Archiv für November 2024

Lieblings-Microbloggingposts November 2024

Samstag, 30. November 2024

Bei dieser Gelegenheit weise ich auf meine Sammlung Best-of-the-Best Microblogging hin – die ich kontinuierlich erweitere, in alle zeitlichen Richtungen, zuletzt vom November 2014.

War ganz schön was los im November. Erstmal mein Mastodon.

Jemand, mit dem ich zusammenlebe, antwortete mal auf die Frage, wozu Schulbildung gut sei, die man als Erwachsene*r nicht brauche: “Damit man Witze versteht.” Das oben ist meiner Meinung nach ein schönes Beispiel.

Und dann ein wenig Bluesky (für Threads fehlt mir die Zeit).

Journal Freitag, 29. November 2024 – Dysmorphie

Samstag, 30. November 2024

Diese Woche hatte sich derart lang gezogen, dass ich mich gestern Morgen erinnern musste, dass echt ehrlich wirklich Freitag war.

Marsch in die Arbeit in kalter, angenehmer Luft unter düsterem Himmel, ich trug dicke Winterjacke.

Es wurde sogar hell, um 9 Uhr versuchte ich es erstmals ohne Deckenlicht.

Geschäftiger Vormittag. Mittags raus ins Westend auf meinen Cappuccino, ich fühlte mich wackelig.

Volle Cappuccinotasse im Vordergrund auf einer hözernen Fensterbank, durchs Fesnter sieht man düsteren Himmel über einer Altstadtstraßenszene

Weitere Geschäftigkeit, dann Mittagessen: Banane, gelbe Kiwi (sehr gut), Hüttenkäse.

Higlight des Arbeitsnachmittags: Ich sah die Christkindl-Dampflok vom Bürofenster aus, inklusive markantem Schu-Schu-Schu-Geräusch und Dampf-Fahne.

Auch schön am Winter: Vorm Bürofenster wurden auf den Dächern die Rabenkrähen wieder von den gravitätischen Saatkrähen abgelöst.

Hohes, modernes Bürohochhaus mit Fensterrahmen in verschiedenen Gelb-tönen, in der Fassade spiegeln sich blauer Himmel und sonnenbeschienene Wolken

Wie angekündigt wurde der Himmel immer klarer, fürs Wochenende sind zwei Sonnentage angekündigt (wenn der Nebel sie lässt).

Beim Verlassen des Bürohauses zu Feierabend hörte ich laut einen revierflötenden Amslerich, die Jahreszeit passte wirklich gar nicht.

Auf dem Heimweg Wochenendeinkäufe beim Vollcorner, die große Wochenenderleichterung wollte sich nicht recht einstellen. Auch nicht daheim bei Yoga-Gymnastik. Ich half also mit einem hochprozentigen Feierabend-Cocktail Cosmopolitan nach.

Aufsicht auf zwei weite Gäser mit dunkelroter Flüssigkeit und einem Fitzel Orangenschale, dahinter Flaschen Contreau, Preiselbeersaft, Cocktail-Shaker

Das funktionierte ein wenig.

Herr Kaltmamsell hatte zum Nachtmahl den mächtigen Sellerum aus Ernteanteil zu Sellerie-Lasagne verarbeitet. Dazu gab es das letzte Viertel Zuckerhut aus Ernteanteil mit Haselnussmus-Dressing.

Gedeckter Tisch mit zwei Glastellern voll Sellerie-Tomaten-Auflauf, dazwischen eine weiße Schüssel Salat, rechts und links davon gefüllte Weingläser

Und ein Glas Pittnauer Rosé Dogma. Nachtisch Schokolade, zu viel davon.

Früh ins Bett zum Lesen.

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Wie tief meine überwunden geglaubte Dysmorphie sitzt. Zur Erinnerung: Als Jugendliche mit diesem Aussehen (bei dieser Aufnahme 1985 in Hannover zu einem Chorfestival war ich 17, den Overall hatte ich von einer Freundin geliehen, die roten Ballerinas würde ich noch heute tragen, sie waren halt irgendwann durch)

Eine junge Frau mit langen dunkel Haaren gehend, in einem olivfarbenen Overall, aufgeknöpft, drunter ein weißes T-Shirt, um die Taille ein roter Gürtel, in der Hand ein bunter Pullover

war ich überzeugt, in dieselbe Körper-Kategorie zu gehören wie Alison Moyet damals (heute sieht sie so aus).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/3wWi6OrgZe4?si=9yVIMYsjhneKGK_9

Schon bevor es die Konzepte body shaming und body positivity gab, kämpfte ich lauthals dafür, dass alle Körperformen Anerkennung verdienen, auch meine: “Mehr Kilos, weniger Scham!” stand unter anderem auf den Aufklebern der ersten kommerziellen Kampagne ca. 1988 (eines Bekleidungsherstellers?), der ich mich mit Verve anschloss.

