Archiv für Oktober 2024

Journal Donnerstag, 10. Oktober 2024 – München herbstbunt

Freitag, 11. Oktober 2024

Aufgestanden zu Sternengefunkel, doch als ich mich auf den Arbeitsweg machte, dräuten dunkle Wolken in die blaue Stunde.

Straße zwischen modernen Gebäuden mit bunten Bäumen, darüber düsterer Himmel, im Vordergrund ein Radler

Noch war es mild, doch kaum erreichte ich das Bürogebäude, setzte Regen ein.

Im Büro mittelhohe Schlagzahl, ich hatte mich zudem für die jährliche Arbeitsschutzunterweisung eingetragen (seit Corona standardmäßig als Video-Schulung – es ist bereits schwer sich vorzustellen, dass wir uns dazu früher live in einem großen Konferenzraum zusammenpferchten). Erstmals war das Arbeiten von daheim ganz selbstverständlich integriert (inklusive hochdetaillierter Fragen zu Einzelfällen).

Für meinen Mittagscappuccino zog es mich raus, es regnete gerade nicht.

Im Vordergrund eine Tasse Cappuccino auf einem Fensterbrett, durchs Fenster Straßenszene mit nassem Boden und herbstbunten Bäumen

Herbst im Westend.

Zu Mittag gab es später einen Apfel und eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Nachmittags etwas weniger geordnet gearbeitet, aber doch einiges weggeschafft. Das Wetter wurde immer düsterer und regnerischer.

Größte Seltsamkeit des Tages: Die Raumtemperatur in meinem Büro war angenehm. Zeitweilig saß ich sogar in Bluse da, sonst plus Blazer, wie ich das halt früher bei Büroarbeit gewohnt war und seit ein paar Jahren nicht mehr.

Für den Heimweg passte ich eine Regenpause ab (Regenradar FTW) und rollkofferte die Kolleginnen-Quitten nach Hause.

Vorm Haus stutzte ich: Da saß ein Falke aus unserem Küchenbalkon.

Blick von unten auf Wohnblockbalkone, auf einem Sims sitzt ein Falke

Und er saß da gemütlich. Ich guckte ihm ein paar Minuten beim Gucken zu, beim Wippen, Kopfstrecken, schickte dem daheim arbeitenden Herrn Kaltmamsell eine Nachricht, dass er da saß. Dann ging ich hoch in der Hoffnung, den Falken noch von innen zu sehen. Doch jetzt war er weggeflogen (Herr Kaltmamsell hatte ihn noch gesehen).

Nach Yoga-Gymnastik machte ich auf Basis des gestrigen Ernteanteils Abendessen: Radicchio (ein hellgrüner) mit Balsamico-Thymian-Walnussöl-Dressing, gebratenen Pilzen (zugekauft) und Gorgonzola. Wurde sehr gut, Salat kann ich verlässlich (wieder ein Kandidat für Grabaufschrift). Nachtisch Karamellwaffeln, Schokolade.

Vom Familienmitglied im Krankenhaus leider nicht so gute Nachrichten, ich sorgte mich.

Im Bett die nächste Lektüre begonnen: Colm Tóibín, Long Island.

Gestern wurde die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an Han Kang bekanntgegeben worden – endlich mal wieder jemand, von der ich schon etwas gelesen habe. The Vegetarian empfehle ich hier – ziemlich verstörend und sicher nicht was für jede*n.

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Auf der Rückreise von Mallorca gelesen, weil ich dachte, das Original sei türkisch in Übersetzung.

Elif Shafak, Michaela Grabinger (Übers. aus dem Englischen), Ehre, 2015 veröffentlicht, erzählt eine Geschichte aus der kurdisch-türkischen Einwanderung nach England, mit Vorgeschichte in der Heimat, im Zentrum eine konkrete Familie. Den Rahmen bildet eine Gewalttat: Die Ich-Erzählerin bereitet sich auf das Abholen des Mörders ihrer Mutter nach Ende seiner Haftstrafe aus dem Gefängnis vor, die Erzähl-Gegenwart sind die 1990er. Er ist ein Verwandter, doch noch wissen wir nicht einmal, in welchem Verhältnis er zu ihr steht. Dann verschwindet diese Erzählstimme, wird neutral, Zeitsprung in die Vergangenheit und das kurdische Dorf, aus dem die Familie stammt. Von dort wechselt die Geschichte immer wieder zwischen dieser dörflichen, in vieler Hinsicht archaischen Vergangenheit und den 1970er Jahren in London. Der rote Faden ist das Leben der Zwillingsschwestern Pembe und Jamila: Pembe zieht mit ihrem Istanbuler Ehemann und Kindern nach London, Jamila bleibt im Dorf. Erst im Schlusskapitel taucht die Erzählerin vom Anfang wieder auf: Der Tag des Abholens, den sie sich anfangs detailliert ausmalte, geschieht wirklich, sie reflektiert ihr Aufschreiben der Familiengeschichte.

