Archiv für Dezember 2023

Journal Mittwoch, 20. Dezember 2023 – Weihnachtsfernes “Erst Mittwoch?!”

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Mit einer 2 am Beginn des Datums fühlten sich Dezember sonst immer schwer weihnachtlich an, das stellte sich in diesem Jahr nicht ein. Weil mitten in einer elend langen Arbeitswoche (erst Mittwoch?!).

Als ich nach dem Aufstehen das Schlafzimmerfenster von Kipp zum Lüften ganz öffnete, war es draußen noch trocken. Doch schon als ich mich zu Milchkaffee setzte, tropfte und rauschte der Regen. Beim Verlassen des Hauses rannte eine winzige, kugelige Maus vor mir in eine Hecke – wenn dieser Lächel-Reflex nicht mehr funktioniert, muss ich stationär.

Meine Wetter-App zeigte hartnäckig “Dunst” an, ich ging in energischem Regen unterm Schirm in die Arbeit. Dort verbrachte ich die erste halbe Stunde mit Hardware-Problemen; bevor ich mich an den IT-Service wende, möchte ich ja immer alles selbst ausprobiert haben, was mir irgendwie einfällt. Ich hatte nach Überprüfung aller Stecker, mehrfachen Neustarts und Versuchen mit Kolleginnen-Hardware schon begonnen, das Ticket zu schreiben – als nach Aus- und Einstecken eines weiteren Steckers dann doch alles funktionierte.

Kurzgetakteter Vormittag. Wetter weiter sehr ungemütlich, raus ging ich nur auf einen Mittagscappuccino zu Nachbars.

Derzeit habe ich wieder Appetitprobleme. Aber als ich mich spät zum Mittagessen überredete, schmeckte es ja doch: Reste Rote Bete mit Linsen, Äpfelchen, Clementinchen.

Nachmittags legte ich eine erstaunliche Produktivität hin, wurde gelobt, habe jetzt zudem Aussicht auf eine neue Chefin ab April.

Bei Feierabend war es immer noch erst Mittwoch. Ich ging auf direkten Weg nach Hause, brauchte gerade keinen Schirm.

Zum Abendessen war ich aushäusig verabredet, vorher nahm ich mir noch Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik. Wir trafen uns in der Goldmarie. Ich hatte ja einmal im Sommer dort draußen gegessen, diesmal saßen wir im schönen, historisch aussehenden Gastraum, der sanft und schlicht renoviert worden war.

Die Freundin erzählte vom Forschen in Venedig, wir tauschten Familien- und Berufsinformationen aus. Und aßen: Ein wenig sehr gutes Weißbrot mit Kürbiskernbutter, als Vorspeise hatte ich gebratene Puntarelle mit Pinienkernen und Mozzarella, als Hauptgericht Saibling mit Mangold und Kartoffelstampf – schmeckte alles ausgezeichnet. Auf den Wein dazu hatte ich mich den ganzen Tag gefreut: Rosi Schuster Gemischter Satz Aus den Dörfern, Burgenland – den hatte ich bei meinem ersten Besuch entdeckt und sehr gemocht.

Nicht zu spät spazierte ich durch angenehme Nachtluft mit wenig Tröpfeln nach Hause.

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Gestern gelernt: Man muss einen Umzug auch im selben Haus mit gleichbleibender Adresse im Einwohnermeldeamt melden. (Sie erinnern sich an die Anfrage des Bürgerbüros?)

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Statt vier Microblogging-Plattformen zu bedienen (so viele “Da! Guck mal!”-Momente habe nicht mal ich), breite ich mich weiterhin nur auf Mastodon aus und habe in meinem Profil bei den anderen (X, Bluesky, Threads) lediglich hinterlegt: “(mehr Posts auf https://fnordon.de/@kaltmamsell)”. Das halte ich für fair. Übrigens habe ich gerade zwei Invite Codes für Bluesky, melden Sie sich einfach bei Interesse.

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Jetzt aber mit Gewalt weihnachtlich.

via @kid37

Journal Dienstag, 19. Dezember 2023 – Ertragene und gemiedene Geselligkeiten

Mittwoch, 20. Dezember 2023

Nahezu durchgeschlafen, ich wachte erst um fünf zum Klogang auf. Und schlief dann bis zum Weckerklingeln nochmal ein.

