Archiv für März 2025

Journal Sonntag, 16. März 2025 – Hoher Familiengeburtstag

Montag, 17. März 2025

Bei meinen Eltern gut und lang geschlafen: Das frühere Zimmer meines Bruder ist schon seit vielen Jahren das Gästezimmer (ein weiteres Bett für Gäste, Schlafsofa, steht in meinem früheren Zimmer, das meine Mutter vor allem als Arbeitszimmer nutzt).

Unter grauem Himmel Fensterblick auf den Dorfplatz einer Reihenhaussiedlung im Toskamastil mit kahlen Bäumen in düsterem Winterlicht

Ausblick aus dem Gästezimmer, das Wetter blieb düster und kühl. Ich beobachte interessiert, wie sich die Reihenhaus-Siedlung in den über 40 Jahren seit Entstehung verändert; diesmal fielen mir einige neue Hausanstriche auf, von denen ein zitronengelber und ein apricotfarbener ganz sicher nicht in das ursprüngliche Konzept mit Erdfarben des Architekten Häusler passten – aber so ist Leben.

Fertigbloggen auf dem Gästebett mit Laptop auf dem Schoß (daher der Name). Geburtstagsgratulation, Frühstückskaffeetrinken, ausführliches Plaudern mit meinem Vater. Unter anderem erfuhr ich vom Tod eines weiteren seiner Freunde, diesmal von dem sehr plötzlichen seines ältesten Freunds aus Madrider Jugendzeiten, Pedro, den ich als Kind aus gemeinsamen Urlauben in Spanien kannte – sehr traurig.

Meine Mutter frittiere währenddessen das vegane Angebot für die nachmittägliche Kaffeetafel:

Ein Servierteller mit Gebäckstreifen, die gepuderzuckert sind

Sie hatte Faworki veganisiert, ein Erbe ihrer polnischen Herkunft (die Faworki, nicht der Veganismus) (hahaha).

Fürs Mittagessen in Familie war ein Tisch im Oberhaunstädter Kastaniengarten reserviert, dorthin spazierten wir zu Fuß auf schöner Strecke: Die ehemalige Bahntrasse zum Transport von Zuckerrüben (ich bin mit dem Anblick von Zuckerrübenhaufen auf den Äckern und von Bahnwaggons voll Zuckerrüben groß geworden) ist heute ein Rad- und Fußweg.

Im Lokal war ein Tisch in einem ruhigen Nebenzimmer reserviert (so konnten sich auch die beiden Hörbehinderten an der Tafel entspannter unterhalten), wir bekamen gute Biere des benachbarten Nordbräu (für mich ein alkoholfreies Weizen) und bayerisches Essen. Mein Schäuferl dauerte zwar ein bisserl lang, aber die Bedienung war so herzlich, bemüht und ehrlich zerknirscht, dass ich das wirklich nicht übel nahm.

Ein Tellermit Schäuferl in Sauce mit zwei kleinen Kartoffelknödeln

Zudem schmeckte es sehr gut (wobei mich das sensationelle Schäuferl des fränkischen Freundes als Benchmark ja für alle Zeiten verdorben hat).

Zurück zu meinen Eltern gab es einen Autotransport für Fußlahme, wir restlichen fünf gingen zu Fuß. Mehr Plaudern.

Langer Tisch mit gedeckter Kaffeetafel für acht Personen: weißes Porzellan auf lindgrüner Tischdecke mit weißen Servietten, als Deko Primeltöpfchen, rechts an der Wand eine Kommode, darüber Spiegel, darauf unter anderem eine Tortenplatte mit Käsesahnetorte

Kaffeetafel mit rechts Käsesahne, ein weiterer Neffe stieß zu uns. Ich erfuhr mehr aus der Bruderfamilie, sah eine Bachelor-Präsentation und war sehr beeindruckt. Und ich aß ein MÄCHTIGES Stück Käsesahne.

Ereignislose Bahnfahrt zurück nach München in einem sehr vollen Regionalzug. Es war milder geworden.

Daheim einiges Räumen, der Übernachtungsgast war nachmittag eigenständig ausgeflogen. Ich überredete mich trotz vorgerückter Zeit zu Yoga-Gymnastik: Jetzt startete ich das allererste von Adrienes 30-Tage-Programmen von 2015, 30 Days of Yoga. War vermutlich wirklich eine gute Idee, denn mein Hirn wollte ständig abhauen und erwägte sogar einen Abbruch – obwohl das eine ganz normale, durchschnittlich abwechslunsgsreiche Folge ohne Besinnlichkeitsgeplapper war.

