Journal Montag, 9. Dezember 2024 – Frische Arbeitshölle
Dienstag, 10. Dezember 2024Bloggen über Morgenkaffee untermalt von vielerlei Krähen-Geräuschen: Die mächtigen kahlen Bäume um den Balkon fungieren derzeit als Schlafbäume, und am Morgen gibt es wohl viel zu erzählen.
Marsch in die Arbeit in dunkelgrauem, kalten Wetter knapp über Null, aber zumindest regnete es nicht. Nicht nur vor unserem Balkon gab es viele Krähen, über Ludwigsvorstadt und Theresienwiese murmurierten riesige Schwärme.
Nach Hochfahren des Rechners und Öffnen des Postfachs die inzwischem Montagmorgen-übliche Hektik, bis ich die Entwicklungen des Wochenendes nachvollzogen und die sich daraus ergebenden Aufgaben umgesetzt hatte. Noch zwei volle Arbeitswochen bis Weihnachten, es ist noch sehr, sehr weit bis zur erleichternden Aussicht auf Ferien.
Über den Vormittag schlugen wieder die Wellen unvorhergesehener Jobs über mir zusammen. Eine Aufgabe, die ich mir auf diesen Montag verhältnismäßig knapp vor Deadline geschoben hatte inklusive auch nur Nachdenken darüber, einfach weil ich vorher keinerlei Kapazitäten dafür hatte – stellte sich in dieser Zeitknappheit als gar nicht erledigbar heraus, ich hatte die falsche Rolle dafür. Das und die damit einhergehende Panik hinderten mich am Mittagscappuccino, doch Koffein wäre bei meiner Grund-Zittrigkeit ohnehin verheerend gewesen. Und in dem dunkelgrauen Regen hätte ich nicht mal aus dem Marsch an frischer Luft Genuss gezogen.
Montag 12 Uhr, und ich war eigentlich bereits durch mit der Woche, hatte bereits Denkaussetzer, bei denen ich vor dem Bildschirm sitzend nicht mehr wusste, was ich auf dem Dokument vor mir eigentlich tun wollte.
Querschüsse, Abrufbereitschaft für Einspringen – es wurde zwei, bis ich wenigstens etwas essen konnte: Apfel, Mango mit Sojajoghurt.
Nachmittags bekam ich ein wenig Luft durch die Absage eines Termins von jemandem, der noch mehr um die Ohren hatte als ich.
Nicht allzu später Feierabend, Heimweg in Nieselregen über Lebensmitteleinkäufe und erste Weihnachtsgeschenkkaufversuche (wie können Menschen ihre Weihnachtsgeschenke schon vor Advent beisammen haben, wenn man doch erst im Advent die Briefe ans Christkind schreibt?).
Nach stundenlangem Zusammenreißen im Büro zeigte sich meine wahre Laune, als ich daheim beim Öffnen des Wintermantels kurz davor war, den sich sperrenden Knopf durch brutales Reißen zu öffnen. Häuslichkeiten, dann eine Runde sportliche Yoga-Gymnastik.
Als Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell die Ernteanteil-Pastinaken nach einem englischen Rezept zu: Eine Kasserole mit Chorizo und Lauch (und Sherry und Petersilie und Zitronenschale), ganz überraschend gut. Nachtisch Panettone UND Schokolade. Herr Kaltmamsell merkte an, dass er sich auch an anderen als dem Freitagabend nach ersten Alkohol ganz gerne mit mir unterhalten würde, ich war mal wieder zu keinem Gespräch fähig.
Beim Fernseherlaufenlassen stolperte ich in die WDR-Doku “Hape Kerkeling: Total normal” und blieb hängen. Zwar hatte ich live von dem Komiker gerade mal in den 1980ern die Hannilein-Figur mitbekommen, doch er ist ja Kanon und so wusste ich von seinen Shows, dem Outing, den Liedern, der Wanderung, den Filmen, den größten Sensationen (“Hurz!”) – der Mann und sein Werk sind (west-)deutsches Kulturgut. Der Junge muss an die frische Luft hatte ich sogar im Kino gesehen und gemocht. Und so sah ich seine Biografie wirklich interessiert – dass jemand bereits zu seinem 60. Geburtstag so viel und laut geehrt wird, macht allein schon seine Bedeutung klar.
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Eine schöne Folge “Sachverstand” in den Übermedien: Bestatterin Sarah Benz kritisiert die Darstellung von Tod, Abschied und Trauer in Medien:
“‘Im Film ist Trauer immer etwas, das gemanagt werden muss”‘.