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Samstag, 21. Dezember 2024 – Adventspaziergang 2024, Bürohausausblicke

Sonntag, 22. Dezember 2024

Bis halb fünf gut geschlafen, dann nicht mehr so richtig weiter.

Nur langsam kam bei mir an, dass ich jetzt echt ehrlich zwei Wochen frei hatte. Ein Teil meines Gehirns plante immer noch Brotzeiten und Kleidung für die nächste Woche im Büro.

Frühzeitiger Aufbruch, gestern waren wir zum jährlichen Adventspaziergang mit meiner Familie verabredet – weil’s nicht anders ging, heuer an einem Samstag statt an einem Sonntag. Und weil mein Vater sich derzeit zur Reha in Bad Gögging aufhält, trafen wir uns dort. Dazu gingen Herr Kaltmamsell und ich erstmal bepackt mit Geschenken zum Zug nach Ingolstadt; weil viele Reisende zu erwarten waren, sorgten wir für zeitige Ankunft am Bahnsteig. Wodurch wir dort besonders lange auf unsere 20 Minuten verspätet eintreffende Bahn warteten (“wegen eines Polizeieinsatzes”). Und kurz vor Abreise bekamen wir alle auf dem sehr vollen Bahnsteig noch Bewegung: Gleiswechsel. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten Übergang zwischen den Bahnsteigen am Kopfbahnhof München, der Resultat des derzeitigen Umbaus werden soll. Irgendwann in 10 bis 15 Jahren.

In Ingolstadt gaben wir unsere Weihnachtsgeschenke für die Familie ab, fuhren von dort mit zwei Autos in überraschend sonnigem Wetter nach Bad Gögging. Dort guckten wir uns ein wenig die Reha-Klinik an, spazierten in silbern-schräger Wintersonne eine Weile durchs überraschend schöne Kurgelände und an der Abens entlang, bis es Zeit für unsere Reservierung im lokalen Restaurant Eisvogel war.

Dort wurde wir sehr herzlich begrüßt und versorgt, waren die nahzu einzigen Gäste. Und wir aßen gut: Ich ließ mir eine hervorragende Leberknödelsuppe servieren (und beschloss zum x-ten Mal, die endlich selber zu machen), dann ein Kürbis-Risotto mit gebratenen Kräuterseitlingen und Rosenkohl, wunderbar buttrig und sehr sättigend. Dazu trank ich ein alkoholfreies Weizen.

Wir brachten meinen Vater zurück in die Klinik, an Heilig Abend wird er schon wieder heim gebracht. Die restliche Familie fuhr nach Ingolstadt, in meinem Elternhaus gab es Tee, Mohnstollen, Plätzchen, Nüsse (ich war noch zu voll und blieb beim Tee).

Auf einer weißen Tischdecke ein großer Teller mit vielen verschiedenen Weihnachtsplätzchen

Wir waren uns einig, dass Sonntagsgefühl dominierte, weil Adventspaziergang. Mit dem Bonus, dass wir am nächsten Tag NOCH einen Sonntag bekamen!

Als Herr Kaltmamsell und ich uns nach fünf auf den Weg zum Bahnhof machten, bepackt mit den Weihnachtsgeschenken für uns, war der Himmel noch nicht ganz dunkel – fröhliche Winter-Sonnwend!

Zum Abendessen hatte ich wieder Appetit: Ich machte die vorerst letzte Avocado aus Crowdfarming mit Grapefruit als Salat an, außerdem gab es Queso manchego (aus dem Crowdfarming-Paket), dann holte ich den Mohnstollen nach (der meiner Mutter so gut wie noch nie gelungen war) und Plätzchen.

Früh ins Bett zum Lesen.

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Im Dezember machte ich mir in der Arbeit den Spaß, jeden Tag von meinem 3. Bürostockwerk aus mindestens einmal im Büroturm bis ins oberste Stockwerk mit Fenster zu steigen, also ins 16. (darüber kommt noch eine Art Dachboden). Zum einen einfach weil ich die Idee hatte, zum anderen um herauszufinden, ob ich eine Wirkung spüren würde, denn: Selbst in allerfittesten Zeiten überrascht mich, wie schnell ich beim Treppensteigen außer Atem komme; vielleicht, so überlegte ich, ist Treppensteigen eine Art Sonderfitness, die man extra trainieren muss.

Vorläufiges Ergebnis: Es zeichnete sich eine Erleichterung ab, ich bildete mir ein, dass mich das Steigen weniger anstrengte. Über die Weihnachtsferien wird das natürlich alles wieder weg sein, Neustart des Experiments mit längerer Laufzeit am 7. Januar.

Und wenn ich schonmal oben war, machte ich (meist) auch Fotos aus dem Fenster vom Ausblick über München.

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Himmel in verschiedenen Grautönen.

3. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Verschieden dunkelgrauer Himmel

4. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Gemischter Wolkenhimmel mit einem blauen Loch

6. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Süden aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem den Büroturm an der Donnersbergerbrücke erkennen. Hochneblig trüber Himmel

9. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Auf den Dächern liegt ein wenig Schnee, der Himmel ist einheitlich hellgrau

10. Dezember

Sehr erhöhter Blick auf winterlich kahle Heimgärten, rechte einige Bürogebäude

11. Dezember – diesmal nahm ich das andere Treppenhaus, um den Blick von dort herauszufinden: Deutlich weniger interessant.

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Einheitlich hellgrauer Himmel

12. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Der Himmel abenddüster, in einigen Fenstern brennt Licht

Nochmal 12. Dezember – ich wollte die Abendaussicht sehen.

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Einheitlich hellgrauer Himmel

13. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Grauer Himmel in Schichten

16. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Fahler Sonnenschein, verschieden hellgrauer Himmel

18. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Sonne bescheint die Fassaden

Nochmal 18. Dezember, ich wollte den Sonnenschein sehen.

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Grauer Himmel, am Horizont ein heller Streifen

19. Dezember

Sehr erhöhter Blick über München von Südwesten aus: Im Vordergrund Bahngleise, Bürogebäude aus Beton und Stahl, am Horizont kann man unter anderem die Türme der Frauenkirche erkennen. Grauer HImmel, auf den Gleisen im Vordergrund zwei rote S-Bahnen

20. Dezember

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Astronautin Karen Nyberg führt vor, wie sie sich in Schwerelosigkeit auf der ISS die Haare wäscht.

Journal Freitag, 20. Dezember 2024 – Ackern in die Weihnachtsferien, rape culture

Samstag, 21. Dezember 2024

Unruhiger Schlaf (unter anderem fiel mir ein, dass ich ein Weihnachtsgeschenk vergessen und nicht eingepackt hatte), müde aufgestanden. Letzter Marsch in die Arbeit vor Weihnachtferien in Nachtdunkel, zumindest hatten sich Sturm und Regen gelegt.

Letzter Tag vor Weihnachtsferien in ungewöhnlich hohem Arbeitsturbo. Eine Ursache: Menschen, die eigentlich diese Woche schon in Weihnachtsurlaub waren, arbeiteten in diesem Urlaub durch. Hat auf eine Assistenz ähnliche Auswirkung wie durchgearbeitete Wochenenden von Schnittstellen. Also verbrachte ich die ersten anderthalb Stunden im Büro mit Aufarbeiten der Nacht. Als immer weitere Querschüsse reinkamen, schaltete ich einfach schon mal die Abwesenheitsnachricht ein – ein bisschen hilflos, denn bei zu vielen anderen bedeutete sie ja offensichtlich keineswegs das, was drinstand (“Ich bin derzeit nicht im Büro und lese meine E-Mails nicht.”). Warum sollte sie also jemand ernst nehmen?

Zum ersten Mal in meinem Arbeitsleben fürchte ich mich vor dem ersten Arbeitstag nach Weihnachtsferien. Bisher konnte ich mich darauf verlassen, dass in diesen einen Ferien im Jahr wirklich, wirklich nichts passieren würde (Krisen ausgenommen), in dieser Zeit war alles zu, tat überhaupt niemand etwas. Dieses Jahr muss ich davon ausgehen, dass andere auch in diesen beiden Wochen das Arbeiten nicht sein lassen.

Mittagscappuccino an der Theresienhöhe. Es war geradezu winterlich kalt. Auf dem Hinweg traf ich auf den einstigen Sandkastenfreund jetzt Arbeitskollege (und NICHT bei Audi!), wir tauschten Weihnachtspläne mit Ingolstädter Familie aus.

Café-Szene, im Vordergrund auf einer Holztischplatte eine Tasse Cappuccino, daben liegen Mütze und Fingerhandschuhe, dahinter ein goldenes Bäumchen, im Hintergrund Menschen an Café-Tischen, dahinter Wand-große Fenster, durch die moderne Gebäude sichtbar sind

Abschied von Weihnachtsdeko.

Auf dem Rückweg sprach mich ein Kameramann mit Mikrofrau an: Straßenumfrage fürs Lokalfernsehen zu Weihnachten. Und seit ich als junge Lokalradio-Volontärin bei Straßenumfragen so froh war um jede*n Angesprochene*n, die nicht wegliefen, bleibe ich bei sowas immer stehen und spiele mit. Auf dem Stück bis ins Büro fiel mir die weihnachtlichste meiner Straßenumfragen ein: Wie ich Weihnachten 1987 Ingolstädter*innen dazu brachte, mir Weihnachslieder ins Mikrophon zu singen. (Später suchte ich sie daheim raus: Wenn Sie nachhören möchten, bitte schön.) (Mit falscher Grammatik für indirekte Rede.)

Zu Mittag gab’s am Schreibtisch Pumpernickel mit Avocado.

