Essen & Trinken

Journal Samstag, 9. November 2024 – Eine weitere Generation lernt Sound of Music

Sonntag, 10. November 2024

Schön lang geschlafen.

Blick Richtung einem modernen Kirchturm im Nebelschleier, links angeschnitten Balkone, unten eine Straße mit Bäumen, an denen nur noch wenig Herbstlaub hängt

Ein weiterer Nebeltag.

Gleich nach Milchkaffee und Bloggen leistete ich meinen Beitrag zum gestrigen Event und schnippelte zwei Kilo Glockenäpfel für Apfelstrudel.

Aufsicht auf Küchenarbeitsfläche, rechts ein Dutzend geschälter Äpfel, links eine rote Plastikschüssel, in der bereits kleingeschnittene Äpfel zu sehen sind, beides mit auffalend hellem Fleisch

Wenn es stimmt, dass langsames Verfärben des Fruchtfleisches auf einen hohen Gehalt von Ascorbinsäure deutet, dann waren das Vitamin-C-Bomben. Dann hackte ich noch auf Bitte des Strudelbäckers Herr Kaltmamsell zwei Hände voll geröstete Haselnüsse von Elterns Busch.

Das Anlass: Nachmittags war die Bruderfamilie zum Gucken von Sound of Music eingeladen. Die junge Generation war gewarnt, dass das ein einschneidendes Erlebnis würde, möglicherweise schmerzhaft. Aber dass es in der Pause (damals hatten Filme mit 3 Stunden Länge noch eine Pause, hahahaha) zumindest österreichische Leckerei geben würde.

Draußen war es neblig und kalt geblieben, ich schlüpfte für meinen Isarlauf erstmals in die neue Winter-Laufjacke.

Ganzkörper-Spiegelselfie: Frau mit Mütze und Brille in dunkler Laufkleidung mit schwarzer Hose, schwarzer Jacke, die im oberen Teil ein helles abstraktes Muster hat

Direkt über Alten Südfriedhof an die Isar, auf der Westseite nach Süden über Flaucher nach Thalkirchen, nach gemessenen 45 Minuten kehrte ich um und lief auf der Ostseite zurück. Auf dem Rückweg sah ich schon auf der Thalkirchner Holzbrücke erste blaue Flecken durch die Nebel- und Wolkendecke, daraus wurden richtig blauer Himmel und Sonnenschein. Mein Körper spielte gut mit, die Kleidung erwies sich als genau richtig, ich kam in einen angenehmen Rhythmus, zu dem meine Gedanken fließen und Ideen entstehen konnten.

Schlichter Grabstein vor Ziegelwand, darauf ein stilisiertes Fernrohr und die Schrift "Josef Fraunhofer"

Mal wieder bei Joseph von Fraunhofer vorbeigeschaut. Die Schreibung seines Namens variiert, und das ist nicht der ursprüngliche Grabstein, der wurde wie so viele andere in der Bombennacht 2./3. Oktober 1943 zerstört. Die Stadt München hatte Fraunhofer zu Allerheiligen mit einem Kranz geehrt.

Ausblick aus einer Fußgängerunterführung mit Graffiti ins Grüne

Unter der Kapuzinerstraße.

Breiter Weg in Park mit Herbstlaub-lichten Bäumen, im Vordergrund von hinten ein Jogger mit roter kurzer Hose und ein blaues Leih-Fahrrad

Neblige Flusslandschaft mit kahlen Bäumen, im Vordergrund Brückengeländer, rechts eine Frau in hellgrüner Laufjacke von hinten

Nebel in Thalkirchen…

Drei berittene Pferde hinter Bäumen vor Fluss

… aber auch Reiter*innen

Zum Teil von Bäumen verdeckt: Bunte Kajaks, die von einzelnen Menschen auf einem Weg getragen werden, dahinter Fluss

und Kajak*innen auf dem Weg ins Wasser.

Pfeiler einer modernen Brücke von der Seite, darauf und auf der Brücke gemalt ein mächtiger bunter Greifvogel, der in seinen Krallen Werkzeug hält, unten beschritet mit "Bakunin"

An der Brudermühlbrücke entdeckte ich, dass der untere Teil des Bakunin-Gemäldes erneuert worden war: Ich sehe es es seit vielen Jahren unübermalt (soweit ich weiß, ist das eine deutliche Respekt-Geste), hier eine Aufnahme von 2018, dieses Jahr im Mai entstand aber unten ein neues Gemälde – das wurde rückkgängig gemacht.

Breitseite eine Betonbrückenpfeilers, bemalt mit abstrahierter Raumfahrtszene, im Vordergrund der Helm einer Astronautin

Außerdem ein ganz neues Streetart-Gemälde.

Breiter Kiesweg mit Spaziergänger*innen, links Fluss, im Hintergrund alte Brücke und Kirchtürme

Mit der Wittelsbacherbrücke im Blick wurde es sonnig. Ich machte einen kurzen Abstecher in den Biosupermarkt für einen letzten Einkauf.

Blauer Himmel mit senkrechten Federwolken, darunter kleiner Kirchturm über altem, parkähnlichen Friedhof

Sonne überm Alten Südfriedhof.

Seitlich an Trafokasten kleine Malerei eines Männchens mit Farbrolle und Lackeimer

In der Reisingerstraße: Marvin hat einen neuen Job.

Sonniger Balkon, davor kahle Bäume, darauf unter anderem zwei große Pflanzentöpfe mit Palmen, die jeweils drei weiße Blütenstände haben

Die Hakenlilie auf dem Balkon lässt es nochmal so richtig krachen.

