Journal Mittwoch, 12. Juli 2023 – Brighton 9 mit #12von12 inklusive London

Donnerstag, 13. Juli 2023 um 7:55

Warum nicht mal am letzten Urlaubstag bei #12von12 mitmachen und den Tag mit 12 Fotos erzählen? (Was an Tagen wie dem gestrigen eine schmerzliche Beschränkung in der Bebilderung darstellt.)

1 von 12: Wie die Tage zuvor begann auch dieser in Schlumpfklamotten und mit Bloggen zu Milchkaffee und Wasser. Das Wetter draußen gemischtwolkig, windig und kühl.

2 von 12 : Vor meinem Ausflug nach London war noch Zeit für eine Kraft-Einheit Yoga-Gymnastik.

3 von 12: Ich spazierte zum Brightoner Bahnhof (Herr Kaltmamsell blieb in Brighton), kaufte mir am Automaten ein Daytime Off-Peak Return-Ticket nach London Bridge von Thameslink (mit £21,40 eine wirklich günstige Fahrt, die Herr Kaltmamsell für den Freitag zuvor gefunden hatte). Die Verbindung fährt mindestens alle halbe Stunde. Englisches Bahnhofs-System: Auf den Anzeigetafeln mit allen Zwischenhalten steht erst kurz vor Abfahrt das Gleis, dann passiert man mit dem Magnetstreifen-Ticket die Schranke zum Bahnsteigbereich (wegen Magnetstreifen keine durchgehende Online-Buchung).

Ereignislose und nur leicht verspätete Fahrt nach London Bridge. Ich sah viel aus dem Fenster und genoss den Ausblick auf englische Landschaft.

4 von 12: Unweit des Bahnhofs London Bridge befindet sich gegenüber von Borough Market Neal’s Yard Dairy. Der Market besteht mittlerweile nahezu ausschließlich aus Fressständen, vor lauter Touristengruppen und anstehenden Schlangen (offensichtlich promoten Influencer*innen derzeit einen mit Paella, dort stand die längste Schlange mit sehr jungen Rucksackträger*innen) war schier kein Durchkommen.

Der Nebenraum von Neal’s Yard Dairy, in dem sonst die Kühlregale mit Milchprodukten standen, ist gerade Baustelle, ich ging von der Straße direkt in den Käse-Verkaufsraum. Mit übermenschlicher Anstrengung beschränkte ich mich beim Kauf auf fünf britische Käsesorten, Details erzähle ich bei Verzehr zurück daheim in München.

Wieder schob ich mich durch die Touristenmassen in Borough Market, um auf die Brücke über die Themse und zur Tube Station Monument zu kommen. Kurz davor holte ich mir Mittagscappuccino bei einem Costa, an den kleinen Speciality-Kaffeeläden zuvor auf dem Weg waren mir die Schlangen zu lang gewesen.

Und dann kaufte ich mir doch einfach ein ein U-Bahn-Ticket am Automaten: Die Version, einfach meine Kreditkarte jeweils an den Eingang und später an den Ausgang zu halten, damit mir am Ende des Tages der günstigste Tarif summiert würde, traute ich mich nicht – ich hätte ja dann unterwegs kein Ticket vorzuweisen gehabt!

Von der Zielstation South Kensington war ein unterirdischer Gang mit “Museums” ausgeschildert, dem folgte ich – und kam so über die Kellereingang ins Victoria and Albert Museum. Dort setzte ich mich erstmal mit dem Lageplan auf eine Bank, orientierte mich und frühstückte zwei Eiweißriegel.

Zunächst tat ich mir schwer, den roten Faden des Museums zu finden.

5 von 12: Ich begann mit den Räumen zu Design des 20. Jahrhunderts: Das Aussehen der (Alltags-)Exponate wurde vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen erklärt.

6 von 12 und 7 von 12: Immer wieder beschildert, erkärt und einen Blick wert war das Museumsgebäude selbst.

Ich geriet in die Gilbert Collection mit Kostbarkeiten aus mehreren Jahrhunderten, zum Teil wurde auf Bildschirmen deren Herstellung erklärt.

Auch durch die Räume mit sakraler Kunst streifte ich, von Tora-Rimonim über Monstranzen bis Buntglasfenster (unter der riesigen Vielfalt von Letzteren nichts, was auch nur ansatzweise den Lieblings-Buntglasfenstern meiner Kindheits-Pfarreikirche St. Pius ähnelte).

8 von 12: Wirklich hängen blieb ich immer an zeitgenössischen künstlerischen Interpretationen der Themen, hier zum Beispiel sakrale Glaskunst mit Fisch-Motiv.

9 von 12: Einen Schlüssel zu den Zielen des Victoria and Albert Museums lieferte mir dann endlich die Information zu den Repliken-Sälen – das V&A wurde als South Kensington Museum gegründet, das die Bürger Londons bilden sollte, “to educate designers, manufacturers and the public in art and design”.

