Journal Montag, 25. September 2023 – Zwischen den Oktoberfestfluchten

Dienstag, 26. September 2023 um 7:43

Recht gute Nacht. Ich stand früh mit Herrn Kaltmamsell auf, um uns vor seinem Abschied in die Arbeit Milchkaffee zu machen. Draußen wurde es hell zu einem wolkenlos sonnigen Tag.

Ich machte mich früh fertig zum Aufbruch, weil der Putzmann sich für früher als sonst am Montag angekündigt hatte – die Kunden, bei denen er am Montag vor uns putzt, fliehen das Oktoberfest gesamt. Er kam dann allerdings noch früher als erwartet, ich hatte Gelegenheit zu einem Plausch, verließ das Haus kurz nach neun.

Mein Ziel war das Dantebad, ich nahm die U-Bahn. Unterwegs rief mich jemand auf dem Handy an, ich ging ganz erwachsen und normal ran: Der Wahlvorsteher des Wahllokals, in dem ich bei der Landtagswahl am 8. Oktober helfen werde, meldete sich zur Absprache. Ich verließ die U-Bahn am nächsten Halt, um halbwegs in Ruhe telefonieren zu können. Als ich auflegte (sagt man das noch? oder was stattdessen?), wandte sich eine Frau an mich, die mich das ganze Telefonat über angeschaut hatte: Sie bat um Hilfe, denn sie hatte ihre Tasche auf einer Bank in diesem U-Bahnhof vergessen, war nach einer Station Fahrt mit der U-Bahn umgekehrt – doch da war diese Tasche mit Handy, Geldbeutel, Wohnungsschlüssel schon weg.

Ich rief für sie beim Fundbüro der Münchner Verkehrgesellschaft an, und als ich endlich aus der Warteschlange durchkam, konnte man ihr nur raten, sich bei der Polizei zu melden und den Verlust anzugeben: Dieses Fundbüro ist nur zuständig für Gegenstände, die in den Fahrzeugen selbst gefunden werden. Also und wegen weiterer Details, die mir die Taschenverliererin berichtete, recherchierte ich und beschrieb der Frau den Weg zur nächsten Polizeistation, schickte sie mit vielen Mitgefühlsbekundungen in die entsprechende Richtung (nur ein Halt weit mit der U-Bahn).

Welche Aufregung, und auf der weiteren Fahrt haderte ich dann mit dem schlechten Gewissen, ob ich die Frau nicht hätte begleiten sollen – sie war ziemlich durch den Wind und sprach nicht gut Deutsch. (Doch die Polizeistation war leicht zu finden, und ich konnte doch wirklich nichts weiter beisteuern?)

Bis ich im (winterbetrieblich sehr warmen) Wasser des Dantebads war, hatte ich den Vorfall genug verdrängt, um mich zu beruhigen. Es wurde ein herrlicher Schwumm meiner gewohnten 3.000 Meter auf mal kaum, mal wenig besetzer Bahn in durchgehendem Sonnenschein. Als ich das Bad verließ, war es noch nicht mal zwölf.

Seit vielen Jahren fahren ich mit der Tram (derzeit Linie 16) und meist zum Isarlauf an einem kleinen Frauenbekleidungsladen in der Thierschstraße vorbei, Nähe Isartor, und fast jedes Mal denke ich beim Blick auf die Schaufensterauslage: “Das sind aber schöne Sachen!” Nachdem ich gestern so früh mit meinem Sportprogramm durch war, dass Frühstücksappetit noch weit entfernt lag, fuhr ich endlich mal hin.

Ich sichtete das gesamte Sortiment, ließ mich zu einem Rock und einem Kleid beraten, die mir besonders gefielen, probierte – und verließ den Laden mit drei besonders erfreulichen neuen Stücken für Herbst und Winter. (Ich setze darauf, dass mit öffentlichen Geldern finanzierte Büros heuer besser geheizt werden dürfen als im Frier-Winter 2022/2023 und meine Bürokleidung nicht wieder in erster Linie wärmen muss.)

Durch herrliche und mittlerweile auch wärmende Sonne spazierte ich zum Viktualienmarkt, kaufte unterwegs Frühstückssemmeln – und erlebte den bislang rätselhaftesten Einsatz künstlichen Raumdufts: In einer Bäckerei. Beim Betreten roch es nicht nach Brot und Gebäck, sondern durchdringend nach Zimmerparfum.

Auf dem Viktualienmarkt ließ ich mir seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder frisch gemachten Saft einschenken. Ich hatte an meinen Liebling Karotte-Apfel-Rote Bete gedacht, doch beim Anstehen fiel mein Blick auf diesen Krug.

Spinat-Avocado-Gurke-Limette-Orange. Abgefahren, das probierte ich. (Hmja, schmeckte eigentlich nur nach Limette und Orange.)

Frühstück daheim kurz nach zwei mit Semmeln.

Verbummelter Nachmittag mit Lesen (Zeitung, Internet, Roman) auf dem Balkon und dem Sofa, einer Runde Yoga-Gymnastik.

Auch wenn aus dem Ernteanteil noch Zucchini übrig waren, konnte ich Herrn Kaltmamsell zu Auswärtsessen überreden: Wir gingen ums Eck zu Servus Habibi und aßen Mezze kalt und warm.

Daheim noch Schokolade zum Nachtisch.

Für die fünf Tage Berlinurlaub galt es Kleidungsentscheidungen zu treffen (Wetter, Ausgehen, Familienfeier – evtl. kalte Wohnung!) – hach, wie herrlich einfach war da das Packen fürs Wandern.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Montag, 25. September 2023 – Zwischen den Oktoberfestfluchten“

  1. Claudia meint:

    Oh, bitte die Kleidungstücke zeigen, und darf ich fragen was bitte “Zimmerdurft” mient?

  2. FrauC meint:

    Hilfe, Raumduft in der Bäckerei! Warum nicht umgekehrt die Duftnote “frisches Brot” für Duftspender?

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ich weiß auch nicht, was “Zimmerdurft” ist, Claudia.

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