Erstaunlicherweise meldete sich Abendessen-Appetit: Ich aß Apfel, Kimchi, Butterbrot aus Selbstgebackenem. Und noch ein wenig Schokolade.

Arbeitswochenvorbereitungsräumen, mal sehen, ob die lebhafte Ablenkung am Wochenende Angstkarussels vor den Problemen verhinderte.

Journal Samstag, 15. März 2025 – Daheim-Gefühle

Sonntag, 16. März 2025

Guter Nachtschlaf, lediglich beeinträchtigt von Beinschmerzen rechts (WTF?); ich kürzte ihn ab, als ich in der letzten Schlafphase wieder den Angstpegel steigen fühlte und Arbeitsprobleme ihre Tentakeln durch das Gesamtsystem fingerten – ich nehme ihnen das übel.

Aufstehen zu einem dunkelgrauen Tag. Der Übernachtungsgast war sehr früh schon wieder auf dem Sprung, ich bloggte, räumte, trank Tee wie sonst auch an Samstagen. Abweichung vom Standardsamstag war die Einladung zu einer Geburtstagsfeier in bei Ingolstadt am Abend, davor hatte ich aber noch genügend Zeit für eine Schwimmrunde. Unruhig machte mich das Warten auf das Geburtstagsgeschenk für den Abend: Am Dienstag bestellt mit angekündigten 1-3 Tagen Lieferzeit war die Zustellung am Freitag kurzfristig widerrufen worden – ich befürchtete, mit leeren Händen dazustehen.

Zum Olympiabad nahm ich die U-Bahn, das Draußen schreckte mich mit Unwirtlichkeit und Kälte ab. Das Schwimmbecken war erstmal sehr voll, doch nach elf und meinen ersten 1.000 Metern wurde es lichter (diesen Rhythmus kenne ich bereits). Endlich mal wieder befriedigender Sport: Ich schwamm bis zum letzten meiner 3.000 Meter kraftvoll und mit Freude.

Geometrisches Muster aus den hellgrünen Glaswänden von Umkleidekabinen hintereinander, hellgelb gekachelter Boden, gegenüber eine orange Wand, darüber weiße Decke mit viereckigen Platten und eingelassenen viereckigen Leuchten in derselben Größe

Dieser Anblick des Umkleidebereichs Olympiabad ist ein Neuzugang in meiner Sammlung “Heimat” = was löst bei mir Daheim-Gefühle aus. Zum ersten Mal wurde ich mir dieses Auslösens vor vielen Jahren beim
1. Anblick von Hopfengärten (in der Holledau) durchs Zugfenster
bewusst (da war ich aber schon über 50). Dazu kamen seither:
2. Mittagsläuten
3. Der Duft frisch gebackenen Sauerteigbrots, ob in einer Bäckerei oder der eignenen Wohnung

Ich bin daheim, wo Schwimmbäder so aussehen, wo man aus dem Zugfenster Hopfengärten sieht, wo um 12 Uhr Kirchenglocken lange läuten, wo es genau so nach frischem Brot riecht (jeweils inlusive aller Umstände, die dazu nötig sind).

Ich glaube, diese Auslöser verbindet ihre Überzeitlichkeit.

Frühstück um halb zwei: Apfel, zwei Scheiben selbst gebackenes Roggenmischbrot mit Butter und Marmelade.

Kurz vor drei erlöste mich das Klingeln an der Tür: Der Packerl-Bote brachte das Geburtstagsgeschenk, ich wickelte es endlich in Geschenkpapier mit Schleife.

Nachmittag mit Zeitung- und Internetlesen. Schließlich machten Herr Kaltmamsell und ich uns mit Übernachtungsgepäck (am Sonntag wird ein weiterer Geburtstag in Ingolstadt gefeiert) auf den Weg zu Bahnhof. Ereignislose Fahrt, in Ingolstadt Nord holten meine Eltern uns ab und fuhren uns zur Party in bei Ingolstadt.

Großes Hallo, viele schöne Begegnungen, eine Rotweinentdeckung, Lauch-Käse-Suppe, rohes Gemüse mit Dips, Schokolade.

Aufsicht auf die Knie und Schuhe von drei sitzenden Menschen

Party-Situation.

Da sowohl Herr Kaltmamsell als auch ich sehr müde waren, nutzten wir die Gelegenheit, schon weit vor Mitternacht mit meinen Eltern zum Elternhaus zu fahren, wo wir übernachteten.

