Pipst in da House

Mittwoch, 6. September 2006 um 16:20

Katholizismus ist ja hochkomisch. Und wunderlich: Zwar gibt es Frauen, die nicht als „Feministin“ bezeichnet werden wollen, weil sie eine andere Meinung zu den Fotos von Helmut Newton haben als Alice Schwarzer. Aber sehr viele Menschen haben kein Problem, sich „Katholiken“ nennen zu lassen, selbst wenn sie eine andere Auffassung der Himmelfahrt Mariens haben als der Papst.

Wenn Katholizismus schon allgemein lustig ist, ist er in Bayern zum Brüllen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ihn Hermann Unterstöger mit seiner launigen Geschichte für die Süddeutsche Zeitung über die Vorbereitung des Papstbesuchs verspottet (seine Wortwahl kenne ich sonst eher aus Ansprachen eines oberbayrischen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden) oder würdigt.

(Ich mache auch nie wieder bei schwierigen Projekten den lahmen Scherz: „Ich stell vorsichtshalber eine Kerze in Oberammergau auf“, seit ein bayrischer Abteilungsleiter antwortete, er habe erst letzten Sonntag auf Bitten seiner Großmutter eine solche Kerze nach Mariabrunn gebracht.)

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Pipst in da House“

  1. walküre meint:

    der artikel scheint mir eine mischung aus spott und stolz gleichermaßen zu sein, jedenfalls ist er sehr unterhaltsam. das zitat “der papst braucht ma nimma kemma” hat mir in verbindung mit der vorstellung der diese aussage verursacht habenden situation lachtränen in die augen getrieben …

  2. croco meint:

    Aus einer Familie stammend, in der durchaus Äbtissinen und Monsignores vorkommen, und selbst eine Weile bei einem Orden angestellt, bin ich bis unter die Haut gefärbt. Die innere Distanz ist schon groß, aber ich finde den Laden auch witzig, sogar äußerst unterhaltsam. Für die Dramaturgie eines Hochamtes muss man lange üben am Theater. Der Katholizismus schärft die Sinne, und den Verstand, dafür bin ich ihm dankbar. Auch wenn das bei mir in die falsche Richtung lief. Man wird schnell immun gegen jeden Affenzirkus, blöffresistent sozusagen.
    Und er ist nützlich, ganz besonders wenn Zeugen Jehovas vor der Tür stehen. Ich sagt einfach “Ich bin katholisch” , und schwupp, sind sie weg, mit einem Gesicht, als ob ihnen der Belzebub selbst die Tür aufgemacht hätte.Ein anderer Katholik sagte mir mal, ich solle noch hinzufügen “….und darf nicht mit Ketzern reden”, dann ginge es noch schnelller.

  3. Tanja meint:

    Und wunderlich: Zwar gibt es Frauen, die nicht als „Feministin“ bezeichnet werden wollen, weil sie eine andere Meinung zu den Fotos von Helmut Newton haben als Alice Schwarzer.

    Wunderbar formulierte Feststellung und ein fulminanter Vergleich.

  4. Sebastian meint:

    Geschätze Süddeutsche, ich lese vieles mit Freude bei Dir, aber Hermann Unterstöger – den habe ich noch nie verstanden. Vielleicht auch, weil ich spätestens nach dem dritten Absatz seines spreizenden Geschwurbels aufhören muss, er aber noch zwei Seiten weiterschreibt um einen einmal gefundenen Dreh noch mal und noch mal zu wende, dabei die Rolle des „letzten Altbayern in der SZ” stieglerartig auszureizen statt streiflichtartig das Auschweifen einzukochen. Liegt es daran, dass ich nicht aus Bayern bin? Oder dass ich selbst zu so was neige? Schluss.

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