Journal Montag, 23. September 2024 – Wolkenbruch zwischen Deià und Sóller

Dienstag, 24. September 2024 um 8:10

Gestern war wirklich #MallorcaAbenteuer: Eine halbe Stunde hinter Deià wolkenbruchte ein Gewitter, setzte den Olivenhain, in dem ich mich unterstellte, unter Wasser, nutzte den Wanderweg als Bachbett. In der Folge waren die Wege Matsch und Glitsch, auch wenn später die Sonne herauskam.

Aber die Route war ganz nach meinem Geschmack: Mal hoch, mal runter, verschiedene Arten von Wegen, an Häuser und Tieren vorbei (Ziegen, Schafe, Esel, Katzen-Gerippe), mit herrlichen Aussichten.

Ich hatte sehr gut und tief geschlafen, der Wecker musste mich wecken.

Vorm Frühstück blieb ich zu einem Plausch bei der Pensionswirtin (Pensionistin? halt nein) stehen, die mir auf Spanisch antwortete. Sie verriet mir dann den Frühstücksplatz mit der besten Aussicht – der eben nicht am Fenster lag.

Im Vordergrund ein gedeckter Frühstückstisch, dahinter ein kleiner Frühstücksraum mit Fenster, das in eine weite Aussicht geht

Diesmal hatte ich die Chance, durch meinen Hinweis auf Brotzeitpacken statt Frühstück allzu viel Serviertes zu verhindern. Aber nicht alles (dieser unausrottbare Orangensaft – ichweißichweißichweiß, viele lieben ihn zum Frühstück, einer der größten Marketing-Erfolge der Geschichte).

Großzügiger Raum mit Steinpfeilern und Holzbakendecke, darin plüschige Sofas und ein Tisch aus dunklem Holz

Schöner Eingangsbereich der Pension Miramar.

Die Wettervorhersage hatte einen Sonnentag angekündigt. Schon beim Verlassen des Hotels zeigte sich, dass das zumindest beim Wetter nicht angekommen war.

Unter gemischten dunklen Wolken ein mediterraner Ort auf einem Hügel und in einem Tal

Vor Regen habe ich keine Angst, die Superduper-Wanderregenjacke war ja eingepackt. Vor Gewitter habe ich durchaus Respekt. Wovor ich mich aber wirklich fürchte, sind abschüssige Wege aus runden Steinen, die nass sauglitschig werden.

Abschüssiger Weg aus hellen Steinen, rechts und links lichte Bäume

Sowas halt. In Tröpfelregen verkrampfte ich beim Abstieg völlig.

Es tröpfelte weiter, ich schlüpfte in meine Regenjacke. Es regnete, in er Ferne donnerte und blitzte es, ich stülpte die Kapuze über. Doch dann goss es so richtig. Ich war gerade in einem Olivenhain und stellte mich, wie als Mitteleuropäerin gewohnt, unter einen Baum.

Olivenbäume, so erwies sich, sehen sich nicht zuständig für Regenschutz: Ihre harten Blätter hatten lediglich den Effekt eines Siebs.

Blick auf alte Olivenbäume, vor denen Wanderweg zu rauschendem Bach geworden ist

Fotografieren schwierig, weil alles nass.

Der Wanderweg wurde zum Bach, das Feld zum See. Ich stand tropfend rum und wartete, etwa eine halbe Stunde. Dann ließ der Regen endlich wirklich nach, der Himmel wurde deutlich heller, ich wagte Weiterwandern.

Stufen eines Wanderwegs, über die sich Regenwasser ergießt

Fotografieren noch eine ganze Weile schwierig, weil alles nass.

Breiter Weg zwischen Bäumen, darauf und dazwischen Schafe

Der Wanderweg führte an der Markierung rechts weiter, das Schaf sprang zur Seite.

Weiter Blick über einen Olivenhain hinunter aufs Meer

Steiniger Wanderweg, links begrenzt von einer dicken Trockenmauer, rechts von Bäumen

Blick hinunter durch Bäume auf Felsen und Meer

Flache, orange Pilze, die wie aufeinandergestapelt wachsen

Immer wieder Pilze, die fand ich am hübschesten (erkannte außerdem vage Champigons und Maronenröhrlinge).