Ich kann nur vermuten, dass meine Umwelt außerhalb der Familie davon ausging, dass ich wie so oft scherzte, denn niemand widersprach mir – bis zu dem Liebhaber, dessen ehrlich verständnislose Miene während einer meiner aktivistischen Tiraden mich endlich auf die Idee brachte, dass mein äußeres Selbstbild nicht real sein könnte.

Doch Jahrzehnte konstruktives Hadern später ertappe ich mich dabei, dass eine einzige Bemerkung in Kombination mit einem Blick reicht – und schon sind jede passende Kleidergröße, jeder problemlos schließende Gürtel überstimmt.

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“Wahlkampfhilfe für FDP, Grüne und CDU | Bosetti will reden!”

Ich sage es in jedem Wahlkampf, so auch in diesem: Am liebsten würde ich einfach nicht hingucken. Aber wenn es schon sein muss, dann kann ich ja auch ein bisschen Wahlkampfhilfe leisten! Heute für FDP, Grüne und CDU.

(Die anderen Parteien kommen nächste Woche dran.)

Journal Donnerstag, 28. November 2024 – Regenlaune, aber neue Laufschuhe

Freitag, 29. November 2024

Wow, war das eine üble Laune, mit der ich in den Tag startete.

Nasser asphaltierter Platz im Dunklen, von Peitschenlaternen beleuchtet, rechts weiße Zelte, links einige Dutzend schwarze Lkw-Auflieger, dazwischen ein Ganz zwischen Bauzäunen

Es regnete heftig. Das machte den Weg quer über die Theresienwiese noch freudloser, der zu diesem Jahresende mit eingezäunten schwarzen Lkw-Aufliegern zu einer düsteren Schlucht verbaut wurde. (Vielleicht doch lieber den derzeit schönere Weg außenrum nehmen?)

Im Büro sofort losgearbeitet, erstmal in einer Datenbank. Erkenntnis: Ich bin Bei-Helmstedt-denke-ich-immer-an-diese-eine-Schallplatte-mit-Heinrich-Lübke-Reden-von-Zweitausendeins Jahre alt.
(Und wenn ich solch eine grottige Laune wie gestern habe, verfluche ich mein unkontrollierbar hochassoziatives Hirn.)

Sehr unruhiger Arbeitsvormittag, aus jeder Kleinigkeit erwuchs ein Strauß Aufgaben, der erstmal sortiert werden musste (mag eine freiberufliche Beraterin Projektmanagement als Ikebana verkaufen? ich sehe Potential).

Bei dem greislichen Regen ging ich nur rüber zu Nachbars auf meinen Mittagscappuccino.

Zu Mittag gab es Mango mit Sojajoghurt und eine Banane – und während die Persimon mit Joghurt am Vortag bis zum Abend gesättigt hatte, knurrte gestern bereits zwei Stunden später mein Magen (ohne Appetit) – ich werde diesen Stoffwechsel nie verstehen.

Auch nachmittags anstrengende Arbeit mit viel Konzentration und Recherche, gleichzeitig Unterbrechungen.

Eigentlich hatte ich auch noch Kopfweh und mir war schwindlig, dennoch hielt ich an meinem Feierabendplan fest: Neue Laufschuhe. 45 Minuten Marsch durch frische Luft sollte die Malaisen doch wohl kurieren können? Nach mittelspätem Arbeitsschluss wechselte ich also in meinen Lauf-BH (zum entspannten Testen der Schuhe) und ging zum Sport Schuster. Befinden war schon nach wenigen Metern Marsch besser.