10 von 12: In einem der Ausstellungsräume mit Glaskunst. Ich hatte gerade die Räume mit Juwelen aus mehreren Jahrtausenden gesehen, hier lag der Schwerpunkt auf Materialien und Herstellungsweisen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen. Jetzt war ich von der Masse an Exponaten endgültig überfordert. Aber: Wo Spiegelwand, da Selfie.

11 von 12: Hier und in den schier endlosen Glasschränken mit Keramik wurde mir klar, was das Museum auch ist, nämlich Forschungsstätte. Die Art der Präsentation (vergleichbar mit Schmetterlingswänden in alten naturhistorischen Museen) ermöglicht den Zugang zu viel mehr Objekten als es die kuratierte Präsentation einer kleinen Auswahl nach Themen täte. So können Fachleute die Originale selbst betrachten und vergleichen, müssen kein Personal um Raussuchen aus dem Magazin bemühen. Um den Preis, dass Laien wie ich erschlagen werden.

12 von 12: Nach ein wenig weiterem Schlendern und insgesamt zweieinhalb Stunden Museum machte ich Schluss, kaufte nur noch ein paar Karten im wundervollen Museumsshop. Einen schnellen Weg zum U-Bahnhof wies mir eine herumstehende Dame mit Museumsabzeichen, die meinen suchenden Blick aufgefangen hatte – so wie mir eine ihrer Kolleginnen vorher ungefragt einen Tipp gegeben hatte, wo ich meine eben ausgetrunkene Wasserflasche auffüllen könne, “we all fill our bottles there”. Herzerwärmende kindness of strangers.

Rückfahrt mit U-Bahn und Zug nach Brighton. Ich hatte die Temperatur überschätzt und fror in meinem Sommerkleidchen, am meisten im Zug, der auch noch Klimaanlagen-gekühlt war.

Zurück in der Ferienwohnung packten wir die Koffer zum größten Teil, gingen für ein indisches Abendessen hinaus nach Hove. Auch in diesem Restaurant litt der Genuss darunter, dass Herr Kaltmamsell mittlerweile selbst so gut und ausgefeilt indisch kocht, aber wir wurden mit Samosas, Butter Chicken und einem milden Lammcurry angenehm satt. Nachtisch zurück in der Wohnung Süßigkeiten.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 12. Juli 2023 – Brighton 9 mit #12von12 inklusive London“

  1. TomInMuc oder Tomate meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  2. Croco meint:

    Vielen Dank für den Ausflug nach London. Und an die nochmalige Erinnerung an die wunderbaren Glasfenster in Sankt Pius. Ich kann mich erinnern, dass man damals in den Siebzigern die Glasfenster meiner Heimatkirche extra in einer Glaserei in Chartres hat herstellen lassen.

  3. Hauptschulblues meint:

    Neil’s Yard hat sich seit Mitte der 80er Jahre sehr zu seinen Ungunsten verändert, auch die Petticoat Lane vom Schnäppchenflohmarkt in Richtung Kommerz.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Oh, was gibt und gab es denn in Neil‘s Yard, Hauptschulblues? Ich kenne nur den einen Laden.

  5. lihabiboun meint:

    Ha ha ha … ” dass Herr Kaltmamsell mittlerweile selbst so gut und ausgefeilt indisch kocht” … überall dasselbe. Mein Mann sagt immer “wenn man nicht alles selber macht” ….
    Danke für den Londonausflug und gutes Wieder-Ankommen in München. Wir haben es kühl für Sie bestellt. :-)

  6. Julianastraat meint:

    Bei Kontrolle kann man die Kreditkarte mit der man bezahlt hat einfach an einen Reader des Kontrolleurs halten. Funktioniert alles top (ich bin ein grosser Fan der Tube in London ;)).

  7. Croco meint:

    Nochmal ich.
    Die Fenster haben mich nicht in Ruhe gelassen.
    Der Künstler Max Wendl hat wohl diese Betonglastechnik
    selbst entwickelt.
    Jetzt hab ich grosse Lust mir all seine Kirchen anzuschauen.

  8. Hauptschulblues meint:

    Es war nicht nur ein Laden, sondern ein großer Hof, verschiedentlich genutzt. Neil`s Yard war für uns damals der erste Platz, an dem es “organic food and products” gab. Zudem war der ganze Yard, sagen wir, “alternativ” angehaucht. Mensch beiderlei Geschlechts in Latzhosen, langhaarig, die Frauen ohne BHs (darf man das sagen?). Überall rankten Blumen und Pflanzen die Wände entlang und hoch.
    Wir haben heute noch Gläser vom Yard mit der originalen Aufschrift.

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