Fotos

Journal Freitag, 24. Januar 2025 – Der Arbeitswoche entkommen

Samstag, 25. Januar 2025

Gut geschlafen, Sekunden vor Weckerklingeln aufgewacht.

Nächtlicher erhöhter Blick über eine Straßenkreuzung gesäumt von kahlen Bäumen auf ein modernes, mehrstöckiges Gebäude mit erhellten Fenstern, in der obersten Reihe zwei davon grell grün

Der Blick rüber in die Klinik verriet: Gestern kam ein Baby in grünem Licht zur Welt (klein Shrek?).

Düsterer Weg in die Arbeit. Die Luft fühlte sich gar nicht frostig an, doch ein winziges Rutschen machte mich darauf aufmerksam, dass der Boden glatt war – dann sah ich auch das Glitzern im Licht der Straßenlaternen.

Nachgeholte Geschichte vom Arbeitsweg am Dienstag (beim abendlichen Bloggen vergessen):
Der mit voller Power aus beiden Lungenflügeln singende Tenor, der die Theresienwiese längs querte. Da wusste jemand um die interessante Akkustik dieses Geländes! Doch was in meinen Ohren von Ferne wie eine Opernarie klang, glich beim Näherkommen (ich kreuzte die Theresienwiese im rechten Winkel zu seinem Pfad) immer mehr dem Gesang in Rock- oder Pop-Hymnen, weiter allerdings nicht identifizierbar. Als ich mich von den Tönen wieder entfernte, vermutete ich, dass er zu Musik aus Kopfhörern sang. Bis zuletzt sicher war ich aber: Ein Tenor.

Zurück zu gestern: Freundliches Wetter, in einer ganzen Menge zackiger Arbeit freute ich mich sehr auf einen Mittagscappuccino im Westend.

Die runden, sonnenbeschienenen Backsteinmauern einer Kirche vor blauem Himmel mit Wolken, darüber ein niedriger runder Kirchturm

St. Rupert

Auf einem tiefen, dunklen Holz-Fensterbrett eine Tasse Cappuccion, vor dem Schaufesnter eine schmale Altstadtstraße, über den Häusern blauer Himmel mit weißen Ackerfurchenwölkchen

Die Luft passte zum hübschen Himmel, mild und duftig

Mittagessen Äpfelausschnitte (ich entdeckte, dass zwei weitere Exemplare meines Markt-Einkaufs am Donnerstag eindeutige Spuren eines harten Falls hatten, insgesamt also über die Hälfte der zwei Kilo), Hüttenkäse.

Der Arbeitsnachmittag etwas ruhiger, dennoch kam ich nicht ganz so früh in den Feierabend wie geplant. Draußen war es aber immer noch richtig hell, ich genoss den Heimweg durch die allmähliche Dämmerung über ein paar Einkaufsstationen (Edeka, Aldi, Vollcorner, Balkanbäckerei).

Zu Hause Maniküre, Yoga-Gymnastik (eine Rumpf-Einheit), dann stieß ich mit Herrn Kaltmamsell auf das Wochenende an:

Blick von oben in ein Glas auf einer Holzfläche, darin klar Flüssigkeit, halb gescmolzene Eiswürfel, Orangenstückchen

Gin Tonic, genau das Richtige.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Miesmuscheln besorgt und geputzt, ich garte sie mit Knoblauch, Tomate, Petersilie.

Schräge Aufsicht auf einen gedeckten Tisch mit zwei weißen Tischsets, darauf tiefe Teller voll Miesmuscheln, und zwei gefüllte Weiweingläser, ein eckiger Korb mit Stücken Weißbrot, in der Mitte eine leere Glasschüssel

Die kleinsten Miesmuscheln, die ich je auf dem Teller hatte (rechts außerhalb des Bilds der Topf mit noch zweimal so vielen wie auf unseren Tellern), sie scheinen von Jahr zu Jahr kleiner zu werden. Das Essen fühlte sich ein wenig wie das von Pistazien an, wir hielten uns erst gar nicht mit Besteck auf.

