Archiv für Dezember 2023

Journal Mittwoch, 27. Dezember 2023 – Start Berlin-Urlaub mit Frühstück und Weinbar

Donnerstag, 28. Dezember 2023

Früh für den Zug aufgestanden, der kurz vor acht am Hauptbahnhof losfahren und uns in nicht mal vier Stunden nach Berlin bringen sollte. So rechtzeitig aufgebrochen, dass genug Zeit für Morgencappuccino am Bahnhof blieb.

Schon bei Eintreffen am Bahnsteig stabilisierte sich mein Weltbild, das nach vier pünktlichen RB-Fahrten und einer ICE-Verbindung, die auch zwei Monate nach Buchung noch existierte, gewackelt hatte: „Wegen verspäteter Bereitstellung“ 15 Minuten Verspätung. Daraus wurde eine 30 Minuten verspätete Abfahrt (Zuführer: „Die haben in München wieder nicht genügend Züge.“), zum Glück mit Gleiswechsel nur an den Bahnsteig gegenüber, aber die Wagenreihenfolge war innerhalb von zehn Minuten drei Mal geändert worden -> Slapstick!

Man muss die Deutsche Bahn einfach als riesigen Abenteuerspielplatz begreifen.

Der Tag vor den Fenstern des ICE war hell bis sonnig, auf den Wiesen und Feldern stand das Wasser, bereits bestehende Gewässer waren über alle möglichen Ufer getreten.

Mit 40 Minuten Verspätung trafen wir am Berliner Hauptbahnhof ein, auch davor Sonne – und Herr Kaltmamsell, den ich vor dem unerbittlichen Bleihimmel des Berliner Winters gewarnt hatte, glaubte mir mal wieder kein Wort. Der Weg zum Hotel war nicht weit vom Bahnhof Zoologischer Garten, zu meiner Überraschung war unser Zimmer bereits beziehbar.

Und zwar ein sehr schönes Zimmer.

Mein Hirn hatte bereits Pläne gemacht, ich schlug ein Frühstück um zwei im nahe gelegenen 24-Stunden-Frühstückslokal Benedict vor. Auch Herr Kaltmamsell hatte Lust darauf, und nach einer Warte-Spazierrunde von 20 Minuten bekamen wir auch einen Tisch (keine Reservierungen möglich).

Herr Kaltmamsell nahm Shakshuka und war sehr zufrieden damit, ich eine Kürbis-Frittata mit Salat (der weiße Blob links daneben war Sauerrahm mit Scharf und Tomate), ebenfalls sehr gut und vor allem mit den warmen Semmelchen aus der eigenen Bäckerei sehr reichlich. Und wir wurden freundlich und fürsorglich bedient (und auch nachmittags konsequent mit “Guten Morgen” gegrüßt, offensichtlich Anweisung).

Aus meinen Vorschlägen für den Nachmittag (ich hatte keine Präferenz) wählte Herr Kaltmamsell das nächst gelegene Ziel: KaDeWe, dort vor allem das Feinkoststockwerk. Der Weg dorthin war dann doch länger als geplant, weil wir ihn zweimal liefen: Ich stellte beim Betreten des Kaufhauses fest, dass ich meine Tasche (mit allem) im Benedict vergessen hatte. Erst im Gasthaus erschrak ich darüber, als der Restaurantchef nachsah und mit der Auskunft zurückkam, meine Tasche sei da nicht. Doch ich sprach die Bedienung, die bei uns abkassiert hatte, direkt an, und die hatte die Tasche gefunden und in Sicherheit gebracht.

Jetzt aber KaDe We – und es erwies sich die Wichtigkeit meiner Regel, nie satt einkaufen zu gehen: So satt, wie wir waren, verließen wir das Lebensmittel-Stockwerk ohne auch nur eine einzige Leckerei, es war nichts attraktiv genug.