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Zum fünftem Mal jährt sich der Beginn der Corona-Pandemie, die Medien sind voll davon. Doch die Berichterstattung hinterlässt bei mir den Eindruck, es hätte ausschließlich Unannehmlichkeiten unterschiedlicher Schwere durch die Schutzmaßnahmen gegeben: Vergeblich warte ich auch nur auf eine Gedenkminute für die vielen, vielen Tausenden Toten – geschweige denn auf ein Denkmal für sie.

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Klimabilanz in Deutschland: Ausgerechnet der Wald fällt uns in den Rücken (wundert mich nach den erschreckenden Anblicken bei meinem Wanderurlaub im Frankenwald nicht).
“Vom Klimahelfer zum neuen Problembereich”.

Die Bundeswaldinventur im vergangenen Jahr hat ergeben, dass der Wald seit 2018 zum ersten Mal seit Jahrzehnten mehr CO2 abgibt, als er in der gleichen Zeit einlagern kann.

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Die Schriftstellerin Jasmin Schreiber (@lavievagabonde) erinnerte sich vor zwei Jahren an ihre Schreib-Anfänge in einer patriarchischen Literarturwelt:
“Schreiben wie ein Mann”.

Der Satz “du bist nicht wie andere Frauen” ist kein nettes Kompliment, sondern wie Gift, weil er impliziert, dass von der Gesellschaft als “weiblich” zugeordnete Attribute negativ sind, weil er die Unterdrückung dieser Teile unserer Persönlichkeit fördert und Frauen gegeneinander ausspielt.

Der Satz suggeriert, dass es etwas Positives ist, nicht wie “andere Frauen” zu sein, denn als weiblich zugeordnete Eigenschaften werden oft mit negativen Konnotationen in Verbindung gebracht, wie z. B. übermäßig sensibel, schwach, weinerlich, zu emotional, zu pingelig, zu gestresst, zu unentspannt, dramatisch oder “crazy” zu sein. Dieses Framing ermutigt Frauen (aber auch Männer!) dazu, diese Eigenschaften zu unterdrücken, um eben nicht so nervig und simpel wie “andere Frauen” zu sein.

(Aber: Es macht mich so müde, dass Frauen, die so viel jünger sind als ich, dass sie Kathrin Passig ALS SCHULLEKTÜRE gelesen haben – und nicht in ihrem natürlichen Habitat online kurz nach geschrieben -, vor exakt derselben gesellschaftlichen Frauenfeindlichkeit stehen wie ich selbst Jahrzehnte zuvor.)

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Kolleg*innen, die weit außerhalb Münchens und so ländlich leben, dass “es ohne Auto wirklich nicht geht”, schwärmen allesamt regelmäßig und konsequent davon. Gerne in der Variante, wie schrecklich der jüngste Stadtbesuch gewesen sei, nein, da könnten sie nicht leben, wie schön sie es daheim hätten. Umgekehrt höre ich eigentlich nie Geschichten von schwärmenden Stadtbewohner*innen. Und so frage ich mich: Warum bin eigentlich ich die mit der exorbitanten Miete und sind es nicht die auf dem wunderbaren Land?

Wie ich draufkomme: Frauke Suhr schreibt bei Krautreporter von einer ganz anderen Welt.
“Wer als Mutter aus der Großstadt rauszieht, verliert”.

Von dem Umzug erhoffte ich mir auch Entschleunigung: Am Vormittag für die Redaktion arbeiten, am Nachmittag mit den Kindern im Garten spielen. Mehr Platz haben, mehr Hilfe von den Großeltern. Vielleicht sogar ein Arbeitszimmer für mich allein. Trotzdem mussten wir am Ende viel für unser neues Leben aufgeben. Vor allem ich, als Mutter.

Den Artikel schenke ich Ihnen.

Journal Freitag, 14. März 2025 – Heimarbeit und Besuch

Samstag, 15. März 2025

Gestern war alles anders, eine so willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag, dass es sich fast wie Wochenende anfühlte.

Ich erwachte nach gutem Schlaf im Bett von und neben Herrn Kaltmamsell: Wir würden einen sehr erfreulichen Übernachtungsgast haben, der zu einer Fortbildung in München war, das zog Organisationsdinge nach sich. Deshalb arbeitete ich ausnahmsweise daheim, eine weitere Abwechslung: Herr Kaltmamsell würde den ganzen Tag aushäusig verbringen, so konnte ich seinen Schreibtisch nutzen – deutlich komfortabler als der Esstisch.