Ich las diese Geschichte gern, hatte lebhafte Bilder vor allem von London vor Augen, sie interessierte mich. Etwas gemischt kamen bei mir die orientalistischen Elemente an: Magie und Aberglauben im kurdischen Dorf, eindimensionale Männerfiguren mit (schlussendlich tödlichem) zementiertem Ehrbegriff, betörend schöne junge Frauen. Noch kenne ich zu wenig türkische Literatur, um beurteilen zu können, ob hier westliche Erwartungen erfüllt werden oder das halt Teil der türkischen Erzähltradition ist.

Journal Mittwoch, 9. Oktober 2024 – Dörte Hansen, Altes Land

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Eine bessere Nacht, das Arbeitsleben hielt mich nicht mehr ganz so wach. Dennoch war mir klar, dass ich keine Energie für den ersten Theatertermin meines Abos 2024/25 am Abend aufbringen würde, früherer Feierabend war sicher nicht drin.

Nachdem ich zu ausgiebigem Regen eingeschlafen war, überraschte mich der klare Himmel auf dem Weg in die Arbeit – und erfreute mich.

Noch von Mallorca aus hatte ich meinen Mittagstermin gebucht: Beinenthaarung. Und den wollte ich wegen unangenehmer Flauschigkeit unbedingt wahrnehmen, Arbeitsdruck hin oder her (ich ließ bereits eine Firmen-interne Veranstaltung ausfallen, die mich eigentlich interessiert hatte). Also marschierte ich durchs sonnige Westend in Turbotempo dorthin. Wieder fiel mir unterwegs auf, dass die Gschwerl-Szene am Gollierplatz immer größer wird. Als Anwohnerin des Nußbaumparks habe ich ja über viele Jahre einen Blick für diese Menschengruppe entwickelt: Am Nußbaumpark wächst sie Richtung Marien-Apotheke, außerdem haben sich Gruppen am Anfang der Reisingerstraße gebildet. Und die Handvoll am Gollierplatz ist jetzt auf bis zu 20 Personen gewachsen.

Nach dem Körperpflege-Einsatz durch milde Sonne zurück ins Büro gepest. Erst jetzt Mittagessen: Apfel und restliches Roggenvollkornbrot.

Über den Arbeitsnachmittag durch verlor sich erstmals seit Montagmorgen das Zeitraffer-Gefühl, endlich schaffte ich Dinge ohne Gehetzheit weg, nahm mir wirklich alle E-Mails aus meinem Urlaub vor. (Aber noch gibt es eine besonders unangenehme Sache, um die ich mich drücke.)

Schöner Heimweg durch sonnige Herbstfarben. Einkaufsstopp beim Aldi: Süßigkeiten.

Daheim Waschmaschinenbefüllen, Maniküre, Yoga-Gymnastik. Keine Chance auf Theaterbesuch.

Herr Kaltmamsell hatte gekocht: Krautwickel auf polnische Art. Also eine Annäherung an die meiner polnischen Oma, die er allerdings nur aus meinen Erzählungen kennt (und die legendär waren).

Aufsicht auf einen Topf voller Kohlrouladen in Tomatensauce

Gefüllt mit einer Hackfleisch-Reis-Mischung. Sie waren nicht mal halb so groß wie die meiner Oma – aber das lag auch daran, dass sie riesige Spitzkohl-Blätter zur Verfügung hatte und Herr Kaltmamsell einen viel kleinerern Sptzkohl aus Ernteanteil verwendete. Die Version von Herrn Kaltmamsell schmeckte hervorragend – auch wenn die Krautwickel meiner Oma unerreichbar bleiben werden (sie hatte schon die letzten Jahre ihres 85 Jahre dauernden Lebens keine Lust mehr, sich die viele Arbeit zu machen, der letzte Genuss ist also ein paar Jahrzehnte her).

Endlich meinen Handy-Vertrag umgestellt. Ich hatte einen sehr teuren, mit dem ich im Grunde mein iphone abstotterte, fand ich in Ordnung. Doch dessen Laufzeit endete mit Januar. Seither schaffte ich es nicht, mich zum Wechsel aufzuraffen und vergab damit die Chance, mehrere hundert Euro zu sparen. Ich muss es ja haben, meine Güte.

Auch ein endlich: Nachricht über meinen Vater, der geplant im Krankenhaus liegt. Bislang alles ordnungsgemäß.

Als auf der sonntäglichen Familienfeier die Senior-Herren erwähnten, sie seien ja mit 58 respektive 60 Jahren in Rente gegangen, musste ich durchaus schlucken. Bis mir einfiel, dass beide bereits mit 15, 16 Jahren ins Arbeitsleben gestartet waren.

