Ausgeschlafen, und das auch noch gut.
Am dritten Tag konnte ich die Augen nicht mehr davor verschließen: Das ist tatsächlich eine leichte Blutung, meine blöde Gebärmutter will es doch noch mal wissen und hat ordentlich Schleimhaut geklöppelt, der Zähler der Tage seit letzter Menstruation saust von 335 zurück auf 0, keine Menopausenfeier im Februar, zefix.
Gestern war nochmal Schwimmen im Dantebad geplant, doch als ich bereits gepackt hatte und vor Anziehen und Losradeln nur kurz duschen wollte, hatte ich eine superoriginelle Idee: Ich könnte einfach nicht zum Schwimmen gehen und statt dessen alle sonstigen Vorhaben (Einkäufe, Frühstück, Zeitunglesen) supergemütlich und ohne genaue Taktung durchführen. Das machte ich dann einfach!
Das Wetter war hell und kalt, aber nicht unter Null, manchmal sah ich Schneeflocken, manchmal Sonne. Ich zog los zu einer Runde Lebensmitteleinkäufe für die nächsten Tage, besorgte auch Frühstückssemmeln.
Meine zweite Runde in die Innenstadt legte ich über den Odeonsplatz, um mal wieder Automatenfotos für mein Langzeitprojekt zu machen; aus dem Jahr 2021 gibt es nur eine einzige Aufnahme, das sollen dieses Jahr wieder mehr werden.

Leider musste ich feststellen, dass auch dieser Automat überbelichtet (neben dem am Josephsplatz und dem am Goetheplatz) – eigenartig, vor neun Jahren bekam ich in dem Automat derselben Firma am Sendlinger Tor noch Passfoto-Qualität.
Nächster Einkaufspunkt: Haushaltswaren-und-alles-Geschäft Kustermann auf der Suche nach einer besonders großen Seifendose (für meine Lavendel-Peelingseife) – vergeblich, ich bestellte später dann doch eine aus der großen Auswahl im Internet.
Zuletzt spazierte ich zum Eataly wegen Spaghetti chitarra – und in der Hoffnung, den einen oder anderen hochwertigen Panettone für die Hälfte abzustauben. Doch die Weihnachtsware war bereits verschwunden.
Zu Hause hatte Herr Kaltmamsell die Orangensauce aus den vielen Gläsern zurück in den Topf geschüttet und kochte sie nochmal. Die Marmelade wurde recht dunkel, und nun befürchtete er, Orangenkonfekt (wie Quittenbrot) produziert zu haben. Test beim Semmelfrühstück ergab: Perfekte Konsistenz, keineswegs schnittfest.
In aller Ruhe las ich Twitter und Zeitung. Anruf des Optikers, meine Sonnenbrille sei fertig. Die holte ich in früher Winterdunkelheit und bei leichtem Schneefall ab, auf dem Rückweg gönnte ich mir einen Strauß Blumen: Der Blumenladen in unserer Straße hatte schon vor einer Weile mit neuem Besitzer wiedereröffnet, jetzt dachte ich endlich mal zu seinen Öffnungszeiten an einen Einkauf.
Für den Abend und zum Feiern des Ferienabschlusses hatten wir einen Tisch im neuen vegetarischen Ableger des Käfer-Restaurants reserviert, im Green Beetle – wir sind ja beide immer noch auf der Suche nach einem Münchner Pendant unseres Restaurant-Lieblings in Brighton, dem vegetarischen/veganen Food for friends. Wir nahmen die U-Bahn, auf den letzten 500 Metern zu Fuß schneite es nass.
Wir wurde herzlich in sehr angenehmen und luftigen Räumlichkeiten begrüßt (und auf Impfstatus überprüft), dann verbrachten wir drei ausgesprochen schöne Stunden mit guten Speisen und Getränken.


Die Karte holten wir uns über QR-Code auf unsere Handys – die so bei den Speisen ganz gut lesbar war, die Weinkarte las sich damit allerdings sehr mühsam, ich sehnte mich nach einer klickbaren Navigation. Als Aperitif bestellte wir beide den “Signature Drink” Cinnamon Wiskey Sour – den gab es gestern allerdings nicht, sondern nur die klassische Version. Schmeckte frisch und gut. Wir entschieden uns für das vegetarische Menü in vier Gängen, dazu bat ich von der Weinkarte um den 2020 Sauvignon Blanc vom rheinhessischen Weingut Keth, das ich von ein paar anderen Weinen kannte. Doch auch den gab es nicht, auch nicht einen anderen Jahrgang, uns wurde statt dessen ein Gelber Muskateller Fiedesser aus dem österreichischen Weinviertel empfohlen – passte gut, schmeckte ganz wunderbar.

Als Gruß aus der Küche gab es Papierbrot und saures Gemüse, ein Schälchen mit Zwiebel-Hack und Karottenreduktionn – sehr gut.

Der erste Gang war gleich mein Favorit des Abends: Französische Brioche (schmeckbar die Version mit viel Butter) mit hauchdünner Steckrübe und mit Apfel, ein Viertel karamellisierter Chicorée.

Zur schön wärmenden und intensiven Champignon-Essenz wurde eine Polenta-Schnitte mit Estragon serviert, ganz wunderbar.

Das Krautwickerl war mit Sauerkraut gefüllt, ergänzt mit Birne, Pastinaken, Zimt – klasse.

Als Dessert gab es “Münchner Honig”: Mais-Ganache, Fingerlimette, Toffee Eis – eine erfreuliche Mischung aus knusprig und cremig. Zum Espresso stellte uns der aufmerksame Service ein Tellerchen mit Canelé, die seit einiger Zeit durch die Foodblogs geistern, jetzt weiß ich endlich, wie die schmecken (eher ein Textur- denn ein Geschmackserlebnis).

Satt und zufrieden gingen und fuhren wir heim durch nassen Schnee. Ein Münchner Food for friends hatten wir zwar nicht gefunden, das Green Beetle ist viel edler, doch zumindest eine ernst zu nehmende Anlaufstelle für ambitionierte und Zutaten-zentrierte Gemüseküche.
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Einen Clip von ihm habe ich ja schon verlinkt, jetzt empfehle ich den gesamten Tiktok von @adrianbliss – er ist ZU gut. Aktueller Liebling: Shrimp on Noah’s ark. (Wie er immer wieder in die Kamera guckt, wie so Passanten, die vom Fernsehen interviewt werden <3 <3 <3) 
die Kaltmamsell