Ausruhen im Hotelzimmer mit Lesen. Unsere fortdauernde Sattheit bestimmte auch das Abendprogramm: Statt das geplante Bistro steuerten wir eine Weinbar an, die aus berufenem Mund empfohlen worden war, die Freundschaft in der Mittelstraße.

Dort tranken wir Weine (einen Wiener Rosé, einen Beaujolais) und vesperten, Herr Kaltmamsell den Toast des Hauses, ich Brot mit Kürbisbutter und reichlich Beinschinken.

Journal Dienstag, 26. Dezember 2023 – 2. Weihnachtsfeiertag mit Familie andere Seite

Mittwoch, 27. Dezember 2023

Wie egal ein Wochentag über die Weihnachtsphase ist.

Vom Wecker aufgeweckt in der Hoffnung, vor die Tage ohne Sportmöglichkeite eine Laufrunde einzubauen. Das klappte dann auch: Ich war schnell mit Bloggen und Mastodon-Lektüre durch, das Wetter draußen trocken, hell und mild.

Und es wurde ein ganz wunderbarer Lauf. Durch den Alten Südfriedhof konnte ich immer noch nicht, doch so früh war es ab Wittelsbacherbrücke noch herrlich einsam, Boden und Luft lauffreundlich. Ich lief leicht, sah Vögelein.

Die 70 Minuten taten richtig gut.

Gestern nahmen wir einen pünktlichen Zug nach Ingolstadt: Dort Weihnachten feiern mit meiner Familie, alle rechtzeitig gesundet, außerdem reisten die lieben Schwiegers an.

Es gab Pilzcremesuppe, dann Hirschrücken mit Kürbis-Kartoffel-Stampf, Pastinaken, Roter Bete – ganz wunderbar.

Dazu ein richtig schöner Christbaum und, das Beste, vergnügliche Gespräche mit der Familie. Beim Nachtisch Zimttorte passte ich, auch wenn sie sehr gut aussah.

Wieder im Abendlicht fuhren wir zurück nach München – schon wieder pünktlich. Ich war bereits davor misstrauisch, denn unser vor zwei Monaten gebuchter ICE nach Berlin stand weiter als existent und ohne jegliche Einschränkungen im Fahrplan und auf den digitalen Tickets. Und jetzt vier Fahrten ohne die geringsten Probleme: Wovon versucht die Bahn da gerade abzulenken?

Daheim erste Pack-Handgriffe, eine Runde Yoga-Gymnastik, dann richtete ich Abendbrot an: Spanischer Crowdfarming-Käse, aus den letzten Crowdfarming-Avocados bereitete ich mit einer rosa Grapefruit einen Salat. Danach teilte ich mir mit Herrn Kaltmamsell die letzte Orangencreme, außerdem gab es reichlich Weihnachtsplätzchen.

Im Bett Alan Taylor (ed.), Madly, Deeply. The Alan Rickman Diaries ausgelesen, durchaus interessiert bis zum Ende, muss aber nicht.

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Kürzlich haben Sie vielleicht auch die Schlagzeilen gelesen: Laut Polizeistatistik würden immer mehr Jugendliche gewalttätig. Bent Freiwald hat sich die Zahlen für Krautreporter genauer angesehen. Er kommt zu einer Überschrift, die deutlich weniger Klicks erzeugt (ich darf Ihnen den Artikel schenken):
“Die Jugend von heute: Immer weniger gewalttätige Jugendliche”.

Journal Montag, 25. Dezember 2023 – 1. Weihnachtsfeiertag mit Familie eine Seite

Dienstag, 26. Dezember 2023

Etwas unruhige Nacht, der Alkohol. Draußen nur noch wenig Wind, es wurde zu dem angekündigten sonnigen Tag hell.

In Ruhe gebloggt, Milchkaffee und Tee getrunken. Dann Fertigmachen zur Familienverabredung in bei Augsburg.