Jetzt leuchtet er endlich, der Stern oben im Turm von St. Matthäus.

In die Arbeit fuhr ich unter wolkenlosem Himmel mit dem Rad: Ich hatte vor zehn Tagen nochmal einen Anlauf unternommen, online einen der als frei angebotenen Termine für die dritte FSME-Impfung in der Hightech-Hausarztpraxenkette nach Feierabend zu buchen – der keine 24 Stunden nach Onlinebuchung (da kann mir niemand mit Akutpatienten und Personalausfall durch Krankheit als Erklärung kommen) auf gestern Mittag verlegt worden war. Diesmal hatte ich mit einer E-Mail mit Betreff “Beschwerde” reagiert und mich beschwert, doch nach einer wirklich glaubhaft entschuldigenden Antwort hattte ich ein schlechtes Gewissen wegen meiner Ungeduld.

Um 8:35 Uhr klingelte gestern mein Handy: Die Praxis sagte den Termin ab, ob es auch am Donnerstag ginge. Fortschritt: Ich hatte diesmal nicht kommentarlos einen geänderten Termin zugeschickt bekommen. Immer noch Missstand: Ich komme einfach nicht zu diesem allerletzten Kontakt mit der Hausarztkette (hatte geplant, bei dieser Gelegenheit auch Rezepte für meine beiden chronischen Medikamente zu holen und mir dadurch mindestens ein halbes Jahr Zeit für die Suche nach einer Nachfolge-Praxis zu verschaffen). Nächster Terminversuch in der ersten Januarwoche, da habe ich noch frei, meine Hoffnungen sind überschaubar. Und ich war eine Weile durch empörtes Schnauben von der Arbeit abgelenkt.1

Anstrengender Arbeitsvormittag, ich musste Dinge weiterbringen, zu denen mich niemand drängt, für die sonst niemand verantwortlich ist, die nicht so richtig Spaß machen, für die ich andere brauche (die ich zum Teil noch nicht mal gefunden habe), die noch nicht brennen – die der Abteilung aber mittelfristig ungeheuer um die Ohren fliegen, wenn ich sie nicht vor Weihnachten halbwegs abstimmungsreif abgeschlossen habe. Gleichzeitg schüttle ich den Kopf darüber, dass ich mich so anstelle. (Um mit der großen novemberregen zu sprechen: “Entschuldigung, ich bin beim Schreiben kurz eingeschlafen, weil mich diese Kryptik langweilt.”)

Außerdem Menschliches, das verhinderte, dass ich über Mittag auch ohne Arzttermin raus in die Sonne gekommen wäre – nicht nur zeitlich, sondern auch energetisch: Von zu vielen runtergeschluckten, weil komplett unangebrachten Widerworten bekomme ich Kopfweh. Ich sag doch, dass ich Geselligkeiten nicht vor allem wegen der anderen Menschen meide, sondern weil ich mich dabei nicht ertrage.

Am späteren Mittag dann doch genug Appetit, die mitgenommenen Avocados und die Scheibe selbstgebackenes Brot zu essen.

Ab nachmittags im Innenhof Weihnachtsfeier des Standorts, ich freute mich für die Feiermöger, schon auch über die fröhliche Geräuschkulisse im Gebäude, als so viele gleichzeitig nach draußen zogen.

Bei mir am Schreibtisch reichlich Emsigkeit, es wurde eher spät.

Mit dem Radl (grrrr!) zu ein paar Einkäufen; ich radelte die Autoverkehr-verstopfte Schwanthalerstraße runter, beobachtete waghalsige Manöver anderer Radler um die bis zu dreispurigen Autos herum. Mir wurde bewusst, wie viel weniger ich mich mit anderen Verkehrsteilnehmenden auseinandersetzen muss, wenn ich zu Fuß unterwegs bin: Solange ich mich an grundlegende Verkehrsregeln halte wie die, nur bei Grün über Straßen zu gehen, kann ich fast durchgehend meinen Gedanken nachhängen und gelassen interessiert rumgucken.

Daheim Yoga-Gymnastik (mal wieder Mady Morrison), zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell aus dem Ernteanteil-Kürbis das wunderbare Curry aus Immer schon vegan von Katharina Seiser zubereitet, dazu statt Roti Naanbrot.