Im Bett Dörte Hansen, Altes Land ausgelesen, bis zuletzt durchaus gern. Ich mochte die Dichte der Erzählung – wobei ich streckenweise etwas zu viel in den kurzen Roman reingesteckt fand, die Dichte hatte einen Preis: Die Figuren waren mir zu deutlich erklärt und vor-analysiert, statt dass sie sich durch Handlung entfalteten, viel kippte ins Klischee. Manche Passagen lasen sich wie die Zusammenfassung von etwas Längerem (z.B. Marlenes und Annes Reise nach Polen), da konnte sich die Erzählung natürlich nicht mit Entfaltung aufhalten. Unwohl war mir oft bei dem kolumnenhaft launigen Tonfall, der einerseits meist eh offene Stereotyp-Türen einrannte, zudem menschliches Leid verächtlich machte. Keine der Figuren kam mir nahe, am ehesten noch der ordnungsliebend verlorene Heinrich Lührs. Dass diese Mischung aus Launigkeit und Naturbeschreibung zu einem Bestseller wurde, kann ich aber sehr gut verstehen.
Was bei meiner eigenen Lektüre mitschwang: Alle angerissenen Themen habe ich erst kürzlich deutlich besser literarisch verarbeitet gelesen.
– Landleben in Reinhard Kaiser-Mühlecker, Wilderer (inklusive Spannungen mit Stadtleben) und Ewald Arenz, Alte Sorten (hier glaubwürdige, ernst genommene Figuren)
– Vertriebenen-Flucht am Ende des Zweiten Weltkriegs und Konflikte beim Einquartieren in Deutschland in Ulrike Draesner, Die Verwandelten (die nicht explizit immer wieder darauf hinweisen muss, dass diese Generation über vieles schweigt)

§

Großen Dank an Stefanie Sargnagel: Ich muss mich seit einiger Zeit gezielt schützen vor Reportagen zu den Grauen der Zeitgeschichte, menschlich nachvollziehbare Einzelfälle überforden mich. Sargnagels Perspektive aber ist entfernt genug davon, sodass ich mich darauf einlassen kann: Von Lampedusa aus stieg sie mit einem Sea-Watch-Team in ein Flugzeug, um aus der Luft Menschenrechtsverletzungen zu beobachten.
“Mit Stefanie Sargnagel und Sea-Watch vor Ort auf Lampedusa”.

Journal Dienstag, 8. Oktober 2024 – Wenigstens milde Sonne

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Mist, der Arbeitsscheiß würgte mich auch nachts, ab drei bekam ich kaum mehr Schlaf vor lauter Überforderung (Oh Gott, das ist ja auch liegengeblieben / Dafür ist jetzt auch niemand mehr zuständig / Das kann nicht auch noch bei mir landen, das schaffe ich nicht / Das steht ja auch noch an). Entsprechend gerädert fühlte ich mich beim Weckerklingeln. (Aber sicher zähle ich runter: Noch acht Jahre.)

Draußen war es mild, ich hatte mir als Aufmunterungskleidung ein besonders schönes dunkelblaues Shirt zu weißen Jeans und meinen aktuellen Lieblingsturnschuhen einfallen lassen, genoss den Fußweg in die Arbeit.

Wieder wenig geordnetes Losrennen im Büro. Bis ich zu dem eigentlich gestern Dringenden kam, waren bereits anderthalb Stunde mit Reagieren auf Querschüsse vergangen. Ab dann etwas geordneteres Ackern, ich versuchte so gut es ging zu verdrängen, was ich gerade nicht auch noch schaffte.

Spätestens beim E-Mail-Sichten und -Sortieren am Wochenende hatte ich bestätigt gesehen, was mich schon bei der Urlaubs-Übergabe drei Wochen vorher belastet hatte: Ich hatte in meinem Berufsleben nie vorher eine Stelle, in der ich so wenig ersetzbar war. In allen früheren Jobs hatte ich einen gewissen Ehrgeiz drangesetzt, möglichst ersetzbar zu sein, das war für mich ein Zeichen von Professionalität: Projekt so zu planen, zu dokumentieren und zu terminieren, dass bei geplanter Abwesenheit jemand anderes für Kleinigkeiten ansprechbar sein konnte. Doch mein jetziger Job besteht in erster Linie aus Reaktion, aus Erfahrung und Kenntnis unzähliger Kleinigkeiten, die eben gerade nicht planbare Veränderungen erst ermöglichen. Diesmal hatte ich noch eine Urlaubsvertretung, die über Jahre mein Gegenstück in einer parallelen Struktur einer Schwesterabteilung war und die das leisten konnte – wenn auch mit der Erschwernis Doppelbelastung.

Die Kiste Quitten beduftete mein Büro so herrlich, dass zweimal Kolleginnen reinschauten, weil sie den Duft im Gang durch die geschlossene Tür gerochen hatten. Ich beschloss, die Früchte nicht gleich gestern im mitgebrachten Koffer heimzubringen, sondern sie noch den einen oder anderen Tag im Büro duften zu lassen. Weitertransport zur Verarbeitung ist eh frühstens am Freitag vorgesehen.

In das herrliche Wetter riss ich mich los für einen Mittagscappuccino im Westend.

Tiefes Fensterbett aus dunklem Holz, schräger Blick aus dem Fenster auf eine Altstadtstraße mit Schannigarten, im Vordergrund ein Tässchen Cappuccino

Wieder spätes Mittagessen, ich war eigentlich längst über zwickenden Hunger hinaus: Apfel und Karottensalat (Ernteanteil), den ich am Vorabend vor lauter Erledigtsein nicht mal selbst gemacht hatte – auch er stammte von Herrn Kaltmamsell. Und schmeckte wunderbar.