Später vorm Bürofenster ein Schauer Schneegriesel, abgelöst von einer Phase mit Deko-Flöckchen.

Wie geplant machte ich um drei Feierabend, also noch bei echtem Tageslicht. Allerdings ackerte ich bis zur letzten Minute (konnte aber noch unerwartet Dinge abschließen).

Auf dem Heimweg reichlich Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner. Zu Hause kam ich im immer noch Hellen an. Es war noch Zeit für Plaudern mit Herrn Kaltmamsell, draußen schneite es kurz. Zeit für eine halbe Stunde Yoga-Gymnastik, ein zackiger Flow. Mittlerweile habe ich erfahren, dass es im Januar 2025 kein neues 30-Tage-Programm mit Adriene geben wird, mal sehen, wie ich weitermache.

Für den Abend hatte ich einen Tisch für Herrn Kaltmamsell und mich im Neni reserviert.

Dort gab es Alkohol, auf den ich mich sehr gefreut hatte, in Form von Sicilian Spritz (Bitterorange) und Amalfi Spritz (Zitrone), außerdem ließen wir uns das Menü mit einmal alles servieren. Berlin-Vibes, als einer der Kellner, dessen Deutsch akzentfrei klang, mit uns meist Englisch sprach.

Gelbe Leuchtschrift "Neni München" an einer Betonwand in einem wenig beleuchteten Gastraum

Etagere auf einen Tisch mit grauer Oberfläche, gefüllt mit den Speisen, die unterm Foto beschrieben sind

Die Vorspeisen von oben: Lachs-Sashimi, Babaganoush, Falaffel, dazu hervorragendes Pitta. Als Hauptspeise kamen die drei Teller Sabich (gebackene Aubergine), gebratene Dorade (im Ganzen, aber ohne Gräten – ich war sehr beeindruckt), Hühnchen mit Hummus und Paprika – alles wunderbar.
Auf einem Brettchen der Nachtisch: Cheese cake und Sesam hoch 3 bestehend aus geröstetem Sesam, Muscovado-Eis, Halva-Spänen.

Zu Hause gab es noch Espresso (koffeinfrei) und Schnaps, den guten Enzian – wirklich aromatisch, warum ist der in Vergessenheit geraten?

§

Ich ringe immer noch um Worte für das, was Gisèle Pelicot angetan wurde – und für meine Bewunderung ihrer menschlichen Größe, ihrer Selbstlosigkeit, ihres unfassbaren Muts, den Prozess gegen die Täter für das Ziel zu nutzen: Die Scham muss die Seite wechseln. So konnte im Gerichtsprozess jeder sehen, dass sich Männer an einer bewusstlosen Frau vergingen. Ganz normale Männer aus der Nachbarschaft, keine Monster, die nachts aus einem Busch sprangen. Und nicht zwei oder drei, sondern über 80. Sowie ihr eigener Ehemann, der sie im Internet dafür anbot.

Gisèle Pelicot nahm durch den öffentlichen Prozess in Kauf, dass auch sie als Opfer sichtbar wurde – einer der häufigsten Gründe, warum Frauen sexualisierte Gewalt gerade im beruflichen Umfeld nicht anzeigen: Sie wollen nicht für alle Zukunft über diese Gewalt definiert werden. Dieser öffentliche Prozess hat hoffentlich endgültig damit aufgeräumt, dass Vergewaltigung irgendwas mit Erotik zu tun hat, mit zu kurzem Rock, zu tiefem Ausschnitt – mit irgendwas, was die Schuld auf die Seite des Opfers schiebt. Es gab sehr wohl Männer, die bei den Pelicots zurückschreckten, als sie die Bewusstlosigkeit des Opfers bemerkten. Doch keiner von ihnen hat Gisèle geholfen und ihren Mann gemeldet.

Und dann wurde dieser Tage auf der Messenger-Plattform Telegram ein weiteres Vergewaltiger-Netzwerk aufgedeckt, die Opfer stammen wieder aus dem engsten Familienkreis. Das ist die Hauptbedrohung für Frauen, der Fall Pelicot ist eben kein grotesker Einzelfall. Kein Mann kann sich hinter dem Selbstbetrug verstecken, dass es in seiner Umgebung sicher keine Vergewaltiger gibt: Der schlechte Vergewaltigungs-Witz des Kollegen ist wirklich nicht lustig, sondern Symptom für eine Geisteshaltung, die solche Vergewaltiger-Netzwerke ermöglicht. DAS meinen wir Feministinnen mit rape culture. Gisèle Pelicot ist zu verdanken, dass das niemand mehr bestreiten kann. Danke.

Post auf Mastodon von @irritationshintergrund: "Es ist schon komisch, dass jede Frau ein Opfer kennt, aber kein Mann einen Täter"

Journal Donnerstag, 19. Dezember 2024 – Weihnachtsbasteln

Freitag, 20. Dezember 2024

Immer wieder musste ich mir vorsagen, dass erst DONNERSTAG! war. Was für eine Woche.