Früh ins Bett zum Lesen von Alan Rickmanns Tagebuch. Das Buch hat viele Fußnoten (Rickman erwähnt ja ständig irgendwelche erklärungsbedürftigen Namen), und diese überzeugen mich davon, dass E-Books auch weiterhin von der Print-Industrie produziert werden, die damit jeden und jede vom E-Book-Lesen abbringen will. Ein Klicken/Tipper auf die Fußnotenziffer führt nämlich keineswegs zur Fußnote, sondern im besten Fall auf irgendeine Seite in der Nähe. Ebenso ungefähr ist der Sprung beim Tipper zurück. Dabei kann selbst mein low-tech Blog Fußnoten, die sich beim Mouse-over in einem kleinen Kästchen auf der Seite als Overlay öffnen – erzählt mir nicht, das sei bei E-Books zu aufwändig.

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Sessellift-Volkssingen – was für eine wundervolle Idee!
via @cucinaaufreisen

  1. Sehen Sie: Wie unglaublich praktisch so ein Blog ist! Könnte ich mich nicht hier aufregen, müsste ich mir jemanden in meiner Atemluft-Umgebung suchen, sie mit diesen Nichtigkeiten belästigen, sie aufhalten, ihnen vielleicht die Laune eintrüben. Sie hier wiederum sind freiwillig hergekommen, und wenn Sie das Thema nicht interessiert, lesen Sie es einfach nicht. []

Journal Montag, 18. Dezember 2023 – Sonnenschein und Lektüren

Dienstag, 19. Dezember 2023

Die Tageshelle verschiebt sich derzeit, morgens auf meinem Marsch in die Arbeit war der wolkenlose Himmel von der aufgehenden Sonne unterm Horizont bereits überraschend beleuchtet. Ich sah die Krähenschwärme über und auf der Theresienwiese deutlich: Rabenkrähen, keine Saatkrähen (bin ich in diesem Winter noch fast gar nicht begegnet), die weiterhin ungewohnte Laute von sich geben, unter anderem ein schnarrendes Gurren.

Emsiger Montagvormittag inklusive Besprechungen. Das Draußen weiter wolkenlos und sonnig, ich wollte mittags dringend raus. Tat ich dann auch, erst zum Briefkasten (die liebe Familie auf dem kastilischen Dorf bekommt Fotoabzüge und eine Weihnachtskarte), dann zu einem Cappuccino. In die lange Schlange am Café Colombo wollte ich mich nicht einreihen, ich marschierte weiter zum Stray. Guter Cappuccino.

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Selbstgebackenes Brot, Clementinen.

Eher später Feierabend, die klare Winterluft draußen roch herrlich. Einkäufe bei Drogeriemarkt und im Vollcorner.

Daheim Häuslichkeiten. Für meine Yoga-Gymnastikrunde griff ich eine alte Empfehlung hier aus den Kommentaren auf und turnte eine halbe Stunde zackiges Yang Yoga – mir wurde ordentlich warm.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Roten Bete aus Ernteanteil als Linsen(YAY!)gericht, schmeckte. Nachtisch Weihnachtsplätzchen.

Abendunterhaltung John Olivers Last Week Tonight über Elon Musk – nichts Neues.

Früh ins Bett zum Lesen. Ich bin in Alan Rickmans Tagebüchern im Jahr 1996 angekommen, und es wird immer klarer, wie sehr er in Galaxy Quest als er selbst besetzt wurde. Das ahnten wir schon 1999, als der Film rauskam, Rickman macht sich auch durchaus über diese Seite an sich lustig. Ich bin schon ungeheuer gespannt, ob und was er über die Rolle notiert.

§

Ach, in dieses Wespennest habe ich schon lang nicht mehr gestochen, nicht dass es einstaubt: in den abgrundtiefen Blödsinn Homöopathie.
Martha Gill schreibt im Guardian über den Umstand, dass der englische König Charles einen Homöopathen beschäftigt:
“King Charles has appointed a homeopath. Why do the elite put their faith in snake oil?”

Dr Michael Dixon has championed such things as “thought field therapy”, “Christian healing” and an Indian herbal cure “ultra-diluted” with alcohol, which claims to kill breast cancer cells. Methods like these might be “unfashionable”, he once wrote in an article submitted to the Journal of the Royal Society of Medicine, but they should not be ignored.

Homeopaths are fond of calling their ideas “unfashionable”, as if by some inverse law of popularity this makes them more likely to be correct. But in fact homeopathy is surprisingly fashionable for all the good it doesn’t do.

