Alles über Polen, Teil 6

Sonntag, 4. Juni 2006 um 10:25

Flieder können sie, die nördlichen Polen. Überall bombastisch blühende Fliederbüsche in Weiß, Blass- und Dunkellila, manchmal sogar als ganze Fliederhecken.
Störche können sie auch, brütend, fliegend, Futter suchend in der Wiese.

Im Süden machen die Polen dann eher in Akazien, die so dicht voll Blüten hängen, dass fast keine Blätter mehr zu sehen sind. Da haben die ganze Wäldchen von Akazien. (Allerdings mag das keine typisch polnische Spezialität sein: In der Lausitz können sie das auch.)

Der Pole hat 17 verschiedene Wörter für Quark und ebenso viele verschiedene Sorten davon. Dabei handelt es ich keineswegs um Aromatisierungen, sondern um tatsächlich unterschiedliche Arten: „Serek“ zum Beispiel kommt unserem Hüttenkäse nahe, ist aber milder und sahniger. „Twaróg“ (wenn das O einen Akzent hat, wird es wie U ausgesprochen) wiederum ist bröslig, kommt in unterschiedliche Formen gepresst, die je nach Reife und Fettgehalt unterschiedlich hell sind. Was ich weder in Supermärkten noch an den Frühstücksbuffets der Hotels gefunden habe, ist der cremige Quark, wie er bei uns angeboten wird.

Dunkle leckere Schokolade kann der Pole auch, zum Beispiel bei Wedel (dort auch spezielle Erstkommunionspralinenschachteln) oder Terravita (die 77-Prozentige ist sehr gut).

Kuchen und Torten macht der Pole gerne flach und quadratmeterweise. Diesen serviert er nicht nur zum Kaffee (unter anderem weil er ohnehin eher Tee trinkt), sondern auch als Dessert.

Der Pole kann Kutteln. Im Supermarkt zählte ich neun unterschiedliche Zubereitungen als Fertiggericht im Glas, kosten konnte ich nur eine (sehr schmackhafte) Version in einem Restaurant, als wir mittags Freigang hatten.

Hering macht der Pole kalt und auf vielerlei Weise an, unter anderem mit gehackten Zwiebeln und roter Beete; er nennt ihn dann śledź und serviert ihn zum Frühstück sowie zum Abendessen. Meine Mutter schwelgte kauend in Kindheitserinnerungen, weil ihre polnische Mutter auch immer śledź gemacht hatte, ich begnügte mich mit Zugucken.

Wenn in München mein gesenkter Blick auf schwarzbeschuhte Füße fällt, die aus einem soutaneartigen schwarzen Mantel ragen, kann ich mich darauf verlassen, etwa 1,70 Meter weiter oben ein leichenblass geschminktes Gesicht zu sehen, mit viel Kajal um die Augen und mit schwarz gefärbtem Haar drumrum – also dass ich einem Goth begegnet bin (heißt der Stil überhaupt noch so?). In Polen gehören solche Füße einem Priester in einer echten Soutane und begegnen einem mindestens so oft wie in München Goths am Stachus. Deutlich erkennbare Priester sind überall, selbst in den Talkshows des Frühstücksfernsehens.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Alles über Polen, Teil 6“

  1. Angel meint:

    Kutteln? Brrr! *schüttel*
    Und ich dachte, diese Art essenstechnischer Geschackverirrung gibt es nur bei uns. Definitiv ein Gericht, um das ich die Polen nicht beneide. Siebzehnerlei verschiedene Quark-Sorten dagegen würde ich gerne mal durchtesten.

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