Meine Putzmänner

Dienstag, 31. Januar 2006 um 9:55

Weil bei Don D. gerade diese neue Ära anbricht.

Ich hab’s gern sauber, und ich hasse Putzen. Zu meinen großen Lebensträumen gehörte daher die Vision, dereinst eine Putzfrau zu haben (einer der Träume von der Größenordnung, mit der QE2 nach Amerika zu fahren oder eine Netzkarte der Bahn zu besitzen – also völlig unrealistisch). Sehr wahrscheinlich würde ich bis heute die Samstage damit verbringen, mehr oder weniger einträchtig mit dem Mitbewohner die Wohnung zu reinigen, wenn unsere Münchner Vormieter seinerzeit nicht gefragt hätten, ob wir neben der Einbauküche auch ihre beiden polnischen Putzmänner übernehmen wollten: Jaschek und Matschek.* „Äh“, machten wir, „warum eigentlich nicht.“ Seither kommt jede Woche einer der beiden zu uns und macht vier Stunden lang sauber. Legal und versichert, darauf bin ich besonders stolz.

Und es ist einfach ein Traum: Immer eine saubere Wohnung! Bleibt ja auch so noch genug Hausarbeit: Wäsche waschen, bügeln (da sind die beiden mir zu langsam und damit zu teuer), einkaufen etc. Aber nie lastet das schlechte Gefühl auf mir, dass ich ja noch putzen muss. So schön! Dass das Putzergebnis manchmal nicht zu 100 Prozent den überaus strengen Vorgaben meiner Mutter entspricht, ist da nebensächlich.

Klar räumen wir am Vorabend des Putzinger-Besuchs auf: Zum einen sollen alle zu putzenden Flächen putzbar sein, zum anderen halte ich es einfach für höflich. Normalerweise bin ich ohnehin in der Arbeit, wenn Jaschek oder Matschek bei uns putzen. Habe ich einen freien Tag oder Urlaub, versuche ich außer Haus zu sein. Sonst hätte ich das Gefühl, im Weg zu stehen oder gar als Kontrolletti die Arbeit zu behindern.

Das Beschäftigen von Putzmännern hat mir zudem ungeahnt tiefe Einblicke in das zeitgenössische Angebot von Reinigungsmitteln eröffnet. Während ich seinerzeit lediglich Spülmittel, Scheuermilch und Putzessig benutzte (alles andere hatte meine Mutter zu Abzocke und Geschäftemacherei der Hersteller erklärt), legen unsere Putzingers zusätzlich Wert auf Glasreiniger, Sanitärreiniger, Möbelpolitur, Parkettpflegemittel, Terrakottafliesenpflegemittel, Cerankochfeld-Milch, Kloreiniger, Klo-Reinigertabs. Keine Diskussion. Hey, die sind die Experten.

Immer noch komisch fühlt sich für mich generell die Tatsache an, dass ich „andere meine Drecksarbeit machen“ lasse, wie es das sozialistische Teufelchen auf meiner linken Schulter nennt. Das liberale Engelchen auf der rechten Schulter hingegen weist darauf hin, dass sowohl Mitbewohner als auch ich bequemes Geld verdienen und geradezu verpflichtet sind, anderen, weniger gut Ausgebildeten oder Begünstigten davon Arbeit und Einkommen zu geben. Aber vielleicht ist das auf der linken Schulter ja gar kein Teufelchen, sondern ein christlich-sozial geprägtes Engelchen, das andere aber in Wirklichkeit ein feudal-reaktionäres Teufelchen?

*Ich weiß nicht mal, wie das auf Polnisch geschrieben wird (anybody?). Dass Mitbewohner und ich sie von Anfang an unter uns nur „Lolek und Bolek“ nannten, manchmal auch „Womek und Gromek“, ist klar, oder?

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Meine Putzmänner“

  1. croco meint:

    Diese Dilemma kenne ich nur zu gut.
    Man ist ein Arbeitgeber mit schlechtem Gewissen.Und doch habe ich viel dazugelernt mit den Jahren, auch dass Sentimentalitäten völlig falsch am Platze sind. Die schönste Geschichte dazu habe ich bei vered gefunden
    http://myblog.de/veguhadas/art/2617858#comm

  2. Anke meint:

    Es gibt Terrakottafliesenpflegemittel? Und ich fand mein Backofenspray schon total fortschrittlich.

  3. Jörg meint:

    Klar Putzfrau, und ein Au-pair dazu. Ich wüsste nicht wie man als berufstätiges Paar das sonst erledigen könnte. Im übrigen ist Dreckarbeit relativ: Ich erledige oft genug für Kunden deren Dreckarbeit. Warum sollte ich für meine niemanden beschäftigen?

  4. Rosa meint:

    ad polnische Namen: Jaszek und Maciek, würd ich mal tippen.

  5. Lila meint:

    Als waschechte Kibbuzniks haben wir natürlich keine Putzfrau. Das ist hier verpönt. Wir erledigen alles in Teamarbeit, unterstützt von den Kindern. Bis vor ein paar Jahren gab es nirgendwo im Kibbuz Putzkräfte, die Sekretäre des Kibbuz (die Manager, würde man draußen sagen) konnten jeden Freitagmittag dabei betrachtet werden, wie sie mittels Schrubber das Verwaltungsgebäude reinigten. Für alte und kranke Menschen ist natürlich eine Hilfe eingerichtet, aber normale Kibbuzniks putzen selbst.

    Hier ist Bodenputzen keineswegs Frauenarbeit, ich erinnere mich an das verblüffte Gesicht meiner Mutter, als sie Y.s Onkel und Vater beim Bodenputzen antraf. Kibbuzninks wachsen als Jugendliche mit der Pflicht auf, Klasse und Gemeinschaftsräume sauber zu halten, und alle putzen mit, Jungen und Mädchen.

    Da wir eine Fabrik für Reinigungsmittel haben, bin ich natürlich sehr gut ausgerüstet. Mehr Mittel, als ich eigentlich brauche, manche auch zum Ausprobieren.

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