Dazu ein österreichischer Fidesser Platter Sauvignon Blanc, eigens dazu besorgt, weil wir keinen Weißwein im Bestand hatten, den ich mir zu den Muscheln vorstellen konnte. Allerdings erwies sich auch dieser als nicht wirklich passend mit seiner dominanten Würze (ich hatte auf die Säure gehofft, die ich als typisch für österreichische Sauvignons abgespeichert hatte) – schmeckte aber sehr interessant.

Nachtisch Schokolade. Im Fernsehen ließen wir Suicide Squad laufen – ich hatte völlig vergessen, wie hochkarätig der besetzt war.

§

Erster “Logoff”-Newsletter – den ich zunächst nicht als solchen erkannte, denn weder die Absendeadresse noch der Betreff enthielten diesen Begriff. Diese Marotte hat seit einiger Zeit auch der Guardian bei den Mails und Newslettern, die ich dort abonniert habe: Weder Absendeadresse noch Betreff enthalten auch nur das Wort “Guardian” (sondern Name Autor*in und Schlagzeile) – die ersten Mails nach diesem System hatte ich prompt als vermeintlichen Spam gelöscht. Lassen Sie das!

Dieser erste “Was Trump gestern angerichtet hat”-Newsletter konzentrierte sich darauf, dass das US-amerikanische Justizministerium das Monitoring von diskriminierenden Handlungen der Polizei beendet hat und damit den zentralen Teil der Polizeireform, die 2020 von den Black-Lives-Matter-Protesten ausgelöst wurde.

Das ist wichtig – nicht die erwartbare Freakshow, die Trump mit seinem Bildschirm-Auftritt auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos lieferte und die die meisten Medien dominierte.

Der Newsletter beleuchtete den Schwenk des Justizministeriums unter den Aspekten “Is this normal?” (Antwort in diesem Fall sogar: Ein bisschen. Auch das ermüdete mich ja in der Trump-Berichterstattung vor acht Jahren: Es wurde kaum differenziert, was bei einem Regierungswechsel üblich ist und was reine Willkür. Dass das die Unkenntnis der Berichterstattenden entlarvte, schien sie nicht zu stören.), “Why does it matter?” und “What’s next?” – das gefällt mir schon mal.

§

R-Wert, Inzidenz – erinnern Sie sich an diese Begriffe, die eine lange, schlimme Zeit Alltag waren? Der Deutschlandfunk spricht eine knappe Stunde lang mit dem Virologen Christian Drosten über die Corona-Pandemie, die vor fünf Jahren begann. Unter anderem rekapituliert er, wie das Virus funktionierte, erinnert sich an die (bis heute missverstandene) Wechselwirkung Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation, Politik, Medien.
“Virologe Christian Drosten: ‘Die Realität war nicht zu verhandeln'”.

Journal Sonntag, 19. Januar 2025 – Guter Standardsonntag

Montag, 20. Januar 2025

Zu früh aufgewacht. Beim Versuch wieder einzuschlafen bearbeitete mein Hirn ängstlich Arbeitsthemen, mit durchaus produktiven Ergebnissen, dann fiel mir ein, dass mir das nicht als Arbeitszeit bezahlt wird und ich stand lieber auf.

Das Draußen hielt sich an die Wettervorhersage, es tagte zu klarem Himmel und Frost.

Erhöhter Blick in einen sonnigen Park mit kahlen Bäumen, auf dem Boden ein wenig Schnee, im Vordergrund eine Straße mit parkenden Autos

Nach gemütlichem Morgen machte ich mich fertig für einen Isarlauf, gestern war nördlicher Englischer Garten geplant.

Angeschnitten ein moderner Kirchenbau, davor ein breiter Gehweg, an dessen vorderer Rand ein Flughafen-Gepäckwagen mit oranger Vorderwand mit Schrift zug "Genussfahrer"

Fett Respekt für den kleinen Gepäckwagen, der es vom Flughafen Erding bis an den Sendlinger-Tor-Platz geschafft hat! (Kinderbuch in the making?)

In der Tram zum Tivoli stellte ich fest, dass ich den Wechsel zur Sonnenbrille vergessen hatte. Besonders clever plante ich meine Strecke um, so dass ich auf den Abschnitten direkt am spiegelnden Wasser die Sonne im Rücken haben würde. Womit Cleverle sich verschätzt hatte: Im Gegensatz zur schneefreien Innenstadt waren die Wege fast durchgehend von festgetretenem Schnee bedeckt, dadurch nicht nur glatt (Schnaufen nicht vergessen), sondern auch Schnee-blendend.