Diesmal war es erst um 15 Uhr, dass ich die Arbeiten des Morgens für am Vortag erledigt hielt. Doch auch gestern reichte die Energie (Panik?) für einen weiteren Arbeitstag, ich schaffte einen großen Brocken ganz weg.

Als ich mich auf den Heimweg machte, hatte der Himmel zugezogen, doch es war weiterhin mild. Lebensmitteleinkäufe im Vollcorner. Daheim wickelte ich zwei mitgebrachte kleine Quiten in Alufolie und schob sie in den sehr heißen Ofen: Nachtisch.

Blumengießen, Yoga-Gymnastik (ich ließ mich aus reinem Erledigtsein auf eine lange Anfangsphase Schnaufen und Geplapper ein). Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl restliches Wirsinggemüse vom Vortag mit Orecchiette. Nachtisch gebackene Quitten mit griechischem Joghurt und Honig. Schokolade.

Journal Montag, 7. Oktober 2024 – Arbeitsleben halt

Dienstag, 8. Oktober 2024

Mittelunruhige Nacht, die Aussicht auf Arbeitsleben so bedrückend wie schon lange nicht mehr.

Ich rüstete mich mit Wollkleid und Kaschmirstrumpfhosen gegen die Bürokälte, mit glitzernden roten Mary Janes gegen Trübsal. Der nächtliche und morgenliche Regen hatte aufgehört, mir kam sogar die Luft leicht mild vor.

Was dank der Vorarbeit am Wochenende klappte: Ich hit the ground running. Allerdings hatte ich schon wieder vergessen, dass ich von solchen Hochdruck-Arbeitssituationen Stresskopfweh bekomme und mich wie ein eingesperrtes Tier mit Fußfessel fühle, am liebsten mein eigenes Bein abgenagt hätte, um mich zu befreien. Und da war noch nicht mal einkalkuliert, dass in meiner Abwesenheit auch Fehler passiert waren – schlicht menschliche, für die ich mir aber erstmal eine Lösung überlegen muss (gestern war mir noch nichts eingefallen, beim verursachenden Dienstleister Rabatz zu schlagen, würde nichts lösen; allerdings darf ich nicht vergessen, ihn darauf hinzuweisen, kostet schon wieder Zeit).

Ich haute Zeug weg für drei Arbeitstage, weil musste halt, war nach dem ersten Arbeitstag überrascht, dass es erst 11 Uhr war. Vor dem nächsten ging ich also zu einem schnellen Mittagscappuccino zu Nachbars. Die Luft war tatsächlich mild, trotz der Schlacht am Schreibtisch bekam ich mit, dass der Tag sogar sonnig wurde.

Aufsicht auf eine Kiste mit Quitten

Um den späteren Mittag erschien meine Quittenfee, beschenkte mich reich und verwandelte mein Büro in eine Duftkammer. Spätes Mittagessen: Apfel, zwei dicke Scheiben Roggenvollkornbrot.

Nach dem zweiten Arbeitstag gegen 15 Uhr war mir schlecht und ich hing schwer in den Seilen. Aber half immer noch nichts, es war etwas vor Plan hereingeschneit, und von meinem Einsatz hing ab, dass andere Leute ihre Arbeit machen konnten.

Während des dritten Arbeitstags konnte ich sogar das Fenster im Büro gekippt lassen, es kam von draußen warm herein. Aber jetzt war ich durchaus so durch, dass mir graute: Morgen muss ich hier ja wieder her. (Zudem ich bin ganz kurz davor, mir mal eine echte Nachrichtenpause zu gönnen. Einfach eine Weile gar nichts mehr von Politik und Weltgeschehen mitbekommen, vor ein paar Jahrzehnten konnte ich das doch auch.)

Irgendwann hatte ich Feierabend.

Blick von unten auf einen neo-gotischen Kirchturm vor knallblauem Himmel

St. Paul ohne Oktoberfesties-Belästigung.

Heimweg durch sehr angenehme Luft und schönes Licht. Ich brachte lediglich Energie für einen kurzen Abstecher in den Drogeriemarkt auf (den durchlief ich allerdings dreimal bis ich die zwei benötigten Produkte gefunden hatte – es ist ein Wunder, wie unterschiedlich individuelle dm-Läden arrangiert sind).

Zu Hause holte ich den kleinen Koffer aus dem Keller, mit dem ich am Dienstag die Quitten heimbringen würde. Yoga-Gymnastik, für meinen gestrigen Bedarf zu kurz.

Herr Kaltmamsell servierte den Ernteanteil-Wirsing auf meine Bitte mit zugekauften gebratenen Champignons; da er den ebenfalls erbetenen Räuchertofu nicht gekommen hatte, verwendete er vorrätigen Guanciale – schmeckte insgesamt ausgesprochen gut. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, viel erschöpfter als nach einem Wandertag mit über 20 Kilometern und über 30.000 Schritten.