In der Laufschuh-Abteilung musste ich ein wenig auf den nächsten freien Angestellten warten, es wurde intensiv und in Ruhe beraten. Ich empfand das Warten als akzeptabel kleinen Preis dafür, dass ich mir nicht selbst einen Überblick über das derzeitige Angebot und seine Unterschiede verschaffen musste. Sondern nur in ein freundlich aufmerksames Gesicht sagen: “Vorfußläuferin, seit einiger Zeit beim Laufen Schmerzen im Vorfuß, lange Strecken, meist auf nicht asphaltierten Wegen, zuletzt Schuhe von Brooks, Größe 43 bei sonstiger Schuhgröße 41.”

Aufsicht auf drei Paar neue Laufschuhe auf Linoleumboden: Links hellrose mit dunkelrose Deko und blauer Schrift, Mitte dunkeltürkis mit rosa Deko, recht weiß mit etwas Orange an der Sohle

So sehen in dieser Saison Frauen-Joggingschuhe aus. Es wurde das mittlere Paar in Autoscooter-Ästhetik, nur eine halbe Nummer kleiner – ich muss sie ja nicht anschaun. Gelernt: Das Pendel ist wieder zu extremer Dämpfung geschwungen, Herr Berater erklärte, dass das jetzt aber Dämpfung mit gleichzeitiger Beschleunigung sei (ich so: “Mir pressiert’s net.”). Das an den Wänden ausgestellte Angebot war – für mich ganz neu – sortiert nach dem Laufuntergrund: Gelände oder Asphalt. (Außerdem weiterhin nach Damen und Herren, was ich viel weniger verstehe.)

Auf dem Rückweg passierte ich die Weihnachtsbuden an der Sendlinger Straße und am Sendlinger Tor: Es werden auch dieses Jahr Rengschburger spezial angeboten, mein Advent ist in Ordnung.

Ich kam heim in eine leere Wohnung: Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend aushäusig. Erstmal eine Runde Yoga-Gymnastik, dann nahm ich mir den Zuckerhut aus gestern geholtem Ernteanteil vor: Eine riesige Schüssel mit Tahini-Dressing, dennoch bekam ich damit nur drei Viertel des nicht mal extra großen Zuckerhuts weg. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Journal Mittwoch, 27. November 2024 – Arbeitswoche abarbeiten

Donnerstag, 28. November 2024

Wieder vom Wecker in die Unwilligkeit geschubst worden.

Draußen mild und düster, es wurde mir sehr dezemberlich. Einige Energie kostete mich beim morgendlichen Fertigmachen und auf dem Arbeitsweg, mir immer wieder klar zu machen, dass der nächste Tag keineswegs schon Freitag sein würde, sondern erst Donnerstag.

Gewöhnlich emsiger Arbeitsvormittag; es gab nur wenig, vor dem ich davonlaufen wollte. Draußen wurde es sogar bis Sonnenschein hell.

Fensterbrett mit Cappuccinotasse und Wasserglas, vor dem Fenster fahles Sonnenlicht auf Straße

Mittagscappuccino im Café Colombo: Am Montag hatte mich auf meinem Arbeitsweg eine handgeschriebene Tafel davor informiert, dass das Café Ende November schließen wird, erst zum neuen Jahr mit neuem Pächter eröffnen.

Mini-Spaziergang in fahler Novembersonne.

Alter Hauseingang mit großer, hölzerner Tür, darin viel Glas und Verzierungen aus weißen Stangen

Sonnen-durchschienene Gräser an einem alten Haus

Später gab es zu Mittag Persimon und Maracuja mit Sojajoghurt – bei den derzeitigen Lebensmittelpreisen in Bio-Qualität eine 5-Euro-Mahlzeit, fiel mir auf (nur falls Sie Ihre Kantinenpreise für hoch halten).

Nachher-Haare, zur besseren Vergleichbarkeit ebenfalls in einer Online-Besprechung auf dem Bildschirm gezeigt.

Es wurde ein mittelwilder Arbeitsnachmittag; zum Glück fand ich einen Moment Muße, vor Sonnenuntergang rauszuschauen.

Moderne Bürogebäude vor blauem Himmel, von Abendsonne vergoldet

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe – auch Obst, denn die gestern erwartete Granatapfel-Lieferung wurde abgesagt: Die Früchte dieser Ernte entsprächen nicht den eigenen Qualitätsansprüchen.

Nacht. Auf einer großen Fläche stehen sehr viele bunt angeleuchete Zelte

Diesjähriges Tollwood.