Blick von Brücke auf sonnige Flussauen mit kahlen Bäumen, weißeisigen Wegen, darauf Spaziergänger*innen

Weg rechts neben Fluss im Gegenlicht, gesäumt von kahlen Bäumen, auf dem Weg festgetretener weißer Schnee

Schmaler, sonniger Pfad zwischen kahlen Bäumen, links scheint ein Fluss durch

Statt fast zehn Minuten auf die Tram nach Hause zu warten, lief ich die Tramgleise entlang bis zum nächsten Bäcker Wimmer – und stieg dann zwei Stationen weiter bereits mit Semmeltüte ein.

Frühstück kurz nach zwei: Zwei Körnersemmeln mit je einer halben Avocado (den Umpf! finde ich durchaus vergleichbar mit Leberkassemmel), die vorerst allerletzten Orangen – wieder so knallsüß, dass ich danach ein paar Schluck Wasser brauchte, zum Verdünnen.

Verhandlungen mit dem chinesischen Kleidungsversender Wagner Moden München: Ich habe 65 Euro für diesen Fetzen in Kindergröße gezahlt (bei einem auffallend niedrigen Preis wäre ich ja misstrauisch geworden), davon möchte ich so viel wie möglich wiederhaben.

Ein Stündchen Bügeln mit Musik. In diesem Haushalt existieren T-Shirts, bei denen ich mittlerweile etwas mühsam um Löcher herumbügle.

Aus zwei Roten Beten aus Ernteanteil machte ich mir Salat für Brotzeit am Montag – und lernte bei dieser Gelegenheit, dass es auch richtig holzige Rote Bete gibt.

Über den Nachmittag viermal die Wasserschale auf dem Balkonsims aufgefüllt, weil sie immer wieder von Meisen leergebadet war.

Fürs Abendessen durfte ich sorgen: Ich machte Schwäbischen Salzkuchen (war mir als Ersatz für Zwiebelkuchen angeboten worden, den ich leider wegen der Zwiebelsüße nicht besonders mag). Während Gehen des Hefeteigs Yoga-Gymnastik. Allerdings mündete das Gesamtwerk in eine völlig neue Art von Sauerei, denn der Rand meiner 30-cm-Form war zu niedrig.

Blick in einen beleuchteten Backofen: Auf einem Blech eine große, runde Backform mit niedrigem Rand, gebräunter Teigrand, helle Füllung, die an zwei Stellen auf das Backblech ausgelaufen ist

Schmeckte aber wirklich gut, überraschend leicht und fluffig. Dazu Endiviensalat mit Tahini-Dressing. Nachtisch Schokolade und Fruchtgummi.

Journal Samstag, 18. Januar 2025 – A real pain, Wäscheständer als innenarchitektonische Herausforderung

Sonntag, 19. Januar 2025

Gut geschlafen, auch genug.

Das Wetter machte mit Grau bis Dunkelgrau weiter, das nahm mir die Lust auf Radeln zum Schwimmen. Also fuhr ich mit U-Bahn ins Olympiabad, schwamm dort zwischen vielen Geräteschwimmer*innen meine 3.000 Meter, zwar mit guter Kondition und nur wenig Kreuzzwicken, aber bei so viel Verkehr unentspannt. Auf dem Rückweg stieg ich an der Münchner Freiheit aus, kaufte Espressobohnen-Nachschub und Frühstücksemmeln.

Zu Hause Wäscheaufhängen, zum Frühstück kurz nach zwei gab es Semmeln mit Butter und Marmelade, Orangen (bald sind wir durch diese zehn Kilo durch).

Für Nachmittag war Sonne angekündigt, ab drei wurde es tatsächlich heller. Das freute mich, weil ich mit Herrn Kaltmamsell eine Kino-Verabredung hatte: Wir gingen zu Fuß in schönem Winterwetter zu den Museum Lichtspielen.

Blick einen Fluss eintlang im Abendlicht; im Hintergrund ein Schornstein, in dessen Wolke sich rasagold das letzte Sonnenlich fängt

Blick von der Reichenbachbrücke nach Süden.

