Archiv für Januar 2006

Verbesserungsvorschlag: Outsourcing für Lehrer

Dienstag, 17. Januar 2006

Selbst Lehrer, denen ihr Job riesig Freude bereitet (und das sind erheblich mehr als Nichtlehrer vermuten), hassen einen Teil ihrer Aufgaben ganz besonders: das Korrigieren und Benoten. Es kostet viel Zeit, strengt an und beansprucht gleichzeitig keine Kernkompetenz des Lehrertums.

So lebt an meiner Seite ein derzeit besonders geplagter Lehrer, der einen Heidenspaß daran hat, Lernweisen zu planen, Unterricht vorzubereiten, Material zu recherchieren, Schüler gezielt zu fördern, Projekte aufzusetzen und durchzuziehen, mit Kollegen klassen- und fächerübergreifend zu arbeiten, zu unterrichten und zu lehren. Und ich beobachte, wie er die meisten seiner vielen Arbeitsstunden damit verbringt, das zu tun, was ihm am wenigsten Freude bereitet: korrigieren und benoten.

Jetzt bin ja ich eine von diesen bösen Karrierefrauen in der bösen freien Wirtschaft, und damit darauf gepolt, solutions für pain factors zu finden, gell.
Mein Vorschlag: Subunternehmer einsetzen, das Korrigieren outsourcen. Fürs Korrigieren von Englischschulaufgaben reichen sehr gutes Englisch und ein Lehramts-Grundstudium, das können Studenten und Studentinnen auch. Das Korrigieren von Deutscharbeiten braucht zwar ein genaueres briefing: Welcher Stoff, welche Techniken wurden abgefragt, welche Übungsaufsätze hat die Klasse vorher geschrieben, welcher Schüler hat eine zertifizierte Rechtschreibschwäche. Aber dann kann auch das ein Lehramtsstudent gegen Ende seines Studiums übernehmen. Qualitätskontrolle, Notenschlüssel und die Benotung macht dann wieder der hauptamtliche Lehrer, hat sich aber sicher insgesamt 70 Prozent des Korrigieraufwands gespart. Früher hätte ich als Subunternehmer neben Studenten arbeitslose Lehrer vorgeschlagen, aber die gibt’s ja nicht mehr.

Erste to dos: Aushang ans Schwarze Brett der universitären Didaktik-Lehrstühle, Pauschallohn für einen Klassensatz Arbeiten vereinbaren (ich schlage vor 50 bis 100 Euro, je nach Jahrgangsstufe und Schülerzahl). Und schon hat der Lehrer wieder Energien frei, sich ums Lehren zu kümmern.

Vielleicht könnten die Lehrer und Lehrerinnen das sogar von der Steuer absetzen.

Widerruf: Rosenquarz gegen Computerstrahlen

Montag, 16. Januar 2006

Ich nehme alles zurück, was ich hier behauptet habe: Die Wirkung von Rosenquarz gegen Computerstrahlen ist nun endgültig bewiesen.

Tagebuchnotizen Spießerwochenende

Montag, 16. Januar 2006

Samstagvormittag in Migränefolter (wieder eine Rotweinsorte, die ich von meiner Genussliste streichen muss) und damit im Bett verbracht. Nachmittags langsames zu Bewusstsein Kommen, ausführliches Vollbad, dann erste Mahlzeit des Tages. Abends Iphigenie in den Kammerspielen. Man hatte mich mit Hinweisen auf die Entsetzlichkeit der Inszenierung, auf reihenweise Verrisse, auf die Besetzung der Titelrolle mit einem Mann, auf die Möglichkeit, in der Pause zu gehen, vorbereitet; beinahe war ich trotzig entschlossen, die Inszenierung erst recht zu mögen. Ich musste gar nicht trotzen: Ich war gefesselt (dass ich Goethens Iphigenie noch nie gesehen hatte, erhielt die Spannung). Die Details, die völlig an mir vorbei gingen (u.a. mehrfacher Kleidungswechsel des Iphigenien-Darstellers), blendete ich einfach aus.* Auf den Heimweg fragte ich mich zum wiederholten Mal, warum ich, die in Kindheit und Jugend fast jeden Monat im Theater war (Mutter hatte Platzmiete), und das sehr gerne, das so völlig aufgegeben habe.

Sonntagvormittag langes Laufen an der Isar, dabei trotz verschärfter Minusgrade so vielen anderen Joggern begegnet, dass ich mich gar nicht mehr heldisch fühlte. Nachmittags mit einer Freundin im sonnig klirrenden Englischen Garten spaziert. Insgesamt über drei Stunden frische Luft – die befürchtete Schockreaktion meines Körpers blieb glücklicherweise aus. Abends viel essen und lesen (A.L. Kennedy, Everything you Need, von dem ich ganz begeistert bin, und einfach nicht draufkomme, warum).

*Nicht mal „Arkasse hatten wir schon bessere“…

Heitere Lektüre zum Sonntagsfrühstück

Sonntag, 15. Januar 2006

Ein Amerikaner lernt den Einsatz von Fahrradklingeln in Deutschland.
(Ich hingegen versuche es bei echter Behinderung durch einen Fußgänger erst mal mit höflichem Hüsteln. Allerdings meine ich das durchaus boshaft.)