Der Zug ging pünktlich und kam pünktlich an, in Augsburg wurden wir abgeholt und zu Schwiegers gefahren. Dort trafen nach und nach die fast vollständige Familie von Seiten Herrn Kaltmamsells ein, es gab einen Krankheitsausfall.

Anstoßen mit alkoholfreiem Sekt, Umzug an die große Tafel. Dort gab es bei heiteren Gesprächen
– Rinderboullion mit Flädle
– vegane Paté (erstellt von Herrn Kaltmamsell) mit Brot
– Entenbrust mit Kartoffelknödeln und Blaukraut (Letzteres hatte ich mitbringen dürfen)
– Walnuss- und Salzkaramelleis

Ich freute mich über das gute Essen, noch mehr aber über das Wiedersehen mit teils lang vermissten Familienmitgliedern. Jetzt bin ich zumindest über eine berufliche Weiterentwicklungen auf neuestem Stand.Und Geschenke bekamen wir auch noch!

Bei Tagesende wurde wir zurück zum Bahnhof Haustetter Straße gefahren.

Auch die Rückfahrt ereignislos. Daheim Häuslichkeiten, dann eine Runde Yoga-Gymnastik.

Vorbereitungen für unseren Berlinurlaub ab Mittwoch. Zum Glück hatte ich bereits in der ersten Reisevorfreude nach Buchung Lokale und Wege recherchiert, denn seither hatte ich das Thema aus den Augen verloren. Jetzt konnte ich auf die Recherche zurückgreifen, damit planen, reservieren.

Wer sich am Weihnachtsmittag nicht überfrisst, hat für Abendessen richtig Hunger! Es gab den Rest ensaladilla rusa, je eine Portion Orangencreme, reichlich Panettone.

Im Fernsehen ließen wir die Verfilmung von Der Name der Rose laufen um zu checken, wie gut der sich gehalten hatte (ich schaffte nur die erste Stunde, dann zu müde): Hatte er sich durchaus, doch einerseits war ich überrascht, dass auch im Film der Anfang dick gepackt mit anstrengenden historischen Informationen ist (wie die ersten 100 Seiten des Romans, durch die man erstmal durch muss), das hatte ich bei Veröffentlichung nicht bemerkt. Andererseits sah ich erst jetzt die oft sehr plumpe Kamera und Maske.

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Katatonik hat Wim Wenders Film über den Arbeitsalltags eines Toilettenreinigers in Tokyo, Perfect Days, angesehen und schreibt ihre Reflexionen als frühere Tokyo-Bewohnerin auf:
“Wim Wenders, Perfect Days (Japan 2023, 123 min.)”.

Journal Sonntag, 24. Dezember 2023 – Eisvogelsichtung als Weihnachtsgeschenk

Montag, 25. Dezember 2023

Unterbrochene Nacht: Chlorschnupfen hatte meine Nasenschleimhäute zuschwellen lassen, ich musste sie frei-sprayen. Bei dieser Gelegenheit hörte ich, dass der Sturmlärm deutlich abgenommen hatte, ich hoffte auf eine Risiko-arme Laufrunde (es hatte Warnungen vor Aufenthalt in der Nähe von Bäumen gegeben, explizit zum Beispiel an der Isar).

Vor der Kirche St. Matthäus parkten seit Freitag auch dieses Jahr viele Laster des Bayerischen Rundfunks, von hier wurde offensichtlich wieder der evangelischen Weihnachtsgottesdienst übertragen. (Ich war immer noch nie in der Kirche.)

Plan für gestern war eine Laufrunde, ich machte mich nicht zu spät fertig wegen weiterer Pläne, lief fast ab Haustür los Richtung Altem Südfriedhof (wegen Sturm geschlossen) und Wittelsbacherbrücke und von dort weiter nach Süden die Isar entlang. Doch: Der für nachmittags angekündigte Regen startete schon jetzt. Die erste halbe Stunde ab Wittelsbacherbrücke murmelte ich noch hin und wieder: “Jetzt hör halt auf.” Doch das tat er nicht, ich wurde gründlich nass. Und ging in Gedanken durch, ob es nicht doch einen Platz in unserer Wohnung gab, an dem man einen Crosstrainer möglichst wenig sichtbar platzieren könnte, um mich zum Ausleben meines Bewegungsdrangs etwas weniger abhängig vom Draußen zu machen.