Steiniger Weg leicht nach oben

Auf halbem Weg kam mir eine größere Gruppe heiterer Wanderer im Gespräch entgegen. Hätten sie nach rechts geguckt, statt einander an:

Rechts im Vordergrund ein dunkelfelliger Esel, dahinter in sonnigem Dunst hellgrüne Wiese und auf einer Anhöhe ein majestätischer Pinienbaum

So haben die Menschen halt unterschiedliche Prioritäten.
Der Esel war patschnass und stoisch, der Wolkendunst zog in Feen-Fahnen nach links, bald verdeckte nichts mehr die Sonne.

Selfie einer Frau mit heller Schirmmütze und Brille, hinter ihr Wiese

Wirklich menschenfeindlich bin ich ja gar nicht. Gerade als Alleinwandernde habe ich auch ein Auge auf andere solche, frage neben einem Gruß im Vorbeigehen “Alles klar?” (todo bien? you ok? je nach Gefühl), um Gelegenheit für Bitte um Hilfe zu geben. So auch heute bei einem Wanderer, der mir schon an beiden Tagen zuvor begegnet war, immer herumstehend mit Blick auf sein Handy. Kurzer Plausch, Austausch von Plänen für den Tag, beste Wünsche, weitergehen.

In der zweiten Hälfte meiner Route begegnete ich gestern sogar besonders vielen anderen Wander*innen.

Blick durch Bäume auf Hügel und Meer

Sonniger Olivenhain mit riesigen alten Bäumen, dazwischen Schafe

Wanderweg zwischen Bäumen aus großen Steinen, zwischen denen tief Wasser steht

Pfützenspringen in ganz neuer Dimension.

Blick zwischen Bäumen auf Felsen und Meer, auf dem zwei Motorboote fahren

Sonniger Wanderweg zwischen Bäumen, links eine Bank

Kurz nachdem ich beschloss, dass ich jetzt wirklich Brotzeitpause brauchte und nach einem schattigen und trockenen Sitzplatz Ausschau hielt, traf ich auf die erste Bank der bisherigen Wanderung – großartig! Brotzeit um halb zwei: Birnen, Salamibrot, Käsebrot. (Die Bank erklärte sich beim Weitergehen schnell: 50 Meter weiter kam ich an einen Auto-Parkplatz.)

Lederne Wanderschuhe, an deren Sohlen und Innenschaft reichlich Matsch klebt

Tja.

Blick von oben auf sonnenbeschienene Berge und Meer, dazwischen ein größerer Küstenort

Jetzt war ich bereits über Port Sóller am Leuchtturm. Mit ihm verknüpfe ich schöne Erinnerungen: Im nebengelegenen Restaurant Es Faro hatte ich bei meinem ersten Urlaub auf Mallorca (vor 25 Jahren um Ostern Wandern) mit meinem Eltern hervorragend Fisch gegessen. Das Lokal, so stellte ich fest, wird nicht mehr betrieben.

Ich wanderte um die Bucht, nutzte die erste Fußdusche, die ich am Badestrand antraf, für die Reinigung meiner Stiefel und Unterschenkel: So konnte ich wirklich nicht ins Hotel einlaufen.

Zu meiner Unterkunft in Sóller sollte mich die Holz-Tram bringen.

Sonnige Straße mit alten mediterranen Häusern, dazwischen dicht gedrängt Menschen

Mich und weitere Tourist*innen (das ist Nebensaison!).

Schöne Fahrt durch die Orangenhaine, die sehr wahrscheinlich nur wegen der Tram links und rechts der Strecke gepflegt werden. Ich hatte schon wieder vergessen, wie viel Französisch man auf Mallorca hört.

Ich hatte bereits herausgefunden, dass mein Hotel über ein empfohlenes Restaurant verfügte und dass die Speisekarte gut aussah: Beim Einchecken reservierte ich gleich mal einen Tisch für den Abend.