Nach mittelguter Nacht wurde der Morgen klar. Auf dem Weg in die Arbeit merkte ich deutlich, dass der Sonnenaufgang bereits nach früher gerutscht war (längere Tage brauchen aber noch). Gerade als ich die Theresienwiese betrat, flog ein riesiger, lauter Krähenschwarm über mich hinweg Richtung Tollwood-Zelte. Ich blieb zum Gucken stehen – so schön!

Unter blauem Himmel mit Mond ein Hallengebäude mit großen Fenstern, in denen sich Morgenrosa und kahle Bäume spiegeln, davor ein gepflasterter Platz, übder den gerade ein Radler kommt

Verkehrsmuseum, in dem sich die Bäume um die Theresienwiese spiegeln.

Die Luft knapp über Null atmete sich herrlich.

Der Tag machte allerdings nicht weiter mit dem schönen Wetter: Bald bedeckte sich der Himmel.

Endlich wieder ein Bürotag mit ruhigem Abarbeiten, ich hatte sogar Zeit, dazwischen inne zu halten und nachzudenken.

Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria, danach am Schreibtisch leider ein Schwall unkoordinierter Querschüsse.

Über die eigentliche Mittagspause stempelte ich aus für einen Termin bei meiner Beine-Enthaarerin: Zackiger Marsch hin, konzentriertes Beine-Enthaaren (mir fielen auf die Frage noch meinem Weihnachtsbefinden leider keine gnädigen Lügen ein, die arme Frau bekam die volle Wucht Arbeits-Hadern ab), zackiger Marsch zurück.

Am Schreibtisch Mittagessen: Mango (recht gut) mit Sojajoghurt.

Ich disziplinierte mich zu nicht zu spätem Feierabend, denn ich hatte Pläne: Weihnachtsgeschenke einpacken. (Herr Kaltmamsell weihnachtsfeierte aushäusig.) Auf dem Heimweg war es weiterhin nicht kalt.

Zu Hause machte ich mich gleich an den Bastelteil der Weihnachtsgeschenke.

9 Päckchen in Weihnachtspapier und mit Schleifen auf Riemchenparkett vor Bücherschrank

Nach einer guten Stunde war ich durch, ohne Verletzungen oder Ärger.

Nachtmahl: Feldsalat aus Ernteanteil, Pumpernickel mit Crowdfarming-Avocado.
Merke: Wer zu faul für schwimmendes Waschen des Feldsalats ist, muss sehr vorsichtig kauen und sich einreden, dass Sand und Erde super für die Verdauung sind.

Glasteller auf grünem Platzset, auf dem Teller zwei Scheiben schwarzes Brot, darauf aufgeschnitten je eine Avocado-Hälfte, darauf Balsamico-Streifen, daneben Besteck, dahinter ein aufgeklappter Laptop

Währenddessen war Unwetter ausgebrochen: Heftiger Wind blies heftigen Regen gegen die Fenster.

Nachtisch: Panettone, Plätzchen. Warten auf Erleichterung und Ferienvorfreude, weil jetzt eigentlich Weihnachten abgehakt war.

Früh völlig erledigt ins Bett. Zu erledigt zum Lesen (das will was heißen!), aber noch nicht müde genug zum Schlafen: Ich hörte ein wenig Musik und sah aus dem Fenster in die hellgrauen Wolken, aus denen es schneeregnete.

§

HAHAHA! Das nenne ich aber mal Leser*innen-Service.
“Das große ABC der Klassik-Rechtschreibfehler”.

Von A capella bis Zarathrusta – Personen, Werke und Fachwörter, die besonders oft falsch geschrieben werden

via Kritische Masse

(Leider muss ich aber die Überschrift korrigieren: Das Alphabet heißt Abc, ABC ist die Abkürzung für Atomar-Biologisch-Chemisch. Weshalb mich das hartnäckig falsch geschriebene “ABC-Schütze” so gruselt.)

Journal Mittwoch, 18. Dezember 2024 – Weihnachtsgeschenkevollzug

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Dass ich immer wieder ein Freitagsgefühl hatte, lag nicht nur an den brutalen Arbeitstagen Anfang der Woche: In der Münchner Innenstadt machte sich bereits weihnachtliche Leere breit, es begannen die Tage ohne Parkplatzprobleme.

Der Tagesanbruch zeigte noch heiteren Himmel, aber es zog immer weiter zu. Im Büro arbeitete ich zackig auf die Freiheit eines Mittagscappuccinos im Westend hin, das klappte auch.

Mittagessen erst kurz vor zwei, weil Besprechungen um die Mittagszeit: Joghurt mit Sahnequark.

Den Nachmittag durchgeackert. Recht erledigt nur wenig spät Feierabend gemacht, denn ich hatte Pläne: Letzte Weihnachtsgeschenkbesorgungen in der Innenstadt. Der Marsch dorthin war schön, die lediglich kühle Luft erinnerte mich an das eine Kindheits-Weihnachten bei der Tante im italienischen Latio, die Luft roch auch ein wenig so.