Journal Sonntag, 6. Oktober 2024 – Familienfeier zu rundem Geburtstag

Montag, 7. Oktober 2024

Lang geschlafen, das war schön. Es wurde Tag zu sowas wie Sonnenschein, ich sah sogar blaue Flecken am Himmel. Das hielt aber erstmal nicht lange.

Vormittags zogen wir uns fesche Sachen an und machten uns mit einem Topf Blaukraut und mit Tamales plus Condimente auf den Weg nach Ingolstadt zur Familienfeier. Weil antizyklisch, war der Zug völlig frei von Oktoberfestierung.

Durchs ZUgfenster gesehen gelbe abgeernetete Felder, im Hintergrund leerer Hopfengarten und ein Windrad, Regenstimmung

In der Holledau abgeernteter Hopfen, aber der Mais stand noch.

Trocken im Elternhaus eingetroffen (aber es war ganz schön kalt), Eltern geherzt und geküsst.

Eine lange, festlich gedeckte Tafel für 12 Personen mit Blumenschmuck

Es trafen ein: Die Nichte, die lieben Schwiegers, die restliche Bruderfamilie mit einer weiteren Schwieger. Es gab Sekt zum Anstoßen auf die Jubilarin, dann auch ein Ständchen auf sie (Gitarre, Harmonika, Rhythmusschüttelding).

Das Festessen startete mit einer (veganen) Pilzcremesuppe, ging weiter mit Rehrücken und viel drumrum. Dazu ein Glas Chianti.

Porzellan-Teller auf gedecktem Tisch, darauf Rehrücken, grüner Spargel, Rosenkohl, Blaukraut, dahinter ein Glas Rotwein

Die vegane Alternative: Tamales, diesmal fotografiert.

Auf gedecktem Tisch ein weißer eckiger Teller mit Tamales, drumrum Schüsselchen mit Korianderblättern, roter Salsa, schwarzen Bohnen, eingelegten Jalapenos

Dazu reger Austausch über Urlaube, Krankenhauserlebnisse, Styling-Prioritäten, Sportschuhe – ach egal: Das sind halt so Leute, von denen mich erstens alles interessiert, mit denen mich aber zweitens auch freuen würde, gemeinsam das Telefonbuch durchzugehen (ich brauche einen aktuelleren Vergleich – die AGB von Facebook?).

Auf einem Kuchenteller ein Stück Torte aus vielen Schihcten Teig und Buttercreme, Schokohülle

Und dann gab’s auch noch TORTE! (Prinzeregententorte, ganz großartig, forever Team Buttercreme.) Ebenfalls erfreulich: Ich konnte aussortierte Dinge aus meinem Haushalt in neue Hände geben.

Abschied mit Hoffnung auf viele weitere solche Feiern.

Ereignislose Heimreise, es war deutlich milder geworden. Allerdings rückten mir Gedanken an den anstehenden Arbeitsanfang immer näher an die Kehle. In München der letzte Kilometer zum letzten Mal für dieses Runde durch Oktoberfestreste. Daheim Häuslichkeiten, Yoga-Gymnastik (ah, wie ich das genieße). Trotz Festmahl hatte ich Abendessen-Hunger: Herr Kaltmamsell servierte Tamales-Reste, Nachtisch Schokolade.

Journal Samstag, 5. Oktober 2024 – #WMDEDGT

Sonntag, 6. Oktober 2024

Herr Kaltmamsell guckte mich am Freitag irgendwann an und stellte fest: “Du bräuchtest jetzt Urlaub.”

Eine unschätzbar positive Seite an #WMDEDGT, dem Tagebuchbloggen-Projekt von Frau Brüllen an jedem 5. des Monats (hier die Sammlung für Oktober): Ich muss mir keine Überschrift für den Blogpost des Tages einfallen lassen.

Gut geschlafen, erfrischt aufgestanden. Häuslicher Tagesanfang: Geschirrspüler ausräumen, viel Wäsche aufhängen (Waschmaschinen sind SO SUPER!). Draußen war es grau und kalt: Ich hatte keinerlei Lust auf Frieren, drehte also die Heizung im Wohnzimmer auf, kombinierte Schlumpfhose und warmes Sweatshirt mit dicken Socken und dicker Wolljacke.

Mit dem Bloggen ließ ich mir Zeit, ich hatte keine Termine und nicht viel geplant. Telefonat mit Mutter, am Sonntag feiern wir bei ihr einen runden Geburtstag, die Beiträge von Herrn Kaltmamsell und mir abgesprochen.

Weiterhin gemütlich machte ich mich zu einem Isarlauf fertig, auf den ich mich freute. Zwar war für den Tag graues, trockenes Wetter angekündigt, ich startete dennoch vorsichtshalber den Regenradar (Schirmmütze einstecken oder nicht?). Bevor die Seite fertiggeladen hatte, hob ich den Blick – und sah vorm Fenster feinen, dichten Regen. Der laut Regenradar auch nicht so schnell aufhören würde. Also wechselte ich in meine Lauf-Regenjacke (die nicht wirklich wasserdicht ist, aber bei leichtem Regen völliges Durchnässen verhindert) zu Winter-Laufhose und langärmligem Lauf-Shirt und setzte die Kappe auf.

