Märchen
Donnerstag, 24. März 2005And they lived happily ever after. Ich hatte bislang gedacht, das sei märchenhaft. Das, wonach sich Menschen sehnen, die unter Einsamkeit leiden. Wovon die träumen, die so gerne „jemanden“ hätten. Aber.
Da war erst mal Arthur Miller. Herr Miller, einer der erfolgreichsten Theaterautoren der westlichen Welt, war 40 Jahre mit Inge Morath verheiratet, einer der erfolgreichsten Fotografinnen der Welt, Magnum-Mitglied. Eine in meinen Augen traumhafte, märchenhafte Partnerschaft: auf Augenhöhe, sich gegenseitig befruchtend, voll gegenseitiger Bewunderung, basierend auf Respekt. Und doch wurde diese Ehe gerade mal in einem Nachruf Millers erwähnt, der mir unter die Augen kam. Was aber fehlte in keinem Miller-Nachruf? Seine vier Jahre dauernde tumultreiche Verbindung mit einem unglücklichen und gebrochenen Hollywood-Idol.
Herr Kerleone begründete dieses Ungleichgewicht damit, die Partnerschaft Millers mit Morath sei „kein Stoff für Märchen“. Oh! Ich beginne zu begreifen, welche Art Beziehung als märchenhaft angesehen wird. Mir war bis dahin nicht klar gewesen, wie sehr Menschen sich zu wünschen scheinen, für eine Beziehung zu möglichst großen Anstrengungen gezwungen zu sein, an ihrer persönlichen Entfaltung gehindert zu werden, aus der Bahn geworfen sich zu grämen und zu martern. Das erklärt schlagartig den Großteil konkreter Probleme, den Menschen in meinem Bekanntenkreis mit Partnerschaften oder Partnersuche haben.
Und jetzt die Sache mit Frau Parker Bowles.
Die Emma hat sich getraut, Frau Chile ebenfalls, also nehme auch ich das Blatt vom Mund:
Ich finde Camilla klasse und freue mich über eine Lebenspartnerschaft zweier erwachsener Menschen.
Im Vergleich zu Frau Paker Bowles wirkt die geweste Diana wie Falschgold.
Ich finde es ausgesprochen begrüßenswert, dass Camilla sicher nie best friends mit Modedesignern oder Schlagersängern sein wird. Dass es keine große Nachfrage nach öffentlichen Beichten Camillas geben wird, weil Reitlehrer, Chauffeure, Gärtner, Fitnesstrainer in ihrer Nähe nicht automatisch als Skandal-Material gesehen werden.
Diana Spencer war eine zufällig öffentliche Person, die hübsch genug war für die Funktionen als Kleiderständer und Projektionsfläche. Und die an dieser Rolle scheiterte. Ihre Ehe und sonstigen Liebesgeschichten waren durch die Bank Desaster. Märchenhaft? My foot.
Kann mir jemand erklären, warum Geschichten wie diese von P und M nicht die eigentlichen Märchen sein sollen?