Journal Samstag, 6. September 2025 – Tegernseer Höhenweg in Spätsommersonne
Sonntag, 7. September 2025 um 9:11Zerstückelte Nacht, unterm Strich bekam ich aber wegen kein Wecker genug Schlaf. Es wurde wolkenlos blau Tag, allerdings scheißkalt. In Summe wunderbares Wanderwetter, und Wandern war der Plan des Tages: Nach gemütlichem Morgen mit Bloggen und Lesen wollten wir den Tegernseer Höhenweg ab Gmund und mit Ziel Tegernsee wandern.
Gut sonnengecremt und mückengesprayt.
Die Anfahrt dauerte länger als geplant: In der sicheren Überzeugung, dass der Zug erst in Tegernsee geteilt wird, hatte ich uns in einen falschen Zugteil gesetzt. So sicher, dass ich fast protestiert hätte, als wir an einem Endbahnhof Schliersee alle gebeten wurden, den Zug zu verlassen.
Während Herr Kaltmamsell recherchierte, welche schönen Wanderungen es am Schliersee gab, suchte ich nach einer Möglichkeit, doch noch Gmund zu erreichen: Es gab einen Bus für die 10 Kilometer dorthin in nur wenigen Minuten. Die dann 20 Minuten waren, die Verspätung wurde kontinuierlich wachsend angezeigt – egal: Wir kamen doch noch nach Gmund, und Herr Kaltmamsell konnte mit Jahrzehnten Übung gut damit umgehen, dass ich mich eine Zeit lang über meine Blödheit grämen musste.
Bahnblick
An einer Gmunder Eisdiele bekam ich meinen Mittagscappuccino, damit war die Welt halbwegs eingerenkt. Bei eh traumhaftem Wetter.
Mangfall kurz vorm Tegernsee – wir entdeckten kleinere Fische.
Herr Kaltmamsell las am Wegesrand ein Schild zu “Käse-Automat” – wir bogen sofort dorthin ab.
Der Automat in der einladenden Hütte bot eine Auswahl Käse der Naturkäserei Tegernseer Land, wir kauften ihm einen Weissacher ab, “Weichkäse in Salzlake gereift” las sich sehr attraktiv.
Wie schon beim ersten Begehen dieser Route war auf dem Stück zwischen Gmund und Tegernsee sehr viel los, es ist offensichtlich auch für Spaziergänge beliebt. Erst ab Tegernsee wurde es deutlich ruhiger auf dem Höhenweg, vermutlich auch weil er ab hier anspruchsvoller wird mit Steigungen und Gefälle. Die Temperatur war perfekt, nur in sportlicher Bewegung brauchte man keine Jacke. Alle beteiligten Körper fühlten sich fit an, wir bekamen Ausblicke, zudem als Tiershow viele, viele Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner (ich mag Hühner; Tauben auf dem Balkon verbietet unsere Hausverwaltung vehement, aber vielleicht wäre sie für Balkonhühner offen?). Außerdem begegneten wir auffallend vielen sehr kleine Hunden – ist das der aktuelle Trend? Mir versetzt es ja immer einen kleinen Stich, wenn die Besitzer*innen ihre Winzeltiere bei ungewünschten Richtungen an der Leine in die Luft hochziehen – ist es nicht bedrohlich fürs Hunderl, wenn es sich so wenig selbstbestimmt bewegen kann? Selbst ein Meerschwein würde ich nicht ohne Not einfach hochheben.
Immer wieder kamen wir ins Plaudern, auch über die Figuren in der Serie Mad Men, deren Zeichnung mir sehr im Kopf rumging, vor allem die unglaublich vielschichtige von Peggy Olson.
Meine erste Herbstzeitlose dieses Sommerendes.
Verwirr-Foto am Aussichtspunkt Paraplui-Pavillon: Das untere ist die Tafel mit Beschriftung der Sehenswürdigkeiten. Oben zentral: der Wallberg.