Am Morgen nahm ich mir mehr Zeit, räumte schonmal ein wenig, baute meinen Rechner an Herrn Kaltmamsells Schreibtisch auf, kochte aber wie im Büro auch eine Tasse Tee zum Starten. Das Draußen war abweisend düster und kalt mit hin und wieder Regenspritzern.

Spannend wurde wieder, wann mich das Homeoffice-Frieren erwischen würde, gegen das ich mich mit zwei Paar Wollsocken in Winterpantoffeln und zwei dicken Pullis übereinander wappnete. Ergebnis: Eisfüße nach anderthalb Stunden. Allerdings entdeckte ich erst dann, dass die Heizung im Zimmer von Herrn Kaltmamsell über eine Zeitschaltuhr geregelt war und jetzt die Zieltemperatur 17 Grad ansteuerte. Das änderte ich.

Blick auf einen Schreibtisch vor einem großen Fenster mit Blick aus einem Obergeschoß auf kahle Bäume und entferntes Klinikgebäude, darunter Parkettboden, auf dem Schreibtisch ein aufgeklappter Laptop, ein großer, dunkler Bildschirm, rechts vom Laptop eine große Tasse

Ich weiß, wir sind ca. fünf Jahre über Guck-mal-mein-Homeoffice-Arbeitsplatz raus, aber für mich ist das immer noch Guck-mal.

Emsiges Wegarbeiten, dazwischen Handgriffe für Brotbacken. Meinen Mittagscappuccino kochte ich selbst, verlässliche Qualität.

Zwei Laibe, dunkles, etwas aufgerissenes Brot auf Kuchengitter auf schwarzerm Kochfeld

Das Brot gelang gut (70/30 Roggenmischbrot nach Brotdoc), mit reichlich Roggenvollkornmehl ist es genau mein derzeitiger Geschmack.

Später gab es zu Mittag einen Apfel und eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Pünktlich wie verabredet um zwei klingelte der Übernachtungsgast. Einweisung in Hausabläufe (nicht den Duschkopf vor Wasseraufdrehen hochhängen), Plausch. Gast ging zum Anlass seines München-Aufenhalts, ich zurück an die Arbeit. Gegen Ende des Arbeitstags wurde es nochmal zackig, zumal ich es nicht spät werden lassen wollte.

Pünktlicher Feierabend, jetzt wollte ich aber raus an die frische Luft – der Marsch in und von der Arbeit fehlte mir sehr. Auf die angedachte Laufrunde hatte ich zwar keine Lust, aber auf Gehen. Ich spazierte Richtung Isar, dort ein Stück entlang zur Innenstadt.

Winterliche Grünanlage vor einem modernen Bürogebäude rechts: ansteigener gepflasterter Weg, darin ein Kustwerk aus großen, runden Steinen, an die Strohballen gebunden sind

An der rotem Fußgängerampel am Patentamt wunderte ich mich über die Strohballen an Kunst – bis mir klar wurde, dass die niedrigen Grashügel drumrum sehr wahrscheinlich zum Schlittenfahren genutzt wurden und das Stroh die Kunst schützte. Stadtkinder haben keine große Auswahl.

Ich legte meinen Weg über den Viktualienmarkt, im steigenden Anteil Eateries, Snack- und Weinbars wurde das Wochenende eingeläutet. Ich fragte mich (sehr leise nur), warum ich nicht jemand bin, der jetzt dort gesellig sitzt – die Leute sahen durchgehend glücklicher aus als ich.

Abschließend Einkäufe im Alnatura, bis daheim war ich zumindest eine Stunde zu Fuß unterwegs gewesen. Yoga-Gymnastik, dann verarbeitete ich Radicchio zu Abendessen, schüttelte mit Saft einer wunderschönen Amalfi-Zitrone, die mir beim Einkaufen begegnet war, Whiskey Sours zum Feiern des Wochenendes.

Nachtmahl war das frisch gebackene Brot (sehr gut, vielleicht etwas mehr Salz) mit Butter und Käse, Radicchio-Salat, etwas Kartoffelgratin aus Ernteanteil. Dazu ein Restl Weißwein von der Einladung vergangenen Samstag. Nachtisch Schokolade.

Wieder früh ins Bett zum Lesen, der Übernachtungsgast würde spät von seiner Fortbildung kommen und war selbstversorgt.

Journal Donnerstag, 13. März 2025 – Die Bürogerüche feuchter Mäntel

Freitag, 14. März 2025

Aufgestanden zu düsterem Wetter und nassen Straßen.

