Neues zu Magersucht: Doch nicht die Mütter schuld?

Montag, 5. Dezember 2005 um 11:24

Anorexia is a killer—it has the highest mortality rate of any mental illness, including depression. About half of anorexics get better. About 10 percent of them die. The rest remain chronically ill—exhausting, then bankrupting, parents, retreating from jobs and school, alienating friends as they struggle to manage the symptoms of their condition.

Vor mehr als 20 Jahren hungerte sich eine meiner engsten Freundinnen vor meinen Augen fast tot. Kaum ein Erlebnis hat mich je mehr erschüttert, und bis heute wirft mich der Anblick einer Anorektikerin im fortgeschrittenen Stadium (letzthin beim Laufen war es auch ein anorektischer Mann) völlig aus der Bahn.

Newsweek schreibt ausführlich über die neuste Entwicklung der Anorexie in den Vereinigten Staaten: anorektische Kinder.

Researchers, clinicians and mental-health specialists say they’re seeing the age of their youngest anorexia patients decline to 9 from 13.

In diesem Zusammenhang fasst der Artikel auch die neuesten Erkenntnisse über diese psychische Erkrankung zusammen. Denn es sind keineswegs nur ehrgeizige, reiche weiße Mädchen, die anorektisch werden. Wie schon beim Erforschen der Ursachen von Depressionen geht man inzwischen von einer 50/50-Mischung organischer Ursachen (ererbte Prädisposition / Stoffwechsel) und äußerer Auslöser aus:

Although no one can yet say for certain, new science is offering tantalizing clues. Doctors now compare anorexia to alcoholism and depression, potentially fatal diseases that may be set off by environmental factors such as stress or trauma, but have their roots in a complex combination of genes and brain chemistry.

Das mag ein großer Schritt in Richtung Ursachenbekämpfung zusammen mit den Eltern sein, die von einer erdrückenden Schuld entlastet werden:

For more than a hundred years, parents have been regarded as an anorexic’s biggest problem, and in 1978, in her book “Golden Cage,” psychoanalyst Hilde Bruch suggested that narcissistic, cold and unloving parents (or, alternatively, hypercritical, overambitious and overinvolved ones) actually caused the disease by discouraging their children’s natural maturation to adulthood.

Hier der ganze Artikel.

Via Salon

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Neues zu Magersucht: Doch nicht die Mütter schuld?“

  1. teacher meint:

    Eine meiner allerallerbesten Schülerinnen kämpfte mit der Krankheit. Alle wussten von ihrem stengen, forderndem Vater und alle fällten das gleiche Urteil. War es ein ungerechtes Vorurteil?

  2. Lila meint:

    Ich komme fast täglich auf dem Weg zur Arbeit an einer jungen Frau vorbei, die im Eiltempo um den Kibbutz rennt, so mager, daß jeder Vergleich makaber wäre. Sie ist seit vielen Jahren anorektisch. Ihr Leben besteht aus Hungern und Laufen. Alle klassischen Erklärungsversuche versagen, ich kenne beide Eltern gut und es sind die warmherzigsten, gelassensten und humorvollsten Menschen, die ich kenne (das Lachen ist ihnen allerdings vergangen). Anecdotal evidence läßt Kaltmamsell ja nicht durchgehen, aber nicht nur angesichts dieses Falls habe ich immer schon an der bequemen “Mama war´s”-These gezweifelt. Mama kann es ja nie rechtmachen, weder wenn sie von den Mädels Leistung fordert noch wenn sie selbiges unterläßt. Deswegen danke für den Link. Ich bin sicher, die Eltern fühlen sich trotzdem gräßlich, aber wenigstens stimmen nicht mehr alle in den Chor der Verurteilung ein – will ich doch wenigstens hoffen.

  3. Pernod meint:

    Strenge Eltern hatte ich auch. Und viele Leute die ich kenne. Und wir essen alle normal. Es ist ein Vorurteil!

  4. z3p meint:

    Hallo!

    Zu Magersüchtigen und Bulemikern ist generell folgendes zu sagen, jede/r Magersüchtige/r und jede/r Bulemiker/in hat seinen/ihren persönlich Weg zu der Krankheit gefunden, dieser ist meißt so multifaktoriell, sodass mann den Weg dorthin kaum nachvollziehen kann, auffallend ist jedoch das der Großteil der erkrankten an einen stark geschwächten Selbstwertgefühl zu beißen haben, was sie immer wieder von neuen in Hungerdiäten treibt. So ist denke ich die “Schuld” , die es meiner Meinung nach nicht gibt, nicht bei den Elternteilen zu suchen. Gesellschaftlich anerkannte Schönheitsideale z.B. spielen wahrscheinlich eine tragende Rolle in der Bildung dieser Krankheiten.

    Gruß z3p

  5. Bulimie_Maedchen meint:

    Ich will meine Bulimie loswerden. Und die Vorbilder sollen aus den Medien verschwinden. Damit noch jüngere Mädchen erst garnicht auf die Idee kommen, dass sie zu fett sein könnten. Untergewicht und Perfekt=Dünnsein soll aus allen Werbungen und sonstwo als Vorbilder verschwinden. Das wäre mein Anliegen. Ich hätte auch so Probleme gehabt, aber die Idee, sie auf meinen Körper zu schieben, habe ich einzig und allein vom Schönheitsideal.

  6. Axel F. meint:

    Hallo !
    An einigebn sogenannten Erkrankten ist die Modeindustrie nicht gans unschuldig. Immer jünger und dünner werden die Models und bekommen bestimmt immer wieder zu hören das sie zu dick sind. Und was ist das Ende vom Lied ?
    Gruß Axel

  7. Gemälde meint:

    Man kann nicht immer die Schuld bei anderen suchen. Irgendwas lief irgendwann mal schief und ist der Auslöser.

  8. lara meint:

    multifaktoriell triffts. Das mangelnde Selbstwertgefühl muss ja von irgendwoher kommen ,da spielt vieles eine Rolle .Die Eltern gehören dazu.

  9. walküre meint:

    Dass die Eltern zwingend dazugehören, zweifle ich mittlerweile an, denn sonst müsste Anorexie auch schon im Kindergartenalter auftreten. In der Pubertät kommen Einflüsse zum Tragen, vor denen man seine Kinder nicht immer beschützen kann – das soll auch so sein, damit Kinder selbstständig werden können. Ich kann mir vorstellen, dass zwei oder mehrere vielleicht auch “nur” subjektiv empfundene Krisensituationen in Verbindung mit den unausweichlichen pubertären Selbstzweifeln durchaus zu dem Trugschluss führen können, dass eine Modelfigur die Lösung aller Probleme darstellt (wobei die Medien schon auch ihren Teil zu diesem Irrtum beitragen). Der Wunsch nach Kontrolle spielt ebenfalls mit hinein; für die meisten Teenager ist es sehr schwer, zu lernen, dass man manchen Dingen eben ihren Lauf nehmen lassen muss und sich manches nicht erzwingen lässt.

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