Ausgesucht hatte ich A real pain von und mit Jesse Eisenberg. Das waren gut genutzte 90 (!) Minuten: Ein schöner, kleiner Film über zwei US-amerikanische Cousins, die zusammen nach Polen reisen, um in einer begleiteten Heritage Tour die Schauplätze der Vergangengeit ihrer jüdischen Großmutter kennenzulernen. Richtig gutes Drehbuch (da hätte man viel falsch machen können), hervorragende Darsteller (ich mochte besonders Will Sharpe als nordenglischen Tour Guide), kann ich mir auch auf einer Theaterbühne vorstellen.

Das Thema Schmerz und Nervigkeit, mit dem der englische Filmtitel wortspielt, war nachvollziehbar gezeigt, mir gefiel die unverkünstelte Bildsprache, die dennoch visuelle Besonderheiten des heutigen Polens unterstreicht (durchaus aus der Perspektive einer Touristin, mir waren auf meiner Polenreise vor 19 Jahren ähnliche Ansichten aufgefallen, siehe blitzblank geschniegelte geometrische Wohnblockästhetik). Der Nachspann (ich lese Bücher bis zum letzten Buchstaben, ich gucke Filme bis zum letzten Buchstaben oder Bild) verriet, dass viel von der Finanzierung des Films aus Polen gekommen war.

Nach Hause nahmen wir eine Tram vom Isartor (die Ludwigsbrücke wir langsam abgerüstet, aber die Tramgleise sind noch nicht wieder nutzbar). Daheim wartete der schon vor Kinobesuch geputzte Ernteanteil-Rosenkohl, ich verwandelte ihn in Rosenkohl-Zitronen-Pasta. Ein schlichtere Variante als die mit Sahne und Frischkäse, die Herr Kaltmamsell bereits mehrfach serviert hatte, schmeckte aber auch gut. Dazu ein kräftiger italienischer Weißwein (Pecorino), danach reichlich Schokolade.

§

Wenn man nur lange genug wartet, werden alle Fragen beantwortet. Vor 18 Jahren bloggte ich über das ästhetische Problem Wäscheständer:
“Die härteste Nuss des Wohnstylings”.

Und vergangenen Freitag ging sie das Süddeutsche Magazin als Titelthema an:

Aufsicht auf SZ-Magazin auf Tischplatte, darauf Titelfoto eines schwarzen figürlichen Metallgestells in einem Wohnzimmer, an dem ein paar Wäschestücke hängen

“We will trock you”.

Na ja: Meiner Ansicht nach erfüllt kein einziger Designer-Vorschlag die Anforderung, eine Maschine Wäsche trocknen zu lassen und gleichzeitig gut auszusehen, nur entweder oder. Ich warte weiter.

Journal Freitag, 17. Januar 2025 – Die schwarze Cordhose, Tante Martl von Ursula März

Samstag, 18. Januar 2025

Gut geschlafen, das ist zu einer angenehmen Gewohnheit geworden. In weniger tiefen Schlafphasen freute ich mich aufs Freitagsfleisch, stellte mir große Stücke gebratenes Rind vor, kam auf die Idee, morgens dazu Knoblauchbutter zu kneten (damit sie bis abends fest wurde), legte fest, welche beiden Rotweine ich Herrn Kaltmamsell zur Auswahl anbieten würde.

Auf dem Marsch in die Arbeit Knacken und Knirschen unter den Schuhen, ein frostiger Morgen. Noch dazu neblig und bedeckt, ich marschierte im Stockdunklen.

Im Büro geordnetes Wegarbeiten, dazwischen allerdings ein paar Schrecken wegen Fehlern (meinen) und Missverständnissen.

Der Tag hielt sich dann gar nicht erst mit Hellwerden auf, es blieb neblig düster, bis es gegen vier wieder ganz dunkel wurde. Dennoch Marsch ins Westend für Mittagscappuccino, ich genoss die Bewegung.

Innen auf einem hölzernen Fesnterbrett vor einem Ladenfenster eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster unscharf eine städtische Altbau-Wohnstraße mit geparkten Autos, es radelt gerade jemand vorüber

Beim Kaffeetrinken das Gespräch hinter mir: Zwei Leute diskutierten Mathematisches, es fielen die Wörter “Unendlichkeit”, “Operationen” und “Konsistenz”. Cooler Laden.