Renovierte, schlichte Villa vor dunklem Himmel, davor ein großer Magnolienbaum mit aufplatzenden Knospen

Die amtierende Referenz-Magnolie an der Villa Wagner ist deutlich weiter, als ich erwartet hatte.

Im Büro wie geplant gleich mal losgeackert (im Gegensatz zu ungeplant), aber sehr, sehr müde.

Trotz düsterem Draußen wollte ich auf einen weiter weg gelegenen Mittagsscappuccino – hatte allerdings nicht mitbekommen, dass es mittlerweile regnete. Ließ mir das egal sein und lief nicht nochmal hoch für einen Regenschirm – was mit immer stärkerem Nass von oben kommentiert wurde. Dann wurde ich halt recht feucht, bekam bei dieser Gelegenheit aber heraus, dass ich in diese Richtung fast die Hälfte der 20 Minuten Fußmarsch unterirdisch durch zwei U-Bahnhöfe und damit trocken zurücklegen konnte.

Noch bin ich unschlüssig, was den unangenehmeren Bürogeruch verursacht: Ein feuchter Wollmantel oder ein feuchter Wildledermantel.

Mittagessen: Gelbe Kiwis, eingeweichtes Muesli (bisschen zu viel Wasser erwischt) mit Joghurt.

Der Nachmittag verlief überraschend chop-chop; unter anderem hing das damit zusammen, dass ich aus Gründen am Freitag von daheim aus arbeiten würde und alles vom Tisch haben wollte, wofür ich Drucker und Bürodinge brauchte. Den Heim-Tag wollte ich zudem zum Brotbacken nutzen: Ich musste also rechtzeitig Feierabend machen, um noch vor sechs, also zu Öffnungszeiten, im Hofbräuhausmühlen-Laden Mehle zu kaufen.

Ich schaffte alles, mittlerweile hatte auch der Regen aufgehört: U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort zum Mühlenladen – es war wieder winterlich kalt geworden. Auf dem Heimweg besorgte ich noch Käse fürs Abendbrot.

Zu Hause so viele Häuslichkeiten, dass es mir für Yoga-Gymnastik zu eng wurde. Nachtmahl servierte ich: Feldsalat aus eben geholtem Ernteanteil mit Kürbiskernöl-Dressing, Pekannüssen, wachsweichen Eiern, außerdem Käse und restliches aufgetautes Balkanbrot. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, sehr frühes Lichtaus weil müde.

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Die Prognose, dass die Zukunft der deutschen Industrie nach dem Totalversagen der Automobilindustrie in Sachen Weitsicht bei Rüstungsgütern liegt, hätte vor drei Jahren noch Teeren und Federn provoziert. Irre Zeiten.

Mag nicht jemand einen satirischen Roman oder eine SitCom über diese Entwicklung schreiben? Ausgangssituation: Die Marketing-Abteilung von Audi wird en bloc zu Rheinmetall verschoben? (Meine Idee war ursprünglich eine Verschiebung zu Krauss-Maffei, doch jemand erinnerte mich daran, dass die einst deutsche Traditionsfirma 2016 von einem chinesischen Staatskonzern übernommen wurde.)
Korrigierender Nachtrag: Die Erinnerung war falsch. Chinesisch ist seit 2016 der Maschinenbauer Krauss-Maffei (den ich von der S-Bahn nach Karlsfeld aus sah, heute ist der Schriftzug durch “Siemens” ersetzt). Das Unternehmen mit den Panzern ist Krauss-Maffei Wegmann, heute ein Unternehmen der deutsch-französischen Wehrtechnikgruppe KNDS. Der Scherz steht also noch.

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Obst-Witze – vielleicht sind unsere Zeiten nicht die schlechtesten.

via @heibie

Journal Mittwoch, 12. März 2025 – Verdüsterung von Wetter und Stimmung

Donnerstag, 13. März 2025

Eigentlich endlich mal wieder eine gute Nacht ohne anstrengende Träume, aber so gerne hätte ich schon lang nicht mehr bei Weckerklingeln weitergeschlafen (meine Default-Einstellung bei Wecken ist: Zack! Aufstehen!).

Jetzt war der Wetterumschwung aber wirklich da: Geschlossene Wolkendecke und trübes Licht auf dem Weg in die Arbeit.

Sehr emsiger Arbeitsmorgen. Trotz der Trübe zog es mich raus auf einen Mittagscappuccino im Westend. Es roch wieder eher winterlich.