Zum Frühstück gab’s einen Apfel sowie Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus / mit Nocilla. Wir präparierten die Wohnung fürs Filmschauen (Bügelwäsche und Papiernester verstecken, Sofa und Sessel um den Fernsehbildschirm gruppieren).

Als die Bruderfamilie kam, verzögerte sich der Filmstart natürlich um die Zeit, die wir für den Austausch von Informationen benötigten, untern anderem hatten einige auf dem gestrigen Requiem von Altbürgermeister Peter Schnell gesungen: Er hatte sich von Anfang an für den Jugendkammerchor Ingolstadt eingesetzt, dessen Mitsängerin auch ich ein paar Jahre lang war.

Jetzt aber Bildung: Sound of Music aus dem Jahr 1965, die Generation der Nifften (der mittlere war durch Studienveranstaltung verhindert) sollte die Chance bekommen, die zahllosen Anspielungen im englischsprachigen Raum bis heute zu erkennen. Herr Kaltmamsell und ich disziplinierten uns und sangen an keiner Stelle mit.

Pause nach zwei Stunden. Herr Kaltmamsell hatte viel Apfelstrudel nach Familienrezept gebacken, lediglich veganisiert, den gab es aufgewärmt mit Sahne und zweierlei Vanilleeis (vegan und nicht) – sehr gut. So ließ sich auch das Drama der letzte Filmstunde durchstehen.

Die nächste Generation erklärte sich für informiert und beteuerte, die Erfahrung sei gar nicht so schlimm gewesen. Die Gäste brachen bald auf, es gab eine besonders passende Zugverbindung zurück nach Ingolstadt.

Wir räumten auf, zum späten Abendessen gab es die weitere österreichische Spezialität, die Herr Kaltmamsell vorbereitet hatte: Krautfleckerl mit Kraut aus Ernteanteil und Farfalle. Dazu Schnaps: Neben einem wundervollen Blumenstrauß hatten die Gäste uns ein Flascherl Enzian mitgebracht. Wurde nach meiner Erinnerung in meiner Kindheit noch regelmäßig angeboten, war mir aber schon ewig nicht mehr begegnet – unverständlich, denn wir fanden ihn beide besonders und aromatisch.

§

Die Bundeswahlleiterin Ruth Brand tut ihren Job und weist auf die Folgen und Risiken eines Hauptsache baldigen Wahltermins hin, hier ihr Original-Brief.

Daraufhin las ich Stimmen, die ihr Projektleitungskompetenz absprachen, wenn nicht sogar stereotypische Behördenträgheit unterstellten. Ich bin verdutzt, denn wer sonst sollte sich bitte mit den zahllosen Orga-Details und Bestimmungen für eine Bundestagswahl auskennen? Ich halte es sogar für ihre Pflicht, sich zu Wort zu melden. Und welch ungeheurer Aufwand eine Bundestagswahl ist, ahnt zumindest jede, die mal wahlgeholfen hat. Kleinere Gemeinden haben nicht wie Städte ständige Wahlämter mit entsprechender personeller Ausstattung, dort machen Gemeinde-Angestellte das alle paar Jahre als zusätzliche Belastung mit (Frau Brüllen hat mal eine sehr erleuchtende Leserinnenzuschrift dazu veröffentlicht).

Tagesschau.de hat sich die Bestimmungen wenigstens zum Teil genauer angeschaut und nachgerechnet:
“Früher Wahltermin? Das könnte zu Problemen führen”.

Wahlvorschläge für die Wahlkreise und Landeslisten der Parteien sind spätestens am 69. Tag vor der Wahl schriftlich einzureichen. Im Anschluss muss der Bundeswahlausschuss über die Zulassung der Wahlvorschläge entscheiden. Würde Scholz also schon nächste Woche die Vertrauensfrage stellen, hätten die Parteien nur etwa eine Woche Zeit, ihre Erststimmen-Kandidaten und ihre Wahllisten in allen Bundesländern aufzustellen. Für kleinere Parteien könnten die Probleme noch größer sein, da sie Unterstützerunterschriften sammeln müssen.

Eine solche Situation würde das Vertrauen in die Demokratie wohl kaum stärken.

Journal Freitag, 8. November 2024 – Winter kommt, zumindest gestern mit gutem Abendessen

Samstag, 9. November 2024

Wieder eine gute Nacht, ich bin sehr glücklich mit der alten Schurwoll-Steppdecke, möglicherweise sogar von Herrn Kaltmamsell in die Ehe gebracht. Am Donnerstagabend war ich recht kalt und klamm ins Bett gegangen und hatte mir deshalb eine Wärmflasche mitgenommen – selbst damit war mir lediglich wie gewünscht warm geworden und ich wachte nicht verschwitzt auf. Wenn ich es recht bedenke, hatte ich mit dem Federbett immer wieder Temperaturproblemem, ich nahm an, das sei halt so: Meine väterliche Familienseite hat einen großen Anteil Schlafschwitzer*innen. Doch wenn ich mich eine weitere Woche so super damit fühle, besorge ich der Decke auch einen passenden Überzug, bislang steht mir nur ein eigentlich zu großer zur Verfügung.

Bei meiner all-morgendlichen Plank-Übung merkte ich, dass meine rechte Wade sehr druckempfindlich war. Gerade als ich Sorgen starten wollte, wenn auch augenrollend, dämmerte eine Erinnerung, dass ich mich kürzlich brutal am Höhen-Hebel meines Bürostuhl angehauen hatte. Check in der Dusche ergab: Riesiger blauer Fleck, der geht nun wirklich verlässlich von selbst wieder weg.

