Journal Freitag, 2. Mai 2025 – St. Brück im Mai-Sommer

Samstag, 3. Mai 2025 um 8:32

Mittel erholsame Nacht, aber das war bei dem vielen Wein und dem abschließenden Espresso eingepreist. Zumindest musste ich gestern im Gegensatz zu Herrn Kaltmamsell nicht in die Arbeit.

Bloggen, Räumen u.a. für Übernachtungsgast, das alles mit verkatert unzuverlässiger Konzentration – aber ich schaffte es unterm Strich und machte nichts kaputt. Ebenfalls schaffte ich sogar, das Fertigmachen für eine Schwimmrunde in dieses Räumen einzufädeln. Mit der Aussicht auf sonnige 25 Grad hatte ich das Dantebad für Schwimmen unter freiem Himmel angepeilt, aber rechtzeitig nach Öffnungszeiten gesehen: Es sind gerade Wir-bereiten-die-Sommersaison-vor-Wochen, das Dantebad ist bis 14. Mai geschlossen. Also halt auf Olympiabad umgeplant, auch das schaffte ich.

Sehr besonnenes Radeln zum Olympiapark, schließlich musste ich durch den Werktagsverkehr. Baustellen derzeit vor allem im Bahnhofsviertel, dort aber neben denen für den Bahnhof selbst (ich habe mit mir selbst die Wette laufen, ob ich die Fertigstellung noch erleben werde) und für Neubauten immer wieder überraschendes Straßenaufreißen.

Im Schwimmbecken der erhoffte deutlich ruhigere Verkehr, nur die Hälfte anderer Menschen auf meiner Bahn waren Geräteschwimmer. Körperlich und geistig problemlose 3.000 Meter geschwommen.

Auf dem Heimweg stoppte ich am Alnatura u.a. für Obst; zum Frühstück kurz nach zwei gab es Apfel sowie Quark mit Joghurt und Banane – auf dem Balkon sitzend, den ich mit Markise vor Hitze schützen musste.

Blick von einem Balkon die Hauswand entlang auf die Reihe anderer Balkone am Haus, links eine riesige blühende Kastanie

Deutschland deine Balkone. Ich habe den Verdacht, dass es sich um etwas Typisches für Deutschland / deutschsprachige Regionen handelt, dessen sich die Einheimischen gar nicht bewusst sind (ähnlich wie Schrebergärten); eine systematische Untersuchung der Balkonkultur im internationalen Vergleich (Deutschland: zentrales Kriterium bei Wohnungssuche / eigene Themenbereiche für Ausstattung in Gartencentern, Tchibo-Katalogen) fände ich interessant.

Trotz Müdigkeit ging ich nochmal raus in die Innenstadt: Da ich den Samstag für eine Wanderung nutzen wollte, blieb nur dieser Nachmittag für Besorgungen weiter ab von den täglichen Wegen. Erfolg nur mittel (ich suche seit einiger Zeit eine 400- bis 500-ml-Blechdose, gerne in Schlicht und Schön, das ist offline schwieriger als vohergesehen) (OFFLINE!). Viel Volk in der sonnigen Fußgängerzone, zum größten Teil in Hochsommerkleidung und Schatten suchend (das Thermometer in der Sendlinger Straße zeigte 29 Grad an).

Zurück daheim Zeitungslektüre, bis ich erste Handgriffe fürs Samstagsbrot tat: Es sollte mal wieder das 7-Pfünder Hausbrot geben. Während die Körnermischung dafür kochte, turnte ich die Abschlussfolge der Pilates-Woche, ab jetzt gibt’s wieder Yoga.

Als Nachtmahl verwandelte Herr Kaltmamsell den vorerst letzten Ernteanteil-Spinat in Eggs florentine.

Aufsicht auf einen großen Glasteller mit Blattspinat, verlorenen Eiern, zwei englischen Muffins, Sauce hollandaise, rechts daneben auf einer weißen Serviette Messer und Gabel

Die Sauce hollandaise war ihm nicht recht gelungen, die englischen Muffins waren innen noch roh und mussten nachgebacken werden – Herr Kaltmamsell war verärgert (ihm misslingt selten ein Gericht). Aber insgesamt schmeckte das alles sehr gut.