Daheim nach Häuslichkeiten eine Einheit Yoga-Gymnastik, anstrengend. Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell auf meine Wunsch Nudeln mit sahnigen Linsen, Pilzen und Petersilie – sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Erste Überlegungen zur Oktoberfestflucht 2025 (20.9.-5.10.): Vielleicht eine organisierte Fernwanderung in England (Anreise mit der Bahn, Wanderung selbstverständlich mit Gepäcktransport), das würde meine Wandergelüste und meine England-Sehnsucht gleichzeitig abdecken.

Im Bett begann ich die nächste Lektüre: Jonathan Lethem You don’t love me yet – weil ältester E-Book-Eintrag auf meiner Wunschliste, der sollte endlich mal weg.

§

Patrick Fealey ist Journalist und leidet seit vielen Jahren an einer schweren psychischen Krankheit, die ihn 2023 in die Obdachlosigkeit brachte. In Esquire schreibt er einen langen Artikel über seinen Alltag als Obdachloser in den USA – schwere Kost, wappnen Sie sich:
“The Invisible Man”.

The number of homeless people has grown significantly over the past couple decades. An advocacy group in New York says that the rate there is the highest it’s been since the Great Depression. Across the country, most homeless people are male and almost half of us are white. Rates are much higher among non-white populations, with Pacific Islanders, Indigenous people, and Blacks all experiencing homelessness in disproportionate numbers. Twenty-two out of every ten thousand veterans are homeless.

(…)

The toughest parts of homelessness have been surviving the poverty and the marginalization, discrimination, and hostility from the non-homeless population. It’s usually subtle, this hostility. People pull in to visit the lighthouse or the beach or wherever I am, see me, and immediately park somewhere else. All day long.

They are so afraid. I know I look disheveled, but I don’t believe there’s anything wrong with me intellectually or spiritually. I know I could look better, but I just don’t see what the big deal is.

§

Vielleicht haben auch Sie in jüngster Zeit ein Video der jungen Maori-Abgeordneten Hana-Rawhiti Maipi-Clarke im neuseeländischen Parlament und ihres Hakas gesehen. Die arte-Sendung “Mit offenen Augen” erklärt die Hintergründe, historisch, kulturell, politisch.

Journal Dienstag, 26. November 2024 – Durchschnittsarbeitstag November

Mittwoch, 27. November 2024

Nach guter Nacht vom Wecker aus tiefem Schlaf gerissen worden, derzeit brauche ich wohl besonders viel.

Draußen war es nass und regnerisch, der Weg in die Arbeit bot eher Motive für Schwarz-weiß-Filme.

Düsteres Außen, Schmalseite eine Containers mit Türen, die ein Rot-Kreuz-Zeichen tragen, links davor in einem Unterstand eine Tragbare unter einem gelben Regenschutz

Tollwood-Eventualitäten

Auf nassem Boden vor einem mittelhohen Gebäude in düsterem Wetter ein paar geschlossene Weihnachtsmarktbuden und -karussels mit Weihnachtslichtern

Schlafende Kinderbespaßung.

Ich erwischte eine Regenpause und blieb trocken.

Im Büro Gemischtes, aber alles ohne Panik-Faktor. Draußen wurde es heller, ich sah blauen Himmel zwischen bunten Wolken.

Für meinen Mittagscappuccino hatte ich gestern Begleitung. Wir spazierten allerdings erst nach Mittag im Milden ins Westend, mit angenehmer Unterhaltung. (Foto vergessen)

Dadurch sehr spätes Mittagessen am Schreibtisch: Apfel, Joghurt mit Sahnequark.

Weiter Emsiges, ich nutzte Herrn Kaltmamsell nochmal als Techniktest-Kandidaten, ich hatte dafür diesmal meinen privaten Laptop ins Büro mitgenommen.

Frau mit weißen kurzen Haaren und Brille im Büro, trägt ein Headset und blickt nach unten

Gelegenheit, ein Frisurenfoto vorher aufzunehmen, abends hatte ich nämlich einen Friseurtermin.

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, eine Abholung in der Apotheke. Die Einkäufe lud ich nur schnell daheim ab, dann ging ich rüber zum Haareschneiden.