Davor stand aber Tüchtigkeit: Ein Stündchen wusch ich Wäsche in Waschbecken und Badewanne (Klarspülen) und dachte daran, dass Handwäsche zu den Dingen gehört, die meine Mutter mir so richtig beibrachte, und zwar während eines der sechswöchigen Spanien-Urlaube meiner Kindheit. Allerdings nehme ich kein Reisewaschmittel mit, sondern verwende einfach bereitgestelltes Duschgel o.Ä.

Bloggen (das sind halt doch immer mindestens zwei Stunden), dann ging ich hinunter ins Restaurant.

Erstmal Salat mit gebratenem Schafskäse – der ganz normale internationale Standard. Doch als Hauptgang hatte ich Frito Mallorquín entdeckt: Seinerzeit mit meinen Eltern beim Besuch des Bauernmarkts in Inca kennengelernt, als wir uns zum späten Frühstück in die neonbeleuchtete Wirtschaft setzten, in die auch die Markthändler gingen. Ein Pfannengericht aus Lamm-Innereien (ich hatte auf der Wanderung so viele Schafe und Ziegen gesehen – ist wie bei Obst an Bäumen: dann will ich‘s auch essen) mit Kartoffeln und Gemüse, sehr ortstypisch speziell gewürzt.

Weiß gedeckter Restauranttisch, darauf ein tiefer Teller mit einem Pfannengericht aus kleinen Fleischstücken, Gemüse und Kartoffeln

Schmeckte hervorragend und erinnerte mich an damals. Ob sich das Restaurant einen Gefallen tut, das Gericht auf der Karte als “Typical Majorcan dish Stir fry lamb meat” zu beschreiben, weiß ich ja nicht: Innereien-Hasser*innen kommen doch beim ersten Bissen drauf.

Weiteres Erinnerungsschnipsel an Inca vor 25 Jahren: In dieser Wirtschaft stand auf jedem Tisch eine offene Flasche Rotwein (hatte man zumindest damals in Spanien gerne zu herzhaftem Arbeitsfrühstück am Vormittag). Man goss sich ein, die Bedienung rechnete nach geschätztem Pegelstand in der Flasche ab (und da war Spanien schon in der EU!).

Ich ließ mir ein Glas mallorquinischen Rotwein einschenken: Vespino aus Binissalem. Mei, so ein typischer junger spanischer Rotwein halt. Aus Spanien schätze ich die Weißen mehr.

Es war noch Platz für Nachtisch: Pudding de ensaimada las sich abgefahren, wollte ich probieren.

Auf einem weißen Teller ein Stück schnittfeste helle Masse mit brauner Oberseite, daneben Sprühsahne

Schmeckte schlicht, aber gut. Bestand, so wurde mir erklärt, aus übriger Ensaimada, in Milch eingeweicht und als Pudding gebacken.

Tagesplanung für Dienstag mit Vorgabe: Ich würde um 9:30 Uhr abgeholt und zum Ausgangspunkt der nächsten Wanderung gefahren; die Strecke würde mich vom Cúber-Stausee wieder nach Sóller führen.

§

Falls Sie übrigens eine weitere Fernwanderung durch bergiges Spanien nachlesen möchte: 2017 bin ich mit Herrn Kaltmamsell die Costa de la muerte ganz im Norden gegangen, hier beginnt die Schilderung.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Montag, 23. September 2024 – Wolkenbruch zwischen Deià und Sóller“

  1. Sigrid meint:

    Nachdem Sie heute nochmal zurück nach Sollèr kommen, hier doch die Empfehlung für das Jugenstilmuseum Can Prunera (Carrer de sa Lluna). Wir haben es in einem Urlaub an einem Regentag durch Zufall entdeckt.

  2. Croco meint:

    „Ich hatte auf der Wanderung so viele Schafe und Ziegen gesehen – ist wie bei Obst an Bäumen: dann will ich‘s auch essen.“
    Made my day :).

  3. Julia meint:

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    Gerne gelesen

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