Draußen nochmal nasskaltes Nebelwetter. Meine Theresienwiesen-Prognose erwies sich als Irrtum: Auch gestern konnte ich sie noch nicht quer kreuzen, ich marschierte einen Umweg.

Eine weite asphaltierte Fläche, rechts wein weißes Zelt, links Reste von Bierzelten, Container, Lkw, davor ein geschlossener Bauzaun

Im Büro nach Teekochen gleichmal zackige Emsigkeit: Ich musste anderen Menschen zu Arbeit verhelfen.

Außerdem packte ich endlich einen besonders schwer im Magen liegenden Brocken an: Doch die erste Ansprechperson war gleich mal im Urlaub, zu meiner Erleichterung musste ich den Brocken auf nächste Woche verschieben. Jetzt konnte ich mich auch auf das Ende der Arbeitswoche freuen.

Mittagscappuccino im Westend, es war so feuchtkalt, dass ich meinen Wintermantel vermisste (völlig in Ordnung für diese Jahreszeit!).

Im Vordergrund eine weiße Tasse Cappuccino vorm Fenster, daneben rote Fingerhandschuhe, durchs Fesnter sieht man auf dem Gehweg Menschen, ein parkendes Auto, einen vorbeifahrenden Radler, gegenüber einen Altbau

Zu Mittag gab es Äpfel und frisch gekauftes Roggenvollkornbrot.

Zäher und überraschend arbeitsreicher Nachmittag, die Aussicht aufs Wochenende war sehr willkommen. Über den Tag hatte ich mich über Mastodon-Direktnachrichten mit Herrn Kaltmamsell zu Einkäufen abgesprochen. Am Sonntag sollte es Rindergulasch geben, für Fleischbesorgung nahm ich eine U-Bahn in die Fürstenrieder Straße zum Metzger Franz – Metzgereien sind rar geworden, die Alternative wäre eine Fahrt zum Viktualienmarkt gewesen. Beim Metzger bekam ich schöne Rinderwade. Rückfahrt mit der U-Bahn zur Schwanthalerhöhe, weitere Einkäufe beim dortigen Edeka.

Auf dem Heimweg wieder Wintermantelvermissung. Und ich beschloss, dass das Wochenende bei Ankunft beginnen würde, ich hatte keine Lust auf Gymnastik. Also geschah es, ich betrat die Wohnung mit dem Ruf “WOCHENENDEEEEEE!”.

Als Aperitiv mixte ich uns die ersten Meyer-Lemon Whiskey Sours und drapierte sie samt Utensilien für ein Foto.

Auf einer Küchen-Arbeitsfläche vor heller Wand eine Flasche Jim Bean, zwei Sektgläser mit hellem, trüben Cocktail, ein Cockrail-Shaker, ein Fläschchen Zuckersirup, ein Cocktail-Messbecher, eine gelbe Zitronenpresse, ein Rest angeschnittene Meyer-Zitrone

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell verabredungsgemäß den Ernteanteil-Blumenkohl geröstet und mit Bohnencreme angerichtet, hier das Rezept.

Aufsicht auf gedeckten Tisch mit weißen Sets, darauf Glasteller mit einer weißen Creme, darauf Blumenkohlstückchen und Petersilienfetzen, in der Mitte eine große weiße Schüssel mit hellgrünen Salazblättern, daneben eine Weinflasche und Gläser mit Weißwein

Dazu hatte ich den restlichen Zuckerhut mit einem Dressing aus Crema-di-limone (muss weg) und Olivenöl angemacht, denn der Blumenkohl war klein und wir würden davon nicht satt werden. Wein dazu war ein Riesling Deidesheimer Herrgottsacker 2016: sehr Riesling und knalltrocken.
Nachtisch Schokolade.

Den Tag über weitere Nachrichten zur bundespolitischen Entwicklung, es scheint keine Mehrheit für eine konstruktive Lösung zu geben, die wichtige Beschlüsse noch in dieser Legislaturperiode möglich macht.

Früh ins Bett zum Lesen, am Wochenende darf man ja besonders früh Schlafen gehen.

Journal Mittwoch, 6. November 2024 – Ich verstehe Menschen nicht

Donnerstag, 7. November 2024

Recht gute Nacht, es wurde mit klarem Himmel hell.

Im Büro kippte aus dem E-Mail-Postfach gleich mal ein Schwung Aufgaben. Und schon rächte sich, dass ich am Vorabend den Schreibtisch nicht gründlich leergearbeitet hatte.
Beim ersten Luftholen erreichte mich die niederschmetternde Nachricht, dass die US-Wahlen weitere vier Jahre tägliches “What’s he done now?” ergeben hatten, und zwar ganz deutlich. Ich verstehe Menschen nicht. Ich verstehe Menschen wirklich, wirklich nicht. Aber es war mir ein Bedürfnis, Beileidsnachrichten, auf allen Kanälen an Freund*innen und Verwandschaft in USA zu senden – mit Tränen entgegengenommen.

Flucht ins Korrekturlesen eines Texts über Quantentechnologien, Eskapismus kann auch so aussehen. (Inklusive Anstrengung, die Grammatik der völlig verquasten Sätze darin auch nur bis Verständnis aufzudröseln, um die Casus-Verwendung überprüfen zu können – ich habe seinerzeit im Lateinunterricht mit der Auflösung von Lektüresätzen nach Subjekt-Prädikat-Objekt tatsächlich was fürs Leben gelernt.)

