Journal Donnerstag, 24. Juli 2025 – Blöder Regenjuli

Freitag, 25. Juli 2025 um 6:31

Aufgewacht zum angekündigten Regenrauschen nach reichlich Träumen mit fiktivem Arbeitsinhalt.

Freude über den WhatsApp-Reisebericht der Nifften von der Familie im kastilischen Dorf – inklusive Mitschnitt vom Jubel über ein EM-Fußballtor beim gemeinschaftlichen Gucken im “Tele Club” (ein gemeinschaftlich geführter Versammlungsraum – er wird “Tele Club” genannt, weil früher hier der einzige Fernseher des Dorfes stand).

Auf den Weg in die Arbeit machte ich mich in Jacke, mit Schirm und eingestecktem Paar Wechselschuhe. Alles davon benötigte ich: Es war kühl, aus dem sanften Regen wurde unterwegs heftiger Regen, ich erreichte mein Büro mit nassen Schuhen, Socken, Füßen und war froh, nach Abtrocknen mit Papiertüchern in die mitgebrachten trockenen Socken und Schuhe schlüpfen zu können.

Vorm Bürofenster hielt der Regen in dieser Stärke noch eine Weile an. Drinnen emsige Arbeit mit einer guten Neuigkeit: Auch der nächste geplante fette Arbeitsbrocken wurde schlagartig ein einfach zu erledigender Krümel.

Für meinen Marsch ins Westend zu Mittagscappuccino brauchte ich zwar meinen Schirm, das sanfte Tröpfeln gefährdete aber meine Schuhe nicht.

Erst später zum Mittagessen (Gurke, gemische Nüsse, Kiwi, Aprikosen) goss es draußen wieder kräftig. Ich grämte mich, dass es jetzt fast eine Woche kühl durchregnen soll und nehme mir Trauer um den fehlenden Sommer in diesem Juli raus.

Nach fleißigem Nachmittag machte ich Feierabend zu einer Regenpause, die sogar ein bisschen Sonne zuließ. Ausführliche Obst-Einkäufe auf dem Heimweg.

Daheim Yoga-Gymnastik, dann machte ich mich an den monumentalsten Kopfsalat, den ich je erlebt habe: Er kam als Ernteanteil von unserer Kartoffelkombinat-Gärtnerei und hatte auch diemal eine Blatt-Dicke, die ihn Dachdeck-tauglich scheinen ließ. Ich ließ einen Teil für das geplante Freitags-Abendessen übrig und musste trotzdem fürs Vermischen mit Tahini-Dressing zur allerallergrößten Salatschüssel des Haushalts greifen.

Maiskolben hatte ich zugekauft, damit es auch was Warmes gab. Und weil ich gegrillte Maiskolben liebe. Dann noch ein wenig Käse. Nachtisch Schokolade, unter anderem hatte ich beim Einkaufen zu Eiskonfekt gegriffen.

Abenunterhaltung wie eigentlich jeden Donnerstagabend: Quer im Bayerischen Fernsehen. Diesmal freute ich mich besonders über den Beitrag “Alles hilft der AfD” – mit beherzigenswerter Schlussfolgerung.

§

“25 Jahre Feldgeschworener: Kommunalreferat ehrt Peter Engl”.

via @stadtneurotikr

Say what? Und mal wieder hatte ich keine Ahnung, aber das ist ja großartig! Ich zitiere Wikipedia:

Aufgabe der Feldgeschworenen ist das aktive Kontrollieren und Abgehen der Gemeindegrenze durch die Bürger, die sogenannte Grenzbegehung, d. h. eine Tätigkeit, um eine (Gemeinde-)Grenze zu kontrollieren, freizuhalten oder die Kenntnis über den Verlauf von Grenzen zu vermitteln. Sie wirken durch Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen und Flurstücken mit, die Besitzverhältnisse und verwaltungsmäßige Zuständigkeit des Territoriums zu dokumentieren. Feldgeschworene wachen über die Grenzen.

(…)

Auf Anordnung des Ersten Bürgermeisters nehmen die Feldgeschworenen Grenzbegehungen vor. Stellen sie dabei Mängel an Grenzzeichen fest, teilen sie dies den Grundstückseigentümern mit. Über Mängel an Gemeindegrenzzeichen wird der Erste Bürgermeister informiert.

(…)

Feldgeschworene wirken in Bayern, Rheinland-Pfalz und bis Ende 2014 auch in Thüringen bei der Kennzeichnung von Grundstücksgrenzen und Flurstücken mit. Sie setzen Grenzsteine höher oder tiefer, entfernen Vermessungspunkte oder ersetzen beschädigte Vermessungspunkte. Als Hüter der Grenzen, Mittler bei Grenzstreitigkeiten und Abmarkungen in Gemeindegebieten arbeiten sie eng mit Vermessungsbeamten zusammen.