Vor schwarzer Nacht ein paar beleuchtete Buden und ein leuchtende Kinderkarussel, Silhouetten von Mensche

Kinder-Christkindlmarkt auf der Theresienhöhe vorm Verkehrsmuseum.

In der Innenstadt arbeitete ich meine Liste zügig ab, war in allen Punkten erfolgreich und kann Vollzug melden: Alle Geschenke rechtzeitig für Christkindl im Haus, es müssen nicht die reyes bemüht werden – der spanische Migrationshintergrund lässt ja die Hintertür, dass Geschenke erst an Heilig drei König kommen. Jetzt fehlt nur noch das Einpacken. (“NUR”, HAHAHAHAHA!)

Zu Hause war ich spät, wir hatten uns die Option Christkindlmarkt für Abendessen offen gehalten. Doch die Entscheidung fiel dann doch zugunsten heimischen Nudeln mit Tomatensauce, davor hatte ich noch Zeit für Häuslichkeiten.

Auf einem grünen Tisch-Set ein weißer Teller mit Spaghetti, darauf Tomatensauce, darauf geriebener Käse, rechts vom Teller eine rote Stoffserviette, darauf Gabel und Löffel

Danach erstmal Saucenspritzer aus der weißen Bluse handwaschen.
(Die Tomatensauce war leicht scharf und enthielt Kapern – hervorragend.)

Nachtisch Früchtebrot mit Butter, Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre: Edna O’Brien, The Little Red Chairs nahm mich mit nach Irland.

§

Letzthin fiel mir eine Geschichte aus meiner eigenen Vergangenheit ein, die illustriert, wie das World Wide Web einmal war, vor über 20 Jahren. Zum Glück hatte ich sie schon 2004 in meinem Blog aufgeschrieben, einige Details waren mir entfallen.

Und dieses Web werde ich wohl nie aus meinem leicht naiven Blick aufs Internet rauskriegen (was aber auch damit zusammenhängt, dass mir aus dieser Zeit so viele Menschen-Kontakte geblieben sind).
“Anruf aus Hollywood”.

(Harlan Ellison ist jetzt auch schon über sechs Jahre tot, seufz.)

§

Hazel Brugger kennt sich im Trend moderne Hausfrau voll aus.

Journal Sonntag, 15. Dezember 2024 – Ehre der Wicked Witch

Montag, 16. Dezember 2024

Gute Nacht, auch mit längerem Schlaf als an Arbeitstagen.

Gegen zehn, als ich mich gerade für meinen Isarlauf fertigmachte, veränderte sich das bislang graue Licht vorm Fenster. Es würde doch nicht…? Doch: Da ein bisschen blauer Himmel, dort ein Fleck silberne Wintersonne.

Ich lief von Haustür zu Haustür: Alter Südfriedhof, Wittelsbacherbrücke, Thalkirchen, Maria Einsiedel und über den Flaucher (an dem sich gerade Eisbader*innen nach ihrem Eintauchen wieder anzogen) zurück. Sonne gab es nur ganz wenig, auf dem Hinweg blies ein schneidender Gegenwind, aber zumindest bekam ich gemischten Himmel statt dem Einheitsgrau über München der vergangenen beiden Wochen. Mein Körper spielte gut mit, fast keine Extraschmerzen.

Alter, parkähnlicher Friedhof mit kahlen Bäumen, Sonne bescheint zwei alte Grabsteine

Blick über einen Brückenrand auf einen FLuss, in dem sich blauern Himmel spiegelt; im Hintergrund eine Insel mit Bäumen, links am Ufer eine Kirche mit zwei Türmen

Blick auf einen Fluss, am diesseitigen Ufer ein Marterl, am gegenüberliegenden eine sonnenbeschienene Hütte

Blick einen schmalen Wasserlauf entlang, an beiden Seiten gesäumt von kahlen Bäumen, im Hintergrund ein altes Wehrgebäude, davor klein ein Kanufahrer

Frühstück kurz vor eins: Avocado auf Pumpernickel mit Crema di Balsamico, wunderbar. Dann war es schon Zeit für den Aufbruch mit Herrn Kaltmamsell zur Nachtmittagskultur, und zwar:

Manche Menschen erkennen das Vorbild meiner wundervollen roten Glitzer-Mary-Janes und rufen: “Dorothy!” Das freut mich, denn hierzulande ist Wizard of Oz von 1939 wirklich nicht Allgemeinbildung, und auch ich bin für Details auf das fundierte Wissen von Herrn Kaltmamsell angewiesen. Doch eigentlich, das füge ich inzwischen immer hinzu, bin ich Team Wicked Witch (genauer Wicked Witch of the East, auf die ich mich mit diesem Outfit bezog).