Einziges Foto vom Lauf, zu rein dokumentarischen Zwecken, neben Greislichkeit hielt mich die Umständlichkeit ab, nasse Vlies-Fingerhandschuhe aus- und anzuziehen.

Ich hätte sogar nach einer Stunde abgebrochen und bei Thalkirchen eine U-Bahn zurück nach Hause genommen – doch auf der Anzeige sah ich, dass ich zu lange auf die nächste hätte warten müssen, bis dahin hätte ich, nass wie ich war, gefroren.

Allerdings wurde ich mit einem Highlight belohnt: Kurz nach der Aufnahme oben vorm Hinterbrühler See sah ich meinen ersten, ganz sicheren Eisvogel (vor vielen Jahren hatte ich direkt an der Isar aus dem Augenwinkel etwas sehr Blaues vorbeifliegen sehen), er flog von links auf einen Baum. Ich war über seine Proportionen überrascht, kleiner als erwartet und mit deutlich größerem Schnabelanteil. Zweite Belohnung: Auf den letzten 15 Minuten meiner gut anderthalbstündigen Runde hörte der Regen auf. Auch gestern wieder Begegnung mit sehr viel Schneebruch, so viele ganze Bäume einfach abgebrochen!

Beim Heimkommen zog ich noch vor der Wohnungstür die nassen Schuhe und Socken aus, Laune deutlich unfestlich. Ich fror zwar nicht, fühlte mich aber durchgekühlt und ließ mir zum Aufwärmen ein schnelles Bad ein.

Während ich in der Küche das Blaukraut für Montag fertigstellte und Kartoffeln für die abendliche Vorspeise kochte, kochte ich auch das Frühstück: Porridge.

Gab’s um halb zwei mit Orange, Sojajoghurt und Honig. Mittlerweile war der Sturmlärm zurückgekommen, hatte nochmal Regen mitgebracht. Ich jagte Herrn Kaltmamsell raus zum Brotholen und um herauszufinden, wie es mit unserem Christkindlsuchspaziergang aussah: Möglich. Ich wiederum stellte die Vorspeise fertig: Ensaladilla rusa mit selbstgemachter Majo (diesmal mehr Zitronensaft ausprobiert, wird viel weniger fest).

Um vier traten wir unseren Heilig-Abend-Spaziergang “Wir suchen das Christkind” an.

Da wegen Sturm und wegen noch nicht ganz aufgeräumtem Schneebruch die Nutzung des Alten Südfriedhofs immer noch zu riskant gewesen wäre, spielten die Bläser ihre Weihnachtsweisen auf dem Stephansplatz.

Wir sangen ein bissl mit, spazierten dann zur Reichenbachbrücke.

Nur hin und wieder spritzten uns Regentropfen an, der Wind war nicht beunruhigend stark. Wir legten unsere Runde über die Zweibrückenstraße, gingen dann die Reichenbachstraße entlang den Tramschienen bis nach Hause, immer Ausschau haltend nach festlichen Zimmern mit beleuchtetem Christbaum.

Apropos festlich:

Diesjährige Weihnachtsdeko 1.

Weihnachtsdeko 2: Die Krippe aus der spannenden Kiste.

Weihnachtsdeko 3: Christbaum.

Jetzt aber ernsthaft Heilig Abend. Heizung volle Pulle, damit wir im feinen Blüschen/Hemd nicht froren, Herr Kaltmamsell startete seine Weihnachts-Playlist, wir tanzten sowohl Walzer als auch Foxtrott, zu Letzterem holte ich Herrn Kaltmamsell vom Garnelen-Pulen.