(…)

Why is homeopathy so useless and yet still so prevalent? Part of the explanation must be that it has always found champions in elite circles. In the mid 19th century, dozens of homeopaths served as personal physicians to monarchs around the world – including in Britain, where the first royal homeopathic doctor was a son of the Duchess of Devonshire.

(…)

The royals are no longer the fashion influencers they once were. But another bunch of homeopath-advocating elites have risen to take their place: celebrities such as Helena Bonham Carter, David Beckham, Jude Law, Jennifer Aniston, Chris Martin and Cindy Crawford. They continue to spread the word.

But why? These are not people who want for education, and nor are those who follow their advice: the typical user of homeopathy is affluent and middle class. Why are kings, movie stars and the rich so susceptible to this snake oil?

Two factors, I think, are at play. The first is that elites tend to overestimate the value of their instincts. King Charles and Cindy Crawford spend their time surrounded by suck-ups. They are themselves exceptions to the rules that govern others. If a gut feeling leads them to “thought field therapy”, rather than modern medicine, they might be more inclined to believe it.

And the second is something first observed by Charles Percy Snow in his famous remarks about the “two cultures” in the west. Ignorance of literature and the arts will exclude you from “highly educated” circles, but it is perfectly acceptable to have no grasp of basic science – the second law of thermodynamics, for example, or how to define “acceleration”. Combine overconfidence and an ignorance of science and you get an aristocracy convinced that crushed bees and aconite are the answer to their problems.

Übersetzte Zusammenfassung von Gills Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet Eliten (früher Hochadel, heute Berühmtheiten aus Film, Musik, Social Media) die seit ihrer Erfindung belegbar nicht wirksame1 Homöopathie promoten? Zum einen weil diese Eliten dazu neigen, ihren Instinkt zu überschätzen (schließlich sind sie meist von Speichellecker*innen umgeben, die ihnen in allem recht geben). Zum anderen weil in unserer Gesellschaft das Fehlen einfachster naturwissenschaftlicher Kenntnisse nicht als Makel gilt.

§

Und dann fand ich gestern gleich noch das passende Gegenstück, wenn auch aus einem anderen Fachgebiet: Basisfakten zum Klimawandel, die in der Wissenschaft unumstritten sind (unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels in Deutschland).

Sechs Organisationen, darunter die Helmholtz-Klima-Initiative, haben daher ein Papier zu dem heute in der Klimaforschung unumstrittenen Wissen veröffentlicht – von seinen naturwissenschaftlichen Grundlagen, den Folgen in Deutschland und auf der ganzen Welt bis hin zu den in Paris vereinbarten Zielen.

Hier geht’s zur Website mit dem Download-Link:
“Was wir heute übers Klima wissen”.

Die vielfältigen Forschungen haben natürliche Ursachen für den aktuellen, sehr steilen Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung ausgeschlossen.
Er ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft nur durch die menschengemachte Verstärkung des Treibhauseffekts erklärbar.

(…)

Die Temperatur nahe der Erdoberfläche hat sich gegenüber der vorindustriellen Zeit im globalen Mittel bereits um über 1,1°C erhöht. Ein solches Temperaturniveau gab es laut den verfügbaren paläoklimatischen Daten noch nie während der vergangenen 2.000 Jahre und sehr wahrscheinlich auch nie während der gegenwärtigen Warmzeit (dem Holozän), die vor knapp 12.000 Jahren begann – also noch nie im Laufe der Geschichte des modernen Menschen.

  1. Ganz korrekt: belegbar nicht wirksamer als Placebos []

Journal Sonntag, 17. Dezember 2023 – Adventspaziergang durch die Zuloaga-Ausstellung

Montag, 18. Dezember 2023

Früh aufgewacht, das war praktisch: Ich wollte zwischen Bloggen und Eintreffen der Familie für den Adventspaziergang die Wohnung noch gästefreundlich machen.

Draußen wurde zum angekündigten Sonnentag hell. Kurz vor zehn klingelte die Krankheits-dezimierte Familie: nur Eltern und Bruder, alle aber mit noch ausklingenden Atemwegsinfekten, wir blieben lieber auf körperlicher Distanz (haben wir ja in der Hochphase der Corona-Pandemie gelernt).