Hier machten wir nach zwei Stunden Wanderung um halb drei Brotzeit: Ich aß einen Apfel und eine Mohnschnecke.
Die Rottach, anders als im Winter mit Wasser.
Selfie mit Rottach-Egern als Hintergrund.
Schloss Tegernsee
Bei Wanderende am Bahnhof Tegernsee behauptete mein Handy, das seien über 20 Kilometer gewesen – konnte ich bei viereinhalb Stunden Wegzeit mit viel Aufwärts und Abwärts nicht glauben: Das letzte Mal waren nur 16 Kilometer gezählt worden, deutlich wahrscheinlicher.
Wir waren so rechtzeitig im Zug zurück, dass wir uns einen Sitzplatz aussuchen konnten: Sehr willkommen, wir waren beide erschöpft. Ereignislose Fahrt nach München, unterwegs einigten wir uns darauf, Biergartenpläne fahren zu lassen und statt dessen daheim zu brotzeiten.
Aperitif Negronis, dann gab es zu selbstgebackenem Roggenmischbrot aus der Gefriere Käse (unter anderem den Weissacher aus dem Automaten, mild und sehr gut), Tomaten, Kimchi, südtiroler Speck.
Im Glas ein Gemischter Satz: Durch die Weinberge von Fuhrgassl-Huber waren wir im Wien-Urlaub gewandert, ich hatte sofort zugegriffen, als ich ihn im Wiener Supermarktregal entdeckte. Schmeckte frisch und gut, war aber nichts Besonderes.
Nachtisch Schokolade, Abendunterhaltung eine Folge Mad Men. Müde und erschöpft früh ins Bett, beschienen vom noch fast volleren Mond durchs Schlafzimmerfenster (Sonntagabend gibt es hier eine Mondfinsternis, ich hoffe sehr auf halbwegs klaren Himmel).
4 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. September 2025 – Tegernseer Höhenweg in Spätsommersonne“
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7. September 2025 um 9:40
Was für eine herrliche Wanderung! Gut, dass Sie noch den Bus genommen haben :-)
7. September 2025 um 10:25
Der Wahrnehmung mit den Hunden kann ich nur zustimmen. Das liegt zum einen an den unsäglichen ZIP-Leinen, die leider immer noch gekauft werden und zum allermeisten am fehlenden Training mit den Hunden, die einfach keine Bindung zu ihrem Menschen aufbauen durften und daher nicht auf Rückrufe reagieren. Darüber hinaus sollten Halsbänder verboten sein und nur noch ein Geschirr erlaubt, was Hunde wenigstens nicht stranguliert beim „Zurückholen“
7. September 2025 um 11:57
In gewisser Weise muss ich @Rainer zustimmen. Halter von so kleinen Hunden sind oft zu faul die Hunde ordentlich zu erziehen – man kann sie ja auch so wegtragen. Deshalb habe ich vor einen freilaufenden Winzling mehr Bammel, als vor Schäferhundegröße.
~
Hühner machen viel Lärm, Dreck und Gestank. Die will man nicht auf dem Balkon haben. Meine Mutter hat einige im Garten – weit weg vom Haus.
7. September 2025 um 12:27
Geschirr alleine ist leider keine Lösung – man kann damit grandiose Schulterprobleme z.B. auslösen, wenn Hund munter am Geschirr schräg zieht (und es sind auch keine Zuggeschirre). Ein Halsband ist ebenso gut oder schlecht. Der Hund muss lernen, an der Leine ordentlich bei mir zu laufen, auf mich stets zu achten (dann geht auch die Flexi), relativ unerschrocken mit dem Stress des menschlichen Alltagslebens umzugehen… Das erfordert viel Zeit und Fachkunde oder entsprechende Hilfe. Besitzer von Kleinsthunden sind leider die größte Gruppe meiner Erfahrung nach, die auf sowas komplett verzichtet. Arme Minis, dürfen fast nie einfach Hund sein.