Klassischer Heilig Abend bei Kaltmamsells (an den Speisen ist lediglich klassisch, dass sie etwas Feines, Besonderes sind):

Eggnogg

Vorspeise ensaladilla rusa mit Riesling-Sekt von Buhl (Flaschengärung)

Hauptspeise Buttergarnelen nach Ottolenghi mit Fladenbrot und mehr Sekt.
An diesem Punkt wurden die Geschenke der Familie ausgepackt, große Freude.

Nachspeise (Herr Kaltmamsell kämpfte bereits mit Überfressung) englische Orangencreme. Keine Chance auf weitere weihnachtliche Süßigkeiten.

Auch wenn der Wind mitterweile deutliche weniger lärmte, erlebte ich zum ersten Mal, dass mich nach Tagen Dauerbeschallung diese Geräusche ganz schön nervten. Ich hoffte auf die vorhergesagte Windberuhigung samt Aufhellung.

Journal Samstag, 23. Dezember 2023 – Weihnachtshäuslichkeiten bei fortgesetztem Windlärm

Sonntag, 24. Dezember 2023

Ausgeschlafen, zu Sturmbrausen und -heulen aufgewacht (wird der Wind denn nicht irgendwann müde?), auch das Regenprasseln gegen die Scheiben hielt an.

Der arme Herr Kaltmamsell wachte mit Version 2.0 der Erkältung auf, die er doch gerade erst hinter sich gebracht hatte. Er nahm es mit Gleichmut. (Nicht fair!)

Nach dem Milchkaffee zu Bloggen brühte ich mir die wochenendliche Riesentasse Schwarztee auf – ich kann den malzig-duftigen English Classic vom Tee-Handelskontor Bremen warm empfehlen (sollten Sie zufällig denselben Teegeschmack haben wie ich).

Ich setzte das Wochenende wie geplant fort: Schwimmen im Olympiabad. Bei fortgesetzter Greislichkeit des Wetters nahm ich die U-Bahn raus ins Olympiazentrum. Die Schwimmbahnen waren wenig genutzt, dennoch wechselte ich nach 2.000 Metern, weil ich mit einem nur wenig langsamer schwimmenden Herrn nicht zurechtkam, außerdem eine Gruppe mit Schwimmgeräten loslegte. Derzeit schmerzt die LWS ja mal wieder um den ganzen Beckengürtel, gestern tat es bei einer Wende einen besonders heftigen Rumpler in der Lendenwirbelsäule, danach deutlich weniger Zwicken. Ich wünschte, sowas könnte ich gezielt herbeiführen (nicht dass ich es nicht versuchte). Das letzte Viertel strengte mich an, mag an der blockhart verspannten Nackenmuskulatur gelegen haben oder an fehlender Kondition.

Knatternde Flaggen im Olympiapark.

Zurück am Sendlinger Tor ging ich noch ein paar Lebensmittel besorgen, außerdem Frühstückssemmeln. Zu meiner Überraschung war der Christkindlmarkt bereits komplett abgebaut.

Frühstück um halb drei: Zwei Semmeln, Granatapfelkerne mit Sojajoghurt – und ich hatte mal wieder Lust auf eine große Tasse Filterkaffee.

Nach ein wenig Lesen ging ich in die Küche für Weihnachtliches: Ich setzte Blaukraut für den montäglichen Weihnachtsfeiertag bei Schwiegers zum Mitbringen an (eine alkoholfreie Version mit rotem Rumford-Kinderpunsch statt Port- und Rotwein), dann bereitete ich das Dessert für Heilig Abend zu, nämlich Englische Orangencreme. Dabei hörte ich Musik. Zum Beispiel diese, die ich über die Familiy Playlist der Bruderfamilie entdeckt hatte und die mir sehr gut gefällt, auch das Video dazu: Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, “Der Anfang ist nah” (vielleicht für derzeit etwas Erbauliches).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/vqRWMDv0r78?si=tlwdatg1Q6wwIyEt

Eine Runde Yoga-Gymnastik mit Schwerpunkt Schulterdehnung (also viel eagle arms), zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meine Bitte den Schwarzkohl aus Ernteanteil mit Linsen und Ziegenkäse kombiniert.