Doch erst die Rezension vergangenen Donnerstag in der Süddeutschen Zeitung informierte mich, dass es 1.) über die Wicked Witch ein Musical gibt, Wicked, das 2.) jetzt als Film in den Kinos läuft. Ich schimpfte Herrn Kaltmamsell, dass ich sowas aus der Zeitung erfahren muss, und gestern Nachmittag sahen wir ihn in den Museum Lichtspielen.

Schöner Film, sensationelle Kostüme (ich hatte auf Iris van Herpen getippt, aber nein: Paul Tazewell, der sich doch aber von ihr inspirieren hat lassen!) , wundervolle Cynthia Erivo, überraschend interessanter Charakter Glinda, Göttin Michelle Yeoh, beste Make-over-Szene ever, beeindruckender Gesang der beiden Hauptdarstellerinnen (allerdings ertappte ich mich bei dem Verdacht, da könnte heutzutage technisch nachgeholfen worden sein) – allerdings können weder Herr Kaltmamsell noch ich mit der Musical-Musik der vergangenen 20 bis 30 Jahre etwas anfangen (Andrew Lloyd Webber hat alles kaputt gemacht): Alles Hymnen, nichts könnte außerhalb dieser Musicals geschehen, fast keine eingängigen Melodien. Der eine Schlager in Wicked: “Defying Gravity”. Mir sind halt die Musicals lieber, vor allem Filmmusicals nach dem Muster: Handlung, Song, Handlung, Song. Gesungene Handlung finde ich ja auch in Opern albern. War auf jeden Fall den Sonntagnachmittag wert, wenn auch nicht 2 Stunden 40 Minuten, ächz.1

Elend beim Gedanken an die nächste Arbeitswoche. Eigentlich hatte ich als Karotte vor Augen, dass nach dem Dienstag mit Hochdruck-Einsatz (der meine Teilnahme an zwei Weihnachtsfeiern blockiert, es ist nicht alles schlecht) erstmal alles rum ist, doch jetzt sitzt mir die viel komplexere neue Sache Ende Januar im Nacken.

ABER! Es gab echtes Sonntagsessen zum Nachtmahl: Rehgulasch von Herrn Kaltmamsell, und ich durfte Semmelnknödeln dazu machen (für die ich am Freitag beim Bäcker eigens Weißbrot zum Altwerdenlassen kaufte, das fühlt sich immer irre dekadent an) (nein, es gab kein Knödelbrot). Schmeckte beides hervorragend, allerdings waren meine Knödel ein wenig desintegriert – das Wasser hatte in einem unachtsamen Moment stark gekocht (die ersten 10 Minuten hatte ich aufgepasst, die zweiten 10 Minuten bei gleichbleibender Hitzezufuhr nicht).

Vorbereiten der letzten Arbeitswoche vor Weihnachtsferien, früh ins Bett zum Lesen.

  1. Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen Filme “mit Überlänge” mehr Eintritt kosteten. Heute wäre ich bereit, für Filme unter 120 Minuten mehr zu zahlen. []

Journal Freitag, 13. Dezember 2024 – Die Geschichte meines Nudelholzes

Samstag, 14. Dezember 2024

Einen eigenen Haushalt führe ich, seit ich gerade 19 geworden war. Zu meinen ersten Anschaffungen dafür gehörte ein Handrührgerät (KRUPPSCH – besitze ich noch heute, riecht bei Einsatz manchmal ein wenig nach verbranntem Gummi, tut aber eisern seinen Dienst) sowie ein Bügeleisen samt Bügelbrett (ich komme aus einer Bügelfamilie, it’s cultural). Zu den am längsten genutzten Gegenständen in meinem Haushalt gehört fast 40 Jahre später auch dieses Nudelholz.

Auf einer hellen Arbeitsfläche in Kunstlich ein Nudelholz mit roten Griffen, das Holz der Rolle hat an einem Ende einen dunklen Einschluss

Erst neulich fiel mir seine Geschichte ein, nämlich als ich es zum Stollenbacken benutzte (meiner wird gefaltet und nicht etwas in einer Form gebacken): Es ist das Geschenk meines damaligen Freundes, als ich 20/21 war. Wir hatten uns als Volontär/Volontärin derselben Regionalzeitung kennengelernt, und der Herr war sensationell unpünktlich. Als er mal wieder Stunden später als vereinbart bei mir klingelte, öffnete ich die Tür, und er hielt mir vorsichtig ein eigens dafür gekauftes Nudelholz hin: Damit ich bei der nächsten solchen Gelegenheit dieses drohend erhoben hinter der Tür stehen konnte. Ich musste sehr lachen, es hatte seinen Zweck erfüllt.

Auch fiel mir ein, dass man diesen Scherz vermutlich heute nicht mehr machen könnte, weil die Witzbildchen von der Ehefrau, die hinter der Wohnungstür mit erhobenem Nudelholz auf ihren (betrunkenen?) Ehemann wartet, ausgestorben sind. Hurra.