Am Schreibtisch gab es zu Mittag Orangen und Hüttenkäse.

Geschäftiger Nachmittag, wieso arbeiteten so viele Leute Freitagnachmittag? (Kernzeit endet freitags um 12 Uhr.)

Fast pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg umfassende Wochenend-Einkäufe im Vollcorner.

Zu Hause empfing mich das Paket mit der online gekauften schwarzen Cordhose – zwei Wochen nach Bestellung, denn es hatte sich herausgestellt, dass es sich um eine Lieferung aus China handelte. Gemerkt hatte ich das erst an der ersten Versandankündigung: Das Tracking führte mich zu einem chinesischen Versandunternehmen. Das hätte ich auf jeden Fall vermieden, doch man hatte mir mit den Shop-Namen “Wagner Mode München” und dem Hinweis, die Ware werde mit DHL geliefert, erfolgreich vorgegaukelt, es handle sich um einen inländischen Absender. Hier auch für Sie zum Merken: “Wagner Mode München” ist ein Anbieter in China.

Und dann passte die Hose nicht, vor allem war sie 10 Zentimeter zu kurz. Ich werde mich also in den Spaß der Rücksendung stürzen, für die ich erstmal per E-Mail Anweisungen anfordern musste.

Aber JETZT ging das Wochenende los: Eine Runde Yoga-Gymnastik, dann das Freitagabend-Line-up.

Eine vollgestellte Küchen-Arbeitsfläche, im Vordergrund zwei Tumbler mit Negronis, dahinter Flaschen Gin, Campari, Vermouth, Rotwei, ganz hinten zwei gefüllte Rotweingläser, rechts eine Küchenmaschine

Aperitiv Negroni, zum Essen einen apulischen Primitivo.

Blick auf die schwarze Fläche eines Induktionsherds, darauf im Vordergrund auf weißem Wachspapier ein großes, marmoriertes Rinderkotelett, dahinter eine große gusseiserne Pfanne mit zwei Henkeln und roter Außenfläche

Kuh-Kotelett, erster Test der neuen gusseisernen Pfanne, die ich Herrn Kaltmamsell als Ersatz für die durch Sturz kaputte geschenkt hatte.

Aufsicht auf gedeckten Tisch, im Zentrum die gusseiserne Pfanne mit jetzt diúnkel gebratenem Rinderkotelett, rechts daneben ein Glasteller mit Streifen hellem und dunklem gebackenem Gemüse

Hervorragend inklusive Karotten und Petersilienwurzeln aus Ernteanteil zur Beilage. Nachtisch reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich beendete Tante Martl von Ursula März, bis zuletzt sehr angetan.

Zwar verstehe ich weiterhin nicht, warum das Buch als “Roman” verkauft wird und würde Verlag wie Autorin gerne nach den Gründen fragen: Ursula März ist erfolgreiche Journalistin und Feuilletonistin, und sie kann gut schreiben, da darf die Geschichte ihrer Tante doch einfach ein gut erzählter Sachtext sein. Denn der Inhalt ist die wirklich gut erzählte Lebensgeschichte einer merk-würdigen Person, Ursula März’ Tante. Noch im Krieg geboren als letzte von drei Töchtern, und natürlich wird auch die Geschichte der Zeit, der Gegend (Pfalz, Franken), der anderen Familienmitglieder miterzählt. März transportiert die Widersprüche in der Persönlichkeit ihrer Tante hervorragend: Einerseits die eigenständigste der drei Töchter mit eigenem Lebensunterhalt als Lehrerin, eigenem Auto, Reisen als Rentnerin. Andererseits ihr Leben lang ans Elternhaus gebunden, Pflegerin der alten Eltern, bei jeder Gelegenheit zu Haushaltshilfe der Schwesten abgerufen – was sie zwar immer mürrisch und wehklagend, aber dann doch erfüllte. Immer wieder betont März, wie wenig sie viele dieser Widersprüche nachvollziehen konnte, doch sie liebt ihre Tante dann halt doch so tief, dass sie sich damit zurechtfindet.