Für einen Mittagscappuccino riss ich mich los ins Westend, blauer Himmel, Sonnenschein. Die Bewegung tat sehr gut, die innere Weltuntergangsstimmung blieb.

Am Schreibtisch später Mittagessen: Apfel, eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Auch nachmittags hatte ich sehr viel zu tun, was Konzentration erforderte – ich war dankbar dafür, denn so konnte ich nicht an anderes denken.

Den Heimweg legte ich über einen Trödelladen in der Gollierstraße, in dessen Schaufenster ich seit Wochen eine schöne Vase gesehen hatte, wohl aus den 1950ern. Ich brauchte dringend etwas Erfreuliches und kaufte sie.

Auf einem Holztisch eine helle Hortensienblüte und eine flaschenförmige Vase mit sehr schmaler Öffnung, schlicht dunkelrot und golden auf Creme glasiert

Jawohl, schöne Vase.

Boden der Vase, darauf glasiert die Schrift "Bavaria Johann Seltmann Vohenstrauß Qualitätsporzellan"

Jawohl, 1950er (wir haben ja alle bei “Bares für Rares” Porzellanherkunftrecherchieren gelernt).

Fürs Abendessen war ich mit Herrn Kaltmamsell zum Pizzaessen verabredet, ich erhoffte mir im Ca’D’oro beim nicht vorhandenen Hauptbahnhof verlässlich gute Pizza. Davor hatte ich noch Zeit für eine halbe Stunde Pilates, fühlte sich gesund an.

Zwei Teller mit frischer Pizza mit besonders dickem Rand

Im Ca’D’oro bekamen wir dann auch ohne Reservierung einen Tisch, sehr freundlichen Service – und Pizza, wie ich sie mag, mit wunderbarem fluffigen Teig: Capricciosa für Herrn Kaltmamsell, Amatriciana für mich. Wir beschlossen, erst mal gar keine Nachrichten zu gucken, ließen uns auf dem Heimweg Zeit und sahen den Nebel dichter werden. Die Katastrophe wird auch ohne unseren Blick darauf ihren Lauf nehmen.

Daheim Blumengießen, Brotzeitvorbereitung, Schokolade als Nachtisch.

Im Bett Percival Everett, James ausgelesen, bis zuletzt nicht wirklich überzeugt.

Journal Montag, 4. November 2024 – Arbeitswochenstart mit Tempo

Dienstag, 5. November 2024

Wieder fühlte sich nachts das Federbett zu warm an, auch wenn das Schlafzimmer bei geöffnetem Fenster wirklich kühl war (gemessene 12 Grad). Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie das noch vor wenigen Monaten im vergangenen Nicht-Sommer anders gewesen sein sollte und nahm mir vor, in unserem Bestand nach einer Alternative zu suchen.

Das Wetter Hochnebel-grau und kühl, ich schlüpfte zum ersten Mal in Handschuhe für den Weg in die Arbeit.

Bis Mittag herrschte im Büro erwartete und selbstbestimmte Emsigkeit, dazu einige verzauberte Augenblicke, als ein Doppel-V aus mindestens zwei Dutzend Kanadagänsen wenig über meinem Fenster vorbei flog.

Unerwartet guter Mittagscappuccino auf der Theresienhöhe (aber auch hier wird mit 3,90 Euro für einen selbstgeholten kleinen Cappuccino wohl bald die 4-Euro-Marke gerissen, Berliner Verhältnisse).

Vor einem Fenster zu Straße mit Herbstbäumen eine dunkle Tasse mit Cappuccino

Bei Rückkehr ins Büro Überfall eines aufwändigen Jobs: Ich ackerte die nächsten Stunden durch, stopfte irgendwann nebenher eine Körnersemmel sowie Mango mit Sojajoghurt in mich (hatte aber genug Aufmerksamketi, die Mango besonders gut zu finden, diesmal hatte ich den perfekten Nachreifegrad erwischt). Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Himmel blau wurde und die Sonne schien.

Nach einer kurzen Phase strukturierter Arbeit kam kurz vor Feierabend noch etwas reingeflogen, was mich eine ungeplante halbe Stunde festhielt – hätte auch bis zum nächsten Tag Zeit gehabt, aber ich wusste ja nicht, was mich am Dienstagmorgen überfallen würde.

Heimweg über ein paar Einkäufe beim Vollcorner: Großer Jubel, denn die diesjährigen Meyer-Zitronen waren endlich eingetroffen. Ich brachte die Disziplin auf, erstmal nur zwei mitzunehmen.

Daheim wuselte ich Häuslichkeiten – und ließ alle Gymnastikpläne fahren: Ich hätte mich eilen müssen, außerdem zwickte es weiterhin übel in meinem Kreuz. Statt dessen suchte ich eine mittelwarme Bettdecke, fand sie im Bestand für Gäste. Geruhsame Brotzeit-Vorbereitung, dann wurde eine Meyer-Zitrone Basis des Dressings für eben gekauften Radicchio (Schale und Saft, darin Haselnussmus).

Herr Kaltmamsell verwandelte den mächtigen Ernteanteil-Sellerie in Sellerieschnitzel.

Auf einem Glasteller panierte und gebratene Scheiben Sellerie

Dazu Majo und Salat. Nachtisch Schokolade.

§

Mastodon-Empfehlung für meine Art kindlichen Gemüts: @ChuckNorrisDe

Journal Samstag, 2. November 2024 – Wohnungskrankheiten

Sonntag, 3. November 2024

Die Nacht verlief ein wenig unruhig, selbst im Bett schmerzten meine Füße (die beim Wandern dieselben Stiefel und Einlagen getragen hatten wie beim schmerzfreien Wandern auf Mallorca).