Wir bummelten zusammen durch erwachende Christkindlmarktstände zur Hypo-Kunsthalle.

Unterwegs große Freude über die beharrlich existierende eine Spatzenkolonie der Münchner Innenstadt am Marienhof. (Wie die Berliner*innen sich immer wundern, dass ich bei ihnen so gerne die omnipräsenten Spatzen gucke.)

Ich hatte mein bisheriges Wissen über Ignacio Zuloaga und zum Ausstellungskonzept “Mythos Spanien” aus Führung und dem Ausstellungskatalog zusammengefasst und zwang die Familie, im Eingangsbereich mein Kurzreferat zur Einführung anzuhören. Dann gingen wir einzeln durch die thematisch gegliederten Räume.

Meine Mutter begegnet zum ersten Mal den Mujeres de Sepúlveda (die, wie ich jetzt weiß, vor über hundert Jahren schonmal in München ausgestellt wurden).

Diesmal hatte ich auch Zeit, im kleinen Vorführraum den Film über den Künstler anzusehen, eine spanische Produktion (deutsche und englische Untertitel), die auch seine Kehrtwende von sozialistischen Idealen zum Vorzeigemaler der Franco-Diktatur thematisiert. Unterdrücktes Hallo der Kaltmamsell-Familie, als der Film Orte in Kastilien zeigte, die wir sehr gut kennen, vor allem Sepúlveda.

Bei diesem zweiten Ausstellungsbesuch wurde mir die Doppelbödigkeit vieler Werke von Zuloaga klarer, die zwar Spanien-Klischees bedienen, aber oft bis ins Groteske verzerrt (die Schminke seiner Kusinen, die Fehl-Platzierung andalusischer Kleidung an den Rand eines baskischen Stierkampfs, ein scheinbar klassisches Kreuzigungsmotiv – doch der Gekreuzigte ist eine lebensgroße Holzfigur und die kastilische Landschaft im Hintergrund eine Studiowand).

Das Foyer bot Gelegenheit zu Albernheit (Foto: Bruder).

Vielleicht wird ja jedes Gesamtwerk eines Künstlers oder einer Künstlerin bei näherer Betrachtung bemerkenswert, und ich bin emotional viel zu involviert für eine belastbare Meinung. Doch mir scheint durchaus, dass Ignacio Zuloaga einen Ausstellungsbesuch wert ist, hier eine kleine Einführung des Kurators.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/VZnjfqEtpAc?si=U9QPotQ8oNQ-AVt7

Fürs Mittagessen hatte ich einen Tisch im Ratskeller reserviert. Wir wurden im gut besetzten Gastraum freundlich aufgenommen, es gab gutes Essen. Ich hatte auf der Speisekarte bereits eine Bratwurstplatte mit Sauerkraut und Kartoffelpü entdeckt, auf die hatte ich große Lust und aß sie zu einem alkoholfreien Weißbier.

Leider wurde meinem Vater unwohl. Er bestand dennoch auf dem geplanten Spaziergang, wir gingen zum Hofgarten, von dort übers Platzl zu uns nach Hause – meinem Vater war nach einem Schluck Wasser (gar nicht so einfach, an einem Dezembersonntag unterwegs zu finden) besser. Das herrliche Sonnenwetter war genau meine Kragenweite für Weihnachten, ich bin mir aber bewusst, dass ich damit zu einer Minderheit gehöre.

Bei meinen Eltern findet der anschließende Adventkaffee immer in wundervoll weihnachtlicher Dekoration statt, ich hatte zumindest weihnachtliche Tisch-Sets. Auf denen gab es Plätzchen, Stollen, Früchtebrot, dazu Glühwein, Tee, Espresso (ich brauchte nur ein paar Gläser Wasser). Zusammen schrieben wir Weihnachtskarten nach Kastilien.

Im letzten Tageslicht verabschiedete sich die Familie zurück nach Ingolstadt.

Ich räumte, las, turnte eine Folge Yoga-Gymnastik.

Für Abendessen hatte ich sogar wieder Appetit: Herr Kaltmamsell hatte die restliche riesige Sellerieknolle aus Ernteanteil zu Waldorf-Salat verarbeitet, davon aß ich. Herr Kaltmamsell nahm eine Scheibe selbstgebackenes Brot. Ich wiederum holte zum Nachtisch Orange und Plätzchen nach.