Überraschung beim Betreten des Salons: Es roch nach Dauerwelle. Ich sprach Herrn Haarschneider gleich nach der Begrüßung darauf an: Ja, gab er zu, denn junge Männer verlangten inzwischen regelmäßig danach. Während er meine Haare wie gewünscht fransig kürzte (ich hatte um einen Schnitt gebeten, der auch nach längerem Mützetragen gut aussieht und dafür diesmal nicht Nacken und über den Ohren kurzraspeln lassen), ließ ich mir das Ziel dieser jungen Männer mit Dauerwelle erzählen: Seiten rasiert, oben am Kopf Locken, die nach vorne über die Stirn fallen – das sei gerade total angesagt. Und er stimmte mir zu, dass seit vielen Jahren die Haartrachten junger Männer deutliche kreativer und abwechslungsreicher sind als die junger Frauen.

Weiteres erstes Mal: Ich nahm das Angebot des Herrn Haareschneiders an, beim Haarewaschen den Massageknopf des Sessels zu drücken. Ein paar Minuten lang fühlte es sich also an, als läge ich auf etwas Lebendigem, vielleicht einer Python. Eher seltsam als unangenehm.

Fürs Nachtmahl verwertete Herr Kaltmamsell die Kartoffeln aus Ernteanteil, dazu gab’s Sauerkraut, gebratene Äpfel und zwei verschiedene Blutwürste aus der Metzgerzeile des Viktualienmarkts.

Auf einem Glasteller auf weißem Tischset Salzkartoffeln, Sauerkraut, gebratene Apfelscheiben, eine Blutwurst

Sehr gutes Abendessen (ich aß zwei solche Portionen). Nachtisch Schokolade.

Im Bett Granta 169, China ausgelesen, bis zum Schluss ein Highlight der Reihe: Ich bekam einen Einblick in die Vielfalt zeitgenössischer chinesischer Literatur und Fotografie, darunter eine Satire übers Verlagswesen und die Vorgaben der offiziellen Politik (Yu Hua, tr. Michael Berry, “Tomorrow I’ll Get Past It”), die Geschichte zweier Mädchen, die sich beim Schwimmen anfreunden (Yang Shihan, tr. Helen Wang, “Hai Shan Swimming Pool”), über die Dynamik einer Dorfgemeinschaft (Literaturnobelpreisträger Mo Yan, tr. Nicky Harman, “The Leftie Sickle”), die Geschichte eines erfolglosen Filmschauspielers (Shuang Xuetao, tr. Jeremy Tiang, “Hunter”), Interviews, Fotos, die der beamtete Fotograf Fenf Li neben den offiziellen Aufträgen machte. Empfehlung!

Journal Montag, 25. November 2024 – Das Risiko der Geräuschlosigkeit

Dienstag, 26. November 2024

Halbe Stunde zu früh aufgewacht, aber nochmal eingeschlafen.

Kirchturn vor Morgenhilmen in knalligen Pastelltönen

Es wurde hell zu Almodóvar-Farben.

Ein klarer, frostiger Wintermorgen, aber weiterhin nicht böse beißend: Schöner Marsch ins Büro. Auf den letzten hundert Metern klimperte es im Saum meines langen Mantels: Der Hausschlüssel war durch ein Loch in der Manteltasche gerutscht. Ging leichter zurückzuprokeln als befürchtet, Loch sollte dennoch schnellstmöglich verschlossen werden.

Emsiger Vormittag mit viel flexiblem Einspringen rechts und links. Zu meinen Zielen als Assistenz gehört ja Geräuschlosigkeit im Maschinenraum (ich unterstelle mir dabei durchaus Hochmut) – nur dass mir hin und wieder einfällt: Wenn ich niemanden mitkriegen lasse, wie viel Erfahrung, Schnelligkeit, Einsatz und Detailswissen hinter diesem Funktionieren vornerum steckt, gebe ich ja niemandem eine Chance, für den Fall vorzusorgen, dass ich mal ausfalle. Und dann sind alle überrascht, dass plötzlich an allen Ecken Chaos ausbricht und sich niemand auskennt. (Sie erinnern sich vielleicht: Eigentlich möchte ich mich ja so wenig unersetzlich machen wie möglich.)