Mehr Emsigkeit, als Mittagessen gab es Joghurt mit Leinsamenschrot, Granatapfelkerne. Danach fühlte ich mich sehr müde und hatte Kopfweh.

Dennoch musste halt Arbeit weg, ich nahm mich zusammen. Und dann ärgerte man mich auch noch! Von verschiedenen Seiten. Ich weiß nicht, ob ich die Energie aufbringe, mir das egal sein zu lassen, in einem Fall etwas dann halt an die Wand fahren zu lassen (nicht zuständig, nahezu null Einfluss), in dem anderen mich ab sofort für nicht zuständig zu erklären (was ich mich ohnehin lange Zeit selbst gemacht hatte, weil ich halt Dinge sehe und wichtig finde – ich könnte das zu einem Übungsprojekt machen für Klappe-halten-und-wegducken-bis-sich-jemand-anders-kümmert).

Sehr erhöhter Blick über eine Großstadt, im Vordergrund Bahngleise und Bürohäuser, darüber dunkelgraue Wolken

Draußen begann es zu regnen, doch als ich mit ausgesprochen mieser Laune das Bürohaus verließ, war gerade Regenpause. Nächster Ärger (gestern brauchte es dazu aber wirklich nicht viel): Der große Edeka Schwanthalerhöhe hatte keinen weißen Tequila, wegen dem ich extra hingegangen war. Führte laut Regalaufschrift eh nur eine Sorte, und die war gerade aus. Da sind doch AUCH die Grünen dran schuld!

Also nur kurz in den Vollcorner, Laune beim Heimkommen entsprechend, ich fauchte Herrn Kaltmamsell aus dem Weg. Eine Einheit Yoga-Gymnastik (ich ersetzte die Freestyle-Abschlussfolge von Adrienes 30-Tage-Programm “Center” durch eine durchgepromptete von Jessica Richburg – tat gut), dann durfte Herr Kaltmamsell mir zumindest wieder Abendessen servieren: Ernteanteil-Pastinaken aus dem Ofen mit Parmesan, gebratener Reis, Kimchi – alles gut. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, zwei interessante Granta-Geschichten.

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Vielleicht greife ich doch nochmal zum Strickzeug.

Journal Dienstag, 11. März 2025 – Wenig erwähnenswerter Dienstag

Mittwoch, 12. März 2025

Und auch diesmal in der letzten Schlafphase vor Weckerklingeln: Blöder Traum. Diesmal musste ich zu einem Bewerbungsgespräch (ein Job, der mit KI zu tun hatte, werfe meinen Träumen niemand vor, nicht tagesaktuell zu sein!) an der Uni Augsburg. Ich hatte direkt davor in einem der Büros dort zu tun gehabt, dabei eine interessante Frau kennengelernt, doch der Weg zum Bewerbungsgespräch führte durch die Hallen eines ehemaligen Stahlwerks, das jetzt für Kunstaktionen genutzt wurde und in denen ich mich verlief – ich würde es niemals pünktlich zum Termin schaffen. Die Situation versetzte mich im Traum keineswegs in Panik, ich fühlte mich nur sehr müde und erschöpft dabei. Genau wie beim Klingeln des Weckers.

Der Morgen brach hell an und wurde sonnig, auf der Theresienwiese wieder eindeutige Spuren von Frost.

Im Büro erstmal ein Riesenwelle aus dem Postfach und live – aber nach 45 Minuten Wirbeln konnte ich den ersten Schluck Tee nehmen (gestern Jasmin-Grüntee). Danach ging’s etwas geordneter weiter.

Besprechungen, Feuerlöschen, Geselligkeit, Abarbeiten. Draußen schien zu meiner Überraschung weiterhin die Sonne, ich sorgte dafür, dass ich über eine Spazierrunde nach Mittagscappuccino bei Nachbars etwas davon mitbekam – mit offenem Mantel, herrlich.

Später Mittagessen am Schreibtisch: Rote Paprika, Äpfel, Grapefruit – dann war mein Bauch zwar voll, ich schob dennoch einen Not-Eiweißriegel hinterher, damit die Mahlzeit länger als eine Stunde sättigte. Klappte mittel.

Das Wetter blieb unangekündigt wunderbar, ich genoss den Sonnenschein nachmittags aus dem Augenwinkel. Auf dem Heimweg kaufte ich ein wenig Obst im Süpermarket – eigentlich hatte Herr Kaltmamsell ein Lebensmittelkauf-Moratorium verhängt, bis die reichlichen Reste vom Samstag weggegessen sind, doch ich hatte eine Ausnahme rausgeschlagen.

