Archiv für Februar 2005

Alles über Musik

Sonntag, 6. Februar 2005

Weil Frau Isa so nett gebeten hat:

1. Total amount of music files on your computer:
60 Stück, verteilt auf die Ordner „Billig und neu“, „Blödsinn“ sowie „Kommerziell und alt“. Aus diesem Bestand habe ich in den letzten beiden Jahren Mixed Tapes erstellt.
Ich hab’s nicht so mit Musik.

2. The last CD you bought was:
Soundtrack von Scent of a Woman.

3. What is the song you last listened to before reading this message?
Soundtrack von Shakespeare in Love.

4. Write down 5 songs you often listen to or that mean a lot to you.
– „Texas Town” von Apron (eine längst verblichene Lokalband), weil ich immer noch bedaure, dass Sänger Christofer Kochs sich dann doch für die bildende Kunst entschieden hat.
– „You couldn’t have come at a better time“ von Luka Bloom, weil das auf der zweiten Kassette war, die mir der Mitbewohner aufgenommen hat, mit einem Origami-Schwan drin. (Oh ja, der Herr wusste mich zu umwerben…)
– „They can’t take that away from me“ von Fred Astaire, weil ich da immer an Frank denken muss.
– „Burning Eternal Flame“ von den Bangles, weil ein befreundeter Radio-Moderator das seinerzeit immer nachts gespielt hat, wenn er wusste, dass unsere Freundin Mercedes und ich zuhörten.
– „Hush little baby“ von Inga Swearingen, seit ich sie das in der verfilmten Live-Radioshow Prairie Home Companion habe singen sehen.

5. Who are you going to pass this stick to? (3 persons) and why?
Thuner, damit er endlich sein Blog zum Leben bringt.
pepa, weil ich gerne wüsste, was sie im Moment so hört.
Madmoasell Schüli. Ob die wohl den ganzen Tag Kinderlieder mitsingen muss?

Liebe Lese, lieber Leser,

Sonntag, 6. Februar 2005

ab sofort braucht das Kommentieren auf der Vorspeisenplatte einen Klick mehr. Das müsste zu schaffen sein, denke ich, und hilft erst mal gegen das Spam-Geschmeiß.
(Meine Rache-Fantasie: Die Spammer mögen für ein paar Tage von Fliegenschwärmen verfolgt werden, wo sie gehen und stehen. Nicht richtig schädlich, dafür unnütz, aber ungemein lästig.)
Ich danke dem Blog-Heinzelmännchen!

Nochmal wegen dem Haas

Sonntag, 6. Februar 2005

Jetzt muss ich doch nochmal auf meine persönliche Krimi-Entdeckung dieses Jahrtausends kommen: Wolf Haas.

Mit Krimis habe ich es seit vielen Jahren, festgebissen hatte ich mich vor allem an Krimi-Serien. So ein Krimi kommt ja selten allein; wenn sich der Schreiber schon mal die schöne Staffage und das Personal ausgedacht hat, liegt es nahe, die beim nächsten Buch wieder zu verwenden.

Ich behaupte halt zum einen, dass sich an Krimis im Hintergrund mehr Zeitgeschichte ablesen lässt als in den meisten Romanen, die sich die Verarbeitung der Zeitgeschichte vorgenommen haben. Authentischer, weil implizit. Mein Lieblingsbeispiel ist die spanische Detektivfigur Pepe Carvalho vom Vazquez Montalbán selig (ganz schlimme Fernseh-Verfilmungen, übrigens): An den 20 Romanen der Serie* (außer vielleicht an den beiden formal durchgeknallten Yo maté a Kennedy und El premio) kann man die gesellschaftliche Entwicklung Spaniens nach Franco wunderbar ablesen, inklusive den immer noch schwärenden Wunden des Bürgergkriegs.

Egal. Ein weiterer Aspekt, der mich an Krimis interessiert, ist die Ent-wicklung des Falles. Da gibt es unter anderem das klassische Modell (Leser ist immer auf dem selben Kenntnisstand wie der Ermittler), das Modell Agatha Christie (Ermittler weiß mehr als Leser, enthüllt dieses auf den letzten Seiten), und dann Columbo (Zuschauer sieht erst mal das Verbrechen und weiß, wer es war, sieht dann dem Ermittler dabei zu, wie er es rausfindet). Eine berühmte Sonderform ist The murder of Roger Ackroyd, in der sich herausstellt, dass die erzählende Figur selbst der Täter ist. Ich träume immer noch von einer Krimi-Konstruktion, in der die letzten Seiten den Leser als Mörder entlarven. Mir ist noch nichts Elegantes eingefallen.
Insofern gehören die Brenner-Krimis von Wolf Haas am ehesten in die erste Kategorie: Der Leser wird vom Erzähler immer auf der Höhe von Brenners Erkenntnisstand gehalten. Bis kurz vor der Enthüllung, die der Erzähler dann dem Brenner selbst überlässt.

