Dentale Premieren

Freitag, 4. August 2006 um 16:25

Ja, schaun’S, Sie werden jetzt gleich sagen: „Und? So ist das halt mit Zahnbehandlungen.“ Aber Sie müssen verstehen: Ich kannte das bislang nicht! Für mich ist das neu, außergewöhnlich, aufregend. In der NZZ am Sonntag stand zum Beispiel ein bodenloser Artikel (leider nicht online, vielleicht erinnert mein Leser „Burgdorfer“ zumindest noch den Namen des Autors?) eines Redaktors in später Midlife-Crisis, der soeben durch massive Reduktion der Kalorienzufuhr zum ersten Mal in seinem Leben viele Kilo abgenommen hatte und darüber geradezu missionarisch schrieb. Er las sich wie eine handelsübliche 12-Jährige nach dem ersten gelungenen Diätversuch: Genauso enthusiasmiert und mindestens ebenso bar jeder ernährungswissenschaftlichen Ahnung. Hatte die Schlussredaktorin Urlaub? In einem Blog hätte man den Schmarrn Detail für Detail auseinander genommen.

Worauf ich hinaus will:
Wurzelbehandlung links – check
Provisorische Füllung links und rechts – check
Aussicht auf Teilkrone rechts – check
Aussicht auf Kostenvoranschlag – check

Zwei Stunden in den durchaus angenehmen Behandlungsräumen verbracht, gestaunt, wie lange Nadeln in einen Zahn passen, mich zwischendurch mit Herrn Arzt über berufliche Erfüllung ausgetauscht. Zudem habe ich gelernt, dass die Betäubungsspritze Adrenalin enthält (bisher immer als unnötig abgelehnt: „Aber Herr Zahnarzt, Sie wollen mir doch nicht etwa weh tun?“, heute aufgezwungen bekommen: „Das ist am Nerv; ich habe keine Lust, Sie von der Decke zu kratzen.“). Mir war schwindlig und zittrig geworden; Herr Zahnarzt erklärte das mit dem eben gespritzten Adrenalin, das die Blutgefäße verschmälere.

Mittlerweise ist die Wirkung der Spritze beendet, ich habe wieder leichte Schmerzen, konnte aber bereits Hüttenkäse essen – in Miniportionen durch den schmalen Spalt zwischen oberen und unteren Schneidezähnen geschoben, den mir die schmerzenden Kiefergelenke momentan ermöglichen. In zwei Wochen geht’s weiter.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Dentale Premieren“

  1. Alessa meint:

    Guten Tag Frau Kaltmamsell,

    mein tief empfundes Mitgefühl, ich leide schon jetzt in Antizipation der wohl auch auf mich wartenden dentalmedizinischen Annehmlichkeiten mit Ihnen.

    Soweit ich Füllungen in den Backenzähnen habe (wenige), hatte ich die schon vor meiner Zahnspangenzeit bekommen. Danach war ich für meinen Zahnarzt kaum noch lukrativ. Nur sämtliche Weisheitszähne sollte ich mir – noch bevor sie überhaupt das Licht der Welt oder zumindest der Mundhöhle erblickten – entfernen lassen, damit sie nicht das Ergebnis der kieferorthopädischen Behandlung beeinträchtigten.
    Und das mit den Weisheitszähnen, das war klasse – beim Kieferchirug in Tiefschlaf nach Einnahme bzw. Injektion irgendwelcher lustiger Drogen, die mich albern lächelnd ins Land der Träume hinüber dämmern ließen. Das war (wirklich!) nicht schlimm und hat gar nicht weh getan, denn als ich aus meinem drogeninduzierten Schlaf wieder aufwachte, war’s vorbei und ich konnte schon wieder essen (naja, nur wartete mein Vater mit der Nachricht auf mich, dass er eine Beule in mein Auto gefahren hatte, während ich noch ausschlief… *g*).

    Jetzt war ich vor ein paar Wochen vorschriftsmäßig beim halbjährlichen Check-up und mein Herr Zahnarzt stellte fest, dass die Füllungen im Backenzahn links und rechts mal ausgetauscht werden sollten. Tja, und dann stellte er noch fest, dass unter der Füllung wieder Karies war. Und dass jetzt der Zahn tiiieeefer ausgebohrt werden müsste. Und dann man es noch mal mit einer herkömmlichen Füllung versuchen könnte, aber man sehen müsse, ob der Zahn das dann noch mitmacht, weil er schon recht gereizt sei. Gut, also, Füllung entfernt, neue Füllung rein.
    Gefreut, dass der Zahn das schön brav mitgemacht hat.

    Und jetzt fängt seit zwei Wochen an zu ziehen. Manchmal. Bei heiß, kalt, sauer, süß. So ein bisschen, eben gerade so, dass man es gerne mal ignoriert. Denn das Wort “Wurzelbehandlung” hatte mein Zahnarzt auch schon fallen lassen. Urgh.
    An diesem Tag habe ich dann abends im Internet alles gelesen, was mit WKB zu tun hat. Und schon überlegt, ob ich die Kassen-WKB in Anspruch nehmen muss oder es mir finanziell leisten kann, die “WKB de luxe á la Zahnarztempfehlung” in Anspruch zu nehmen.

    Jetzt fahre ich erst mal übers Wochenende weg. Und dann muss ich mich wohl meiner im Entstehen befindlichen Zahnarztphobie und dem Auslöser dessen ;-) stellen.
    Und gleichzeitig deine Erlebnisberichte mitlesen, damit ich weiß, worauf ich mich einstellen darf *g*

    Viel Vergnügen weiterhin, scheint jedenfalls ein humorvoller Zahnarzt zu sein (so von wegen von der Decke kratzen ?),
    Grüße von

    Alessa

  2. l9 meint:

    Oh – hoff es ist nicht zu schlimm!
    Ich hatte ja alles schon mal. Weisheitszähne mit Widerhaken, die im Mund zerstückelt werden mussten um rauszukommen. Wurzelbehandlung, zerbrochene Zähne. Und einen schrecklichen Mittümmler, der am liebsten Fotos von geschwollen Backen macht. Mal schaun, ob ich dieses Leidensfoto noch finde….

  3. .meike meint:

    Auweia, mein Beileid.
    Dafür zog ich gestern wenig amüsiert einen Brief meiner Krankenkasse aus dem Briefkasten in dem stand, dass sie sich an der Krone deswegen nicht beteiligen würden, weil der Zahnarzt verbotener Weise meine akuten Schmerzen vor seinem Urlaub aber VOR der Bewilligung durch die Krankenkasse mit einer Krone weggemacht hat. Unglaublich!

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