Kein Aufräumen der Wohnung nötig: Unsere Putzmänner kommen erst wieder im neuen Jahr nach Heilig Dreikönig.

Journal Samstag, 16. Dezember 2023 – Gut gefüllter Sonnensamstag

Sonntag, 17. Dezember 2023

Gut und lang geschlafen, das war schön.

Erst mal die nächsten Handgriffe Brotbacken, es sollte einen 7-Pfünder geben.

Gemütliches Bloggen mit Milchkaffee, Wasser, Tee, dazwischen kümmerte ich mich um das Brot. Das Holen aus dem Ofen überließ ich Herrn Kaltmamsell, sonst wäre es mir zu spät für meine Schwimmrunde geworden.

Das Wetter war trocken und mild, sogar mit blauen Flecken am Himmel, ich freute mich über eine Radlfahrt raus zum Olympiabad.

Jetzt besichtigte ich die Abholzungsarbeiten bei Tageslicht (hier nochmal der Vergleich): Die wunderschöne Hainbuche war kurz vorm Boden abgesägt worden, dabei hatte ich hier am Hinterhof nicht mal Schneebruch gesehen – anders als im Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Schwimmen im Olympiabad lief auf wenig frequentierten Becken hervorragend ab dem ersten Zug, ich genoss es von der ersten Bahn an – und wurde sofort misstrauisch: War das ein Stimmungshoch, aus dem ich spätestens auf den letzten tausend Metern stürzen würde? Doch ich freute mich bis zum letzten Meter, musste nur zweimal kurze Krampfversuche bekämpfen.

Auf der Tonspur bitte zum Grundrauschen vereinzeltes Sprungbrett-Dengeln vorstellen.

Heimfahrt über die Maxvorstadt, wo ich Espressobohnen, Semmeln, Lebensmittel einkaufte.

Ich kreuzte mal wieder den Stachus und fragte mich zum genauso vielten Mal, wie wohl eine Fuß- und Radlverkehr-freundliche Variante dieses siebten Mobilitäts-Höllenkreises aussähe.

Das Brot sah ganz hervorragend aus.

Frühstück um halb drei: Eine Semmel mit Avocado, eine mit Butter und Honig.

Es folgte das diesjährige große Weihnachtsbasteln, vulgo Geschenkeeinpacken, auf dem sonnenbeschienenen Wohnzimmerboden. Ich erinnerte mich an die Lehre aus den vergangenen beiden Jahren: Erst mal die einfachen Geschenke, zum Üben und Warmwerden, dann die mühsamen (instinktiv neige ich dazu, erst mal das Schlimmste hinter mich zu bringen). Letztere gab es nicht mal, ich kam ohne auch nur eine Spur von Verzweiflung durch.

Auf den Ohren hatte ich die Zulieferung einer bezaubernden Münchnerin: Die Weihnachtsgeschichten Der Engel mit der Pudelmütze von Ottfried Preußler, gelesen von ihm selbst.

Nach nicht mal anderthalb Stunden: Fertig! (Auch diesmal der Hinweis, dass alle meine Weihnachtsgeschenke selbstgebastelt sind. Weil handverpackt.)

So hatte ich Zeit für eine Runde Bügeln.

Telefonat mit meiner Mutter für letzte Absprachen: Am Sonntag ist der alljährliche Adventspaziergang mit Familie angesetzt, diesmal treffen wir uns (wegen Krankheitsausfällen auf fast die Hälfte dezimiert) in München, um gemeinsam in die Zuloaga-Ausstellung zu gehen, zu spazieren, im Ratskeller zu Mittag zu essen, bei uns daheim decken wir eine Adventskaffeetafel.

Diese jährliche Verabredung führte meine Mutter ein, als ich fast gleich nach der Schulzeit an Weihnachten gerne mal unterwegs war: Berufliche Termine, Auslandsreisen. Damit es dennoch ein Familientreffen gab, luden meine Eltern an einem Adventsonntag zu einem Spaziergang ein, Ziel ein Gasthaus für Mittagessen, der Ort wurde eigentlich immer erst bei Abfahrt bekannt gegeben. Das setzte sich fort, als auch mein Bruder das Elternhaus verließ, Familie gründete.

