Journal Donnerstag, 10. August 2023 – BARBIIIIIIIEEEEE!
Freitag, 11. August 2023 um 8:48Ich war seit Längerem mit einer sehr weltläufigen Internet-Bekanntschaft, die es vor ein paar Monaten beruflich nach München verschlagen hat, und mit Herrn Kaltmamsell zum Barbie-Gucken verabredet und hatte für gestern Abend Tickets im Cinema besorgt. (Wegen dieser Verspätung hatte ich bislang auch noch keine Rezensionen oder Analysen des Films gelesen, wollte ihn möglichst wenig vorbelastet sehen.)
Der so lange vorbefreute Film erwies sich als gemischtes Erlebnis.
Einerseits:
Ich amüsierte mich die knapp zwei Stunden lang, hatte viel Spaß und Vergnügen, lachte mehrfach laut.
Die Schauspieler*innen waren sensationell, angefangen mit Margot Robbie und Ryan Gosling, auch America Ferrera, und Kate McKinnon bringt mich ja schon durch schiere Anwesenheit in einem Film zum erfreuten Quietschen.
Bühnenbild, Maske und Kostüme erwiesen sich als mindestens so großartig wie erhofft, die Texte enthielten einige wirklich gute Pointen.
Andererseits:
Ausgerechnet das Drehbuch von Greta Gerwig empfand ich als mangelhaft. Es schien mir unentschlossen, welche Geschichte es eigentlich erzählen wollte, erklärte mir seine Anliegen (Pink-Washing im Kapitalismus vs. wirklichem Kampf für Frauenrechte / irreale Ansprüche an Frauen / Patriarchat als Seuche / finde dich selbst im traditionellen US-amerikanischen Sinn) zu explizit und ein paar mal zu oft. Die Handlung, die sich anfänglich abzeichnete, wurde schnell aufgegeben, statt dessen kippte der Film in eine Nummernrevue (was nicht schlecht sein muss!), in der für meinen Geschmack Ken zu viel vorkam, die Managerbrigade von Mattel nach dem ersten Lacher komplett überflüssig war. Und gegen die vielen besinnlichen Vorträge am Schluss bin ich eh allergisch.
Zusammengefasst: Ich wünschte, der Film wäre eine konsequente Nummernrevue gewesen und hätte seine ideologischen Anklänge charmanter indirekt durchscheinen lassen.
(Bin schon sehr gespannt auf all die Rezensionen, die ich zum Hinterherlesen abgespeichert habe.)
§
Der restliche Tag:
Wieder nach Aufwachen vor fünf nochmal tief eingeschlafen, Weckerklingeln als unangenehme Störung empfunden.
Nachts hatte es nochmal geregnet, doch schon auf dem Marsch in die Arbeit glaubte ich das Wärmerwerden der Luft zu spüren.
Die Büros um meines waren gestern wieder überraschen gut gefüllt. Bei mir war es aber so ruhig, dass ich sogar die Posten auf meiner Jobliste anpackte, die ich seit Monaten von Liste zu Liste übertrage.
Mittags lief ich auf den Markt am Georg-Freundorfer-Platz (wirklich im Schweinsgalopp, Bauarbeiten am Bürohaus zwangen mich zu einem Umweg), kaufte im Sonnenschein an einem Gärtnerei-Standl Tomaten, neue Äpfel und Mirabellen. Mittagessen zurück am Schreibtisch: Pumpernickel mit Butter, Nektarinen.
Nachmittags stieg mir hin und wieder der Duft meines aktuellen Parfums (Aesop Eidesis) in die Nase und erfreute mich: Es riecht ungewöhnlich stabil, verändert sich nach dem Auftragen nicht.
Aktueller und bislang stärkster Motivator, meine Tagespläne darauf abzustellen, dass Yoga reinpasst (was ich bislang nicht sehr gemacht habe – wenn’s nicht klappte, dann halt nicht): Zufällig habe ich diese Wiederholung von Adrienes 30-Tage-Programm Move an einem ersten des Monats gestartet, seither stimmen Datum und Nummer der Folge überein, ich muss nie nachdenken oder gegenchecken, welche drankommt. Das gefällt mir. Doch diese Harmonie bleibt nur erhalten, wenn ich jeden Tag eine Folge turne.
Pünktlicher Feierabend, denn es gab ja Abendpläne – vor denen ich, siehe oben, noch eine Folge Yoga-Gymnastik unterbringen wollte. Das klappte auch, gegen Magenknurren aß ich einen Eiweißriegel und eine Hand voll Mirabellen. Dann nahmen wir eine U-Bahn zum Cinema und guckten mit der Internet-Bekanntschaft (der Herr hatte es sogar in ein blassrosa Outfit geschafft) Barbie.
Wir hatten alle drei noch nicht zu Abend gegessen, spazierten also nach Filmgucken rüber in den Löwnbräukeller (zum Draußensitzen im Biergarten war es mir zu frisch). Ich bestellte zu meinem alkoholfreien Weißbier Kalbskopfsülze mit Bratkartoffel, Letztere sehr gut, die Sülze allerdings stark unterwürzt. Diskussionen über den eben gesehenen und andere bunte Filme, Abenteuergeschichten aus des Neu-Münchners Weltläufigkeit.
§
Wie Leute arbeiten, die an echten historischen Sanskrithandschriften forschen.
“Routine (Beijing)”.
(Blogs sind toll.)
3 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 10. August 2023 – BARBIIIIIIIEEEEE!“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
11. August 2023 um 19:16
passt hier zwar thematisch nicht, aber ich finde gerade den zugehörigen post nicht mehr. falls noch wer auf der suche nach einer bestellmöglichkeit für englischen wein nach deutschland war: hier gibt es eine: https://theenglishvine.co.uk/pages/delivery-info (noch nicht getestet, habe es aber fest vor).
lg
poupou
12. August 2023 um 9:59
Sie bringen meine eigenen Empfindungen zum Barbie-Film mal wieder gebau auf den Punkt. Wir haben ihn uns gestern Abend angeschaut. Insbesondere mit der doch sehr plakativen Kritik am Patriarchat hatte ich auch so meine Probleme.
12. August 2023 um 16:14
Liebe Kaltmamsell,
vielen Dank für Ihre Kritik, auf die ich sehr gewartet habe, weil ich Ihre Filmkritiken immer so schätze. Auch mir ist es so gegangen wie ihnen, es gab tolle Szenen, viel zu lachen, viel energisches Kopfnicken. Ab der Hälfte ging ich leider irgendwie verloren und fragte mich mehrfach, wo der Handlungsfaden des Films, den ich zu Anfang gesehen habe, eigentlich war. Und die bedeutungsschwangere Unterhaltung von Barbie mit ihrer Erfinderin unter Einflechtung des Mutter-Thochter-Themas war mir dann ziemlich dick aufgetragen. Aber ich freue mich sehr mit den Macher*innen des Films über ihren Erfolg!
Das Beobachten des Filmpublikums fand ich fast so interessant wie den Film. Sehr viele Jugendcliquen um die 15/16 und ich fragte mich, welchen Film die erwarteten zu sehen. Offenbar waren sie sich am Ende selbst nicht ganz sicher, ich hörte einen Jungen zu seinem Kumpel sagen “ich hab den Film immernoch nicht verstanden”. Vielleicht wachsen diese jungen Leute in einer Welt auf in der das Thema Patriarchat mal nicht so präsent sein wird? Ich hoffe einfach mal…