Gläserne Auflaufform von der Seite, man sieht Schichten weißer Creme und dunkler Biskuitlöffel, angeschnitten die Kakao-bedeckte Oberfläche

Zum Ausgleich war mir diesmal das Tiramisu gelungen: Wir waren uns einig, dass wir diese Variante inklusive Espressopulver besonders mochten.

Abendunterhaltung (wie so oft an besonders müden Tagen nach zu wenig Schlaf wurde ich jetzt nochmal munter): Eine Doku auf arte über einen meiner Allzeit-Lieblingsfilme, Modern Times:
“Chaplins ‘Moderne Zeiten’. Der Abschied vom Stummfilm.”

Eine interessante Einordnung des Films in Chaplins Gesamtwerk und in seine Biografie. Allerdings wunderte ich mich über das eine oder andere Detail, unter anderem die Aussage, der Tonfilm habe zur Industrialisierung des Filmwesens in Hollywood geführt – Monumentalfilme gab es durchaus schon vorher, die Wirtschaftsmacht des Studiosystems mit seinen künstlerischen Einschränkungen hatte bereits weit vorher (1919) dazu geführt, dass Charles Chaplin, Douglas Fairbanks Sr., Mary Pickford und David Wark Griffith selbst ein Filmstudio gründeten: United Artists. Doch die mir neuen Informationen über die Hintergründe von Modern Times lassen mich das Kunstwerk jetzt sogar noch mehr wertschätzen.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Freitag, 2. Mai 2025 – St. Brück im Mai-Sommer“

  1. Joel meint:

    Als ich den Galsteller mit den Eggs Florentine sah, kam mir der Gedanke, dass der erleuchtete Tisch mit Farbwechsel von gestern sich doch hervorragend gut in ihrer Wohnung machen würde. Warum nicht mal die Möbel zum Geschirr kaufen anstatt umgekehrt? :-)

  2. Stadtneurotiker meint:

    Die Vorstellung, wie wir als keifende Rentner*innen der Einweihung des neuen Hauptbahnhofs anno St. Nimmerlein beiwohnen, möchte ich mir von der Deutschen Bahn nicht nehmen lassen!

  3. die Kaltmamsell meint:

    Wehe ich werde als Bahnhofsviertelbewohnerin nicht als Ehrengast eingeladen und hingerollstuhlt, Stadtneurotiker!

  4. Croco meint:

    Hab ja kein Abo, aber vielleicht kannst du es ja lesen.
    https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/stil/balkon-architektur-romeo-und-julia-verona-genscher-zauberberg-e363613/?reduced=true

    Diese Szene am Fließband aus Moderne Zeiten habe ich immer gezeigt, um die Funktionsweise von Enzymen zu verdeutlichen. Sie können nur so schnell arbeiten, wie sie es eben können. Jeder Versuch zu Beschleunigung geht schief.

  5. Defne meint:

    Ja das ist wirklich das Problem ob ich noch einiges, was mir wichtig wäre, erleben kann. Ich warte z.B. auf die U-Bahn nach Pasing, die Trambahn-Westtangente usw.
    Wenn Sie schon Bedenken haben die Fertigstellung des Bahnhofs nicht mehr zu erleben, was soll ich da sagen mit meinen ca. 15 bis 20 Jahren höherem Alter. Wahrscheinlich schaffe ich es bis dahin nicht mehr selbst mit dem Rollator.

  6. Frank meint:

    Stelle erbost fest, daß es auf der Vorspeisenplatte NICHT möglich ist, einen sachbezogenen Kommentar zu einem Eintrag von 2003 zu hinterlassen – warum nur? Deshalb hier ein nicht zum heutigen Eintrag passendes Youtube-Link, um zu feiern, daß mir in über 30 Jahren genau zwei Frauen was von Fanny Burney erzählt haben, und eine davon ist die Kaltmamsell!

    https://www.youtube.com/watch?v=BTK6B3exGp0

  7. die Kaltmamsell meint:

    Das sind diese neumodischen Sicherheitsmaßnahmen, Frank, die es 2003 noch nicht brauchte – danke für den Link!

  8. Frank meint:

    Freut mich, wenn’s gefällt!

    Der Link, das Link – mir schickt nie einer mal schnell ‘ne Postkarte, wenn das grammatische Geschlecht von Lehnwörtern entschieden wird…

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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