“We wanted soldiers, helicopters, food and water,” said Denise Bottcher, press secretary for Gov. Kathleen Babineaux Blanco of Louisiana. “They wanted to negotiate an organizational chart.”
The New York Times
Das ganze Wochenende lief bei mir CNN, und ich verfolgte mit, wie sich eine Weltmacht deklassierte. Zu den eher verhaltenen Vorwürfen gehörte, die betroffenen Bundesstaaten hätten besser vor einer solchen Naturkatastrophe geschützt werden müssen – es schien auch den Kritikern klar, dass es völligen Schutz nie geben kann. (Zudem habe ich den Verdacht, dass sich zu jedem Vorfall irgend ein Experte finden lässt, der das schon immer prophezeit hat.)
Es war der Umgang mit den Folgen der Katastrophe, der selbst die sonst so schablonenhaft berichtenden CNN-Korrespondenten sichtlich empörte: „Das sieht hier aus wie in einem afrikanischen Flüchtlingslager“, kommentierte einer sinngemäß, „nur dass die Hilfstruppen fehlen.“ Ein anderer berichtete über ein kleines, öffentliches Krankenhaus, in dem Ärzte und Pflegekräfte ohne Strom und sauberes Wasser bei Kerzenlicht Notfälle versorgten und beherbergten. Der CNN-Mann hakte einer Nebenbemerkung des interviewten Arztes nach: „Wie bitte? Nebenan steht eine private Klinik, aus der Patienten und Personal bereits gestern systematisch evakuiert wurden?“ Der Arzt war zu erschöpft für Empörung.
Ja, die Bewohner der jetzt überfluteten Gebiete seien gewarnt worden und aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Nur dass damit die Vorkehrungen beendet waren: New Orleans ist eine erbärmlich arme Stadt, und Tausende hatten keine Fahrzeuge für die Flucht.
Oder der Anblick des einzelnen Baggerchens, das fünf Tage nach dem Deichbruch das Loch flicken sollte. Dahinter ein erster Ponton, auf dem zwei Arbeiter weiteres Gerät bringen sollten. Erst gestern sah die Baustelle so emsig und belebt aus, wie man es bald nach dem Bruch erwartet hätte.
Oder die verstreuten lokalen Einsatztruppen, die beteuerten, dass sie umgehend einsatzbereit gewesen wären – wenn jemand sie angefordert hätte.
Oder die örtlichen Blogs (bei Mathias Heil eine gute Zusammenstellung), die versuchten, Bürgerhilfe zu koordinieren – was ohne Informationen über Verbleib und Bedürfnisse der Opfer nicht ging.
Jaja, ich weiß durchaus, dass beim Oderhochwasser vor drei Jahren die Einsatzkräfte teilweise so haufenweise und unkoordiniert aus den verschiedenen Landkreisen zusammenkamen, dass sie die Straßen für Notfallfahrzeuge blockierten (manche Landräte würden sich tendenziell lieber den kleinen Finger abschneiden als mit dem Kollegen von der anderen Partei zu telefonieren und sich abzustimmen). Aber solch eine Ignoranz und Lässigkeit von oben hätte es nicht gegeben.
Mein persönlicher Verdacht (jetzt werde ich ja doch noch politisch): Die Katastrophenopfer waren zunächst nicht besonders interessant, weil unter ihnen kaum Wähler sind. Ich kenne zwar die konkreten Bürgerrechte in Louisiana nicht, doch auch dort muss man sich für Wahlen anmelden – was die armen und ungebildeten Schichten kaum tun. Und bei Straffälligkeit ist dieses Bürgerrecht ohnehin schnell mal wieder weg.