Den Fehler im Holz enteckte ich erst beim Abstreifen der Papp-Umhüllung – ich finde ihn sehr schön.

§

Mittelguter Schlaf, bei Weckerklingeln wäre ich gerne noch liegen geblieben.

Der Morgen hielt sich nicht lang mit Hellwerden auf: Auf halber Strecke blieb es bei düsterem Grau. So neblig-hochneblig blieb es, in dieser Woche ein weiterer Düsterkeitsrekord.

Ich war den Vormittag über fleißig – wie viel mehr sich das so anfühlt, wenn ich geordnet Dinge abarbeiten kann, als wenn ich Querschüssen hinterher hechte.

Schöne Nachrichten aus dem Freundeskreis, ein Wiedersehen wurde in die Wege geleitet.

Mittagscappuccino beim Nachbarn.

Wieder spätes Mittagessen – aber diesmal, weil ich einen Job vorher abschließen wollte (und eh keinen Appetit hatte): Apfel aus Ernteanteil (köstlich), Pumpernickel mit Butter.

Emsiger Nachmittag. Da ich es nicht zu spät werden lassen wollte, nahm ich mich zusammen und machte Tempo. Als ich gerade guten Mut gewann, erwischte mich noch ein Auftrag – zwar mit Deadline erst in ein paar Wochen, doch zufällig in genau der Woche, die ich mir eigentlich frei nehmen wollte (einfach so mal für reines Nichtstun), und mit beträchtlichem Arbeitsumfang, den ich leider sofort absehen konnte. Andere gewinnen aus Berufserfahrung Gelassenheit, bei mir führt sie zu einem reflexartigen Blick für die involvierten Tasks und Unter-Tasks, die eine Aufgabe für mich bedeutet; und die fast immer deutlich mehr sind, als die Auftraggebenden denken. Nein: Ich kann nicht delegieren, ich bin bereits das letzte Glied der Delegier-Kette.

Es trat der Dementoren-Effekt meines Arbeitslebens ein, ohne Lebenswillen machte ich mich auf den Heimweg. Vorm Bürohaus wieder der Amslerich mit Revier-Koloraturgesang – der spinnt. Kurze Drogerie-Einkäufe.

Daheim bellte ich Herrn Kaltmamsell nur kurz an, der mir dann erstmal auswich. Plätzchenbacken (die Schneeflocken), zum Glück machte ich nichts richtig kaputt in meiner Laune. Aber der Teig war zu weich und klebte (ich wusste, dass er direkt aus dem Kühlschrank zu hart sein würde und hatte ihn bereits morgens rausgestellt, das war falsch), die Plätzchen wurden zu flach.

Yoga-Gymnastik brachte zwar keine innere Entspannung, stoppte aber zumindest das Rutschen in immer düstereres Befinden. Nächstes Mittel: Alkohol.

Auf einer vollgestellten Küchenarbeitsfläche vier Flaschen - Noilly Prat, Canadian Club, Angostura, Martini rosso - davor zwei Süßweingläser mit Bernstein-farbener Flüssigkeit und einer Cocktail-Kirsche mit Stiel

Dieser Manhattan perfect hatte eine große Verantwortung: Er musste eine Dementoren-Woche in der Arbeit gutmachen. Funktionierte ein wenig.

Das Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell zweigängig: Zunächst Jalapeños mit Frischkäse-Füllung aus dem Ofen (super und gerade nicht zu scharf), dann Ernteanteil-Spinat mit Entrecôte.

Dazu öffnete ich einen Würtemberger Lemberger/Merlot Weinkonvent Dürrenzimmern, schmeckte mir immer noch so gut, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Nachtisch Schokolade.

Schließlich machten wir die Küche ein bisschen kaputt: Der schwere Bräter, der auf dem Abtropfgitter neben der Spüle lag (unterschiedliche Auffassungen: für manche – Herrn Kaltmamsell – ist das ein Abtrockengitter, für mich ein Abtropfgitter), rutschte lärmend auf den Boden. Sprung im Bräter, Schramme im Boden. Vielleicht ist noch ein Slot im Brief ans Christkindl frei.

§

Diese Woche kam mal wieder die Idee eines Altersheims für Blogschaffende auf, in diesem Fall eine Villa Buddenbohm nach dem Vorbild der Villa Verdi. Auf Mastodon wurde die Idee weitergesponnen: Die einen beantragten Aufnahme, die anderen träumten von guter Gesellschaft, Leseabenden, gemeinsamen Essen.

Oh ja, die Vorstellung eines Bloghauses gefällt mir. Ich wiederum beantrage einen eigenen Flügel für die vielen Menschenscheuen unter uns, der nur mit expliziter Einladung betreten werden darf, und von dessen Einwohnerschaft Abwesenheit bei Geselligkeiten vorausgesetzt wird (manchmal schaffen sie es ja doch).

