Bahngeschichten: Souvenirs

Samstag, 24. September 2005 um 18:23

Der alte Schaffner im ICE hat die Geduld eines sächsischen Engels. In allen Details sucht er den jungen Eltern – Hautfarbe und Akzent deuten auf ferne Herkunft hin – die Anschlussverbindung von München zum Flughafen heraus. Er bespricht Umsteigemodalitäten, Wege, Zeitabstände, er diskutiert eingehend die Rolle des vielen Gepäcks und des Kinderwagens. Liebevoll malt er eine Skizze des Wegs vom Ankunftbahnsteig zum S-Bahn-Gleis. Endlich ist die beste Lösung gefunden.

Abschließend wendet er sich dem Baby zu: “Och, dor is ja noch ganz frisch!” Er kramt in der Innentasche seines dunkelblauen Schaffnerjackets und zieht ein buntes Papierbildchen heraus. Dann stempelt er es mit dem Fahrkartenzwicker und überreicht das Kärtchen der Mutter: “Da steht die Zugnummor drauf un das heutige Datum. Für seine allorerste Fahrt mit ‘nem Zuch.”

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Bahngeschichten: Souvenirs“

  1. luziana meint:

    ich mag solche leute! sowas macht mich immer gluecklich! gibt viel zu wenige von dieser sorte

  2. Stefan meint:

    Das war sicher eine Kinderfahrkarte. Die bekommen kleine (und kleinste) Kinder, für die in der Bahn noch keine Fahrkarte erworben werden muss. Die sind dann natürlich ganz stolz, auch eine Fahrkarte zu haben :-)

  3. Stefan meint:

    Nebenbei: das ist eben noch CRM nach Art der Old Economy :-)

  4. Tanja meint:

    Wunderbar, angemessen, nützlich, völkerverständigend und doch “urchig”.

  5. sowosama meint:

    Heute abend auf dem Bahnhof Brandenburg an der Havel:

    ich komm mit meinem Fahrrad um 17:57 ins Bahnhofsgebäude, ohne zu wissen wann der näxte Zug nach Berlin fährt: oh, schon um 18:01 und ich hab noch keine Fahrkarte.

    Ich renn zum Bahnsteig 3, eine Schaffnerin steht neben einem Fahrkartenautomaten beim wartenden Zug. Ich erzähl ihr mein “Leid” und sie fängt sofort an am Automaten rumzutippen. Geld in den Automaten geworfen, Fahrkarte eingesteckt, in den Zug gestiegen und los gings!

    Auch von solchen Leuten könnte die DB ein paar mehr brauchen.

  6. schoko-bella meint:

    die welt ist nicht soo schlecht, manchmal.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.