Das Ergebnis schmeckte deutlich interessanter, als es das schlichte Rezept (und das Aussehen) vermuten hätte lassen, Schwarz-/Grünkohl haben halt doch einen komplexen Eigengeschmack. Zum Nachtisch holte sich Herr Kaltmamsell Panettone, ich die Kiste mit Schokolade.

Weitere Lektüre in Alan Rickmans Tagebüchern. Ich lernte, dass er für den siebten Harry-Potter-Roman genauso vor Waterstone’s anstehen musste wie alle anderen – dass also nicht etwa die Schauspieler*innen der Verfilmung den automatisch zugeschickt bekamen. Doch er wusste zumindest seine Rolle in der Verfilmung einzusetzen.

Zu anhaltendem Sturmbrausen ins Bett.

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Maximilian Buddenbohm wurde von böser Krankheit ins Bett geworfen, das bringt bei ihm Vieles durcheinander. Zum Beispiel die Einkaufsprozesse in seiner Familie, die sonst ganz bei ihm liegen. Im Fall von Herrn Kaltmamsell und mir, wird mir jetzt klar, hat sich über die Jahre eine Spezialisierung entwickelt.

Gemeinsam genutzte Körperpflegeprodukte zum Beispiel (also für Reinigung von Körper, Händen, Haar, Zähnen, zudem Deo) besorge ich, für den seltenen Fall, dass er dazu gezwungen ist, hat Herr Kaltmamsell mittlerweile Fotos der schon lang nicht mehr wechselnden Produkte auf seinem Handy. Außerdem hat es sich ergeben, dass ich für Tafelobst sowie Milch und nicht einsatzspezifische Milchprodukte zuständig bin. Herr Kaltmamsell wiederum kümmert sich um die Lebensmittel, die er und manchmal auch ich als Zutaten fürs Kochen benötigen – und die überlasse ich tatsächlich ihm, denn wenn es das spezifische notierte Produkt nicht gibt (z.B. Grüne Linsen), kann ich nicht beurteilen, eine wie aufwändige Suche nach genau diesem angebracht ist oder ob es ersetzt werden kann. Gutes Beispiel am Freitag, an dem ich ausnahmsweise allein die gemeinsame Einkaufsliste (App Remember the Milk) leerkaufte: “Toast, wenig” war ein Posten darauf, und mir fiel nichts ein, wofür wir den brauchen könnten. Ich besorgte eine kleine Packung klassischen Golden Toast (entschied mich also gegen Sandwichtoast) beim Edeka und erfuhr später daheim, dass Herr Kaltmamsell einfach Lust darauf hatte. Wer konnte denn damit rechnen?

Um den/die andere nicht in Zwickmühlen zu bringen oder weil Notierer*in sehr genaue Wünsche/Vorstellungen hat, markieren wir aber oft Posten der Einkaufsliste mit unseren Namen, machen also klar: Besorge ich. (Ohne Einkaufsliste bin ich möglicherweise noch nie Lebensmittelkaufen gegangen, zu Zeiten von Alleinversorgung standen zumindest die Muss-Posten darauf.)

Journal Freitag, 22. Dezember 2023 – Jahresfeierabend im Sturm

Samstag, 23. Dezember 2023

Wieder eine gute Nacht, hätte gern länger dauern dürfen.

Draußen weiter lauter Wind, als auch noch hörbar Regen einsetzte, war klar, dass ein Schirm nur als Sporteinheit fungieren würde -> Einsatz Kapuze. Mit der kam ich gut in die Arbeit, es regnete nichtmal durchgehend auf dem Weg. Deutlichstes Zeichen für Verweihnachtung der Stadt: Viele freie Parkplätze im Westend.

