Journal Sonntag, 27. Juli 2025 – Sonnenbrand am Regentag
Montag, 28. Juli 2025 um 6:42Gut und lang geschlafen, bei leisem Aufwachen immer erst angenommen, dass der nächste Tag ein Montag sein würde, bereits Arbeitshandgriffe geplant – bis mir einfiel, dass ich noch einen ganzen freien Sonntag vor mir hatte und ich mich freute.
Aufgewacht zu lautem Regenrauschen.
Da durchgehend Regenwetter vorhergesagt war, ließ ich Bloggen, Milchkaffee, Tee gemütlich angehen – war aber dennoch überraschen früh fertig für meine Schwimmrunde im Dantebad. Freibadschwimmen bei Regen macht mir gar nichts aus, ich finde die Tropfen auf meinen Schultern sogar schön. Dass ich in einer Regenpause zur U-Bahn und zum Schwimmbad kam, war mir aber durchaus recht.
Die Bahnen übersichtlich beschwommen, ich genoss die Bewegung. Doch dass völlig überraschend der Himmel aufriss und die meiste Zeit zwischen Phasen mit dunkelstgrauen Wolken die Sonne rauskam, beunruhigte mich: Mit Aussicht auf eine Regenrunde hatte ich mich nicht sonnengecremt.
Das Schwimmen selbst lief aber so gut, und ich war laut Blick auf die Stadionuhr so schnell (Verdacht, dass mein Schwimmanzug im Gegensatz zu Bikini bei Sonnenschein großen Anteil daran hat) (nicht etwa wegen irgendwelcher Oberflächenzauberei, in solch einer Liga schwimme ich wirklich nicht, sondern weil ich damit nach der Wende einen so kräftigen Abstoß wage, wie es meine starken Beine zulassen – was ich mich in Bikini aus Höschenverlustangst nicht traue), dass ich am Ende meiner 3.000 Meter weiterschwamm. Und noch eine Runde. Und noch eine. Nach 3.500 Metern hörte ich nur auf, weil meine Harnblase drückte, gestern wäre locker noch mehr drin gewesen.
Wieder draußen hatte ich Lust auf Spazieren und ging durch Gern bis zum Rotkreuzplatz, ein bisschen angesprutzt von dunklen Wolken. Als ich am Sendlinger Tor den U-Bahnhof verließ, goss es allerdings kräftig; wie gut, dass ich einen Regenschirm dabei hatte. Heimkehr mit schon wieder nassen Socken.
Frühstück um halb zwei: Körnerbrot zweimal mit Butter, Tomate, Basilikum, einmal mit Butter und Zuckerrübensirup, außerdem zwei sehr gute Nektarinen. Der Haut-Check ergab: leichte Sonnenrötung auf Nacken, Schultern und Dekolleté, zefix.
Nachmittag mit Tüchtigkeiten (Konto-Checks, Überweisungen, Aktivierung und Einsicht elektronische Patientenakte s.u.), Zeitungauflesen, Auslesen des Ausstellungskatalogs Farben Japans. Draußen mal Sonne, mal Regenguss, manchmal verbunden mit Gewitter, es wurde kühler.
Trotz Schwindel (was soll das?) eine Runde Yoga-Gymnastik – gut!
Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell einen halben Chinakohl aus Ernteanteil (die andere Hälfte war schon auf dem Weg zu Kimchi) zu unserem Pasta-Klassiker mit Räucherlachs. Davor snackte ich noch köstliche Salzgürkchen. Nachtisch Schokolade.
Im Fernsehen ließen wir Florence Foster Jenkins mit der immer wieder atemberaubenden Meryl Streep laufen: Überraschend gutes Drehbuch, das ist meiner Erfahrung nach bei Biopics selten.
§
Ich hatte es auf Mastodon bereits mitbekommen, hier erzählt Vanessa Giese in einem Blogpost, was sie in ihrer elektronischen Patientenakte ePA entdeckte:
“Ein Notfall, eine Entdeckung, ein Wahlprogramm, eine Arena und ein eskalierender Garten”.
Nach Gescanne und Getippe war ich dann drin und Heureka! Welch Erkenntnis! Mein ehemaliger Gynäkologe hat offensichtlich systematisch Abrechnungsbetrug betrieben – oder hielt mich jahrelang für eine andere Patientin. Die Diagnosen, die dort für die Zeit zwischen 2015 und 2024 dokumentiert und abgerechnet wurden, sind mir jedenfalls völlig unbekannt: Weder hatte ich entsprechende Beschwerden noch habe ich die abgerechneten Beratungen erhalten.
Bonmot: Der Arzt, bei dem ich 2022 eine Corona-Impfung erhielt – wir erinnern uns: Man suchte sich über Doctolib jemanden, der zeitnah den guten Stoff verabreichte – hat keine Impfung abgerechnet, dafür eine Angststörung. Die ist jetzt auch so niedergeschrieben. Ich habe diesen Mann nie gesehen! Die Impfung hat die MTA verabreicht.