Ein Zeitzeugnis, allein schon durch die wunderbare Wiedergabe von Tante Martls Mundart, kein Roman, das natürlich wie Eigentum von Wolf Haas in der Erzählstimme auch ein Licht auf die Erzählerin wirft. Empfehlung.

Journal Donnerstag, 16. Januar 2025 – Donnerstag heißt Freitag in Sichtweite

Freitag, 17. Januar 2025

Gut geschlafen. Mal wieder war ich fasziniert von der Schafswolldecke, die sich nach einem nächtlichen Klogang überhaupt nicht warm anfühlt (mein Schlafzimmer ist kalt durch gekipptes Fenster), aber innerhalb von Sekunden wieder ausreichend wärmt, ohne dass ich schwitze. Ihr seltsames Format 120×180 Zentimeter (auch das Christkind fand im Handel keinen passenden Bezug) weist darauf hin, dass sie sehr alt ist und entweder Herr Kaltmamsell oder ich sie in die Ehe gebracht haben, wir können uns aber beide nicht daran erinnern.

Draußen war es düster, auf dem Weg in die Arbeit deuteten leicht matschige Schneereste auf Temperaturen wenig über Gefrierpunkt hin. Sehnsüchtige Gedanken an den Freitag, innere Durchhalteparolen. Beim Bavariapark stieg ich über die Reste eines toten Vogels – die ich dann doch so malerisch fand, dass ich umkehrte, um sie zu fotografieren (Foto hier, Achtung totes Tier).

Blick von oben auf eine Großstadt mit verschneiten Dächern in düsterem Licht, am Horizont erkennt man das verschneite Dach des Münchner Olympiastadions

Geordneter Arbeitsvormittag, Mittagscappuccino im Westend, die Wege schneetauend suppig mit reichlich Rollsplitt.

Nicht zu spätes Mittagssen, weil Termin: Quark mit Joghurt, Orangen.

Nachmittag mit Fortbildung und vielen, vielen Kleinigkeiten. Unter anderem lernte ich eine 16-Jährige näher kennen, die im Web so richtig aktiv ist, inklusive eigenem Content – es gibt sie also doch!

Auf dem Heimweg, nicht zu kalt, Aufstocken der Schokoladenvorräte beim Aldi.

Beim Abendessen war ich auf mich allein gestellt, Herr Kaltmamsell aß mit Freunden aushäusig. Ich nahm mir den eben geholten Ernteanteil vor. Während Herr Kaltmamsell elaborierte Zubereitungen entlang von Rezepten serviert (super!), tendiere ich für mich allein zu Putzen, Garen, Würzen. (Gestern während des Garens Yoga-Gymnastik.)

In einer gläsernen Auflaufform gestückelte Petersilienwurzel, Rote Beete, Karotten

In diesem Fall Rote Beete, Petersilienwurzel, Karotten mit Olivenöl, Knoblauchpfeffer, Thymian als Ofengemüse. Die Petersilienwurzel schmeckte sensationell aromatisch – manches Gemüse profitiert wirklich von Lagerung. Nachtisch reichlich Schokolade.

Ich las eine sehr nachvollziehbare Leseempfehlung für eine Autorin, deren Name mir auch etwas sagte, wunderte mich, dass ich noch nichts von ihr gelesen habe, wollte gleich mal konkrete Werke auf meine Wunschliste setzen – da sah ich, warum ich nichts von ihr gelesen habe: Nicht eines ihrer Werke ist als E-Book verfügbar. (Marie Luise Kaschnitz)

Doch in meinem Internet ist es meist eine gute Idee, diese Art Sorgen schriftlich und öffentlich zu beklagen: Weil sich dann nämlich hin und wieder jemand meldet und Abhilfe weiß. In diesem Fall war es der Link zu Open Library und zu den dort verfügbaren Scans von Kaschnitz’ Werken. Gleich mal ein Konto angelegt.

§

Irgendwas mit der Zukunft, die schon da ist, aber ungleich verteilt.
Kathrins Passigs Mutter (in ähnlichem Alter wie meine Eltern) und das Autofahren:
“Man kann jetzt also das Radio nicht mehr ausschalten. So habe ich mir den Fortschritt nicht vorgestellt!”