Meines war bis Mittag das einzige besetzte Büro auf dem Stockwerk, ich hatte aber noch ordentlich zu tun.

Es regnete immer wieder heftig – deshalb auch kein Mittagscappuccino: In dem 90-Minuten-Fenster dafür wollte ich ganz sicher nicht raus ins Regenprasseln. Zum Abschluss des Arbeitsjahrs also nochmal schlimmer Automatencappuccino.

Mittagessen: Joghurt mit getrockneten (über Nacht darin eingeweichten) Feigen.

Noch bei deutlichem Tageslicht machte ich Schluss: Schreibtisch noch sauberer aufräumen als eh immer zu Feierabend, Licht aus, ausstempeln.

Ich hatte Einkäufe zu erledigen und ja Zeit: Edeka, Drogeriemarkt, Vollcorner, Süpermarket, ein Nussladen in der Landwehrstraße, in dem ich Herrn Kaltmamsells und meine libanesischen Lieblings-Mischnüsse entdeckt hatte. Es war viel Schlangestehens, doch ich freute mich über die fröhliche Atmosphäre unterm Personal aller besuchten Läden (im Vollcorner wurde ich nach dem Grund für mein Schmunzeln gefragte und erklärte es).

Das Wetter greislich bis supergreislich mit Sturm, ich brauchte meine Kapuze gegen den Regen und war froh heimzukommen.

Die Weihnachtsferien gingen schon mal angemessen los: Mit Nichtstun. Ich las das SZ-Magazin, schaute mir dann ein Internet-Fundstück an: Jenny Draper ist eine Londoner Stadtführerin und kennt sich wirklich, wirklich aus. Auf YouTube zeigt sie einen ausführlichen Geschichts- und Literatur-Check:
“How Accurate Is ‘The Muppet Christmas Carol’?”

via @daszeiserl

Ich kenne den Film ja nahezu auswendig (na gut: Ich kann alle Lieder mitsingen) und fand diese Analyse superspannend (u.a.: die Kostüme inklusive die der Muppets sind bis in viele kleine Details historisch korrekt), lernte außerdem eine Menge über das, was ich für “typisch englische Weihnachten” gehalten hatte.

Danach ging ich den Abend an: Eine Folge Yoga-Gymnastik (auch von der wurde mir nicht so richtig warm, gestern war Frier-Tag, Herrn Kaltmamsell ging es ebenso), dann Weihnachtsferienfeiern. Ich rührte uns Manhattans, dazu gab es Nüsschen. Zum Nachtmahl putzte ich den Ernteanteil-Rosenkohl, Herr Kaltmamsell briet ihn in der Pfanne, aromatisiert mit Muskatnuss und geriebener Zitronenschale, dazu gab’s kleine Kalbskoteletts.

Und einen österreichischen Chardonnay, jetzt war mir wirklich warm. Nachtisch reichlich Weihnachtsplätzchen.

Herr Kaltmamsell hatte die Familienkrippe aus dem Keller geholt. Sehr dekorativ – am interessantesten daran finde ich nämlich die Kiste.

Ins Bett zum fortgesetztem Heulen, Brausen und Pfeifen des Winds.

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Die Schweizer Bahn SBB wird ja immer wieder als vorbildlich in Europa angeführt und bei der wachsenden Verwahrlosung der Deutschen Bahn von Medien um Tipps gebeten. Die Expert*innen dort verweisen dann immer seriös auf das viel kleinere Schienennetz, mit dem sie arbeiten – haben aber doch kürzlich die Zahl der grenzüberschreitenden Verbindungen aus Deutschland über Basel hinaus reduziert: Sie sind so oft und so lang verspätet, dass sie die Abläufe in der Schweiz massiv beeinträchtigen. Und jetzt bieten Sie wohl auch offiziell den deutschen Kolleg*innen Rat an. Unter anderem

“Ein ICE mit 360 ist attraktiv für wenige. Ein Doppelstockzug mit 250, der oft und pünktlich fährt, ist attraktiv für viele.”