Zu Hause Häuslichkeiten, Yoga-Gymnastik. Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Wirsing angemessen tot gekocht, dazu gab es Sahnelinsen und Ernteanteil-Kresse – eine hochwillkommene Fleisch-Pause. Nachtisch war der Rest Pekanuss-Karamell-Happen von Samstag, weitere Schokolade.

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@CucinaCasalinga hat herausgefunden: Jawohl, das Zirkuszelt auf der Theresienwiese ist ein neues des Circus Krone, hier die Vorstellung.

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Hahaha, wer Büroarbeit nicht gewohnt ist, hat einen wunderbar frischen Blick darauf:
“Typing loudly, wearing AirPods: ‘taskmasking’ is how gen Z pretends to work at the office”.

Ist “taskmasking” bereits eine schöne Bezeichnung, gefällt mir “Larping your job” (von LARP – life action role-playing) noch besser.
Möglicherweise habe ich das ganz von Anfang meines Beruflebens gemacht: Es war während meines Zeitungsvolontariats, als ich mit dem Rauchen anfing, denn zu meiner Vorstellung von einer Journalistin gehörte, dass sie in der einen Hand eine Kaffeetasse hält, in der anderen eine brennende Zigarette, im Schreibtischstuhl lehnend mit den Füßen auf dem Schreibtisch, die Tastatur auf dem Schoß. (Dass niemand so tippen oder auch nur telefonieren kann, war mir schon auch klar.)

Journal Montag, 10. März 2025 – Fahrradzukunft

Dienstag, 11. März 2025

Gut geschlafen, allerdings auch in dieser Nacht mit seltsamen, eher unangehmen Träumen. Ist jetzt da mal Ruhe im Unterbewusstsein?

Wie angekündigt hatte sich das Wetter verdüstert (wir brauchen dringend Regen), aber noch war die Luft auf meinem Marsch in die Arbeit mild.

Arbeitsvormittag mit häufigem Wechsel zwischen Stehen und Sitzen: Derzeit spielt meine angeboren krumme und immer arthrotischere Lendenwirbelsäule Schmerz-Verfang mit der Hüfte, manchmal bis in die Knie ausstrahlend.

Zu Regen reichte es nur kurz, ich spazierte raus auf einen Mittagscappuccino.

Holzfäche vor Fenster, darauf ein Metalltablettchen mit Cappuccino und kleinem Wasserglas, draußen düsteres Licht auf einer Straße und Bürohäusern

Ziemlich geordnetes Abarbeiten von Dingen. Zu Mittag gab es Avocados (von Crowdfarming und ganz hervorragend) und Grapefruit.

Etwas wirrer Nachmittag, an dessen Ende aber weniger Arbeit auf der Liste stand als am Anfang.

Für den Feierabend hatte ich einen Einkauf vor: Der Nagellack, den ich mir bei der jüngsten Pediküre ausgesucht hatte, gefällt mir so gut, dass ich ihn als Farbe des Jahres kaufen wollte. Genau die Farbe hatte ich bei keinem der Anbieter gefunden, die dm führt, also wollte ich das Original von OPI – zu meiner Freude werden deren Produkte laut Website von Douglas gehandelt. Vor Ort wollte ich sicherstellen, dass die vermutete auch genau die wunderschöne Farbe auf meinen Zehen war. Doch wieder musste ich im “Flagship Store” von Douglas in der Kaufingerstraße feststellen: Gibt es dort nicht, kann man nur in deren Online-Shop bestellen. An mir geht völlig vorbei, wozu ein (auch diesmal ziemlich unaufgeräumt wirkender) “Flagship Store” gut sein soll.

Daheim das Übliche: Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.
Unüblich: Umzug meines Online-Bankings, meine Bank Sparda hat den Dienstleister gewechselt. Obwohl ich von meiner Sorgfalt überzeugt war, scheiterte ich zunächst, und erst Herr Kaltmamsell wies mich auf die eine Zeile in der Anleitung hin, die ich übersehen hatte. Dann funktionierte alles.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell kalte Reste: Lammbraten vom Samstag, Käse, Brot, außerdem Kimchi und Essiggurken. Nachtisch Schokolade.

