Herrschaftswissen Handarbeit

Sonntag, 2. Oktober 2005 um 10:24

Bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts gab es an bayerischen Schulen nach Geschlecht getrennt Handarbeits- und Werkunterricht. Ich kam 1973 in die erste Klasse, hatte also in der Grundschule und in der Unterstufe des Gymnasiums das Fach Handarbeit.

Aus dem Grundschul-Handarbeiten erinnere ich mich noch an einen riesigen Stickrahmen auf einem Stativ, an dem uns mit einem taudicken Faden und einer stockartigen Nadel das Sticken gezeigt wurde. Ähnliche Dimensionen hatten das Strick- und das Häkelzeug, mit denen uns Strick- und Häkelmaschen beigebracht wurden. Die Handarbeitslehrerin war meiner Erinnerung nach alt, dick und bebrillt; am deutlichsten hängen geblieben ist mir, dass sie meinen spanischen Nachnamen hartnäckig französisch aussprach.
Ich war ein hoffnungsloser Fall: Basteln war ohnehin nicht das Meine, die fieseligen Techniken, die das Fach Handarbeit von mir verlangte, überforderten mich völlig. Außerdem interessierten sie mich nicht die Bohne, welches Kind sehnt sich schon nach selbst gestrickten Turnbeuteln, gehäkelten Topflappen oder gestickten Kissenüberzügen. Die Stücke, die ich zur Benotung vorlegen musste, wurden glücklicherweise zuhause fertig gestellt, so dass meine Mutter Ausrutscher im Zeugnis verhindern konnte.

Im Gymnasium war dann aufwendigeres Stricken, Häkeln, Sticken dran, zudem Nähen mit der Hand und der Nähmaschine. Allerdings gab es zusätzlich Nachmittagswerken als Wahlfach. Da ich als ausgesprochen unmädchenhaftes Mädchen irgendwie vermutete, diese Inhalte könnten mir mehr liegen als der verzweifelte Kampf mit der viel zu schnell nadelnden Nähmaschine, meldete ich mich umgehend an. Leider versagte ich dort genauso. (Wenn ich mir heute die Ergebnisse meiner zwei Jahre Werkunterricht anschaue, kann ich aber dem, äh, Expressionismus der Arbeiten durchaus etwas abgewinnen.)

Als Teenager nähte ich mir zwar das eine oder andere Kleidungsstück, die Techniken dafür leitete ich mir allerdings einfach selbst her (Hose = aus einem Stück Stoff zwei Hosensilhouetten ausschneiden, mit der Nähmaschine zusammennähen, für besseren Halt am besten jede Naht zweimal, obenrum einen Tunnel für einen Strick zum Zusammenziehen basteln, voila. Farbe des Fadens danach auswählen, was in Mutters Fadenkiste am meisten vorhanden ist, und was als Unterfaden für die Nähmaschine bereits umgewickelt.) Stricken, in den 80ern für die Teenagerentwicklung unabdingbar, brachte ich mir mithilfe von Frauenzeitschriften selbst bei.

Aber.
Heute saß ich Knöpfe und eine abgerissene Gürtelschlaufe annähend auf dem Sofa. Alle paar Monate mache ich das gar nicht ungern. Und als ich zum Fingerhut griff (Nähen durch vierlagigen Jeansstoff, autsch), wurde mir klar, dass ich zumindest die Technik des Handnähens regelmäßig anwende. Schön sind die Ergebnisse nie, aber das Zeug hält – eher bricht der Stoff. Was mich zur Frage bringt: Was machen all die männlichen Generationen, denen man dieses Wissen verweigert hat? Oder wird das beim Militär nachgeholt?

Denn ich erinnere mich, dass während einer Elftklassfahrt in Griechenland ein netter Mitschüler zu mir kam und mich allen Ernstes darum bat, ihm einen statisch unbedingt erforderlichen Knopf anzunähen. Allein schon mein entgeisterter Blick brachte ihn von der Bitte ab.

die Kaltmamsell

22 Kommentare zu „Herrschaftswissen Handarbeit“

  1. Jörg meint:

    Würde ich auch gerne wissen. Vielleicht outen sich ja ein paar. Als Sohn eines selbstständigen Sattlers habe ich mir schon mit 3 Jahren mit der Nähmaschine die nadel durch den Daumen gejagd. Was später aber zumehmend besser geworden ist. Also eher untypisch. Gibt es wirklich Handarbeitskurse bei der Bundeswehr?