Wunderschön sind die Set-ups der Brenner-Fälle: Zum Beispiel ein Touristenpaar, das über Nacht im Sessellift erfroren ist (Auferstehung der Toten). Die Leiche, deren Knochen im sehr spezifisch zusammengesetzten Müllhaufen einer Hendl-Braterei auftauchen (Der Knochenmann). Oder mein neuester Liebling: Der Ermittler, der im Krankenhaus aufwacht und des Selbstmords beschuldigt wird (Das ewige Leben). Seine Ermittlung besteht zunächst darin, das zu widerlegen. Das ist so großartig! Noch dazu und weiterhin mit diesem österreichisch auktorialen Erzähler, der für mich zu den erzähltechnisch besten Erfindungen seit der Herausgeberfiktion gehört. In diesen Erzählduktus packt Haas wieder feine Beobachtungen (die mir diesmal auch deshalb aufgefallen ist, weil sie zur Jahreszeit passt):

Jetzt ist dem Brenner vorgekommen, die ganze Stadt hat ein Medikament genommen, so ein stiller Hauch ist über den Straßen gelegen. Möchte man glauben, Fasching lautes Fest, aber das stimmt nicht. Fasching leises Fest, weil wenn du auf der falschen Stadtseite bist, lautes Fest immer leise. Von diesem Fasching ist eine Stille ausgegangen, unglaublich.

Ich fürchte, gerade diese Qualitäten stehen dem Weltbestsellertum im Weg: Es lässt sich nicht übersetzen. Weil es dann nicht mehr österreichisch wäre, klar, oder?

*Die offizielle spanische Reihe zählt die Kurzgeschichtensammlungen mit. (Beim Überprüfen der Zahl habe ich festgestellt, dass ich vier davon noch nicht gelesen habe, wie wunderbar!)

Auf meinem Weg in die Arbeit – 14: Mobile Brezeln

Donnerstag, 3. Februar 2005

Jung sind sie alle, die „mobilen Brezenverkäufer“ der Deutschen Bahn. Beim Beginn der ICE-Fahrt werden Sie vom „Zugchef“ angekündigt; der Standardtext lautet: „Bitte beachten Sie auch: In München ist unsere mobile Brezelverkäuferin zugestiegen und bedient Sie mit Kaffee und frischen Brezeln.“ Sie wirken alle wie Studenten und tragen dunkelblaue Sweatshirts, auf denen vorne „Snack Express“ steht und hinten die Liste ihrer Waren. Sanft klappernd schieben sie ein chromgestellernes Wägelchen in Sackkarren-Anmutung durch die Gänge und rufen ihr Angebot aus.

Die Unterschiede liegen zum einen in der Verkaufstaktik. Die besonders geschickten Mobilen passen ihre Ausrufe der Tageszeit an: Sie marktbeschreien morgens vor allem den frischen Kaffee, die Brezeln und die Sandwiches, nachmittags und abends hingegen die kalten Getränke, Schokoriegel und Chips. Die echten Spitzenkräfte darunter fahren ganz langsam durch den Gang, lächeln und suchen freundlichen Blickkontakt mit den Passagieren. Sollte ich je wieder Promoterinnen suchen, würde ich die vom Fleck weg abwerben. Sie bringen morgens deutlich mehr Kaffee (für satte 2,60 Euro, ahäm) und Brezeln los als die Verkäufer, die für das Durchmessen eines Großraumwagens nur ein Viertel der Zeit brauchen.

Ein internationales Völkchen ist das, mit weit mehr jungen Frauen als Männern. Die meisten Damens haben einen deutlich osteuropäischen Akzent oder asiatisches Aussehen. Hinter dem runden Gesicht, den glatten, dunklen Haaren und schrägen schmalen Augen der jungen Frau heute Morgen vermute ich chinesische Vorfahren. Und sie sagte tatsächlich „Blezl“.

Belle de Jour – das Buch

Dienstag, 1. Februar 2005

Eher nicht.
Die Geschichten kannte ich schon aus dem Blog, neu waren lediglich Übergänge und Lückenfüller (z.B. der mehrwöchige Urlaub im Wärmeren, über den sie letztes Jahr nicht schrieb). Weiterer Nachteil: Das Format der Geschichten ist sehr blogtypisch. Aus einer Situation oder einem Gedanken heraus geschrieben, immer dann mit Sprachspielereien, Komik oder gelehrten Assoziationen versehen, wenn es sich gerade anbietet.
Das hat mir beim Bloglesen sehr gefallen. Nur habe ich festgestellt, dass ich einen anderen Maßstab anlege, sobald diese offene Spontanprosa als geschlossenes Buch verkauft wird. Der Stil wirkte auf mich dilettantisch im schlechteren Sinn, das Fehlen von Anfang, Mitte und Ende las sich belanglos. Keine Ahnung, wie das jemand liest, der noch nie etwas mit Blogs zu tun hatte.

Das Blogs!-Buch hat da viel besser funktioniert, da es als Sammlung verschiedener Quellen und Autoren angelegt war. Das transportierte den Blog-Charakter angenehm und wirkungsvoll, verstärkt durch das aufwendige Layout im Webpage-Format.

Was mich übrigens nur am äußersten Rand interessiert: der reale Hintergrund von Belle de Jour. Tatsächlich eine Prostituierte oder nicht, Mann oder Frau – ist das denn so wichtig? Kann die Figur Belle de Jour nicht alles davon sein? Ist doch ein bisschen wie Schrödingers Katze: Sobald die Fragen beantwortet sind, das Rätsel gelöst wird, ist Belle de Jour tot.