Nachdenken über Fahrraddinge.
Mein Fahrrad ist 25 Jahre alt, heißt “ADLER” (das steht zumindest drauf, und ich finde das wunderschön), ist perfekt auf meine Maße und Bedürfnisse eingestellt. Vom Lenker ist über die Jahre der gesamte schwarze Lack abgebröselt, der Gummi an den Griffen hebt aber noch zu 90 Prozent. Ich fahre es nicht oft, vermutlich im Jahresdurchschnitt drei- bis viermal im Monat: Es ist reines Transportmittel in der Stadt, denn Spazierfahrten oder Fahrradausflüge machen mir leider keinen Spaß. Alles unter einer Stunde Fußweg in der Stadt gehe ich lieber, und auf längeren Wegen ist mir die schnellere U-Bahn lieber.

Auf den jüngsten Fahrradfahrten stellte ich fest, dass die Gangschaltung mal wieder überholt werden müsste (von möglichen 15 Gängen nutze ich ohnehin seit Anfang höchstens 5, meist wechsle ich zwischen 3), außerdem quietschen die Bremsen verdächtig. Zeit also, das Radl nach ca. drei Jahren mal wieder zum vertrauten Schrauber in der Hans-Sachs-Straße zu bringen. Oder aber: Seit einigen Jahren habe ich Geld für ein neues Fahrrad beisammen und zur Seite gelegt, das meiste davon hat mein Vater mir geschenkt (seit meiner Geburt mein Fahrrad-Patron). Soll ich mir also ein neues Fahrrad kaufen?

Beim letzten Anlauf konsultierte ich besagten Fahrrad-Schrauber, der auch Neu-Fahrräder verkauft. Ganz Experte stellte er erstmal ein paar Fragen. Genauer nur eine: “San’S denn z’friedn mit Ihrm Radl?” Ja, antwortete ich, eigentlich sei daran alles daran genau richtig für mich. Experten-Folgerung: “Dann bracha’S koa neis Radl.”1 Das ist jetzt etwa zehn Jahre her. Und tatsächlich möchte ich im Grunde exakt mein jetziges Radl, nur in Neu und Schön (ok, und wenn Veränderung, dann mit nur den fünf Gängen, die ich tatsächlich verwende).

Wobei bei Neukauf unweigerlich ein zentrales Feature dieses für mich perfekten Fahrrads verloren ginge: Es sieht alt und überhaupt nicht Diebstahl-würdig aus. Zwar sperre ich es bei jedem Abstellen mit einem massiven Schloss ab, bemühe mich aber nicht um Anketten an verbauten Gegenständen, denn: Das will (in München) eh niemand. Höchstens achte ich darauf, es neben ein besonders schickes Fahrrad zu stellen: “Stiehl nicht meines, stiehl DAS!”

§

Ich arbeite immer noch die vielen interessanten Artikel rund um den Frauentag auf, darunter auf standard.at einen darüber, was Männer von Feminismus halten (zwei unzulässige Verallgemeinerungen im letzten Satzteil, der Artikel differenziert zum Glück).2
“Vincent-Immanuel Herr: ‘Bei Sexisten lässt sich wenig tun'”.

Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer besuchen Organisationen und Unternehmen, um dort über Geschlechtergerechtigkeit zu sprechen, oft auch in rein männlichen Gesprächsrunden. Trotz einer umfassenden Datenlage zu Diskriminierung von Frauen meinen viele Männer: Ach, der Alltag von Frauen ist gar nicht so anders als meiner. Ich wurde doch auch schon mal von einem Mann angemacht – war doch nicht so arg! Dieses ganze Genderzeugs nervt gewaltig, und bald werden nur mehr Frauen befördert, weil sie halt Frauen sind. Für viele Männer ist Feminismus also noch immer ein rotes Tuch und ruft viele Ängste hervor. Genau über diese müssen wir endlich ehrlich reden, sagt Vincent-Immanuel Heer.

(…)

So könnten Männer darauf achten, von wem sie Artikel oder Bücher lesen, wem sie in sozialen Medien folgen. Sie könne sich fragen: Welche Stimmen lasse ich in mein Leben? Viele werden feststellen, dass das vor allem männliche Stimmen sind.

Das ist erst einmal nicht schlimm, Männer schreiben tolle Sachen. Doch wenn man nur Männer liest, nur Männern als Experten auf Panels zuhört oder nur Männern in sozialen Medien folgt, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man nur eine Perspektive hat.

§

@cracked enthüllt: Die Stiefmutter in Schneewittchen war nie das eigentliche Problem.

via @343max

  1. Übers. “Sind Sie denn zufrieden mit Ihrem Fahrrad?” – “Dann brauchen Sie kein neues Fahrrad.” []
  2. Warum “Not all men” dennoch als Argument gegen strukturelle Kritik untauglich ist, kann man unter anderem hier nachlesen. []