  2. Fireball meint:

    Ich hab das mit dem Nähen mal versucht, als ich der Meinung war, dass ich die Hose, die ich fürn Karneval kaputt geschnitten hatte, mit ein wenig Farbe sicher so sehr nach Punk aussehen würde, dass ich sie anziehen könnte.
    Die Hose muss irgendwo in dem nassfeuchten Reich der Waschmaschinen und Trockner verloren gegangen sein…

  3. kelef meint:

    ich war schon immer der meinung, dass es sich mit vielen fertigkeiten wie mit dem singern verhält: es handelt sich um genetische dispositionen. man kann es, oder nicht. besondere fertigkeit erlangt man durch üben, aber wenn die grundlage im gehirn nicht angelegt ist, kann man nix tun.

    zwei fälle aus meiner nächsten umgebung belegen dies: eine freundin wollte, da ich immer alles selber strickte, häkelte und nähte (von handschuhen bis zu bodenlangen kleidern) diese fertigkeiten auch erlernen. unbedingt. sie hat sich jahrelang heulend gequält, sie hat vor zorn gebrüllt, es wurde einfach nichts aus ihren bemühungen. sie kann aber ausgezeichnet kochen und backen, mit kindern basteln, etc. und sie kann singen.

    und wenn meine tochter einen knopf annäht, kann man davon ausgehen, dass er sich spätestens drei tage später wieder verselbständigt hat. von anderen diesbezüglichen tätigkeiten ganz zu schweigen. sie kann aber ausgezeichnet kochen und backen, fussböden verlegen, werkzeuge bedienen, möbel tapezieren, lampen montieren, ausmalen etc. – für den rest bin ich zuständig. sie ärgert sich zwar masslos darüber, aber so ist es eben. und sie kann singen.

    dafür: wenn ich versuche, kekse zu backen oder einen kuchen (von torten träume ich noch nicht einmal), dann ist es besser ich werfe die zutaten gleich vorweg in den müll, denn essen kann man das ergebnis sicherlich nicht. dafür kann ich kochen, fussböden verlegen, lampen montieren, basteln, etc. und wenn ich versuche zu singen, heult die hunt vor angst, die pflanzen beginnen zu welken und die milch wird sauer.

    im zweifelsfall sag ich immer: leute, ich kann so viel, aber das kann ich eben nicht. wäre ich gott, sässe ich nicht hier.

  4. Wendelbald Klüttenrath meint:

    Zu meiner Schulzeit gab es Handarbeitswissen für die Jungen dann, wenn diese nicht am Religionsunterricht teilnehmen wollten. So wurden auch Heidenkinder wie ich zu den missionarischen Bemühungen des Religionslehrers getrieben, denn schließlich konnte man das mühsam erarbeitete, noch ganz frische Image als harter Kerl nicht dadurch riskieren, daß man, von kichernden Mädchen beäugt, zu Nadel und Faden greifen mußte.

    Diese Abwahl der Handarbeitsstunde erwies sich nur wenige Jahre später als Fehler. Gerade flügge geworden, saß ich in meinen ersten eigenen vier Wänden und nähte mir versehentlich fast meinen Daumen statt den abgefallenen Knopf an ein Hemd. Erst ein Jahrzehnt, viel Blut und unzählige Flüche später war ich endlich in der Lage, Knöpfe anzunähen, die sich nie mehr lösen und Lücken in Nähten zu schließen, die sich nie mehr öffnen.