Für meinen Mittagscappuccino wollte ich unbedingt weit durch die herrliche Sonne und wie angekündigt unpassend milde Luft marschieren. Ich steuerte ein italienisches Café an, das ich beim Einkaufen aus dem Augenwinkel gesehen hatte – doch es stellte sich als Pizza-Laden heraus, der noch nicht mal geöffnet hatte. Also statt dessen Cappuccino von einer Bäckerei-Theke. Wie immer bei Bäckerei-Cappuccino für meinen Geschmack zu Milch-lastig, doch erst kürzlich las ich, dass das steuerliche Gründe hat: Auf Milch ist als Grundnahrungsmittel nur 7 Prozent Mehrwertsteuer abzuführen, enthält der Cappuccino ordnungsgemäßen höheren Espresso-Anteil, werden 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig. Ich erfinde nichts.

Rückweg ins Büro unter blauem Himmel. Mittagessen einige Jobs später: Äpfelchen, eingeweichtes Müsli mit Joghurt.

Nachmittag mit Arbeit, die aber gut zu bewältigen, nur viel. Draußen blieb es wolkenlos sonnig, ich genoss jeden Blick durchs Fenster. UND ich musste weiterhin nicht frieren! Große Hoffnung, dass wir zu normalen Heizungs-Verhältnissen zurückgekehrt sind.

Herr Kaltmamsell diente mir wieder als Test-Gast für eine Online-Veranstaltung, die ich im Hintergrund organisiere und bei der sich Technik-Überraschungen aufgetan hatten. Die konnte ich wahrscheinlich lösen, aber Herr Kaltmamsell fragte durchaus, ob das wirklich meine Aufgabe sei. Schon waren wir wieder bei möglichen negativen Folgen meiner Geräuschlosigkeit von oben.

Am Wochenende hatte ich die Klavierstücke von zwei Wochen davor zum zweiten Mal gehört – und schon verwendete mein Gehirn ein paar Akkorde als Ohrwurm (gerechterweise genau die, über die ich mich ob ihrer Melodramatik innerlich lustig gemacht hatte). Musikhören wird immer schwieriger.

Heimweg in milder Luft über die Theresienwiese und am Tollwood vorbei.

Zu Hause schloss ich erstmal mit Nadel und Faden1 das Loch in meiner Manteltasche, turnte dann Yoga-Gymnastik. Der Ernteanteil ist so gut wie weggegessen (die Kartoffeln gibt es Dienstagabend), Nachtmahl wurde Essen, das Herr Kaltmamsell beim Vietnamesen Chi Thu holte: Reisnudeln mit viel Gemüse und Kräutern, für Herrn Kaltmamsell mit Tofu, für mich mit Frühlingsrollen. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Untere linke Ecke eines nächtlichen Fensters von innen, vage spiegelt sich ein Gesicht mit Brille, darunter zwei kleine Lichtquellen; rechts auf der Fensterbank eine schmale, hohe Vase

Die Leselampe um den Hals erwies mir wieder gute Dienste.

  1. Ich schreibe das dazu, weil ich in eine Familie eingeheiratet habe, in der Klebstoff als ernsthafte Alternative diskutiert wird. []

Journal Sonntag, 24. November 2024 – The Room Next Door

Montag, 25. November 2024

Ausgeschlafen, gemütlicher Sonntagmorgen.

Sehr gemischter Himmel, aus dem auch mal ein Regenschauer kam, doch wie angekündigt stiegen die Temperaturen.

Erst nach zehn und nach dem Puderzuckern und Einpacken der beiden ersten Weihnachtsstollen machte ich mich fertig für meinen Isarlauf.

U-Bahn nach Thalkirchen, von dort lief ich nach Süden über Hinterbrühler See, hoch zur Großhesseloher Brücke, Waldwirtschaft nach Pullach und zurück. Das Wetter war in fahler Wintersonne eher grau, es lag noch ein wenig Schnee, die Wege hatten Matschflecken. Der Körper spielte ganz gut mit, doch die Lauffröhlichkeit wollte sich in den gut anderthalb Stunden nicht recht einstellen.

Aus weit erhöhter Perspektive durch ein sichtbares Gitter fotografiert: Fluslandschaft mit Schneeflecken

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick von hinten auf eine Parkbank, auf der zwei Menschen sitzen. Sie steht über einem tiefen Abhang, man sieht über eine Flusslandschaft

Blick kurz vor Pullach ins Isartal.