U-Bahn zum Odeonsplatz, noch nur vereinzelte Oktoberfest-Cosplayer*innen. Um elf startete ich in den Hofgarten und von dort in den Englischen Garten, begleitet von leichtem Regen. Der wurde in den folgenden gut anderthalb Stunden mal heftiger, mal weniger, etwa eine halbe Stunde bekam ich sogar Regenfreiheit geschenkt. Ich genoss den Lauf dennoch, war sehr dankbar für den dabei gut mitspielenden Körper – dachte aber immer wieder daran, wie viel schöner das Ganze ohne Regen wäre.

Gartenanlage in französischem Stil, rechts ein Pavillon, der Himmel dunkel, die Wege mit Pfützen

Parkanlage mir leicht herbstlichen Bäumen, ein gepflasterter Weg führt nach unten zu einem Tunnel

Erhöhter Blick auf eine weitläufige Parkanlage in englischem Stil in Regendunst, im Vordergrund links eine Säule, daneben steht eine Krähe

Im Regen rechts ein hölzerner Pagodenturm, links vier Menschen unter Regenschirmen, vor dem Türm helle Sonnenschirme

Plakat auf einem Vereilerkasten an der Straße: Jüdisches Neujahrskonzert 5785

Links befestigter Weg, rechts schlammfarbener Fluss, dazwischen leicht herbstliche Bäume, feuchter Schleier über dem Bild

Man sieht dem Foto an, dass der Regen hier bereits durch die Tasche der Regenjacke gedrungen war, in dem das Handy lag – natürlicher Hamilton-Filter.

Leicht stilisierte Bronze-Statue eines Bischofs vor Bäumen, zwischen seinen segnenden Händen ein Apfel

Jemand hatte dem Heiligen Emmeram einen Apfel zum Halten gegeben. Sehr nüdlich.

Bewachsenes Brückengeländer über Kanal, am gegenüberliegenden Ufer leicht herbstliche Bäume, dahinter erahnt man einen eckigen alten Kirchturm

Drei Baumstämme, die aus dem Boden wachsen, auf halber Höhe abgesägt, zu eckigen Gesichtern geschnitzt, dahinter Laubbäume

Blick über steinernes Brückengeländer auf schäumendes grünbraunes Flusswasser, die Ufer von leicht herbstlichen Bäumen gesäumt

Herbstlich bunte Bäume, durch die man Fluss erahnt

Ich beendete meinen Lauf auch am Odeonsplatz. Die U-Bahn in die Gegenrichtung, nämlich zum Oktoberfest, war dann bereits ordentlich voller Verkleideter.

Auch wenn ich nicht fror, war ich nahezu rundum nass und kalt: Ich ließ mir eines der seltenen Vollbäder ein (Vollbäder nehme ich sonst ja im Schwimmen) (Brüller). Gute Regenkleidung: Zumindest meine Unterhose war trocken geblieben.

Frühstück um zwei war Roggenvollkornbrot: Eine Scheibe mit Butter, eine mit Butter und Honig, eine mit…

Glasteller mit viereckiger Brotscheibe, darauf helle und dunkle Creme gestrichen, Messer mit Creme daneben, hinter dem Telle ein Glas mit der Creme, auf dem „Nocilla“ steht

Na gut, EINE Sache habe ich mir dann doch aus Mallorca mitgebracht. (Und das von jemanden, die seit Jahrzehnten nichts mit Nutella o. Ä. anfangen kann.) Dann schnitt ich die letzte Melone aus der Crowdfarming-Lieferung im August an: Sie duftete zwar immer noch nicht reif, bekam aber schon braune Stellen. Schmeckte nach wenig.

Kücheneinsatz: Fürs Familienfest am Sonntag war ich mit der Zubereitung von Blaukraut beauftragt worden. Der einzige Blaukrautkopf, den ich am Freitag beim Vollcorner bekam, war mächtig. Es wird also viel Blaukraut geben. Fürs Rezept griff ich diesmal zum Bayerischen Kochbuch: Mit Zwiebeln und Äpfeln, und ich spickte zum ersten Mal eine halbe Zwiebel mit Nelken – das machte man früher wohl gerne, ich nehme an, weil sich die Gewürznelken so aus dem fertigen Gericht entfernen lassen.

Als das Kraut köchelte und ich die Utensilien für die Zubereitung gereinigt/verräumt hatte, startete ich den Arbeitsrechner für die Vorbereitung meines ersten Arbeitstags nach Urlaub am Montag, denn am Sonntag würde ich keine Zeit dafür finden. (Es ist doch normal, dass man “This is going to hurt” beim Einloggen sagt?)

Waren gut investierte zwei Stunden, unterbrochen vom Abschmecken des fertigen Blaukrauts: Ich sortierte meinen Posteingang bis auf unter 100 zu berarbeitende E-Mails, weiß jetzt, was am Montag zu tun ist. Und ich weiß, dass ich wegen einiger am Montagmorgen sofort zu erledigenden Dinge diese zwei Stunden nie aufgebracht hätte, sondern den ganzen Tag panisch dem Wichtigsten hinterher gejagt hätte.