  5. Stefan meint:

    Vielleicht war das Erlebnis mit dem Hosenknopf ja auch ein hilfloser Kontaktanbahnungsversuch. Dass Ihr im Gymnasium noch stricken musstet, wundert mich sehr: unsere Schülerinnen im Osten waren da viel emanzipierter :-)

    Ich bin auch 1973 in die Schule gekommen und bei uns gab es sogar schon in der Vorschule einen Kurs zur — heute würde man das zumindest so sagen — Entwicklung der Feinmotorik. Wir haben zum Beispiel geflochten, ausgeschnitten und ein wenig gestickt. In der Schule gab es bis zur vierten Klasse “Nadelarbeit” als fakultatives Fach und ich bin nicht ganz sicher, ob “Schulgartenarbeit” ebenfalls fakultativ war. Ich habe jedenfalls immer nur an der Schulgartenarbeit teilgenommen und kann mich noch erinnern, dass die vierte Klasse im Herbst immer umgraben durfte. Was waren wir stolz! :-)

    Werkunterricht war immer obligatorisch (bis zur sechsten Klasse) und das habe ich nicht so sehr gemocht. Mangels Material und Ideen haben wir dort eher hässliche und kitschige Dinge produziert, die dann jedes Jahr an die Verwandschaft verschenkt wurden. Ich hatte eben schon mit zehn Jahren einen gewissen Geschmack oder habe die Reaktionen der Verwandten zu sensibel aufgenommen — jedenfalls bin ich mit dem Thema Werkunterricht nicht warm geworden.

    Von der siebten bis zur zehnten Klasse haben wir dann “Produktive Arbeit” in einem richtigen Betrieb gehabt und das war einerseits Lernen, andererseits richtig mit Leistung verbunden. Wir haben Küchengeräte zum Zerkleinern von Obst/Gemüse, Toaster und Teile von Waschmaschinen hergestellt, die dann zum Teil im Westen unter einer bestimmten Marke bei “QUELLE” verkauft wurden. Wären wir nicht so fleißig gewesen, dann wäre die DDR noch eher zusammengebrochen :-)

    Bei der Bundeswehr dürfte es nicht mehr notwendig sein, ein Kleidungsstück selbst zu flicken. Und einen Knopf anzunähen ist ja nun wirklich trivial: Da schaut man sich halt an, auf welche Weise die anderen Knöpfee angenäht sind. Ich vermute doch mal, dass die Soldaten das eher aus prinzipiellen Erwägungen nicht können wollen.

  6. Michael meint:

    Gerade das Knopfannähen lässt sich spannend und technisch anspruchsvoll gestalten. Ich nähe meine Knöpfe mit der Maschine, Vorschub auf Null, mit Zickzackstich. Die Zickzackbreite ist so zu wählen, dass die Nadel durch die Löcher im Knopf sticht, sonst fliegt sie einem um die Ohren oder ins Auge.

    Thank god, I’m Brillenträger.

  7. dabbelju4tu meint:

    Habe eben einen wichtigen Knopf an meine Hose genäht. Der geht garantiert nie wieder los.

  8. Georg meint:

    Zur Grundausrüstung eines Wehrdienstleistenden der Bundeswehr zählt tatsächlich auch Nähzeug (Nadeln und schwarzer Faden, wenn ich mich recht erinnere). Dessen Handhabung wurde uns damals jedoch nicht näher erklärt – geschweige denn, dass wir das Nähzeug tatsächlich gebraucht hätten.

    Männliche Generationen, denen man dieses Wissen verweigert hat, gehen meiner Erfahrung nach selbstverständlich davon aus, dass die Ehefrau/Freundin/Mutter/etc. solcherlei Aufgaben zu übernehmen habe. Ich, in den 80ern in den Genuß von Handarbeitsunterricht gekommen (eine recht frustrierende Angelegenheit), kann immerhin Knöpfe annähen. Bei aufwendigeren Näharbeiten o.ä. bitte ich auch lieber meine Freundin – nicht aus Selbstverständlichkeit, sondern im Interesse des Kleidungsstücks…

  9. Lila meint:

    In unserer Ehe sieht es so aus: ich wurde von meinen Eltern aus dem Handarbeitsunterricht genommen und statt dessen in den Kunstunterricht zu den Jungens gebracht – was mir besser gefiel, und die Jungens nicht gestört hat. so habe ich außer den Grundschul-Handarbeiten (die meine Mutter seufzend und recht ungeschickt fertigstellte, unvergessen sie süße Giftigkeit meines Vaters: “Gertrud, du hast in Handarbeiten schon wieder nur eine Drei!”) nie was gelernt.