Bloggen an Milchkaffee. Einer der beiden aufgedrehten Heizkörper im Wohnzimmer gluggerte und gurgelte laut wie schon die vier Tage zuvor, und jetzt muss ich doch mal die gesammelten aktuellen Malaisen der Mietwohnung zusammenfassen:
– gurgelnder Heizkörper (selbstverständlich nach dem Termin, zu dem die Hausverwaltung um Meldung von Fehlfunktionen der Heizung gebeten hatte, um diese in einem Aufwasch zu beseitigen), nur das erste Fünftel wird warm
– leicht klemmende Wohnungstür (Anfang des Jahres war wegen stark klemmender Wohnungstür ein Schreiner dagewesen und hatte die Scharniere ersetzt, danach hatte sie ein paar Wochen nicht mehr geklemmt, dann aber doch wieder)

Weiße Kassetten-Altbautüre mit Messing-Klinke, die zum Türrahmen einen Spalt hat

– immer stärker klemmende Schlafzimmertür, nach Monaten der Verschlechterung ist sie mittlerweile selbst mit aller Kraft nicht mehr zu schließen, als das Foto zeigt. Öffnen dann nur mit filmreifem Schultereinsatz
– hörbar tropfender Spülkasten im Bad; sowas habe ich schon mal selbst repariert (na ja, innen an allen beweglichen Teilen so lange rumgejuckelt, bis nichts mehr tropfte), doch nach Öffnen des Kastens kann ich nicht mal ausmachen, wo es tropft, nicht im sichtbaren Wasser

Le grand GNARF!

Wie geplant wusch ich Bettwäsche samt Überdecke: Jetzt stellte ich wirklich auf winterliches Federbett um, bislang reichte eine Baumwolldecke zusätzlich zum Sommerbett.

Draußen war es kalt und grau, das nahm mir die Lust zum Radeln. Also fuhr ich mit der U-Bahn ins Olympiabad zu meiner Schwimmrunde.

Das Schwimmen im mittelstark genutzten Becken war endlich mal wieder richtig schön. Schon nach wenigen Bahnen fühlte ich mich stark und im Fluss, auch wenn es immer wieder im Kreuz zwickte, auch mal bis ins Bein. Und ich musste mich nicht ärgern, war von freundlichen Schwimmer*innen umgeben. Beim Verlassen der Schwimmhalle lud ich meine Bäder-Card ordentlich auf.

Auf dem Heimweg stieg ich am Marienplatz aus, Einkäufe im Edeka Sendlinger Straße, unter anderem Frühstück. Das gab es kurz vor zwei: Apfel, erste Gabeln des jüngsten von Herrn Kaltmamsell angesetzten Chinakohl-Kimchis (super!), zwei Vollkornsemmeln mit dick Butter und hauchdünnen Scheiben italienischem Schinken – darauf hatte ich mich sehr gefreut.

Wochenend-Süddeutsche gelesen. Darin wie schon seit Wochen Spekulationen und Prognosen zur US-Präsidentschaftswahl nächsten Dienstag; eigentlich überblättere ich die seit Wochen, weil in meinen Augen irrelevant und ohne Neuigkeitswert (im Grunde jedesmal detailreiches Kopfschütteln). Dieses eine Mal las ich noch die Zusammenfassung zu Donald Trumps Lügen (belebgar, er lügt eigentlich in jeder einzelnen Aussage und Behauptung) und warum er trotzdem von so vielen anerkannt wird (wieder Spekulieren und Kopfschütteln, meine Erklärung: die Lügen sind den Leuten einfach egal, sie wollen die Welt brennen sehen). Aber: Gute Überschrift (€).
“Herr der Lügen”.

Ich klappte mein Bügelbrett am Wohnzimmerfenster auf, da war es gerade mal hell genug: Der Tag kam nicht aus dem Trüben raus, und schon um vier wurde es düster. Ein Stündchen Bügeln, auf den Ohren Pink Floyd: Aus dem Spotify-Mix gelernt, dass die nach meiner persönlichen Pink-Floyd-Phase, die aus den 1970er-Alben bis “The Wall” bestand, bombasto-konventionell wurden, nicht mein Geschmack.

Nächste Häuslichkeit: Haselnüsse knacken, nämlich die Tüte voll, die ich vor Wochen von der diesjährig reichen Ernte meiner Eltern mitgebracht hatte. Ich hatte schnell wieder alle Tricks raus, die ich mir bei der letzten Aktion vor Jahren erarbeitet hatte, unter anderem kleine Haselnüsse, die auch für den Kleinnuss-Bereich meines Nussknackers zu klein waren, mit der Trennbeule zwischen Großnuss- und Kleinnussbereich zu knacken. Nach der Hälfte der Tüte hörte ich auf, um mir nicht wie bei eben dieser letzen Aktion Blasen an die Zuckerpüppchen-von-Tifus-Hände zu holen. Den Rest nahm ich mir für Sonntag vor.

Letzte Folge der Pilates-Woche mit Gabi Fastner, leider böses LWS-Zwicken bis Aufjaulen bei Bauchübungen – JAJAJA, der untere Rücken LAG flachest am Boden! Wenn ich meine Lendenwirbelsäule durch kräftige Rumpfmuskulatur schützen möchte, muss ich sie ja wohl trainieren.