“So will die Schweiz der Deutschen Bahn helfen”.

Journal Donnerstag, 21. Dezember 2023 – Brausender Sturm

Freitag, 22. Dezember 2023

Ich gönnte mir eine halbe Stunde mehr Schlaf nach dem späten Abend, schlief auch bis zum Weckerklingeln.

Es brauste der Wind und brachte unsere Kunststoff-Fensterrahmen zum Knarzen.

Auf dem Weg in die Arbeit blieb ich trocken. Der Wind schüttelte hängen gebliebene Schneebruch-Äste aus den kahlen Bäumen.

Im Büro hatte ich noch so richtig was zu tun – nix Brennendes, aber Angelegenheiten, die in vielerei Hinsicht besser noch dieses Jahr bearbeitet werden sollten. Die wichtigste davon schickte ich ab, der Ball liegt jetzt bei jemand an… (hahaha, nie im Leben würde ich mir diese Abgedroschenheit erlauben).

Ab vormittags Schwindel, hatte ich so stark schon lang nicht mehr. Ich zwang mich trotzdem zu einem Marsch raus in die frische Luft auf einen Mittagscappuccino.

Mittagessen selbst gebackenes Brot (auch nach Tagen noch gut) mit Frischkäse, Clementine.

Nachmittags mehr weggeschafft, mehr Schwindel. Letzterer nahm mir die Motivation zu rechtzeitigem Feierabend. Die zusätzlich getrübt wurde durch tosenden Wind und Regen.

Als ich es dann doch rausschaffte, regnete es zum Glück gerade nicht. Ich schleppte mich zu nur wenigen Einkäufe (vorbei am Schild, dass Tollwood gestern wegen Sturm geschlossen war), aber darunter mal wieder Blumen. Die versorgte ich daheim schnell, um mich vor dem Abendessen noch ein wenig hinzulegen. Erntshafte Gedankenspiele von komplettem Ausfallenlassen aller Feierei, Wiedereinstieg in die Welt erst am 1. Januar zum Neujahrslauf an der Isar.

Abendessen war Feldsalat aus Ernteanteil (von mir zubereitet), die aktuell nachgereiften Avocados als Guacamole. Nachtisch reichlich Weihnachtsplätzchen. In der Tagesschau Berichte über Sturm “Zoltan”, im Norden Deutschlands noch viel heftiger als bei uns.

Früh ins Bett zum Lesen. Alan Rickman schreibt leider nichts darüber, wie er an die Rolle in Galaxy Quest kam. Seine Notizen über den Dreh verraten lediglich, dass das Drehbuch unterwegs geschrieben wurde und welche Kolleg*innen er für doof hält – er merkt nicht mal, wie deutlich der Film den Filmschauspieleralltag spiegelt, über den er regelmäßig mault.

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In meinem Gymnasialjahrgang gehen gerade wieder Weihnachts-Mails rum (die Runde umfasst nicht nur die, mit denen ich bis zum Abitur 1986 in einer Klasse war, sondern seit dem ersten Abiturtreffen 1996 viele weitere Weggefährt*innen ), wie seit Jahrzehnten angestoßen von einem früheren Mitschüler, von dem ich es nicht erwartet hätte. Manche erzählen von ihrem vergangenen Jahr, und einer der Mit-Abiturienten schickte den Link zu einer BR-Doku, die über seinen Arbeitsplatz gefilmt wurde.
“Vierzehnheiligen · Wallfahrtsort im Wandel”.

Er ist der Franziskaner-Pater Maximilian – zu Abi-Zeiten noch “da Waggi” – und hat sich über die Jahre in sein Ingolstädter Oberbayerisch einen fränkischen Akzent eingefangen! In meinen Schulgeschichten taucht er als derjenige auf, der im Griechisch Leistungskurs am verzweifeltsten mit dem Skandieren von Hexametern kämpfte.