Jetzt bekam dieses Treffen eine weitere Funktion: Da seine Kinder mit der Geschichte vom Christkind, das die Geschenke bringt, groß wurden, mussten die Geschenke an Heilig Abend alle unterm Christbaum liegen, nachträgliche Übergaben ausgeschlossen. Und so wurde der Adventspaziergang der Termin für Geschenkeaustausch – und diese Deadline deutlich vor Weihnachten sorgte für entspannte Tage vor Heilig Abend.

Gestern hatte ich noch Lust auf Yoga und turnte eine weitere schöne Runde mit Jessica Richburg.

Herr Kaltmamsell (er hustet schon weniger) hatte den Nachmittag bei seinen Eltern verbracht – und kam mit einer Änderung der Abendessenspläne nach Hause. Statt dem Kürbis aus Ernteanteil bereitete er die mitgebrachten Entenlebern zu, mit Apfel und Reis.

Ich hatte davor Cosmopolitans gemixt, als Nachtisch gab es die von Schwiegers mitgebrachten Plätzchen.

Früh ins Bett zum Lesen, ich erfuhr unter anderem, warum Alan Rickman 1994 The Hudsucker Proxy und Forrest Gump schlecht fand (meine Güte, sind die Filme schon so lang her?) – aber Positives notierte er damals eigentlich eh nur über Theater-Inszenierungen und darin auftretende Schauspieler*innen.

Journal Freitag, 15. Dezember 2023 – Tageshelle überbewertet

Samstag, 16. Dezember 2023

Wieder so ein Datum, das ein leises Klingeln im Hinterkopf auslöst: Ist da was? War da was?

Der erkältete Herr Kaltmamsell griff zum Äußersten: Er meldete sich krank, das erste Mal seit seiner Corona-Erkrankung im Sommer 2021. Leider konnte ich nichts weiter tun, als zu viel Ruhe und Flüssigkeitsaufnahme zu raten, ein grippaler Infekt vulgo Schnupfen braucht halt seine Woche.

Fußmarsch in die Arbeit in Milde deutlich über Null. Ich begegnete zahlreichen Krähenschwärmen in verschiedener Größe – und bilde mir ein, dass diese Winterkrähen eine andere Sprache sprechen als die im Sommer vertrauten, vermutlich sind es Zugvögel aus dem Norden.

Der Tag gab sich gar nicht erst mit richtigem Hellwerden ab – für die paar Stunden?! Das Deckenlicht konnte ich im Büro nur zwischen 11 und 14 Uhr abschalten.

Mittagscappuccino bei Nachbars, Mittagessen Apfel, eingeweichtes Muesli mit Joghurt. Meine Mittagspause wurde unterbrochen von einem Querschuss, der mich ein paar Stunden Arbeit kostete (völlig ok).

Pünktlicher Feierabend. Ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz, Einkäufe im Hofbräuhausmühlenladen und im Supermarkt fürs Wochenende.

Daheim empfing mich Herr Kaltmamsell mit der Nachricht, dass der alljährliche Adventspaziergang mit Gesamtfamilie, dieses Jahr am morgigen 3. Advent, durch Krankheit dezimiert sein würde.

Häuslichkeiten, dann nahm ich mir doch die Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik: Bis zum nächsten 30-Tage-Programm von Adriene ab Januar (es heißt “Flow”, das verspricht Bewegung und nicht nur Schnaufen mit Besinnlichkeit) (wenn Sie Yoga genau wegen Schaufen und Besinnlichkeit schätzen: super!) turne ich mal wieder mit anderen Vorturnerinnen auf YouTube, gestern mit Jessica Richburg.

Wochenende! Nur Herr Kaltmamsell hatte Lust auf einen Cocktail, ich rührte ihm einen Negroni. Selbst schenkte ich mir gleich einen empfohlenen Weißwein ein: Einen Calalenta Pecorino Fantini 2022, autochthone Traube aus den Abruzzen, den es derezeit bei Aldi gibt. Schon nett, aber er schmeckte mir nicht so gut, dass ich nachkaufen werden, da mag ich andere Weißweine lieber.

Herr Kaltmamsell hatte den größten Teil einer riesigen Sellerieknolle aus Ernteanteil zum inzwischen Klassiker Sellerie-Lasagne verarbeitet, schmeckte wieder sehr gut. Nachtisch Schokolade.

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Die Shooting Stars der Zauberszene Siegfried & Joy machen Schule. Auf der ganzen Welt lassen Menschen nach ihrem Vorbild Dinge und andere Menschen verschwinden – viele sogar echte Tiere!

