Salman Rushdie, The Satanic Verses

Donnerstag, 17. Juni 2010 um 20:51

The Satanic Verses (1988) von Salman Rushdie ist eines der bekanntesten Werke zeitgenössischer Literatur – und gleichzeitig ein selten gelesenes. Wahrscheinlich ist der Grund für Ersteres auch der Grund für Letzteres: Der Roman brachte Rushdie die Fatwa des Ayatollah Khomeini ein, die Muslime aufforderte, ihn umzubringen. Verleger und Übersetzer wurden nicht nur mit Ermordung bedroht, sondern auch getötet (laut Wikipedia gibt es 38 mit dem Roman verbundene Todesopfer, unter anderem den japanischen Übersetzer). Daraus schließt der Großteil der zur Unterhaltung lesenden Öffentlichkeit, dass es sich um ein komplett unspaßiges Pamphlet gegen den Islam handeln muss – und wer will das schon lesen?

Gehen Sie hin und lesen es: Der Roman ist hochgradig komisch, zudem quietschbunt, völlig wahnwitzig und sehr unterhaltsam. Vielleicht mögen Sie sich diese Folge der britischen Quiz-Show Have I got News for you? aus dem Jahr 1994 ansehen? Zum einen haben Sie dann eine geniale Show gesehen (wenn auch bei YouTube in miserabler Bildqualität), zum anderen ist einer der beiden Rategäste überraschend Salman Rushdie. Wenn sie erlebt haben, wie witzig und schlagfertig der Mann ist, glauben Sie mir vielleicht, was ich Ihnen über seinen berühmtesten Roman erzähle.

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die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Salman Rushdie, The Satanic Verses

  1. Su meint:

    Danke für die Erinnerung. Hatte es mir vorgenommen, nachdem mich “Harun und das Meer der Geschichten” so begeisterte. Der Mann hat wirklich gute Ideen und kennt die Menschen.

  2. Leonie meint:

    Ich habe das Buch vor kurzem aus Indien geschickt bekommen und habe von Ihnen, lieber Kaltmamsell, jetzt den benötigten letzten Anstoß bekommen, es auch zu lesen. Morgen geht’s los, dankesehr!

  3. Barbara meint:

    Der Empfehlung schließe ich mich gern an: The Satanic Verses ist eines der spannendsten, klügsten und unterhaltsamsten Bücher, das ich kenne. Zwei Nächte und einen Tag habe ich es nicht aus der Hand legen mögen bei der ersten Lektüre. Mich würde sehr interessieren, wie es von Menschen rezipiert wird, die es jetzt, mehr als zehn Jahre später, zum ersten Mal lesen.

  4. Tanja meint:

    Ich muss das Buch unbedingt wieder lesen, vielen Dank! Rushdies Satanische Verse waren eine Lektüre meiner Lehrzeit, das Erscheinen der deutschen Übersetzung war eines meiner prägendsten Erlebenisse als Teenie. Habe im Rahmen des Karikaturenstreits 2006 einmal darüber gebloggt:

    Ich erinnere mich auch an meine Lehrzeit, als ich, bevor ich über Mittag alleine war, alle Rushdie-Titel wegräumen und lügen musste, wenn jemand danach fragte, weil mein Ausbilder sich Sorgen machte. Viele haben heute vergessen, dass die “Satanischen Verse” nicht nur die Fatwa für den Autoren, sondern für alle Buchhändler und Verleger zur Folge hatte, die bis 1998 verhängt war und unsere Tötung forderte, sofern wir uns je mit dem Buch umgeben hätten. Die Messe in Frankfurt war 1989 nur noch durch klitzekleine hochbewachte Türchen zu erreichen.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Spannend wird, Tanja, ob das Buch irgendwann auch weitgehend unabhängig von diesen Folgen gelesen und bewertet wird. Soviel ich auf den ersten Blick erkennen kann, kümmert sich auch die Literaturwissenschaft bis heute in erster Linie um die Rezeption des Buches statt um seinen literarischen Wert.

  6. philine meint:

    Ich kann mich ebenfalls daran erinnern, dass in der Buchhandlung seinerzeit überlegt wurde, das Buch nur unterm Ladentisch zu verkaufen – in der DDR nannte man sowas Bückware – es wurde dann aber doch offen verkauft, allerdings unter Bewachung eines Sicherheitsbeauftragten. Die Sicherheitsvorkehrungen 1988 auf der Messe waren nervtötend, weil es das Arbeiten für viele, die zwischen den Hallen unterwegs waren, sehr behindert hat.

  7. maz meint:

    Auch wenn es makaber klingt, muss ich gestehen, dass ich dieser Fatwa ‘dankbar’ bin. Ohne sie, wäre ich vielleicht nie auf dieses Buch und dem Schriftsteller gekommen, der, meiner Meinung nach, Garcia Marquez sehr nahe kommt und kongenial Großes schreibt. Ich habe seitfem die meisten Rushdie-Bücher verschlungen (obwohl stilistisch die Satanischen Verse hervorragt).
    Und: als das Buch in Deutschland herauskam, habe ich es demonstrativ täglich im Zug, während der Fahrten zur Uni, gelesen. Das war meine Art des Protest (ja, ja, ich weiß, ziemlich erbärmlich und allein das jetzige Erwähnen ziemlich peinlich, doch so war es, und viele hatten viel weniger Mut als ich)

  8. Sigourney meint:

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    Made my day

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  9. Afra Evenaar meint:

    Auch ich habe mich lange gegen das Buch gesperrt, weil ich durch die öffentliche Diskussion eben so ein trockenes Pamphlet erwartet hatte. Als ich es dann vor ein paar Jahren endlich las, war ich begeistert wie lange nicht von einem literarischen Werk. Ein schillerndes Universum aus abenteuerlicher Phantasie, lockt es in unbekannte Welten, aus denen ich gar nicht mehr wegwollte.

  10. katjaberlin meint:

    danke, ich hab´s mir gleich gekauft!

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