Journal Dienstag, 14. Januar 2025 – Vollmondgenuss

Mittwoch, 15. Januar 2025 um 6:06

Gestern kam ich schwer aus dem Bett, das ist für mich ungewohnt.

Herr Kaltmamsell entdeckte den Vollmond an klarem Himmel im Osten sogar vor mir, bevor er in Fahrradkleidung (bei der knackigen Kälte bewunderte ich ihn) gegen 6:40 Uhr das Haus verließ.

Auf einem asphaltierten Platz steht eine oranger Hebebühnenwagen, die Hebebühne ist zu einer Lampe gehoben, dahinter eine Häuserzeile mit blauem Morgenhimmel, darin der Vollmond

Ich kriegte dann aber eine Zusatzportion Vollmond auf dem Weg ins Büro eine knappe Stunde später.

Geordneter Arbeitsvormittag; ich fand mich irgendwann in einer so entspannten Haltung, dass ich hochschreckte: WAS VERGESSE ICH GERADE?!

Für meinen Mittagscappuccino ging ich raus zum Nachfolger des Café Colombo (die ersten beiden Fotos auf dem Weg in die Arbeit aufgenommen):

Am Eck eines alten Hauses ein beleuchtetes kleines Café in der Morgendämmerung, rechts davor rote Sonnenschirme, eine Lastenradlerin fährt gerade nach links vorbei

Nahaufnahme des helltürkisen runden Leuchtschild des Cafés, auf dem "Nido" steht

An einem großen Schaufenster auf hölzernem Fensterbrett ein Tabelttchen mit einer Tasse Cappuccino und einem Glas Wasser, dahinter eine Edelstahl-Zuckerdose, vorm Fenster eine Altbau-Straße

Wir heißen jetzt Nido, Cappuccino gut.

Seit ein paar Tagen niese ich immer wieder körpererschütternd, doch da ich sonst keine Erkältungssymptome habe, machte ich mir keine Sorgen. Gestern beim Mittagessen (Äpfel, Mango und Orange mit Sojajoghurt) aber: Lippenherpes-Alarm! Nach fast drei Jahren Ruhe ganz eindeutige Bläschen, ich tupfte umgehend antivirale Salbe drauf (sowohl Büroschublade als auch Arbeitsrucksack sind ausgestattet).

Der Arbeitsnachmittag fühlte sich ein wenig gewurschtelt an, das machte aber nichts.

Feierabendplan: Neuer Badeanzug. Der alte fühlt sich reichlich ausgeleiert an, der als Ersatz gekaufte arg stramm (und scheuert unterm Arm). Im Sportsupermarkt Decathlon erhoffte ich mir eine Alternative – idealerweise den geträumten in Weiß-Lila-Grün, man wird ja wohl noch träumen dürfen. Also nahm ich eine U-Bahn zum Hauptbahnhof.

Im Decathlon hätte ich fast gelacht: Es gab genau ein (Ramsch-)Modell Badeanzug ohne Schaumstoffeinsätze im oberen Bereich – man verstand hier unter Schwimmsport offensichtlicht etwas völlig anderes als ich (und auch mit Einsätzen hingen da nur drei verschiedene Modelle).

Übliches Abendprogramm daheim: Yoga-Gymnastik (ganz schön anstrengend und mit einigem Umfallen), Häuslichkeiten, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Kokos-Curry.

Aufsicht auf einen Esstisch, darauf ein schwarzer Eisentopf mit dem beschriebenen Curry, darüber ein leerer weißer tiefer Teller

So gut und wohltuend wie erhofft, ich aß eine Portion zu viel. Nachtisch reichlich Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Es hilft ja nichts, ich muss der Tatsache ins Auge sehen: Der sehr lang geschätzte Neil Geiman hat seinen Status und Einfluss wahrscheinlich über Jahrzehnte für sexualisierte Gewalt missbraucht:
“There Is No Safe Word
How the best-selling fantasy author Neil Gaiman hid the darkest parts of himself for decades.”

§

Ach verdammt: Die Metapher “Cargo Cult” war SO schön nützlich! (Um auszudrücken, dass sich der Erfolg eines Projekts nicht dadurch wiederholen lässt, dass man den äußerlichen und irrelevanten Rahmen nachbaut.) Und jetzt hat sie kein faktisches Fundament, ist sogar rassistisch.
“The origin of the cargo cult metaphor”.

via @kathrinpassig

(Dass es sich mit dem “Stockholm-Syndrom” ähnlich verhält, wussten Sie aber?)

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Dienstag, 14. Januar 2025 – Vollmondgenuss“

  1. Kathrin meint:

    Das mit den Sportbadeanzügen ist wirklich so eine Sache. Finde bei powerwoman.com und bei finisterre.com echte und schöne Sportbadeanzüge

  2. Nina meint:

    Tatsächlich kenne ich als Sozialanthropologin den Cargo-Kult nur in seinem ursprünglichen melanesischen Kontext aus der anthropologischen Literatur (Danke für die schöne Erinnerung an das Einführungs-Proseminar “Geschichte und Theorie der Ethnologie”). Ihn hingegen als Metapher zu benutzen, war mir vollkommen neu. Kann ich aber ja offenbar sofort wieder vergessen.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Wo in München gibt es die, Kathrin?

  4. Olga meint:

    Badeanzüge, ein Elend. Mein momentaner kommt aus München, aus dem Kaufhof, bilde ich mir ein. Aber das war auch im Sommer.
    Hier (Kanada) gibt es nur welche mit Einsätzen, allerdings bei dem sportlichen oft aus Gummi, nicht Schaumstoff. Angeblich ist das bei größeren Brüsten angenehm, ich könnte es nicht sagen.
    Online kaufen ist so eine Sache. Ich finde, Badeanzüge muss man anprobieren, wegen torsolänge und so

  5. N. Aunyn meint:

    “Idealisierung ist der Stoff, von dem Vertuschung und Verschleierung der Gewalt lebt.”
    – soweit Klaus Mertes, durch den vor 15 Jahren die Dimension der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche sichtbar wurde

  6. Kathrin meint:

    Sowohl Powerwoman als auch Finisterre gibt es meines Wissens nur online. Ich schwimme derzeit in einem Finisterre und bin sehr zufrieden. Er legt eng und straff an, ohne einzuschneiden, das „Hinterteil“ verrutscht nicht ewig, so dass man nach der Wende nicht den Impuls hat rumzuzippeln und er hat sogar eine leicht wärmende Wirkung, so dass man auch zu Saisonanfang bei 17 Grad ohne Herzkaspar losschwimmen kann. Große Empfehlung.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Damit sie mir die Modelle ohne Anprobieren verlässlich passen, Kathrin, müsste ich also exakt Ihre Körperform haben.

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