Zum Abendessen hatte ich Pizza geplant – endlich mal wieder eine gute, nämlich abgeholt von Italian Shot im Glockenbachviertel. Dorthin spazierte ich durch novemberliche Kälte mit Nebeldunst, wartete nur zehn Minuten.

Pizza mit getrocknetem Schinken, Walnüssen, Käsewürfeln auf Bastset

Pizza Sicilian Shepherd mit getrockneter Feige, Ziegenkäse, Prosciutto, Rucola, Walnüssen. Schmeckte ok, nach dem Transport halt nicht so gut wie frisch aus dem Ofen. Nachtisch Süßigkeiten (ich hatte im Edeka Nachschub besorgt).

Im Bett weiter Percival Everett, James gelesen – es wird schon arg viel ausbuchstabiert und erklärt, mir als Leserin wenig zugetraut.

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Die taz über das Münchner Kunstprojekt “Mash & Heal”:
“Verrottende Geländelimousinen”.

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TANZT! “Thriller”-Groß-Choreo Donnerstagnacht auf der West Village Halloween Parade in New York City.

Journal Freitag, 1. November 2024 – Sonniges Allerheiligen mit Wanderung zwischen Kirchseeon und Ebersberg

Samstag, 2. November 2024

Vorab: Hallo! Wenn Sie über den Krautreporter-Newsletter von Christian Fahrenbach – danke schön, ich bin immer noch verlegen – neu hier gelandet sind: Herzlich willkommen! Sie sollten von vorneherein wissen: Das hier ist wirklich völlig irrelevant, lediglich ein Überbleibsel aus frühen Internet-Zeiten, als Technik- und Mitteilungs-freudige Menschen sich auf die neue Möglichkeit stürzten, ihre Entdeckungen zu teilen (“Da! Guckt mal!”) und Kontakte zu knüpfen.

Ausschlafen war wundervoll, ich schlug die Augen zwar noch vor sieben auf, doch vorm Fenster wurde es schon hell. Und ich fühlte mich ausgeruht.

Den gestrigen geschenkten freien Tag wollte ich für eine Wanderung verwenden, seit Mallorca war ich ja nicht mehr unterwegs gewesen. Zu meiner großen Freude startete der Tag richtig sonnig.

Dafür hatte ich mir die bereits mehrfach gegangene Strecke Kirchseeon – Egglburger See – Ebersberg ausgesucht; weil die aber recht kurz ist, wollte ich sie hin und dann wieder zurück gehen. Da ich die Gesamtdauer nicht genau wusste, mich nicht hetzen wollte und das Tageslicht doch bereits arg begrenzt ist, startete ich früh – um dann die gewüschte S-Bahn unterm Hauptbahnhof ausfallen zu sehen. Nun gut, ich hatte genug Lesestoff, wartete ich also auf die nächste.

Das erwies sich dann sogar als Glücksfall: Ich kam in der Bahn in Hörweite von vier alten Bayerinnen zu sitzen, ihrer Ausstattung nach ebenfalls auf dem Weg zum Wandern, genoss ihren Dialekt (u.a. „narrisch“ für wütend, “Sog i zu ihra, sog i”) und ihre Geschichten, am liebsten hätte ich alles mitgeschrieben.

Auch in Kirchseeon schien die Sonne, ich wanderte zügig los. Bis St. Michael überm Eggelburger See begegnete ich nur vereinzelten Hundebesitzer*innen und E-Radler*innen, sonst war ich schön bei mir. Dann wurden die Wege schnell bevölkerter. (Kind auf Parkplatz beim Aussteigen aus Auto, Handy in der Hand: “Haben wir ‘ne Steckdose in der Natur?” – Ich mache mich wirklich nicht lustig, Kinder wissen halt sehr viel noch nicht. Heute andere Sachen nicht als ich vor 50 Jahren.)

Mit langer Wander-Leggins und warmem Lauf-Oberteil war ich genau richtig fürs Wetter gekleidet, die Sonne wärmte angenehm. Es waren durchaus auch Leute im T-Shirt unterwegs. Am 1. November, in Zeiten des Klimawandels.

Ankunft in Ebersberg schon nach gut zwei Stunden. Kein Mittagscappuccino, weil das angepeilte Eiscafé geschlossen war und mir der Aufwand zu groß war, mich in einem richtigen Café niederzulassen. Ich kam auf die Idee, endlich mal auf den reichlich ausgeschilderten Ebersberger Aussichtsturm zu steigen – was mich dann auf einer ganz anderen Schleife zurück zum Egglburger See brachte, sehr willkommen.

Vögel sah ich reichlich: Am Himmel zweimal Falken, außerdem eine Hand voll Milane auf einer Termik, sein Ruf machte mich auf einen fliegenden Bussard aufmerksam. Und zum Abschluss kurz vor Kirchseeon standen vier Graureiher auf einer Wiese.

Kurz vor elf startete ich am S-Bahnhof Kirchseeon (die vier Bayerinnen fuhren noch weiter).

Terrassen-Wohnblock in der Sonne, der nur aus begrünten Balkonen zu bestehen scheint

Mein Lieblings-Wohnblock in Kirchseeon.

Kleine, weiße, freistehende Dorfkirche im Gegenlicht mit Zwiebelturm und Ziegeldach

St. Colomann

Hohe Bäume mit letztem gelben Laub, durch das Sonnenlicht scheint

Steiler, laubbedeckter Weg nach oben, wo man zwischen Ästen und vor blauem Himmel einen weißen Kirchturm erahnt

Hoch zu St. Michael.

Steiler, laubbedeckter Weg nach unten

Und wieder runter.