Und hier ein wichtiger und nützlicher Erfahrungsbericht von ihr:
“Ein Notrufarmband ist besser als kein Notrufarmband”.

§

Wenn ich den Gesichtsausdruck des Mädchens sehe, will ich zaubern können – um ihn zu erzeugen. SO VIEL LIEBE für Siegfried & Joy!

Journal Mittwoch, 15. Januar 2025 – Aussicht auf Wahlhilfe-Einsatz

Donnerstag, 16. Januar 2025

Eher leichter Schlaf, in den frühesten Morgenstunden hörte ich Schneeräumfahrzeuge, doch beim Aufstehen sah ich weder Schnee noch Eis.

Das mit dem Schneefall änderte sich allerdings gegen halb sieben – gibt es vorausgreifendes Schneeräumen?

Erhöhter Blick auf eine nächtliche, verschneite Wohnstraße mit parkenden Autos

Auf dem Weg in die Arbeit ließ ich mich sachte einschneien, es war milder geworden.

Über den Vormittag schneite es immer wieder in verschiedener Flockengröße und -form. Die Arbeit am Schreibtisch war übersichtlich und gab mir Muße, immer wieder rauszuschauen.

Stark erhöhter Blick auf Stadtkulisse in Schneefall, im Vordergrund Bahngleise und ein Bürogebäude aus Sichtbeton

Und runter.

Mittagscappuccino bei Nachbars, der nasskalte Schneefall machte längere Märsche als bis zur Apotheke (Aciclovir-Nachschub) unattraktiv.

Zu meinen Tätigkeiten gehörte gestern eine Störungsmeldung an die Haustechnik. Das Ticket wurde geschlossen mit der Meldung: “Türklinke wurde aktualisiert.” Lustig.

Nachmittags Matschigkeitsgefühl: Das Lippenherpes war wohl doch ein Symptom für ein kämpfendes Immunsystem. Laune ebenfalls eher mittel.

Meinen Heimweg (von oben feinster Nieselregen, von unten Schneematsch) legte ich über das U-Bahnhof-Untergeschoß am Goetheplatz: Ich wollte mal wieder ein Automatenfoto für mein Langzeitprojekt aufnehmen, und am Dienstag unterm Hauptbahnhof waren die Automaten verschwunden gewesen. Allerdings auch unterm Goetheplatz, zu meiner Verdutzung. Hob meine Laune nicht gerade, ich werde systematisch Fotoautomaten suchen müssen.

Daheim wartete ein Brief des Münchner Kreisverwaltungsreferats auf mich: Ich bin für die Bundestagswahl am 23. Februar wieder zur Wahlhelferin berufen, wunschgemäß erstmals bei Briefwahl und zu meiner Erleichterung wieder als Schriftführerin (womit ich mich wohler fühle als mit der Funktion Wahlvorsteherin, selbst nur stellvertretend). Das freute mich sehr. Nach einer Einheit Yoga-Gymnastik (Dehnen und noch mehr Dehnen) und Brotzeitvorbereitung (Oraaaaaaaaangen!) meldete ich mich zur Schulung an (schbin “enger Wahlvorstand”, hihihi), erstmals zur Online-Variante.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Käse (Feta) mit Käse (Appenzeller) überbacken, im Topf zudem Zwiebel, rote Paprika, Knoblauch, Dosentomaten, Chili – sehr gut, kann man Gästen in Portionsschälchen auch als Vorspeise servieren. Auch der Nachtisch war interessant: Herr Kaltmamsell hatte die Füllung der mehrmals gemachten Tahini-Tarte einzeln gerührt, um AgarAgar fürs Andicken zu testen. Funktionierte hervorragend.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Am 8. Februar demonstriere ich mit am Geschwister-Scholl-Platz unter dem Motto “Demokratie braucht dich”, organisiert von München ist bunt!

§

“Polizeikosten-Urteil: Folgen auch fürs Oktoberfest?”

Yes please.

Journal Dienstag, 14. Januar 2025 – Vollmondgenuss

Mittwoch, 15. Januar 2025

Gestern kam ich schwer aus dem Bett, das ist für mich ungewohnt.