(…)

Seit dem 12. oder 13. Jahrhundert gibt es Feldgeschworene. Das Amt des Feldgeschworenen ist eines der ältesten noch erhaltenen Ämter der kommunalen Selbstverwaltung.

In Bayern gibt es etwa 25.000 Feldgeschworene, davon 15.000 in Franken (Stand 2016).

Kommt auf die Liste “Ehrenämter, die ich mir als Rentnerin genauer ansehe”.

§

Dringend nötige Aufmunterung durch Typografie-Nerdkram.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 24. Juli 2025 – Blöder Regenjuli“

  1. Karin meint:

    Da Sie so ein großer Typographie – Fan sind: kennen Sie das Buchstabenmuseum in Berlin? Falls nicht, schauen Sie dort bei der nächsten Gelegenheit doch mal vorbei, könnte Ihnen gefallen.

  2. Sabine meint:

    Haha, ich bin gestern auch durch den Tag gewackelt und habe alle Leute gefragt: „Wusstest du, was ein Feldgeschworener ist?“ (Einer wusste es). Sehr cool.

    Dieses Video war auch sehr schön, mit liebevoll gemachten Amateur-Spielszenen: https://youtu.be/H4KIVr7BSio

  3. Neeva meint:

    Tja, da hat man den ganzen warmen Mai und Juni sich vor einem Rekordhitzesommer gefürchtet (kann ja immer noch was werden) und dann muss man im Juli lange Jeans tragen. Mit Socken! Und geschlossenen Schuhen!

  4. Rainer meint:

    Da erweist sich die Herkunft vom Dorf mal wieder als Vorteil, die Feldgeschworenen waren und sind da fast an der Tagesordnung, weil vor allem in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft Grenzsteine oft verschwunden waren und mit Hilfe des Feldgeschworenem wieder gesetzt oder entdeckt wurden.

  5. Neeva meint:

    Waren oder wurden die Grenzsteine verschwunden? ;-)

  6. Franz Maier meint:

    Noch perfider ist, dass manchmal die Grenzsteine jedes Jahr um ein paar Zentimeter weiter versetzt wurden (werden??), was bei großen Feldern im Lauf der Zeit einen beachtlichen Flächenzuwachs ausmachen kann. Das kann ein Feldgeschworener mit Hilfe des “Siebenergeheimnisses” leicht – auch gerichtsfest – nachweisen. Da mein Vater Vermessungsbeamter war, hatten wir solch ein Geheimzeichen als Briefbeschwerer zu Hause. In seinem Abmarkungsbezirk bestand es aus einem fleischpflanzerlgroßen Stück aus grünem Rohglas, in dem ein Markierungszeichen eingekerbt war.

  7. Sabine Busch meint:

    @Karin
    Das Buchstabenmuseum Berlin schließt!!!! Letzter offener Tag 5.10.25
    Ich muß vorher mindestens noch einmal hin…

  8. die Kaltmamsell meint:

    Ah, Rainer – warst du dann einer der Dorfbuben, die der Legende nach beim Grenzsteinsetzen mordsmäßig geohrfeigt wurden, damit sie nie vergessen, wo er hingehört?

  9. Poupou meint:

    In GB wurde bzw. werden die Grenzsteine durch “beating the bounds” ( https://de.wikipedia.org/wiki/Beating_the_Bounds ) in allgemeiner Erinnerung gehalten. Wir gerieten auf einer Chorreise nach Chichester mal eher zufällig in so eine Prozession der dortigen Kirchengemeindegrenzen und haben das dann spaßeshalber in Berlin wiederholt. Seither weiß ich, dass sich der griechische Supermarkt in der Meraner auf quasi exterritorialem Gebiet von Alt-Schöneberg befindet…

    LG
    Poupou

  10. Pippilotta meint:

    “…ich erreichte mein Büro mit nassen Schuhen, Socken, Füßen…”

    Für Fußwege bei (absehbarem) Regenwetter sind wasserdichte Schuhe, z.B. mit Goretex-Membran, sehr nützlich und empfehlenswert.

  11. die Kaltmamsell meint:

    Sehr niedlich, Sabine!

  12. Hauptschulblues meint:

    Nein, kein blöder Regenjuli. Die Grundwasserspeicher darben. Wenn sie etwas aufgefüllt werden, profitiert auch das Kartoffelkombinat davon.

  13. Croco meint:

    Grenzsteine wandern und verschwinden. Immer mal wieder liegt einer am Wegesrand, der Pflug hat ihn rausgeholt. Als meine Eltern das Grundstück um ihr Haus neu vermessen ließen, war es plötzlich einen Meter breiter. Und der Weg des Nachbarbauern einen Meter schmaler.
    Dass es Feldgeschworene gibt, war mir neu.

  14. Rainer meint:

    Niemals…. Höchstens der Opa hat Hilfe gebraucht

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