Leicht erhöhter Blick auf einen Weiher im Sonnenlicht, dahinter Wiesen und Wald, im Vordergrund drei Menschen, die von diesem Weiher kommen

Egglburger See

Feldweg, rechts von riesigen alten Bäumen gesäumt, im Hintergrund sonnenbeschienene Wiesen

Sonnenbeschienener Weiher, von Bäumen umgeben, die sich im Wasser spiegeln

Ebersberger Weiherkette.

Altes, zweistöckiges Stadthaus mit spitzem Gieben, auf einem Erker steht "Fleisch u. Wurstwaren"

Ebersberg – dieses Haus muss ich jedesmal fotografieren (erinnere ich auch als Pókemon-Arena).

Sonnige, schmale Allee, rechts im Hintgrund sieht man einen aus Treppen bestehenden Turm

Ebersberger Aussichtsturm rechts. An allen Bäumen der Alleen Gedenktafeln für Männer, die im Ersten Weltkrieg umkamen, hier nur ein paar Beispiele (bringt mich persönlich mehr zum Gedenken als die meist fürchterlichen “Kriegerdenkmäler” in Dörfern).

Weiße geschwungene Metalltafel an einem großen Baum, darauf die Lebensdaten von „Landsturmmann Anderl Josef“

Weiße geschwungene Metalltafel an einem großen Baum, darauf die Lebensdaten von „Artilerist Eibl Benno“

Weiße geschwungene Metalltafel an einem großen Baum, darauf die Lebensdaten von „Infanterist Oswald Alois“

Blick hinaus einen Aussichtsturm ganz aus Treppen, drumrum herbstbunte Bäume, dahinter blauer Himmel

Turm von unten (erbaut 1914).

Weite Aussicht auf - von hinten: Dunstige Alpenkette, Städtchen mit Zwiebelturm, Wiese, Gehöft

Aussicht von oben.

Kurz vor zwei machte ich auf einer sonnigen Bank Brotzeitpause: Apfel, Nusschnecke vom Rischart (herrlich buttrig).

Lichte Allee aus Mistel-überwachsenen Obstbäumen

Feldweg, in dessen Mitte ein Streifen Falläpfel liegt

Im Sonnenlicht links riesige alte Bäume mit letztem Herbstlaub, rechts daneben Feldweg und Wiese, im Hintergrund auf dem Weg eine Gruppe Menschen

Im Sonnenlicht zwischen kahlen Obstbäumenn eine kleine weiße Kirche mit Zwiebelturm

St. Michael von der anderen Seite.

Die S-Bahn zurück zum Ausgleich wie Limousinen-Service: Sie fuhr eine Minute nach meiner Ankunft am S-Bahnhof ein. Das waren dann etwa 24 Kilometer in knapp fünf Stunden mit einer Pause. Ich fühlte mich überraschend erledigt, meine Füße schmerzten (sie hatten bereits vormittags beim Warten auf die S-Bahn im Stehen weh getan), ich spürte auch Kreuz und Hüften, die Stunde, die man am Ende einer Wanderung noch schaffen können soll, hätte mich große Anstrengung und Zusammennehmen gekostet.

Auf der Rückfahrt Irritation am Bahnhof Haar beim Blick aus dem S-Bahn-Fenster.

An Schallschutzwand Schild mit Silhouette einer Eidechse und Pfeil nach unten zu einem kleinen Durchgang unter der Wand

Kapieren die Eidechsen das?

Trotz schwerer Beine stieg ich schon am Marienplatz aus, ich wollte die Sendlinger Straße bei schräger Abendsonne sehen.

Einkaufsstraße voller Menschen, in die von vorn die schräge Abendsonne leuchtet

Genau so nämlich.

Meine Einschätzung traf zu: Nach vier wurde es ganz schnell düster, zu düster für entspanntes Wandern. Was ich vernünftigerweise bleiben ließ: Jegliche Gymnastik, das war genug Körperlichkeit für einen Tag.

Herr Kaltmamsell ist ja noch bis Sonntagabend Monstertöten, mein Ehrgeiz: Ernteanteil bis dahin weitgehend wegessen (die Sellerieknolle wünsche ich mir dann abschließend von ihm als Sellerieschnitzel). Die Karotten aus Ernteanteil wurden mein gestriges Abendessen, als Ofenkarottenfritten.

Backblech mit gebackenen Karottenstiften

So hatte Herr Kaltmamsell sie mir schon mehrfach serviert (mit viel mehr Hingabe länger und dünner geschnitten), ich ließ mir das Rezept geben (entdeckte erst da, dass der Hintergedanke “gesund” und “fettarm” ist), gestern gab es sie alle für mich und mit einem Joghurt-Senf-Dip. Nachtisch Apfelkompott und Schokolade.

Früh ins Bett, wegen großer Müdigkeit nicht mal gelesen vor Lichtaus.

§

Klein-Bloggersdorf aus dem Häuschen:
Kännchen-Bloggerin Vanessa Giese ist Bürgermeisterkandidatin für Haltern am See.

Ich wünsche ihr von Herzen Erfolg, bin sicher, dass sie sich hervorragend zur Bürgermeisterin eignet (sehen Sie sich allein schon ihren beruflichen Hintergrund an und wie schnell sie sich Entschiedungs-tief in Themen einarbeiten kann) – und hoffe, dass sie möglichst wenig Energie auf die Abwehr unsachlicher Angriffe verwenden muss.