Herr Kaltmamsell entdeckte den Vollmond an klarem Himmel im Osten sogar vor mir, bevor er in Fahrradkleidung (bei der knackigen Kälte bewunderte ich ihn) gegen 6:40 Uhr das Haus verließ.

Auf einem asphaltierten Platz steht eine oranger Hebebühnenwagen, die Hebebühne ist zu einer Lampe gehoben, dahinter eine Häuserzeile mit blauem Morgenhimmel, darin der Vollmond

Ich kriegte dann aber eine Zusatzportion Vollmond auf dem Weg ins Büro eine knappe Stunde später.

Geordneter Arbeitsvormittag; ich fand mich irgendwann in einer so entspannten Haltung, dass ich hochschreckte: WAS VERGESSE ICH GERADE?!

Für meinen Mittagscappuccino ging ich raus zum Nachfolger des Café Colombo (die ersten beiden Fotos auf dem Weg in die Arbeit aufgenommen):

Am Eck eines alten Hauses ein beleuchtetes kleines Café in der Morgendämmerung, rechts davor rote Sonnenschirme, eine Lastenradlerin fährt gerade nach links vorbei

Nahaufnahme des helltürkisen runden Leuchtschild des Cafés, auf dem "Nido" steht

An einem großen Schaufenster auf hölzernem Fensterbrett ein Tabelttchen mit einer Tasse Cappuccino und einem Glas Wasser, dahinter eine Edelstahl-Zuckerdose, vorm Fenster eine Altbau-Straße

Wir heißen jetzt Nido, Cappuccino gut.

Seit ein paar Tagen niese ich immer wieder körpererschütternd, doch da ich sonst keine Erkältungssymptome habe, machte ich mir keine Sorgen. Gestern beim Mittagessen (Äpfel, Mango und Orange mit Sojajoghurt) aber: Lippenherpes-Alarm! Nach fast drei Jahren Ruhe ganz eindeutige Bläschen, ich tupfte umgehend antivirale Salbe drauf (sowohl Büroschublade als auch Arbeitsrucksack sind ausgestattet).

Der Arbeitsnachmittag fühlte sich ein wenig gewurschtelt an, das machte aber nichts.

Feierabendplan: Neuer Badeanzug. Der alte fühlt sich reichlich ausgeleiert an, der als Ersatz gekaufte arg stramm (und scheuert unterm Arm). Im Sportsupermarkt Decathlon erhoffte ich mir eine Alternative – idealerweise den geträumten in Weiß-Lila-Grün, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Also nahm ich eine U-Bahn zum Hauptbahnhof.

Im Decathlon hätte ich fast gelacht: Es gab genau ein (Ramsch-)Modell Badeanzug ohne Schaumstoffeinsätze im oberen Bereich – man verstand hier unter Schwimmsport offensichtlicht etwas völlig anderes als ich (und auch mit Einsätzen hingen da nur drei verschiedene Modelle).

Übliches Abendprogramm daheim: Yoga-Gymnastik (ganz schön anstrengend und mit einigem Umfallen), Häuslichkeiten, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Kokos-Curry.

Aufsicht auf einen Esstisch, darauf ein schwarzer Eisentopf mit dem beschriebenen Curry, darüber ein leerer weißer tiefer Teller

So gut und wohltuend wie erhofft, ich aß eine Portion zu viel. Nachtisch reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Es hilft ja nichts, ich muss der Tatsache ins Auge sehen: Der sehr lang geschätzte Neil Geiman hat seinen Status und Einfluss wahrscheinlich über Jahrzehnte für sexualisierte Gewalt missbraucht:
“There Is No Safe Word
How the best-selling fantasy author Neil Gaiman hid the darkest parts of himself for decades.”

§

Ach verdammt: Die Metapher “Cargo Cult” war SO schön nützlich! (Um auszudrücken, dass sich der Erfolg eines Projekts nicht dadurch wiederholen lässt, dass man den äußerlichen und irrelevanten Rahmen nachbaut.) Und jetzt hat sie kein faktisches Fundament, ist sogar rassistisch.
“The origin of the cargo cult metaphor”.

via @kathrinpassig

(Dass es sich mit dem “Stockholm-Syndrom” ähnlich verhält, wussten Sie aber?)