Journal Mittwoch, 11. Dezember 2024 – Amerika / Der Verschollene an den Kammerspielen

Donnerstag, 12. Dezember 2024

Eigentlich gute Nacht, aber einmal weckte mich das Bauchzwicken, das mich bereits am Vortag im Büro geplagt hatte – vermutlich also nicht durch eine konkrete Speise ausgelöst.

Auf einem dunklen, gepflasterten Platz stehen einige geschlossene, aber Lichter-verzierte Christkindlmarkt-Buden, im Hintergrund die Gebäude des Verkehrsmuseums

Der Dezember behielt sein Dunkelgrau gleich an, was ich aber erst im Büro richtig sah, denn erst dort wurde es hell genug für Wettereinblick.

Arbeit gut machbar, Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria, Mittagessen Pumpernickel mit Butter sowie ein paar Mandarinen.

Ich machte gestern besonders früh Feierabend, denn ich hatte abends einen Theatertermin: Da ich den ersten meines Abos Anfang Oktober wegen zu viel Arbeit verfallen hatte lassen, stieg ich erst gestern in die aktuelle Saison ein.

Ich verließ das Büro also noch vor vier, draußen hatte der Tag alle Bemühungen um Tageslicht fahren lassen und sich bereits der Abenddämmerung ergeben. Die zusätzliche freie Zeit verwendete ich für Weihnachtsgeschenkeinkäufe, zunächst im Einkaufszentrum Schwanthalerhöhe (wo es die angesteuerten Läden bereits nicht mehr gab, der ständige Wechsel dort ist kein gutes Zeichen), dann in der Sendlinger Straße (Erfolg 1), Kaufhof am Marienplatz, in umliegenden Läden (Erfolg 2).

Daheim hatte ich sogar noch Zeit für etwas Yoga-Gymnastik, bevor Herr Kaltmamsell das vorgezogene Nachtmahl servierte: Krautwickel aus eingefrorenen Ernteanteil-Kohlblättern, Nachtisch Milchreis.

Marsch zu den Kammerspielen unter Umgehung der dichtesten Christinklmarkt-Menschenansammlungen. Gespielt wurde gestern Amerika / Der Verschollene “nach dem Romanfragment von Franz Kafka in einer Fassung von Charlotte Sprenger und Olivia Ebert”, 2 Stunden 40 Minuten mit einer Pause, ich wappnete mich für Durchhalten.

Auf einer dinklen Theaterbühne steht in einem Lichtkegel ein schwarzer Fügel, links daneben ein Schauspieler im Kostüm der Freiheitsstatue

Leider konnte ich mit dem Bühnengeschehen nichts anfangen. Ein wenig wurde die Geschichte von Karl Roßmann erzählt, das halt fragmentarisch expressionistisch, jaja: fremde Umgebung, amerikanischer Erfolgsgedanke, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse. Doch was war daran Kafka? Inhalte werden schon seit Jahren nicht-realistisch auf die Bühne gebracht, sondern mit grotesken, absurden Erzählmitteln, in grellbunten Schlaglichtern. Kafkas literarische Weltsicht ist längst die Basis aller Inszenierungen.

Wie immer sehenswert: Die Schauspielerinnen und Schauspieler, allen voran Katharina Marie Schubert in der Hauptrolle, die sensationell wandelbare Jelena Kuljić, Philipp Plessmann als Freiheitsstatue und am Piano, Maren Solty und Johanna Kappauf sehe ich immer gern. Lustige, kreative Kostüme und Perücken gab es auch (Aleksandra Pavlović), aber das reicht nicht für einen so langen Theaterabend. Abschließend trat Maren Solty an die Bühne und las einen Appell gegen die Streichungen im Münchner Kultur-Etat vor, forderte zum Unterzeichnen eines offenen Briefs auf.

Der Zuschauerraum war anfangs nicht mal zur Hälfte gefüllt, nach der Pause nur noch zu einem Drittel – was mir immer ungemein für die Truppe auf der Bühne leid tut (weswegen es sehr viel mehr braucht als eine Inszenierung, die an mir vorbeigeht, um mich zum Aufgeben zu bringen).

Zackiger Marsch durch die dunkle Innenstadt mit überraschend viel Unterwegs-Volk, damit ich nicht allzu spät ins Bett kam.

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“Umwelthilfe geht wegen Straßenlärm gegen 21 Städte vor”.
Wollen wir raten, wie die Boulevard-Schlagzeilen dazu aussehen? Ich fange an:
MAULKORB FÜR PKW
SCHLUSS MIT ‘JETZT RÖHR I’
MOTORVERBOT FÜR MÜNCHEN

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Kirsten Fuchs slamt über Hitzewallungen, und es sollte viel mehr wütend über diesen Scheiß geslamt werden.

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https://youtu.be/EB-6ZDVcqq4?si=-wUkQuHGc9DsjrYr

via @maske_katja