    Mein Mann dagegen hat am gleichberechtigten Kibbuz-Unterricht teilgenommen, kann nähen und zwar richtig! Sowohl per Hand als auch per Maschine. So hat er zu Anfang sämtliche Hosenknöpfe übernommen. Es waren sowieso seine.

    Jedoch als der Kibbuzbrauch vorsah, daß ich zum vierten Geburtstag meines Kindes seinen Namen in die berühmte Tischdecke einsticken mußte – da setzte ich mich hin und lernte mittels Burda perfekt Nadelmalerei (keine Zählstickerei, Zahlen sind nicht mein Ding, nicht mal mit der Nadel). Inzwischen bin ich im Kibbuz bekannt als gute Stickerin, und habe schon vielen Kindern ihre Lieblingstiere neben den Namen auf der Tischdecke gestickt.

    Mysteriöserweise hat seitdem mein Mann das Nähen verlernt, so wie ich keine Bohrmaschine mehr anfasse – dabei war doch das Abiturgeschenk meiner lieben Eltern: Trittleiter, Bohrmaschine, gut gefüllter Werkzeugkasten und ein paar Praxisstunden… Ich war mal eine selbständige Frau, heute rufe ich selbstverständlich nach dem Gatten, wenn ein Regal angedübelt werden muß.

    Wie kann ich mich über Genderizing ärgern, wenn ich selbst so gut darin bin???

  10. Stefan meint:

    @Lila: Das ist keine süße Giftigkeit, sondern feine Ironie :-)

    [genderizing]
    Als wir kurz vor dem Ende der DDR heirateten, war so ein Wort wie “gender” bei uns einfach noch nicht bekannt. Ich denke, dass wir beide etwa gleich viel in die Ehe eingebracht haben. Da meine (sehr nette) Schwiegermutter nicht so toll kochen kann, konnte meine Frau zu Beginn der Ehe nur ganz wenige Gerichte. Ich hatte dagegen damals schon großen Spaß am Kochen und meine Frau hat auf diesem Gebiet vieles von mir gelernt. Dafür kann sie perfekt backen. Heute haben wir abgegrenzte Gerichte und es gibt einen (geschauspielerten) Streit, wenn da jemand eine Grenze überschreiten möchte.

    Genäht wird bei uns relativ selten. Meist wachsen die Kinder aus den Sachen heraus, bevor sie kaputtgehen :-) — Meine Frau verwendet noch eine alte Naumann-Nähmaschine und das Nähen ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln geblieben (das Annähen eines Knopfes zähle ich mal nicht wirklich zum Nähen).

  11. croco meint:

    Von Mutters Seite aus herrscht bei uns Matriarchat, Frau kocht, backt, bügelt, näht und flickt.So hat mein Mann alle Fähigkeiten, die er nachweislich hatte, abgestritten und nie wieder einen Knopf angenäht.Zu Hause tate er es wohl, meine Schwiegermutter macht nämlich alles husch-husch.Und er wollte es ordenlich haben, hat er jetzt auch ;-)

    Meine Handarbeitslehrerin hatten es schwer mit mir.Ich wollte keine Socken stricken, und keine Handschuhe, und keine Bären. Sie drohte mit allem, auch damit,dass ich im späteren Leben nie Socken haben würde.Nachdem ich auf die Kaufbarkeit der selben hingewiesen hatte, war der Ärger da.
    Ich habe gerne eigene Sachen gemacht, irgendwas erfunden, ein neues Muster, Nieten und Reißverschlüsse dorthin , wo sie nicht gedacht waren.
    “Datt widdd doch nüschddd” hörte ich laufen sagen. Ich blieb stur,Stunde um Stunde, und wartete auf ihr übliches “Datt iss doch noch watt jewoarden”.
    Und so setzte ich hier Frau Äppler ein Denkmal: ich hab gelernt, dass Stursein auch zum Erfolg führt.