Yoga-Gymnastik war eine eher kurze Einheit, hauptsächlich Dehnen, ich amüsierte mich mal wieder über meine “kurze Taille” (Schneiderinnen-Sprache): Bestimmte Dehnungen gehen bei mir nur ganz wenig, z.B. im Sitzen zum seitlich ausgestreckten Bein, weil der unterste Rippenbogen halt auf den Hüftknochen an dieser Seite stößt – weiter geht physikalisch nicht ohne Knochenbruch, da bewirkt auch Üben nichts.

Dann hatte ich meine verrückten fünf Minuten und kaufte Tickets fürs Jüdische Neujahrskonzert 5785 (nach Rücksprache mit Herrn Kaltmamsell). Wussten Sie, dass es im allerersten Tonfilm der Welt, The Jazz Singer von 1928, um einen jüdischen Kantor geht?

Herr Kaltmamsell hatte den Nachmittag in der Küche verbracht: Sein Job für die Familienfeier war eine vegane Alternative für den Veganiker am Tisch, und er nahm das zum Anlass, endlich mal Tamales zu bauen (getrocknete Maisblätter übers Internet gekauft). Die lohnen sich nur in großen Mengen, also gab es die Test-Portion als unser Nachtmahl, einige davon auch mit gekochtem Rindfleisch gefüllt.

Vollgestellte Küchenarbeitsfläche, unter anderem Flaschen Zuckersirup, Grenadine, Champagner, Calvados, Brandy, dazu Cocktailshaker, Messbecher, zwei Gläser mit rot-orangen Drinks

Als Aperitif machte ich uns aus dem restlichen Champagner vom Vorabend Cocktails: French 68 nach Charles Schumann. Wurden ganz ausgezeichnet, allerdings bin ich sicher, dass es dazu keinen Champagner braucht, sondern anderer trockener Schaumwein seine Rolle ebenso gut erfüllt.

Die Tamales schmeckten wirklich gut, dazu reichte Herr Kaltmamsell Tomatenwürfel, Koriander, Sauerrahm. (Wir vergaßen beide zu fotografieren.) Nachtisch geschmacksarme Melone und Schokolade.

Ins Bett wieder mit Ohrstöpseln und geschlossenen Fenstern, vorletzte Nacht des Oktoberfest-Grauens.

Journal Freitag, 4. Oktober 2024 – München mit kaltem Regen und Oktoberfest-Armageddon

Samstag, 5. Oktober 2024

Nicht so lange geschlafen, wie ich gerne hätte, die erste Nacht zurück im eigenen Bett immer seltsam. Aber so hatte ich mehr vom Tag.

Der Arbeitsrechner, den ich zur Sicherheit mit heim genommen hatte (mögliche Pandemie, E-Mail-Check am letzten Urlaubstag), diente nicht sofort zur Überbrückung, bis ich das neue Ladekabel für mein MacBook für das in Mallorca vergessene hatte: Nach drei Wochen Pause musste er erstmal eine knappe Stunde Updates fahren. Währenddessen packte ich meinen Koffer aus, startete die erste Waschmaschine, verräumte den Koffer im Keller, machte es mir warm, schaute in den düsteren, kalten Schnürlregen vorm Fenster (greisliches Wetter bedeutete zumindest Aussicht auf weniger Oktoberfest-Radau).

Beim Kofferauspacken stellte ich fest, dass von den zwei einzigen Mitbringseln (für meine Arbeits-Vertretung, deren Job das nach der Umorganisation eigentlich nicht mehr gewesen wäre) eines trotz zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen unbrauchbar war: Der Schraubdeckel des Glases Orangenmarmelade aus Sóller, fest eingewickelt in mehrere Teile Schmutzwäsche und in eine Plastiktüte, hatte sich geöffnet, die Flüssigkeit der Marmelade war ausgelaufen – wirklich ärgerlich. Bleibt nur noch ein lahmes Mitbringsel.

Schon während des Bloggens traf die Nachricht von Apple ein: Netzteil abholbereit.

Sehr gefreut hatte ich mich auf eine Schwimmrunde, dass ich dafür mit Schirm losziehen musste und die U-Bahn zum Olympiabad nehmen, schmerzte mich wenig. Das Schwimmen war dann leider eher anstrengend und vergnügungsarm, dann schmähte mich auch noch jemand, der in mich reingeschwommen war, ich hätte fast vorzeitig weinend das Becken verlassen.

Was mich zu Nachdenken über den Rat führte, sich verbale Attacken “nicht zu Herzen zu nehmen”. Geht das denn? Verletzung ist Verletzung: Auch wenn ich das Hängenbleiben am Tischeck ignoriere, bleibt davon ein schmerzender blauer Fleck. Auch wenn der Pöbler Unrecht hat, bleibt der Schmerz des Angriffs und der Demütigung.
I bruise easily

Auf der Heimfahrt stieg ich an der Münchner Freiheit aus, um in der Clemensstraße Espressobohnen-Nachschub zu besorgen.