(Ich freue mich ja am meisten darüber, dass sie immer wieder echte Zaubertricks in ihren Blödeleien verstecken – die fast niemand mitkriegt, weil alle mit Lachen abgelenkt sind – zum Beispiel hier ganz am Ende.)

Journal Donnerstag, 14. Dezember 2023 – Weihnachtsgeschenkbesorgung abgeschlossen

Freitag, 15. Dezember 2023

Schon beim Heimkommen am Mittwochabend hatte ich gesehen: Die fällen die mächtige Lärche vor unserem Haus! Da der Innenhof davor aber noch voller Gerät und Menschen stand, besichtigte ich den Schauplatz erst gestern Morgen (aber auch das bei Dunkelheit, erst am Wochenende bin ich bei Tageslicht daheim): Nicht nur die Lärche ist dran, sondern offensichtlich auch die riesigen Eiben davor. Warum nur? (Ehrliche Frage.) Die ohnehin Grün-arme Großstadt München muss sich auf den Klimawandel einstellen, und die einzigen Bäume auf dem Grundstück des Hauses werden beseitigt?

Trübsinniger Marsch in die Arbeit unter dunkeltrübem Himmel.

Meine Kanne Kräutertee trank ich im Büro aus einer neuen Tasse (Urlaubs-Mitbringsel einer Kollegin), mal ein bisschen PEPP in den Arbeitsalltag gebracht!

Mittagscappuccino bei Nachbars, Mittagessen Apfel, hartgekochte Eier (mussten weg), Hüttenkäse.

Pünktlicher Feierabend für Erledigungen. Im Einkaufszentrum Forum Schwanthaler Höhe bekam ich weitere Weihnachtsgeschenke und Lebensmittel. Daheim packte ich nur kurz aus und ging nochmal auf eine Einkaufsrunde. Bei meiner Rückkehr konnte ich mit einem herzhaften “SO!” das Kapitel Weihnachtsgeschenke abschließen. Fehlt nur noch das Verpacken. “Nur”, hahaha.

Der arme Herr Kaltmamsell siechte weiter erkältet, er klang und sah erbärmlich aus (behauptete aber, es sei gar nicht so schlimm). Zum Abendessen hatte er bereits nachgereifte Crowdfarming-Avocados zu Guacamole verarbeitet, ich richtete sie mit einem Teller Käse an.

Robert Seethaler, Ein ganzes Leben ausgelesen. Veröffentlicht 2014 erzählt der kurze Roman die Lebensgeschichte eines Mannes in einem Alpendorf, gelebt durch den größten Teil des 20. Jahrhunderts, einfach und doch so selbstbestimmt, wie es die Umstände zulassen (unehelich geboren, im Krieg eingezogen, immer wieder Opfer von Naturkatastrophen), nichts Besonderes, dennoch so interessant wie viele einfache Leben, schlicht geschrieben, unaufgeregt und geradeaus aus seiner personalen Perspektive. Schon gut gemacht und erzählt, doch das “tiefe Berührtsein”, das die Rezensionen dominiert, hat mich nicht erfasst (muss ja auch nicht).

Im Bett die nächste Lektüre gestartet – eher zufällig ausgewählt, als ich meine Leseliste englischsprachiger Bücher mit dem Angebot “OverDrive” der englischprachigen E-Medien in der Münchner Stadtbibliothek abglich: Vorhanden und verfügbar war Alan Taylor (ed.), Madly, Deeply. The Alan Rickman Diaries.

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Aktuelles zur Mobilität in München, Artikel in der Süddeutschen:
“Münchner Stadtrat beschließt Trambahn durch den Englischen Garten”.

Lars Mentrup (SPD) erklärte, dass sich zentral wohnende Münchner künftig nicht mehr sicher sein könnten, ob es für ihr privates Auto überhaupt noch einen Stellplatz geben werde. Es sollen dort nur noch Menschen ein Auto besitzen, die es wirklich brauchten.

Sie werden ihn lynchen.
(Blogkommentare “Aber auf dem Land geht’s nunmal nicht ohne eigenes Auto” in 3, 2, 1…)

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*SEUFZ*
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https://www.threads.net/@kaltmamsell
Wirklich aktiv bin ich aber weiterhin nur auf Mastodon (https://fnordon.de/@kaltmamsell).