Sonniger, kahler Laubwald, der Weg ist mit braunem Laub bedeckt

Isarhochufer

Gegenlicht-Aufnahme: Im Vordergrund sitzen zwei Menschen auf einer Bank, hinter ihnen erstreckt sich ein Kanal, Ufer gesäumt von kahlen Bäumen und Büschen
Isarwerk

Wegen meiner frühabendlichen Verabredung kochte Herr Kaltmamsell statt abends bereits zu Mittag: Es gab um zwei Rosenkohl-Zitronen-Pasta u.a. aus Ernteanteil-Rosenkohl, allerdings mit landwirtschaftlichen Zutaten statt dem veganen Ersatz im Rezept.

Den eher sonnigen Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, Internetlesen, unter anderem ausführlich Bluesky (für Sie zusammengefasst: Es ging in den vergangenen zehn Tagen sehr viel um Bluesky).

Die Verabredung war eine fürs Kino: The Room next Door – endlich kam ich mal wieder in einen Film, den ich sehen wollte, seit ich den Trailer gesehen hatte, herzlichen Dank meiner Begleitung für den Anstupser.

Die beiden Freundinnen Martha und Ingrid treffen sich nach langjähriger Pause in New York wieder: Kriegskorrespondentin Martha hat Krebs und bittet die Romanautorin Ingrid, sie bei ihrem Suizid zu begleiten, mit dem sie den sicher diagnostizierten baldigen Tod vorwegnehmen will – im Zimmer nebenan. Obwohl sie sich vor nichts so sehr ängstigt wie vor dem Tod, willigt Ingrid ein.

Ich mochte das Kammerspiel sehr, diesen ersten englischsprachigen Film von Pedro Almodóvar (Korrektur: in Spielfilmlänge). Mich interessierte jedes Detail dieser Freundschaft, der Menschen, des Austauschs zwischen den beiden Frauen – auch wenn fast nichts davon durch Handlung vorgeführt wurde, sondern alles in Dialogen erzählt (fast, denn eine Erinnerung Marthas an den Irakkrieg wird als Rückblende gezeigt, das irritierte mich sehr), nahegehend gespielt von Tilda Swinton und Julianne Moore. Dazu gab es die Almodóvar-typischen Kamera-Einstellungen (z.B. Dialoge: Leinwand-füllendes Gesicht / Leinwand-füllendes Gesicht) und Quietschfarben, diesmal auch thematisiert (rosa Schnee – weil er im Sonnenuntergang fällt).

Doch meine Begleitung hatte einen ganz anderen Film gesehen, in dem ihr viel unangenehm aufgestoßen war. Im anschließenden Gespräch wies sie auf die Doppelung jeder Film-Aussage durch Dialoge und/oder Bilder hin, bezeichnete ihn als plakativ, fühlte sich als Zuschauerin nicht ernst genommen (ich gebe das hoffentlich richtig wieder). Das fand ich hochspannend, denn ich konnte ihre Wahrnehmung durchwegs nachvollziehen, nur dass sie für mich nicht im Vordergrund gestanden hatte.

Doch unterm Strich sind das Thema des Films und Almodóvar wohl wirklich keine gute Kombination: Dem Regisseur, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, waren keine filmischen Erzählmittel dazu eingefallen – die gefilmte Rückblende bekam fast etwas Entschuldigendes.

Julianne Moore und Tilda Swinton gut anderthalb Stunden zuzusehen, empfehle ich aber so oder so.

Zurück daheim hatte ich zu meiner Überraschung keinen echten Abendbrot-Hunger, aß also nur Äpfelchen – und die allabendlichen Süßigkeiten.

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Wie ich richtig Respekt für Hugh Grant bekam, den ich eigentlich immer als Airhead einsortiert hatte.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/s5s06x7nrdk?si=WBttFWuG0-4z3pyv

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Instagram-Tipp: Die britischen Illustratorin Angelica Hicks stellt Mode- und Roter-Teppich-Stylings nach, und sie postet Filmchen vom Ablauf (zu dem immer, IMMER mindestens ein Happen zu essen gehört). Das ist ungeheuer kreativ und großartig.

via @kid37

(Na gut, ihre Reels auf instagem haben ein paar Millionen Aufrufe – wahrscheinlich kennt sie mal wieder jede außer mir.)