Vor verregneten Altbaufassaden ein Brunnen mit Bronzefigur eine kurvigen Frau mit Krönchen

Mal wieder Freude über das Denkmal für Bally Prell – die Schönheitskönigin von Schneizlreuth, die im dahinter liegenden Haus gewohnt hat. Hinweis für Auswärtige: Auch in München gab es mal Zeiten von Volkskunst ohne Dirndl.

Espresso bekam ich nicht: Geschlossen wegen Urlaub (Oktoberfestfluchtverdacht).

Am Marienplatz holte ich im Apple Store mein Netzteil ab: Er war gepackt voll, und zu meiner Verdutzung fand ich mich in einer 30-köpfigen Abhol-Schlange wieder (es werden derzeit wohl Neuester-heißer-Scheiß-Produkte von Apple beworben) – doch das Ausgabesystem ist dort so gut organisiert (etwa vier gut gelaunte Angestellte kümmerten sich um Einlesen von Liefernachricht und Aushändigen schon in der Schlange), dass ich nach zehn Minuten auf dem Heimweg war.

Frühstück deutlich nach drei. Appetit hatte ich immer noch nicht, aus Vernunftgründen aß ich frisch gekauftes Roggenvollkornbrot mit Butter und Tomate / Butter und Honig.

Dann eine weitere Runde draußen durch den Regen: Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner – und ich Dummerchen vergaß, dass mich der Weg dorthin durchs Oktoberfest-Armageddon führt. Wie ich mir schon in der vorhergehenden Nacht auf dem (Theresienwiesen-nahen) Heimweg dachte: Wer’s nie erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen. Die Süddeutsche richtet ihren Lokalteil dieses Jahr ja ganz aufs Oktoberfest-Bejubeln aus (?) – wie wäre es mit einer Bilderstrecke “24 Stunden rund um die Theresienwiese”?

Fenster hinaus in einen verregneten Park, auf der Fensterbank eine Glasvase mit zwei großen, knallpink blühenden Gladiolen und vier dicken altrosa Rosen

Herr Kaltmamsell hatte zur Begrüßung mein Schlafzimmer geschmückt (sind das die pinkesten Gladioen ever oder was?), im Wohnzimmer standen wunderschöne Hortensien.

Ebenfalls sehr gefreut hatte ich mich auf Yoga-Gymnastik: Großes Vergnügen und wohltuend.

Währenddessen mühte sich Herr Kaltmamsell in der Küche mit dem Abendessen – Mühe, weil sich unser Zerstörer, der Pürierstab, endgültig verabschiedet, mittlerweile hält der Einschaltknopf nur mit Kraft in der Eingeschaltet-Position. Anlass für mich, endlich den längst recherchierten Nachfolger zu bestellen. Wenn auch der über 30 Jahre hält, lohnt sich die Investition, zumal ich mit dem Vorläufer-Gerät dieses Herstellers sehr zufrieden war: Einmal sogar das Kabel ersetzt, weil das Original auf einer heißen Herdplatte verschmurgelt war, das Gehäuse ließ sich gut öffnen.

Abendlicher Alkohol war erstmal ein Glas Champagner: Ich hatte endlich rechtzeitig daran gedacht, den Pommery Brut royal (ein Weihnachtsgeschenk) kalt zu stellen – schmeckte mir sehr gut.

Nachtmahl in zwei köstlichen Gängen:

Bast-Tischsets, darauf Glasteller mit Schnitzen Roter Bete mit hellbraunen er Sauce und Schnittlauch

Rote Bete (Ernteanteil) lauwarm mit Haselnuss-Ingwer-Sauce, Schnittlauch, schwarzem Sesam – ganz wunderbar und zufällig vegan (Originalrezept mit Erdnussbutter, Haselnuss machte sich aber sehr gut).

Weißer Teller auf Bastset, darauf brauner Brei mit Kürbisstücken, Orangen Öl, geriebenem Parmesan

Grünschaliger Hokaido (Ernteanteil) mit Polenta und Frischkäse als Brei, darauf gebratene Kürbiswürfel und Chili-Öl. Zwei Portionen für mich. (Originalrezept verwendet Butternut-Kürbis.) Dazu ein baskischer Txakoli. Nachtisch Schokolade.

Im Bett neue Lektüre: Dörte Hansen, Altes Land – darüber hatte ich viel Interessantes, vor allem aber extrem unterschiedliche Urteile gehört, jetzt wollte ich selbst mal (gab’s nicht in der Stadtbibliothek, kaufte ich also). War schonmal angetan vom Erzähltempo: In den ersten 10 Prozent steckt so viel Inhalt, da machen andere ganze Fernsehserien draus.

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Lorenzo Annese kam 1958 als junger Mann aus Apulien nach Niedersachsen und wurde der erste ausländische Betriebsrat der Bundesrepublik. Mit 87 erhielt er jetzt das Bundesverdienstkreuz – eine spannende Lebensgeschichte:
“Der Zusammenschweißer aus Italien”.