Journal Donnerstag, 2. August 2018 – Die Hitze bestimmt den Tagesrhythmus

Freitag, 3. August 2018 um 7:09

Eine seltsame Nacht auf gestern: Aus einem Nebenhaus schallte die Übertragung/Aufnahme eines Konzerts der Scorpions – ziemlich laut, vor allem für unsere so ruhige Gegend. Mir reichten die wächsernen Ohropax, mit denen ich eh ab Frühling schlafe (Vogellärm), um das Halligalli auszublenden. Ich wachte erst auf, als ein Nachbar über den Hof brüllte, jetzt sei aber genug, sonst werde er die Polizei rufen; Weckercheck ergab 1 Uhr.

Morgens hatte es ein wenig abgefrischt, der Milchkaffee auf dem Balkon und der Spaziergang in die Arbeit waren sehr angenehm.

Nach Feierabend eine Runde Einkäufe auf der Theresienhöhe in Hitze und ein wenig Wind.

Schon wieder passt meine heimische Lektüre volle Kanne (Fachausdruck) zum politischen Tagesgeschehen, diesmal zur anhaltenden Debatte um #Metwo (gestern Aufmacher der 20-Uhr-Tagesschau): Chimamanda Ngozi Adichies Americanah enthält immer wieder Posts der Hauptfigur Ifemelu aus ihrem Blog “Raceteenth or Various Observations About American Blacks (Those Formerly Known as Negroes) by a Non-­American Black”; darin geht es um Ausgrenzung und Rassismus in den USA. Die Romanhandlung schildert sie in all ihren Schattierungen auch in Großbritannien. Schmunzeln musste ich über die Beobachtung, wie die von Ausgrenzung Betroffenen ihre Diskriminierung in geselligen Situationen mit Nicht-Betroffenen herunterspielen oder gar leugnen: Es ist ein Gebot der Höflichkeit zu betonen, wie viel sich schon getan hat im Vergleich zur Vergangenheit, und es wird als ausgesprochen unhöflich erachtet, den strukturellen Rassismus der gemeinsamen Gesellschaft zur Sprache zu bringen.

Der Tagesrhythmus wird von der großen Hitze bestimmt: Bis morgens alls Fenster auf, um die Morgenkühle zu nutzen. Dann Fenster schließen, Rollläden herablassen. Viel Wasser trinken, draußen möglichst wenig und möglichst im Schatten bewegen. Nachts Fenster und Türen auf, auch die in den Innenhof, damit die Luft durchziehen kann. Das alles begleitet von regelmäßigem Jammern. Noch wurde mein Schlafzimmer nicht wärmer als 25 Grad, alles im Rahmen.

§

In der New York Times ein detailliert recherchiertes und sagenhaft gut geschriebenes Feature zu den Erkenntissen über und Reaktionen auf den Klimawandel in den Jahren 1979 bis 1989: Very long read – but worth every inch.
“Losing Earth: The Decade We Almost Stopped Climate Change”.

Ich habe in den fast zwei Stunden der Lektüre unter anderem gelernt:
– Wie machtlos Wissenschaft gegenüber Politik ist.
– Wie das mit dem Ozonloch wirklich war (u.a. kein Loch).
– Dass mehr von Kommunikation abhängt, als ich gedacht hatte.
– Wie schlecht der Mensch darin ist, Risiken einzuschätzen.

Und jetzt bin ich schon sehr gespannt, worauf wir in 30 Jahren zurückschauen und uns die Haare raufen: Wir hätten es wissen müssen!

(Gleichzeitiges Weitergrübeln, was ich im Lebensstil noch verändern könnte. Zwar habe ich keine Nachkommen, denen ich mich verantwortlich fühle, und ich habe nun wirklich nicht darum gebeten, auf die Welt zu kommen – doch möchte ich zumindest möglichst wenig Schaden durch mein Leben angerichtet haben.)

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 2. August 2018 – Die Hitze bestimmt den Tagesrhythmus“

  1. Hauptschulblues meint:

    ” … möglichst wenig Schaden durch mein Leben … ”
    H. glaubt, dass Sie das schon ganz gut machen: Kein Auto, zu Fuß gehen, den Zug benutzen, Radfahren, regionale Produkte essen, Plastik reduzieren, Wanderurlaube usw.
    Luft nach oben wäre vielleicht noch beim Fliegen, aber was soll`s. Das schlägt nun wirklich nicht zu Buche, die Abermillionen Flugbewegungen finden auch ohne Sie statt.

  2. Ulla meint:

    Ja diese Hitze. Unsere Nachbarn rundherum hören wir auch verstärkt, denn alles findet bei offenen Fenstern oder auf dem Balkon statt. Wir haben schon einmal die Polizei rufen müssen und die hat gesagt ab 22.00 Uhr muß Ruhe sein.

  3. Norman meint:

    Take me to the magic of the moment
    On a glory night
    Where the children of tomorrow dream away
    In the wind of climate change

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