher brutal, es dauerte deutlich länger als geplant, mit allem durchzukommen. Am Ende war mir die Vorfreude auf die Ferien flöten gegangen.

Auf dem Heimweg Weihnachtseinkäufe beim Süpermarket Verdi, das Angebot schien mir ausgedünnt (Lieferschwierigkeiten wegen Pandemie-Beschränkungen?). Zu Hause knetete ich erst mal Teig für die einzige Weihnachtsplätzchen-Bäckerei: Schneeflocken, damit es bei meinen Eltern zur Familienweihnacht auch eine vegane Variante gibt.

Herr Kaltmamsell war noch mit Schul-Website-Dingen beschäftigt, ich machte eine Einheit Yoga (gute Mischung von Dehnen und Kräftigung). Währenddessen wurde mir klar, dass ich Alkohol zur Entspannung brauchen würde, zumindest zur inneren Entwütung. Der Kühlschrank bot einen sächsischen Müller-Thurgau Steffen Loose, den schenkte ich uns ein, während Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl einen Eintopf aus Schwarzkohl, Kartoffeln (beides Ernteanteil) und Cabanossi kochte. Wein und Eintopf schmeckten gut, zum Nachtisch gab es viel Weihnachtssüßigkeiten.

Abendunterhaltung: Die ARD zeigte den deutschen Spielfilm Ich bin dein Mensch, den ich vergangenen Sommer zu meinem Bedauern im Kino verpasst hatte (hier in der Mediathek). Allein die Kombination des Topos Android als idealer Lebenspartner (im englischen Sprachraum immer wieder durchgespielt) und deutsche realistische Filmtradition fand ich ausgesprochen reizvoll, die Besprechungen waren durchwegs positiv überrascht gewesen. Und tatsächlich fand ich den Film dann weit überdurchschnittlich gut, schaute ihn konzentriert und mit zugeklapptem Rechner an (das Bedürfnis habe ich beim Fernsehen sonst fast ausschließlich bei Dokumentationen).

Das Drehbuch (Jan Schomburg, Marie Schrader, die auch Regie führte) ist ganz ausgezeichnet und schafft es, die Frage nach Menschlichkeit und dem Wesen von Gefühlen anhand seiner Nachahmungen mit neuen Aspekten zu versehen. Eine Programmierung, die zunächst von Wahrscheinlichkeiten ausgeht, stellt sich nach und nach auf einen individuellen Menschen ein – sehr viel anders funktioniert die Entwicklung einer Freundschaft oder Partnerschaft ja auch nicht. Und der Unterschied zwischen dem Vorsatz von Gefühlen und dem Empfinden dieser Gefühle kann ja wirklich verschwimmen. Mir gefiel auch sehr die Charakterzeichnung der Hauptfiguren (von Maren Eggert, Dan Stevens und Sandra Hüller – <3 – großartig gespielt): Sehr indirekt, zum Beispiel lernen wir Alma über ihre Interaktionen mit ihrem Vater, ihrem kleinen Neffen und als Chefin ganz anders kennen als allein mit Tom. Außerdem bieten die Dialoge ein paar richtig gute Roboter-Witze.

Auch Kathleen Hildebrand wird von dem Film in ihrer Besprechung für die Süddeutsche zum Weiterdenken von ein paar Aspekten gebracht:
“Wovon 93 Prozent der Frauen träumen”.

Das Filmerlebnis schaffte, was Yoga gar nicht und Alkohol nur wenig erreicht hatten: Ich war abgelenkt von mir selbst und kam in Ferienstimmung.

§

Kerry Howley hat für das Ney York Magazine über drei Menschen recherchiert, die am 6. Januar 2021 das Capitol in Washington stürmten. Der Artikel versucht dahinter zu kommen, was diese konkreten Menschen dazu gebracht hat, beschreibt, wie ihr Leben und das ihrer Familien seither verlaufen ist. Und wie immer ist alles kompliziert.
“Gina. Rosanne. Guy. What do you do the day after you storm the Capitol?”

Gina Bisignano would lose her salon, Guy Reffitt would lose his freedom, and Rosanne Boyland would lose her life. None of them would be difficult to find. Many at the Capitol that day were motivated by profound distrust in the deep state and big tech, and it was true that Google would hand location data to the FBI and Facebook would deliver reams of messages, but the Capitol riot was among the most-filmed events in history not because the NSA was listening but because the rioters themselves obsessively documented all four hours of it.

In einer Nebenhandlung werden die Haftbedingungen in den USA geschildert, die jenseits aller Menschenrechte sind. (Und Menschenrechte, my friends, heißen so, weil sie für alle Menschen gelten, egal was sie angestellt haben, was sie denken, was sie möglicherweise noch anstellen werden.)

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Bilder in einem Twitter-Thread zeigen, wie es nach der Flutkatastrophe im Sommer derzeit an der Ahr aussieht.

Man lernt bei diesen Bildern das einfache wieder schätzen. Straßenbeleuchtung oder überhaupt Straßen zum Beispiel…

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 22. Dezember 2021 – Entspannung durch Filmerlebnis: Ich bin dein Mensch

  1. Ilka Kind meint:

    Vielen Dank für die Verlinkungen zu den berührenden Bildern von der Ahr und für den Filmtipp. Das könnte mal ein Film sein, der der ganzen Familie gefällt – das kommt selten vor.

  2. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Wir haben den Film auch in der Mediathek entdeckt und gesehen, schöne Unterhaltung mit ein paar wirklich tollen Szenen.
    Ich fand das Licht im Film entweder zu grell oder zu dunkel, aber da dies ja ein Film fürs Kino (also die große Leinwand) ist, wirkt es dort sicher `normal`.

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