Journal Montag, 7. Oktober 2024 – Arbeitsleben halt
Dienstag, 8. Oktober 2024Mittelunruhige Nacht, die Aussicht auf Arbeitsleben so bedrückend wie schon lange nicht mehr.
Ich rüstete mich mit Wollkleid und Kaschmirstrumpfhosen gegen die Bürokälte, mit glitzernden roten Mary Janes gegen Trübsal. Der nächtliche und morgenliche Regen hatte aufgehört, mir kam sogar die Luft leicht mild vor.
Was dank der Vorarbeit am Wochenende klappte: Ich hit the ground running. Allerdings hatte ich schon wieder vergessen, dass ich von solchen Hochdruck-Arbeitssituationen Stresskopfweh bekomme und mich wie ein eingesperrtes Tier mit Fußfessel fühle, am liebsten mein eigenes Bein abgenagt hätte, um mich zu befreien. Und da war noch nicht mal einkalkuliert, dass in meiner Abwesenheit auch Fehler passiert waren – schlicht menschliche, für die ich mir aber erstmal eine Lösung überlegen muss (gestern war mir noch nichts eingefallen, beim verursachenden Dienstleister Rabatz zu schlagen, würde nichts lösen; allerdings darf ich nicht vergessen, ihn darauf hinzuweisen, kostet schon wieder Zeit).
Ich haute Zeug weg für drei Arbeitstage, weil musste halt, war nach dem ersten Arbeitstag überrascht, dass es erst 11 Uhr war. Vor dem nächsten ging ich also zu einem schnellen Mittagscappuccino zu Nachbars. Die Luft war tatsächlich mild, trotz der Schlacht am Schreibtisch bekam ich mit, dass der Tag sogar sonnig wurde.
Um den späteren Mittag erschien meine Quittenfee, beschenkte mich reich und verwandelte mein Büro in eine Duftkammer. Spätes Mittagessen: Apfel, zwei dicke Scheiben Roggenvollkornbrot.
Nach dem zweiten Arbeitstag gegen 15 Uhr war mir schlecht und ich hing schwer in den Seilen. Aber half immer noch nichts, es war etwas vor Plan hereingeschneit, und von meinem Einsatz hing ab, dass andere Leute ihre Arbeit machen konnten.
Während des dritten Arbeitstags konnte ich sogar das Fenster im Büro gekippt lassen, es kam von draußen warm herein. Aber jetzt war ich durchaus so durch, dass mir graute: Morgen muss ich hier ja wieder her. (Zudem ich bin ganz kurz davor, mir mal eine echte Nachrichtenpause zu gönnen. Einfach eine Weile gar nichts mehr von Politik und Weltgeschehen mitbekommen, vor ein paar Jahrzehnten konnte ich das doch auch.)
Irgendwann hatte ich Feierabend.
St. Paul ohne Oktoberfesties-Belästigung.
Heimweg durch sehr angenehme Luft und schönes Licht. Ich brachte lediglich Energie für einen kurzen Abstecher in den Drogeriemarkt auf (den durchlief ich allerdings dreimal bis ich die zwei benötigten Produkte gefunden hatte – es ist ein Wunder, wie unterschiedlich individuelle dm-Läden arrangiert sind).
Zu Hause holte ich den kleinen Koffer aus dem Keller, mit dem ich am Dienstag die Quitten heimbringen würde. Yoga-Gymnastik, für meinen gestrigen Bedarf zu kurz.
Herr Kaltmamsell servierte den Ernteanteil-Wirsing auf meine Bitte mit zugekauften gebratenen Champignons; da er den ebenfalls erbetenen Räuchertofu nicht gekommen hatte, verwendete er vorrätigen Guanciale – schmeckte insgesamt ausgesprochen gut. Nachtisch Schokolade.
Früh ins Bett zum Lesen, viel erschöpfter als nach einem Wandertag mit über 20 Kilometern und über 30.000 Schritten.