Journal Donnerstag, 11. Mai 2023 – Return of the Gummistiefel
Freitag, 12. Mai 2023 um 6:36Aufgewacht zu Regenrauschen – so viel Regen immer wieder und jetzt am Stück gab es hier schon lang nicht mehr. Ich schaute im eigenen Blog nach: Zuletzt vor zehn Jahren, 2013, sah es in München ähnlich aus – bis hin zu Hochwasser. Ich erinnere mich auch deshalb so lebendig daran, weil das der Sommer meines Auszeit-Jahres war, den ich mir anders vorgestellt hatte. Und weil ich mir irgendwann dann doch das erste Paar Gummistiefel seit Kindheit gekauft hatte.
Zu diesen Gummistiefeln griff ich gestern, um nicht wieder so nass im Büro einzutreffen wie am Mittwoch. Hätte ich mein Deutschlandticket schon, wäre ich vielleicht für den Arbeitsweg in einen Bus gestiegen. Sollte ich es im Juni dann nicht mehr für Regentage benötigen, wäre ich aber keineswegs beleidigt.
Den ganzen Tag über arbeitete ich doppelt: Ich nahm an einer Konferenz mit wirklich wichtigen Themen und Informationen teil, musste dafür also Energie und Aufmerksamkeit aufbringen. Doch die Konferenz wurde über MS Teams online veranstaltet, und mein E-Mail-Postfach explodierte gerade: Gleichzeitig schaffte ich also ein paar Dutzend Dinge weg, trieb plötzlich aktuell gewordene Projekte voran, koordinierte und organisierte auf verschiedenen Kanälen. Ich war überrascht, dass ich das gestern schaffte, eigentlich habe ich ja gerade eine Phase, in der mich praktisch alle Sinneswahrnehmungen überfordern und mein Hirn regelmäßig brüllt “ICH WILL BITTE NICHT SEHEN HÖREN RIECHEN DENKEN!”.
Zu Mittag gab es in einer Konferenzpause Pumpernickel mit Butter, Mango mit Joghurt.
Nachmittags weiter in der Konferenz (und gleichzeitig im explodierten Postfach, zumindest kam kaum Neues rein), draußen regnete es pausenlos und traurig weiter. Für einen Vortrag zu aktuellem Heißen Technik-Scheiß, Info aus erster Hand, weil gehalten von einem echten Heißer-Scheiß-Technikforschenden, konzentrierte ich mich aber ganz auf die Konferenz – und wurde mit voll spannenden Heißer-Scheiß-Infos belohnt. (De facto arbeite ich ja in einer Heißer-Scheiß-Organisation, nur halt in der Verwaltungszentrale, und bekomme deshalb nicht immer genug Heißen Scheiß für meinen Technik-Appetit mit.)
Nach Feierabend stapfte ich unterm Schirm und in Gummistiefeln direkt nach Hause. (Diese Billig-Gummistiefel ermöglichen nur Stapfen, auch mit Einlegesohle.)
Eine Runde Yoga, dann verarbeitete ich den Salat aus Ernteanteil mit einer zugekauften grünen Paprika und Tahini-Dressing zu Abendessen. Herr Kaltmamsell buk getoastete Sandwiches im Sandwich-Toaster mit Tomate und Käse. Nachtisch Schokolade.
Früh ins Bett zum Lesen, Rebecca Makkais I have some questions for you zieht sich – und hat leider gar nichts von der Genialität ihres überragenden The Great Believers.
§
Auf Twitter sah ich an retweeteten Links, dass ich nicht die einzige war, die Nachrufe auf @dooce las. Hier einer aus der US-Blogwelt, der auch ihre zuletzt fragwürdige Haltung in der Öffentlichkeit anspricht:
“Heather Armstrong, aka Dooce, has Died”.
She wrote about her life in a way that seemed shocking and deviant to me at the time, throwing mud on the shiny gleaming idea that motherhood was a sanctified state of perfection. She was crass and hilarious as she dismantled expectations and declared that so much of what we were taught to aspire to was largely horse manure, and she was funny while she did it. Every influencer, every family channel, every monetized site trying to maintain an existence as a form of independent media can trace its history back to Dooce. She was more famous than the biggest channels on TikTok, more famous than the YouTubers with the most subscribers, more relevant at the time than any Instagrammer – without any of those forms of social media to build her audience and her community. Dooce was “just a blog,” and it was massive.
Lesenswert fand ich auch ein Interview von 2018 mit ihrer ältesten Tochter Leta, damals 14 Jahre alt, in Slate. Endlich fragte jemand mal das Kind einer Bloggerin, die ihr Familienleben öffentlich verkaufte, wie das so ist.
“When Your Mom Is ‘Mommy Blogger’ Heather Armstrong aka Dooce”.
(“Endlich” nicht nur wegen des grundsätzlichen Problems, mit welchem Recht Eltern ihre Kinder ins Internet stellen, sondern weil ich mir regelmäßig bei öffentlichen Aussagen von Eltern über ihre Kinder denke: “Dazu wüsste ich gerne die Sicht des Kindes.”)
6 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 11. Mai 2023 – Return of the Gummistiefel“
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12. Mai 2023 um 7:01
Na wenn es wird wie 2013, dann haben wir ja noch beachtliche Hitzephasen vor uns…
12. Mai 2023 um 8:46
an dieser Stelle muss ich die schönsten Gummistiefel der Welt droppen:
https://wellipets.com/shop/new
12. Mai 2023 um 8:54
Erinnerungen an 2013 hatte ich angesichts des grauen Jahresanfangs auch schon. Auch hier in Sachsen hat damals ja Anfang Juni das Hochwasser schwer gewütet (zum zweiten Mal nach 2002). Gerade ist es hier aber nicht extrem nass.
12. Mai 2023 um 9:51
ja, der heiße scheiß entschädigt für vieles andere.
und: stapfen ist das einzige richtige verb in verbindung mit gummistiefeln. das muss so.
12. Mai 2023 um 12:13
Hier – rund um die Hauptstadt – war wunderbares Frühsommerwetter. Davon könnten wir gern was abgeben und hätten gern im Gegenzug etwas Regen. Es ist viel zu trocken hier.
12. Mai 2023 um 14:10
Du darfst über den Inhalt des Heißer Scheiß Paketes ja leider nichts schreiben. Bedauerlich. Ich wäre sehr interessiert, aber nun.
Was später dann die Kinder über ihre Eltern denken, die sie vorzeigen, ist wirklich interessant. Vor vielen Jahren habe ich die Biographie der Tochter von Marlene Dietrich gelesen. Nein, sie kommt nicht gut weg dabei.