Archiv für September 2005

Frau Kelef nutzt zwei Wochen Urlaub

Dienstag, 13. September 2005

Handwerkergeschichten kennen Sie schon zur Genüge? Sie irren.

die installateure hatten nicht nur keine sicherungen, sondern auch kein kabel, das zum anschluss an den thermostat benötigt wurde, keine lusterklemmen und keinen bleistift. die rauchfangkehrer hatten weder besen noch schaufel. der waschmaschinenmechaniker hatte kein telefon und keinen kugelschreiber, aber der stromableser hatte eine panikattacke. einer wollte cola, zwei wollten bier, vier wollten kaffee, zwei mit milch, einer mit zucker, drei mit süssstoff. zwei wollten mineralwasser. alle hatten kein verlängerungskabel.

Bei Frau kelef lesen. Von vorne und nur in einer Umgebung, die unkontrolliertes Gelächter verträgt.

Merkzettel

Montag, 12. September 2005

Weil ich’s grade zum trillionsten Mal nachgeschagen habe, pappe ich es mir jetzt hierher (statt Post-its, die ich nicht mag):

80er Jahre, 68er etc. OHNE Bindestrich.
35-jährig, der 76-Jährige MIT Bindestrich.

Muckibude mit Akzent

Sonntag, 11. September 2005

Gestern Probetraining in einer neumodischen Muckibude. Nachdem mir seit drei Jahren kein Sport mehr Spaß macht, einige angeborene Unregelmäßigkeiten meines Skeletts aber immer häufiger mit Schmerzen auf sich aufmerksam machen, habe ich mich für die derzeit effektivste Prävention entschieden. Die Bude liegt in einem Münchner Stadtteil, den ich bislang kaum kannte, weil ich keinen Anlass für Aufenthalt hatte. Zudem ist sie mit der Straßenbahn ideal zu erreichen. Ich versuche also, mir den pflichtgetriebenen Vertragsabschluss damit zu versüßen, dass ich mir Flanationen in der malerischen Umgebung vorstelle (gibt’s ein Nomen zu flanieren?).

Eingewiesen hat mich eine hübsche und etwas herbe junge Frau, deren Name und Akzent polnische Herkunft verrieten. Dabei fiel mir auf, dass es zwei Sorten polnische Akzente im Deutschen gibt; einer davon hat etwas entfernt Französisches und klingt in meinen Ohren ungeheuer charmant (richtig, die Maschineneinweiserin hatte einen solchen). Auch deutschsprechende Spanier teilen sich in zwei Typen von Akzent auf. Hier ist meine Untersuchungsgruppe viel größer, und ich habe die Hypothese aufgestellt, dass der jeweilige Akzent ein Indikator für den Bildungshintergrund des Sprechers ist. Möglicherweise lässt sich aus der Akzentart auch folgern, ob der Sprecher Deutsch systematisch in einem Kurs oder auf der Straße gelernt hat.

Familienalbum – 10: Sommerwiese

Sonntag, 11. September 2005

Sommer 1969: Vater, Mutter, Kleinkaltmamsell. Diesmal ganz ohne Geschichte, einfach nur weil ich dieses Bild so wunderschön finde – die Aufteilung, die Bewegung, dass es ein bisschen schief ist.

Schönheit liegt im Auge des Photoshoppers

Freitag, 9. September 2005

Dass selbst Fotomodelle nicht aussehen wie auf den Fotos von ihnen, die uns als ästhetisches Ideal verkauft werden, wissen wir – theoretisch. Wer das mal praktisch sehen möchte, als Vergleich Vorher / Ideal, möge zu Glennferon klicken.

via nuf, made my day

(Genaus sowas hätte ich gerne noch von den Dove-Damen.)

Show and tell: Fernbedienungschirurgie

Donnerstag, 8. September 2005

Kann ja immer mal passieren: An einem müßigen Vormittag fällt der Blick auf die Fernbedienung und verweilt dort. Dass in den zehn Jahren ihrer Verwendung die Beschriftung der Tasten verlosch – ist nun mal so. Doch der längere Blick fokussiert mit wachsendem Ekel auf dem Materialzuwachs zwischen den Tasten, vulgo Dreck.

Für eine gründliche Reinigung musste ich die Fernbedienung auseinander nehmen (oh Gott, mit dem Alter schlägt dann doch mein Vater durch). Mit den Erinnerungen an die widerlichen Details der anschließenden Prozedur werde ich lieber allein fertig. Teilen mit der Öffentlichkeit will ich aber die dadurch erworbenen Kenntnisse, wie eine Fernbedienung von innen aussieht.

Auseinandergeklappt sieht man die Rückseite der Tastatur und das Impulsweiterleitungstäfelchen (elektronisch).

Die Tastatur entpuppt sich als ein Lappen mit Gumminupsis, die durch die Löcher in der Deckschale ragen.

Nach der Reinigung darf die Fernbedienung auch gesamt vor die Kamera.

Frauenbilder und Selbstbestimmung

Mittwoch, 7. September 2005

SZ_Zitat

lese ich auf der Drei der heutigen Süddeutschen Zeitung und verschlucke mich schier an meinem Milchkaffee. Ich lese zur Sicherheit nochmal, nein, kein Verleser – und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll in meiner Empörung. Eine Frau, die keine mädchenhafte Kleidung und langes Haar trägt, „VERSTECKT“ sich? Meint die Autorin, Constanze von Bullion, das ernst?

Aber das Schlimmste ist ja: Wahrscheinlich beschreibt sie sogar das dominierende Frauenbild. Frau Syberia hat erst gestern eine neue Studie zitiert, in der das Bild der „idealen Frau“ erarbeitet wird, basierend auf männlichem Blick aber auch auf weiblichen Vorstellungen von den Erwartungen, die an sie gestellt werden.
Und was haben wir da unter anderem? „Sie trägt Kleidergröße 34-36 und kleidet sich modisch und körperbetont, jedoch nicht aufreizend-sexy oder edel-elegant.“

Jetzt muss ich erst mal verdauen, dass auch weiterhin nichts einen Menschen so sehr in seiner freien Entfaltung einschränkt, wie seine Geschlechtszugehörigkeit.
(Der erste, der mir biologistisch kommt, muss mit der Vogelwelt als Gegenargument rechnen.)