  12. kid37 meint:

    Ich habe tatsächlich als einziger Junge am Handarbeitsunterricht der Mädchen in der 4. Klasse teilgenommen. Allerdings nicht lange. Dann stellte ich fest, daß die anderen Jungs montags die ersten beiden Stunden frei hatten…

    Erst viel später übernahm ich die schöne Freiarm-Adlerette meiner Mutter. Ich brauchte die, um Hosen enger zu nähen, zu kürzen usw. Die Mode mußte ja Ende der 70er/Anfang der 80er neu erfunden werden. Leider ging das schöne hammerschlaglackierte Teil irgendwann (angeblich) irreparabel kaputt. Nun nähe ich meine statisch wichtigen Knöpfe wieder per Hand.

  13. Jens meint:

    Nähen, bügeln und putzen lernt(e) man (zu meiner Zeit, also 1990 rum) im vierwöchigen Zivildienstgrundlehrgang. Prima Sache, ich bügle Hemden schneller als meine Frau.

  14. Stefan meint:

    Das Reinigen und Bügeln meiner Hemden übernimmt bei uns eine externe Wäscherei für knapp zwei Euro pro Stück. Meine Frau ist /sehr/ berufstätig, da kann ich ihr nicht noch sechs weiße Oberhemden pro Woche in den Wäschekorb legen. Und ich finde, dass es effizienter ist, statt des Bügelns zu programmieren oder zu schreiben :-) — Meine Hosen kann ich inzwischen ganz gut selbst in der Waschmaschine waschen lassen, aufhängen und bügeln. Oder sie kommen eben auch in die Reinigung.

  15. Indica meint:

    Werk- und Handarbeitsunterricht gab’s bei uns an der Realschule abwechselnd in zwei Gruppen. Gemischtgeschlechtlich, einfach nur geteilt. Harte Jungs und zickige Mädchen mussten abwechselnd ihre Fähigkeiten in Holz und Ton, Nadelarbeit und Stickerei erproben. Wahrscheinlich ein Ergebnis der streng koedukativen, gleichberechtigten Erziehung unter den Sozialdemokraten in NRW.

    Da solche Fächer, ebenso wie Kunst und Musik, immer ausfielen, war das dafür angesetzte Jahr noch ein gutes Ende kürzer. Eindeutige Präferenzen: Rumfummeln mit Holz, irgendwo zwischen Hobel und Schraubzwinge sowie Ton auf der Scheibe drehen. Mit passablen Ergebnissen, so weit ich mich erinnere. Gut, als Tochter eines Schreiners ist das auch okay. Selbst die Nadelarbeit erbrachte Vorzeigbares, das sogar heute noch erhalten ist: Ein selbstgenähtes rotes Kissen mit Häusern und Kirche mit Zwiebelturm als Applikationen. Nun denn.

    Knöpfe annähen, Nähte flicken, das find ich sooo was von öde. Knurrend ergreife ich einmal halbjährlich Nadel und Garn, um zu tun, was getan werden muss. Ansonsten bin ich Freundin der gepflegten Dienstleistung: Längere Knopfreihen an Mänteln beispielsweise, die nach Verlust eines Knopfes gesamt ausgetauscht werden müssen, bekommt meine türkische Änderungsschneiderin. Ich unterstütze kleine Fachunternehmen. Da bin ich ganz Deutschland, da will ich’s sein, da schieb ich gnadenlos mit meinen 15-Euro-Aufträgen die Konjunktur an.

    Übrigens: Ich hasse Bügeln. Der gewesene Gatte, ebenfalls im “Jeden-Tag-ein-Frisches-Hemd”-Business tätig, hat das stets ohne mit der Wimper zu zucken selbst erledigt. Selbst mit Herkunft aus einem nicht für seine emanzipierten Frauen bekannten Land war das nie ein Thema. (Heute lässt er vermutlich waschen und bügeln.) Wenn ich schon selbst kaum für mich bügel, warum dann für einen Gatten und für den “Lohn Liebe”? Ach nee, meine Talente liegen auf einer anderen Ebene und eine Arbeitsstunde erbringt mehr Honorar…

    Vielen Dank für den informativen Beitrag und die nicht minder spannenden Kommentare!