Interessanterweise gab es in meinem Internet extrem unterschiedliche Reaktionen darauf (neben dem verbindenden Aus-allen-Wolken-fallen): Die einen sahen sich in ihrer grundsätzlichen Ablehnung der elektronischen Patientenakte bestärkt (weil wilde Fehldiagnosen dadurch die Behandlung durch spätere Ärzt*innen fehlbeeinflussen), die anderen begrüßten die Möglichkeit, durch die ePA ihren Ärzt*innen künftig auf die Finger zu sehen (übrigens haben Patient*innen die Möglichkeit, Inhalte der ePA zu sperren – also auch erfundene Diagnosen). Ich gehöre zur zweiten Gruppe und hatte schon bei Vanessas Entdeckung einige Tage zuvor den komplizierten Prozess für den Zugriff auf die elektronische Patientenakte begonnen, inklusive Download einer weiteren Krankenkassen-App (die eigentliche nutze ich längst) und einer verbundenen Ausweis-Verifizierungs-App. Dieser Prozess blieb an einer Stelle hartnäckig hängen; ich beschloss, erst nach Sichtung meiner Bayern-ID-Unterlagen weiterzumachen. Nämlich gestern.
Diesmal blieb der Vorgang einen Schritt später hängen. Nach (gemessenen) 20 Minuten Kreiselgucken mit “Warten auf Antwort des Servers”, startete ich diesen Schritt erneut – wenn ein Vorgang an die Bayern-ID gebunden ist, hat er bei mir noch nie aufs erste Mal funktioniert.
Dann aber: Olé! Nach weiteren zehn Schleifen war ich drin und lud ein PDF “Leistungsauskunft” seit 2019 herunter. Die Lektüre der Diagnosen (es war auch alles aufgeführt, was ich im Anamnesebogen und im Anamnesegespräch erwähnt hatte) erbrachte nur wenige Seltsamkeiten, zum Beispiel einen Orthopäden (einer der mehreren “es ist nicht die Hüfte” über die Jahre meiner Hüftprobleme), der “leichte depressive Episode” hinterlegte. Für Abrechnungen hätte ich die Patientenquittung einsehen müssen, die im Anschreiben des PDFs zwar verlinkt war, aber nur auf die Startseite der Krankenkassen-Website führte, dort war nirgends eine Patientenquittung zu finden.
Mehr als dieses PDF hing nicht in der ePA, also nicht etwa MRT- und Röntgenaufnahmen, wie ich mir das in den 20 Jahren seit ersten Plänen für die ePA vorgestellt hatte.
§
Großartiges Interview mit Jamie Lee Curtis im Guardian:
“‘Generations of women have been disfigured’: Jamie Lee Curtis lets rip on plastic surgery, power, and Hollywood’s age problem”.
7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 27. Juli 2025 – Sonnenbrand am Regentag“
Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
28. Juli 2025 um 10:01
Die Bikinihöschen-Erfahrung kenne ich, seit ich mit 12 Jahren den Jugendschwimmschein gemacht habe. Beim Sprung vom Startblock, um 50 Meter in einer bestimmten Zeit zu schwimmen, verlor ich wertvolle Sekunden dadurch – also haben meine Eltern mir einen einteiligen Badeanzug geschenkt (gelb mit blauen und grünen Streifen an der Seite, Mitte 70er Jahre halt); dann hat es geklappt!
Und das Abzeichen mit den drei Wellen prangte natürlich bald auf dem Badeanzug!
28. Juli 2025 um 10:09
Grinse wegen der Schwimmzeiten vor mich hin. Hier zum Schwimmen einteiliger Badeanzug, zum Plantschen in der Havel Bikini.
Guten Wochenstart!
Ilka
28. Juli 2025 um 10:36
Wenn Sie es irgendwann zu der Anzeige der bei der Kasse gespeicherten Daten geschafft haben (bei der Barmer war das im Vergleich zu ePA eher einfach, heißt dort aber nicht Patientenquittung), würde mich interessieren, wie aktuell die Daten dort sind. Mein Eindruck war, dass die Kasse der ePA etwa sechs Monate hinterherhinkt. Ich weiß aber nicht, ob das nur zufällig so war?
LG
Poupou
28. Juli 2025 um 10:59
Das Anschreiben, Poupou, das die (nicht existente) Patientenquittung verlinkte, wies ausdrücklich darauf hin, dass zwischen Behandlung und Auftauchen in der Patientenquittung bis zu neun Monate vergehen könnten.
28. Juli 2025 um 12:07
Ja, diesen Hinweis gibt es in der BarmerApp auch. Die ePA schien dagegen aktuell, war sie das bei Ihnen auch?
28. Juli 2025 um 13:00
Das sechs Monate hinterher hinken würde ich mir damit erklären, dass die kassenärztliche Vereinigung ein halbes Jahr benötigt, um die eingereichte Abrechnung zu bearbeiten. Der Arzt/die Ärztin erhält bis dahin monatliche Abschläge, die sich aus den vorhergehenden Quartalen ergeben. Nach dem halben Jahr kommt dann die Schlusszahlung bzw. auch eventuell eine Rückforderung und ebenso Abrechnungskorrekturen bei Auffälligkeiten.
28. Juli 2025 um 13:16
@Eva, ja so erkläre ich es mir auch und es wundert mich auch nicht. Was mich interessiert: welcher Aktualisierungsrhythmus ist üblich? Ist meine Kasse besonders langsam usf.