Fliegender Wechsel

Mittwoch, 17. August 2005 um 17:38

Flughafen Kopenhagen, im Flugzeug nach München, wir Passagiere warten schon eine geraume Zeit vor uns hin. Der Lautsprecher geht an: „This is your new captain speaking“, sagt eine Männerstimme. Wie bitte?

Die erste Ansage im Flieger – es waren schon längst alle Passagiere eingestiegen – hatte ich gar nicht mitbekommen, so vertieft war ich in meinen grusligen Thriller. Ich wurde erst aufmerksam, als die Motoren verstummten und wir noch keinen Meter gefahren waren. Nach etwa 15 Minuten ertönte eine erneute Durchsage, erst in Dänisch, dann auf Englisch: Das technische Problem sei jetzt behoben, es müsse nur noch nachgetankt werden, in etwa 20 Minuten gehe es los. Nachtanken? Wie, nachtanken? Na, das hatte der Pilot vermutlich in der ersten, verpassten Durchsage erklärt.

Und dann eben, gut 50 Minuten nach der geplanten Abflugzeit, die Ansage eines anderen Mannes mit leichtem dänischen Akzent, die mit „this is your new captain speaking“ begann: „The other one had to leave because he would have been exceeding the flight hours allowed by the authorities – in your own interest. So you will have to accept me now. We will be taking off in a few minutes.”

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Fliegender Wechsel“

  1. maz meint:

    So etwas gibt’s.
    In JFK -war noch vor 11. Sept., also die Menschen nicht so verkrampft- wurde per Ansage nach einem Piloten gesucht, der für eine bestimmte Maschine die Fluglizenz besaß. Der Flughafen johlte. Oder war es Newark? Weiß nicht mehr so genau.
    Das waren Zeiten.

  2. coop_ meint:

    Wie unheimlich. Ich hätt mir da glaube ich schon längst in die Hosen geschissen. Zuerst mal könnte ich so schnell gar nicht kapieren was der gute Mann vorn im Cockpit da von mir will… Und dann zeitgleich noch gegen die hochkommende Panik ankämpfen und sich selbst beruhigen…hülfe…
    Nix für schwache Nerven.

  3. Chronistin meint:

    Hachja, macht schon Herzklopfen, sowas. Sowas Ähnliches hatte ich mal in Paris, ein höchst unangenehmes Knarschen unter dem Fussboden beim Start, das die Pilotin mit folgender Ansage kommentierte “Meine Damen und Herren, sie haben sicher auch gehört, was ich gerade gehört habe, und werden daher Verständnis dafür haben, dass ich gerne wüsste, was es ist, bevor wir abheben.” Eine halbe Stunde später hoben wir mit derselben Maschine (aber ohne Knarschen; die Pilotin hatte vor dem Start auch noch irgendwas Technisches erklärt) ab.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Ach, das war gar keine aufregende Situation. Unruhig wurden nur die Passagiere, die in München einen Anschlussflug erwischen mussten. Aber ich hatte noch nie von so einem Wechsel gehört – gibt es Stand-by-Piloten?

  5. croco meint:

    Heute fliegt der Lehrling ;-)

  6. Pernod meint:

    Jo, jede große Fluggesellschaft hat (auf den großen Flughäfen) Standbys. Je kleiner die Gesellschaft und der Flughafen um so größer die Chancen, daß sie einen besoffenen Russen als Ersatz erwischen.

  7. Frau Klugscheisser meint:

    Nicht nur Piloten sind am Aurport auf standby, sondern ganze Kleinraumbesatzungen.
    Die anderen sitzen auf Abruf daheim.

  8. Erwin meint:

    So sollte es eigentlich sein.

    Pilot wird durch Verspätung aufgehalten, Pilot stellt fest, daß er im Flug die maximal zulässige Arbeitszeit überschreiten wird, Pilot sagt “tut mir leid, muß ein anderer machen”. Anderer kommt, hängt sein Duftbäumchen an den Steuerknüppel :-) und fliegt. Vermutlich war der ursprüngliche Pilot noch an Bord und ist als Passagier mitgeflogen. Ansonsten würde die Schichteinteilung am nächsten Tag nicht passen, da er am falschen Flughafen wäre.

    Bei guten Fluggesellschaften kann man das gelegentlich gerade beim letzten Flug des Tages auf einer Kurzstrecke erleben. Da ist der Pilot den ganzen Tag auf der Flugstrecke hin und her gependelt, hat sich nach und nach Verspätung eingefangen, dann kommt noch eine Verzögerung bei der Abfertigung hinzu, und aus ist.

    Bei schlechten Fluggesellschaften schauen alle weg und der müde Pilot fliegt weiter.

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