Friday Five: Kindheitsgeschichten

Samstag, 8. Januar 2005 um 16:19

via Anke

1) What’s one of the funniest things that you ever did as a kid? How old were you? Do you actually remember doing it? Do your parents/relatives still tell stories about it?

Meine Mutter berichtete: Mich konnte sie schon als sehr kleines Kind gut allein lassen. Wenn sie also schnell einkaufen gehen wollte, sagte sie mir das und ging. Vorher schob sie mein Kinderstühlchen ans Küchenfenster der Erdgeschoß-Wohnung und wies mich an, nach ihr Ausschau zu halten. Eines Tages kam sie von diesem Einkauf zurück und entdeckte, dass ich das Stühlchen dazu genutzt hatte, ans Gewürzregal zu klettern. Nacheinander hatte ich alle Gewürzgläser geöffnet und entleert. Sie fand mich auf der Arbeitsfläche sitzend, Currypulver auf der Nase, Zimt im Haar, sehr gut gelaunt. Ich sah so lustig aus, dass sie es nicht fertig brachte zu schimpfen.
Nein, ich erinnere mich nicht daran. Ich erinnere mich ohnehin an kaum etwas aus meiner Kindheit. Aber Spaß habe ich schon immer gerne gemacht. Woran ich mich erinnern kann: Ein Nachbarsmädchen einer Kindergartenfreundin lud mich zu ihrer Geburtstagsfeier ein, obwohl ich mit ihr eigentlich nie etwas zu tun hatte. Ihre Begründung: Du bist immer so lustig.

Kindergeschichten über mich erzählen meine Eltern schon lange nicht mehr. Seit mein Vater Opa geworden ist, fängt er allerdings wieder damit an; erfreulicherweise nicht nur von meiner Bockigkeit und Renitenz wie früher, sondern auch nette Erinnerungen.

2) How would you describe yourself as a child? Extroverted or introverted? Creative? Hyper? Quiet? Compare that with your personality today. Are you still that way, for the most part?

Vorlaut, wissbegierig, altklug, siebengescheit, besserwisserisch, definitiv extrovertiert. Ein unerträgliches Kind. Misstrauisch macht mich nur, dass ich dieses Bild von mir als Kind erst seit ein paar Jahren habe.

Ab der Grundschulzeit war ich ein lautes, extrovertiertes Kind mit Hang zum Rückzug ins Lesen. Das hing aber damit zusammen, dass wir von dem Wohnblock voller Kinder wegzogen in einen Wohnblock voll Senioren.

Der Hang zum Rückzug hat mit den Jahren die Extrovertiertheit überlagert. Das merkt allerdings niemand, der auf mich trifft, da ich in Gesellschaft weiterhin vorlaut, wissbegierig, altklug, siebengescheit und besserwisserisch bin. Ich habe lediglich die Gelegenheiten dafür massiv reduziert.

3) What were some of your favorite childhood toys? Do you still have any of them? What do you think of the toys that children are playing with nowadays?

Am liebsten spielte ich mit anderen Kindern, meist draußen: Vater-Mutter-Kind (aus frisch gemähtem Gras formten wir den Grundriss der Wohnung), Schloss und Prinzessin, Schiff (zwei Nachbarsschwestern hatten ein Stockbett, mit dem das hervorragend ging) – irgendwelche Szenarien halt, gerne mit Verkleidung.
Später dasselbe mit Barbie-Puppen.

Heutiges Kinderspielzeug kenne ich nur aus der vorweihnachtlichen Werbung (Plastikkram, den schon meine Eltern mir nicht kauften) und von meinen Kleinstneffen: keine großen Sprünge. Beim Thema Computerspiele / Gameboys funktionieren meine bildungsbürgerlichen Reflexe: Teufelswerk! Verdummung! Kulturuntergang! Nach Zuschalten der Vernunft schätze ich aber, dass das lediglich eine Weiterentwicklung ist, ja mei.

4) Do you feel that you get along well with children? Why/why not? Are you around them quite a bit? Are there any particular age groups that you get along especially well with?

Ich mag Kinder nicht. Noch nie. Sie sind mir fremd auf eine unsympathische Weise, vermutlich weil ich sie in erster Linie als Mitmenschen sehe. Mir fehlt der süüüüß!-Reflex bei Kindern völlig, den zum Beispiel Hunde oder Meerschweinchen sehr wohl auslösen können.
Deshalb meide ich Kinder; meist geht das von allein, nur selten muss ich richtig fliehen (zum Beispiel im Zug, wenn Kleinkinder an mir oder meiner Zeitung herumfingern).