7 Fragen zum leckeren Leben

Samstag, 14. Januar 2006

Frau Zorra fragt, kaltmamsell antwortet:

1. Welches Nahrungsmittel o. Ä. hat bei dir das erste Mal (soweit du dich erinnerst) den Gedanken „lecker” hervorgerufen?
Das erste. Essen war von Geburt an mein Leibgericht, Abstufungen im „lecker“ folgten erst viel später.

2. Welches Nahrungsmittel o. Ä. hat dich zum ersten Mal richtig angewidert?
Grüne Reiberdatschi. Ich war etwa 13, und eine Schulfreundin nahm mich für den Nachmittag mit nach Hause. Dort waren als Mittagessen Reiberdatschi angekündigt (für Nicht-Bayern: Kartoffelpuffer), die ich besonders gern aß. Nur dass dann eine Servierplatte mit einem Berg grüngrauer Fladen auf den Tisch kam. Ich brachte sie beim besten Willen nicht mit den goldbrauen, knusprigen und fettglänzenden Reiberdatschi in Verbindung, wie ich sie von daheim kannte, wenn meine Mutter sie frisch aus der Pfanne direkt auf den Teller legte. Die gastgebende Mutter, so erfuhr ich, hatte ihre Version gesundheitsbewusst fettarm vorgebacken und im Ofen warmgehalten, bis wir aus der Schule kamen.

3. Hat sich diese Einschätzung im Laufe deines Lebens geändert?
Nein.

4. Magst du Austern und Kaviar und warum? Beschreibe den Geschmack / die Konsistenz.
Austern schmecken nach frischem Meerwasser und sonst nichts, brauche ich nicht unbedingt. Kaviar mag ich gern, am liebsten Lachskaviar mit wachsweich gekochten Eiern, frischem Toast und Frischkäse – es macht mir viel Spaß, die fischsalzigen Bläschen zu zerbeißen. Scheißteurer Beluga ist an mich verschwendet, ich schmecke den angeblich ungeheuren Qualitätsunterschied nicht.

5. Wie steht es mit Trüffeln und Bries? Beschreibe den Geschmack / die Konsistenz.
Trüffel sind mein wunder Punkt: Sie schmecken für mich nach Schwimmbad. Das erste Trüffelgericht, das ich vor Jahren in einem Restaurant kostete, hätte ich fast zurückgehen lassen, weil es chlorig schmeckte. Bis mir aufging, dass das der Trüffelgeschmack war. Habe zur Sicherheit seither noch zwei Mal Trüffel gekostet, verzichte lieber.
Bries habe ich tatsächlich noch nie bewusst gegessen, fände ich es mal beim aushäusigen Essen auf der Speisekarte, würde ich es gerne probieren.

6. Welches “Gourmet”-Nahrungsmittel ekelt dich so richtig? Warum?
Maden und Insekten. Das hat rein kulturelle Gründe: Ich bin halt in einer Kultur aufgewachsen, für die Maden und Insekten eklig sind.

7. Was würdest du gern mal essen, konntest es dir bisher aber nicht leisten / war nicht verfügbar?
Ein Menü mit wunderbaren Weinen (empfohlen von der wunderbaren Paula Bosch) im Tantris. Allerdings: Wenn ich das wirklich wollte, würde ich halt ein bisschen darauf sparen.

Die heißen Tücher im Flugzeug

Freitag, 13. Januar 2006

Wieder eine der grundlegenden Menschheitsfragen beantwortet: Wozu bekommt man im Flugzeug heiße Tücher gereicht? Hier die Erklärung einer Reicherin.

Geschenke für Bahnfahrer

Freitag, 13. Januar 2006

Wird mir das Aus-dem-Fenster-Gucken ja schon auf meiner täglichen Strecke nicht langweilig, klebe ich auf seltenen Wegen durchgehend am ICE-Fenster. Bahndämme sind meist erhöht und führen durch idyllischere Gegenden als Autobahnen, zudem muss ich mich ja nicht aufs Fahren konzentrieren.

Hinter Ulm werde ich mit einer gleißenden Winterzauberlandschaft überrascht, weichgezeichnet von einem Hauch klirrendem Nebel. Dutzende Kilometer Schneedecke mit wenigen Flecken, über allem Raureif. Die Ecken der Obstbäume, die Büsche daneben, Nadelwälder auf Hügeln, Trauerweiden an leise dampfenden Bächen, Wacholderbuschpfeile auf überzuckertem Trockenrasen, Birkeneleganz an Lagerhallen, Schlehenbüsche nah am Bahndamm – wo ist ein japanischer Tuschezeichner, wenn man ihn braucht?

Am Waldesrand ein monumentaler Komposthaufen, ebenfalls angeweißt, aus dessen Krone es an vier Stellen dampft.

Dörfer in Talsenken gekuschelt, hie und da eine Rauchfahne aus Kaminen, als Glucke in der Mitte die Kirche mit Zwiebelturm.

Über allem spannt sich der hellblaue Himmel, von der Ankündigung der Sonne beleuchtet, seine Leere nur von einem Kondensstreifen gebrochen.