  16. Stefan meint:

    @Indica: Na ja, ich kenne die Verhältnisse nicht, Aber für den “Lohn Liebe” muss es ja in einer arbeitsteiligen Ehe nicht gemacht werden. Ich sage immer, es gibt in einem Haushalt eine bestimmte Menge an ungeliebten Aufgaben und man muss halt sehen, wie man die gemeinsam so effizient wie möglich erledigen oder delegieren kann. In den ersten Jahren hat meine Frau wirklich sonntags noch gebügelt (ich kann das einfach nicht), aber dann habe ich eben das Mittagessen gekocht. Oder die Kohlen für den Kachelofen hochgeschleppt :-)

  17. 500beine meint:

    ich muss zugeben, ich hab in meinem leben
    noch keinen knopf angenäht. aber ich
    kann wunderbar chansons klöppeln,
    für meine puppe.

  18. mutant meint:

    als ich ende der 70er mal ein paar wochen in der schweiz zur schule ging, hatten wir auch getrennten unterricht. auch noch am samsatg vormittag! man stelle sich vor, die jungs duerfen basteln, wir mussten in einem komischen raum sitzen (warum komisch, kann ich nicht mehr sagen, aber komisch eben) und stricken. immerhin konnte ich dann stricken, was ganz praktisch war, als ich in der 6.klasse immer gegen bezahlung(naja, suessigkeiten etc) fuer einen jungen strickte, der garkeine hand dafuer hatte.
    naehmaschine lernte ich erst in .de, das war ziemlich gut, kann ich immer noch gebrauchen.
    aber ich mache sowas max alle 2 jahre, naehmaschine frueher mehr, da hatte man meinetwegen nur 2 hosen und die sollten bisschen halten, oder enger sein (80er) oder sowas…
    werken tu ich andererseits auch nie, die richtig guten sachen habe ich auf dem bau gelernt (mauern +verputzen).

  19. Klabauter meint:

    Einschulungsjahrgang 76: Ich hatte nie Handarbeitsunterricht, nur Werken. Nähen und stricken habe ich durch Mutti, Tanten und Omis gelernt – mehr schlecht als recht. In den 80er Jahren wurde die Kunst noch angewandt, aber seither eigentlich nicht mehr. Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wann ich den letzten Knopf angenäht hätte… Kauft man nicht einfach neu, wenn etwas kaputt geht?

  20. Neli meint:

    Mein Mann kann wunderbar nähen und stopfen; da bin ich die blanke Niete. Die alltägliche Kocherei und Backen teilen wir uns. Und neuerdings bügelt er gern mal einen Berg Wäsche, einfach so. Meine Schwiegermutter und meine Mutter beneiden mich um mein “gut erzogenen” Ehemann. Dabei übersehen sie leider, das er ansonsten handwerklich und technisch total ungeschickt ist. Aber frau kann nicht alles haben ;-) .

  21. Lars meint:

    Hehe, da es sich hier irgendwie so anhört als wären alle um einiges älter als ich, muss ich mich ja auch mal einmischen. :) Ich wurde irgendwann ´92 eingeschult und wir hatten auch keine Kurse wie Handarbeit oder ähnliches. Das einzigste, was ich je in der Schule über Hausarbeiten gelernt habe war in 5. Klasse Textil und jetzt in auf einer Berufsschule für Sozial und Gesundheit. Wobei aber das lustige ist das wir 6. Jungs in der Klasse sind und ich mit den Nähmaschinen oder ähnlichen Gerät besser klar komme als die meisten Mädchen. Ich finde es auch irgendwie gar nicht unnormal oder ähnliches das ein Mann im Haushalt teils besser zurecht kommt als seine Freundinn/Frau. Es ist doch eigentlich nur gut für sie. :D Naja, das mit dem bügeln ist noch so eine Sache, die macht man zwar aber nicht unbedingt gerne. Da hast du wirklich einen glücksgriff gelandet Neli! Aber um das auch mal eben beiseite zu schaffen … ich kann auch ebenfalls mit einer großen Hilti-Bohrmaschine umgehen oder feine Elektronik reparieren in sonfern es kein IC oder ähnliches ist … Ich denke wenn man auch nur mit ein bisschen begeisterung und der nötigen Ruhe an etwas rangeht, kann man auch Berge versetzen.

  22. Ärztingattin meint:

    Genau Lars. Ich denke wir sollten heute tatsächlich in der Lage sein, uns dieses “Herrschaftswissen” zu teilen. Im 21.Jh!!!?

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