Journal Dienstag, 4. Januar 2022 – Keine iphone-Reparatur, Spider-Man: No Way Home
Mittwoch, 5. Januar 2022 um 7:52Guter Schlaf, aufgewacht zu grauem Tag. Wieder keine Zeitung im Briefkasten (dafür mal wieder in zwei anderen, deren SZ-Abo mir neu wäre – wahrscheinlich eine Verwechslung, aber ich nehme nicht auf Verdacht die Zeitung aus dem Briefkasten von Nachbarn).
Mein Rettungsversuch altes iphone (Modell 6s, gekauft 4/2017 – also nicht SO alt) scheiterte leider. Vormittags hatte ich wegen der unscharfen Fotos und des schwächelnden Akkus einen Termin bei Apple in der Rosenstraße. Nach dem Ergebnis des Diagnose-Laufs wurde mir angeboten, die Kamera zu reparieren und den Akku zu ersetzen, diese 114 Euro war mir die Rettung des Geräts vor dem Status “Müll” wert. Ich wurde mehrfach gewarnt, dass ein neues Betriebssystem schon im Herbst manche Apps überfordern könnte, doch auch ein halbes Jahr längerer Gebrauch schien mir attraktiv. Zudem konnte ich das Gerät bereits nach unter eine Stunde wieder abholen, auch das kam mir entgegen.
Nur dass man mich beim Abholen enttäuschen musste: Das Öffnen des Telefons habe einen Wasserschaden angezeigt (man zeigte mir ein Foto vom Inneren mit einem roten Lämpchen), deshalb dürfe es nicht repariert werden. Von einem Moment auf den nächsten hielt ich Müll in der Hand. Zwar bin ich mir sehr sicher, dass das Gerät nie getaucht hat, doch Feuchtigkeit beim Tragen am Körper beim Joggen oder ein paar Regentropfen beim Wandern – das hatte es durchaus abbekommen. Das muss ich erst mal verdauen, bis ich mir Gedanken über ein eventuelles Nachfolgemodell mache.
Während des Wartens aufs Smartphone hatte ich beim Konen eine Jeans gekauft – wie in alten Zeiten perfekt beraten von einer Angestellten, die meinen verzweifelten Blick auf die unzähligen Hersteller-Stationen mit unter anderem Jeans aufgefangen hatte, die ihr Sortiment kannte und mir daraus Modelle nach meinen Angaben in die Umkleide reichte, mich zudem mit bayerischer Anatomie-Benennung erfreute: “Hätt i jetza ned denkt, dass Sie so lange Fiaß ham.” (Ich brauchte eine längere Jeansgröße als vermutet.) Resultat: Neben einer schwarzen und roten besitze ich jetzt auch eine klassische blaue Jeans, die mir passt. Anschließend beschwingte Lebensmitteleinkäufe.
Doch nach der Enttäuschung im Apple-Laden kehrte ich appetitlos heim, machte mir lediglich einen zweiten Milchkaffee. Später dann doch noch Frühstück: Granatapfelkerne und Banane (darauf hatte ich beim Einkaufen seltenen Gieper gehabt) mit Quark.
Den Nachmittag verbrachte ich in der Küche, denn ich hatte mich für die Abendessen-Zubereitung gemeldet: Es sollte Meatball Sandwiches geben. Das dauerte länger als erwartet (über zwei Stunden), ich wurde knapp fertig, bis wir zum vorabendlichen Kinobesuch aufbrachen: Spider-Man: No Way Home im Matthäser.
Multiplex-Kinos sind für mich ja ungewohnt; obwohl für die Vorführsäle nicht mal ein Drittel der Plätze verkauft werden dürfen, gab es eine lange Schlange am Eingang zum Check der Impf-Zertifikate. Der Film war vergnüglich (allerdings auch dieser mit zweieinhalb Stunden zu lang – gibt es ein Verbot für nur 90 Minuten lange Filme, das mir bislang entgangen ist?), ich mochte den neuen Gedanken, dass man Superschurken nicht unbedingt töten muss, sondern auch versuchen kann, sie zu bessern. Außerdem ermöglichte das Multiverse-Konzept der Handlung (das uns den Filmvorschauen zufolge erst mal bleiben wird) ein Zusammentreffen aller drei bisherigen Spider-Man-Darsteller der vergangenen Jahrzehnte: Nicht nur sah ich den gealterten Tobey Maguire wieder (der immer mein Spider-Man bleiben wird), sondern die drei hatten endlich die einzig passenden Gesprächspartner für Austausch über die vielen inneren und äußeren Seiten der Spider-Manigkeit – rührend. Zendaya und William Dafoe großartig, das Drehbuch ermöglicht mit dem Ende einen weiteren Neuanfang der Serie.
Zu Hause überbuk ich die Meatball Sandwiches als Abendessen, verwendete dazu die letzten Scheiben selbst gebackenes Weißbrot – sehr gut.
Im Bett las ich Blai Bonet, Frank Henseleit (Übers.), Das Meer aus. Ich weiß ja nicht. 1958 auf Katalonisch veröffentlicht, spielt der Roman nach dem Bürgerkrieg in einem Lungensanatorium auf Mallorca und besteht aus Monologen von einzelnen Personen (Patienten und Personal), die vage die Geschichte eines Mordes zu Beginn des Bürgerkriegs erzählen, vor allem aber die Gedanken dieser Personen über sich selbst und die anderen Monologisierer*innen.
Die spanische Version wird vermarktet als „metaphysical novel as exemplified by Dostoyevsky“ – und an Dostojewski musste ich bei den verquasten und schier endlosen theoretischen Abhandlungen über Unschuld und Schuld in den Augen des katholischen Gottes durchaus denken, über Sünde, moralisches Verderben und Versuchung – was nicht als Kompliment gemeint ist, weil IM ERNST?! Ich will mich keineswegs über Menschen lustig machen, die sich mit solchen Fragen martern, denn Marter und Pein sprechen aus diesen Monologen der Protagonisten ganz deutlich. Aber sie liegen meinem eigenen Nachdenken über Ethik sehr fern, wie fast alle Metaphysik. Mit seiner zusätzlichen Handlungsarmut und seinen angestrengt-poetischen Beschreibungen (die mögen aber ebenso wie die orthografischen und grammatikalischen Fehler der Übersetzung und mangelndem Lektorat zuzuschreiben sein) ging der Roman komplett an mir vorbei.
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Handgestrickter Gartenzaun. (Verwendet wurde Garn für Fischernetze.)