§

Bent Freiwald schreibt bei Krautreporter vor allem über Kinder, Jugendliche, Bildung. Ihm ist aufgefallen, dass seit einigen Jahren in den Medien immer wieder von einer Krise der mentalen Gesundheit bei jungen Menschen die Rede ist. Er wollte wissen, was genau dahinter steckt und hat sich das Material vorgenommen, auf denen diese Aussagen basieren. Das fand ich sehr erhellend, auch was Ableitungsmöglichkeiten aus Daten überhaupt betrifft, deshalb schenke ich Ihnen den Artikel:
“Analyse: Sind wirklich immer mehr Kinder psychisch krank?”

Für meine Recherche habe ich nochmal bei Null angefangen: Wie sicher sind wir uns überhaupt, dass es diesen heftigen Anstieg gibt? Ich wollte mich nicht leiten lassen von dem, was bereits geschrieben wurde. Sondern überprüfen, was die Forschung weiß – und was nicht. Ich will wissen: Gibt es wirklich eine Krise? Wo haben die Schlagzeilen recht? Wo übertreiben sie? Welche Erkenntnisse liefert die Wissenschaft – und wo sind Forschungslücken? Welche meiner Meinungen muss ich revidieren?

Journal Donnerstag, 31. Oktober 2024 – Ausschlaf-Vorfreude

Freitag, 1. November 2024

Diesmal wachte ich kurz vor Weckerklingeln auf, munter und ausgeschlafen.

Wieder ein Hochnebeltag, diesmal hielt er sich konsequent bis abends.

Unerwartet emsiger Arbeitsvormittag, auf eine interne Anfrage aus Berlin reagierte ich nicht nur mit Hinweis auf den Feiertag am Freitag in Bayern, sondern ergänzte sicherheitshalber, dass ich da auch nicht arbeite.

Mittags huschte ich raus auf einen Mittagscappuccino bei Nachbars und zum Markt am Georg-Freundorfer-Platz. Die gewünschten Äpfel bekam ich, aber keine Butter, weil der Platz des Käsewagens leer blieb.

Auch der Nachmittag gestaltete sich überraschend arbeitsreich (ich hatte den Tag für geruhsame Aufräumarbeiten eingeplant), für meinen pünktlichen Feierabend vor dem dreitägigen Wochenende musste ich mich anstrengen.

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe. Daheim traf ich noch Herrn Kaltmamsell an, der kurz darauf wie seit vielen Jahren zu Allerheiligen zum mehrtägigen Monstertöten aufbrach (Rollenspiel Call of Cthulhu).

Ich fettete meine Wanderschuhe ein, wusch Wäsche, turnte eine lange Folge Pilates (anstrengend), kochte aus Ernteanteil-Äpfeln Kompott (in einen besonders dunkelfleischigen biss ich beim Schälen, und er erwies sich als so süß und aromatisch, dass ich ihn roh aß), machte mir aus den beiden Ernteanteil-Salaten Postelein und Radicchio Trevisano (das ist der lange) Abendessen mit Haselnussmus-Dressing und Eiern.

Aufsicht auf große weiße Salatschüssel mit Streifen von lila Blättern und grünen Postelein-Stängeln, darauf vier Hälften gekochtes Ei

Nachtisch Apfelkompott und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Vorfreude auf Ausschlafen.

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Immer weitere furchtbare Bilder von den Folgen der Sturzfluten in mehreren süd-ost-spanischen Provinzen, Stand gestern Abend waren 158 Tote. Vom Wasser zusammengeschobene parkende Autos sind ja in den vergangenen Jahren ein vertrauter Anblick geworden, doch welche Wucht zu solchen Auto-Türmen geführt hat, mag ich mir gar nicht vorstellen. Valencia und Murcia, “Europas Garten”, sind auch die Regionen, aus denen Deutschland enorm viel Gemüse und Obst bezieht (wir erinnern uns: Deutschland deckt 2/3 seines Gemüsebedarfs durch Importe), wir werden die Folgen hier auch in den Supermärkten und Discountern spüren. Ob’s bald wohl Aktionen mit Flutgurken gibt wie damals mit Flutwein aus dem Ahrtal?

Solche Extremwetter werden immer häufiger kommen, wir müssen uns darauf vorbereiten. Besser als die Regionalregierung von Valencia:
“Zahl der Toten nach Sturzfluten steigt”.

Der konservative Mazón, der seit vergangenem Sommer dank der Unterstützung der rechtsextremen Vox regiert, hatte – als eine seiner ersten Amtshandlungen – im vergangenen November die valencianische Notfalleinheit aufgelöst, die sein sozialdemokratischer Amtsvorgänger ins Leben gerufen hatte. Sie sollte im Fall von Katastrophen, wie Waldbränden oder Überschwemmungen, alle Behörden und Rettungskräfte koordinieren. „Unnötige Ausgaben“ seien das, ein „leerer Organismus“, „unnütz“, lautete Mazóns Begründung.

Ich kenne die Kommunikationsempfehlungen, in puncto Klimawandel positive Narrative zu verwenden, also mehr darauf zu verweisen, welche guten Auswirkungen Klimaschutz hat, statt die Folgen seines Ausbleibens auszumalen, uM DIe meNscHEn mITzUnEhMEn. Aber die Folgen sind ja schon da. Positv, positiv… Gucken Sie doch mal wieder zum Madrider Stadt-Projekt Bosque Metropolitano! Dieser 75 Kilometer lange Waldgürtel um die spanische Hauptstadt soll CO2 reduzieren und die Temperatur in der Stadt senken, der eine Zukunft mit dem Stadtklima von Marrakesch prognostiziert wird.