5) Did you like school when you were a kid? Were you involved with any sports, extracurricular activities, etc. as a child? Did you make pretty good grades, and did you like your teachers?

Meine Gefühle für die Schule waren mal so, mal so; nie aber habe ich Schule gehasst. Ich nahm die Schule sehr ernst und fühlte mich oft durch Unterricht bereichert, viele Lehrer prägten mich nachhaltig (nur mit einem geriet ich so richtig aneinander). Vermutlich hätte ich noch viel mehr für mich rausgeholt, wenn meine Eltern nicht solch ein Tamtam um schulische Leistungen gemacht hätten: Der Neigungswinkel des Haussegens hing ausschließlich von meinen Noten ab. Im Nachhinein betrachtet waren meine gymnasialen Zensuren immer leicht überdurchschnittlich, doch da alles außer Bestnoten Repressalien zur Folge hatte (Leseverbot, Stubenarrest, Ausgehverbot, Fernsehverbot), hielt ich mich für eine schlechte Schülerin.

Sport: Mit 11, 12 war ich im Turnverein, ließ mich aber durch meine mangelnde Begabung schnell frustrieren. Mit 15 bis 18 Paartanz.
Musik: Drei Jahre Blockflötenunterricht, neun Jahre Querflöte, mit letzterem spielte ich auch in Orchestern und Holzbläserquintetten. Drei Jahre in einem semiprofessionellen Jugendchor.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Friday Five: Kindheitsgeschichten“

  1. Stefan meint:

    Die Story mit den Gewürzen haben wir hier mit J. (damals noch nicht drei Jahre) auch erlebt. Ich saß an einem Programm oder Artikel und J. beschloss, aus unserem gesamten Gewürzvorrat einen Kuchen zu backen. Also besorgte er sich einen Topf und vermengte die Gewürze miteinander. Als ich mich einige Zeit später über die himmlische Ruhe wunderte, war es schon zu spät, da konnte ich nur noch heimlich ein paar Photos machen :-)

  2. Lila meint:

    Kaltmamsell, da kann ich aber vieles so gut wiedererkennen! Von den Hausbauten aus gemaehtem Gras (wie langweilig wurde es, sobald das Haus fertig war!) bis zum Rueckzug, der wegen Schein-Extrovertiertheit nur schwer zu erkennen ist.

    Mein Bruder und ich haben mal, als meine Mutter einkaufen war, “Kosmetik” gespielt und uns ueber und ueber mit rosa Creme eingeschmiert (weiss ich noch genau, war eine rosa Rose drauf!). Als meine Mutter schimpfen wollte, schenkte der Bruder ihr einen betoerenden Blick aus tuerkis geschminkten Augen… woraufhin sich alles in Lachen aufloeste.

    Und auch ich bin immer von meiner Schulleistung ausgehend bewertet worden, inclusive Stress (“jetzt werden hier aber andere Seiten aufgezogen…”), wenn ich rebellierte. Resultat: Verbannung von zuhause, Internat, Schulwechsel. Dabei aber immer eigentlich gar nicht so ueble Noten, spaeter dann (nach weicher Landung auf sehr freundlicher, menschlicher, interessanter katholischer Schule) ein Star-Abi…

    Allerdings habe ich den Ooooh-Reflex bei Babies immer schon gehabt, und in den letzten Jahren nimmt es geradezu peinliche Formen an. Ich liebe alles, was klein und hilflos ist. Uebrigens auch hilflose alte Menschen, die ich immer gern gepflegt habe. Wie gern habe ich im Babyhaus gearbeitet… ich habe letzte Nacht getraeumt, da faellt es mir ein!, dass ich ein Baby erwarte. Es sollte ein Maedchen werden und Lisa heissen… Wir wollen kein fuenftes Kind, aber im Traum war ich uebergluecklich.

    Aber bis auf diese Verschiedenheit habe ich beim Lesen Deiner Post mit dem Kopf nur so auf und nieder gewackelt.. oh ja, das bin ich…

  3. die Kaltmamsell meint:

    Hihi, Lila, die Schminke meiner Mutter fand ich bis zur Pupsität uninteressant. Aber die hohen Schuhe! Irgendwo gibt es ein Bild von mir, auf dem ich nicht älter sein kann als drei, aber bereits supersicher in Mamas Stilettos stehe.

  4. Lila meint:

    Ich glaube auch, mein Bruder und ich waren mehr vom Duft bezaubert… und ich bin stundenlang in Mutters Brautschuhen mit Pfennigabsaetzen rumstolziert und habe mir gewuenscht, dass diese Schuhform wieder in Mode kommt, wenn ich mal gross bin…

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