Wer so alles meine Daten haben will

Dienstag, 11. Mai 2010 um 11:24

Keineswegs bilde ich mir ein, wesentlich sorgsamer mit meinen persönlichen Daten umzugehen als der Rest der Gesellschaft. Zwar beteilige ich mich an keinerlei Punkte- oder Rabattprogrammen, und die einzige Kundenkarte, die ich besitze, ist die der Münchner Stadtwerke: Damit komme ich nach Aufladen bargeldlos in die örtlichen Schwimmbäder. Doch ich zahle mit Kreditkarte, auch online – ohne dass ich mich jedesmal detailliert mit dem Datenumgang des Anbieters befasse.

Manchmal frage ich mich aber schon, warum für bestimmte Geschäftsvorgänge meine persönlichen Daten notwendig sein sollen – bei einigen wohl nicht als einzige. Vor Jahren musste ich noch gehörig Rabatz machen, weil ich ein Espressokapselmaschine und später die zugehörigen Espressokapselmaschinenkapseln anonym kaufen wollte. Mittlerweile werde ich beim Kauf der Kapseln im Laden gegenüber der Münchner Oper nicht mehr gefragt: „Auf welchen Kundennamen darf ich das eintragen?“, sondern „Soll ich das auf einen Kundennamen eintragen?“ Vermutlich haben noch mehr Menschen auf anonymem Kauf bestanden.

Doch nun überraschte mich das Solarium, das ich fünf bis sechs Mal im Jahr besuche, damit, dass ich künstliche UV-Bestrahlung dort nur noch unter Hinterlegung meiner persönlichen Daten bekomme. Auf meine verdutzte Nachfrage erklärte man mir, diese Auflage sei von der Zentrale ausgegeben worden: Eine Kundin habe geklagt, weil sie sich aufgrund falscher Beratung einen Sonnenbrand zugezogen habe. Nun müsse bei allen Kunden die Frequenz und Art der Besonnung personenbezogen aufgezeichnet werden. Das leuchtete mir einerseits überhaupt nicht ein (u.a.: Was, wenn ich zwischendurch in ein anderes Solarium oder sogar ins echte Sonnenlicht gehe?), andererseits wollte ich nicht schon wieder ungesonnt heimgehen (am Vortag hatte eine andere Angestellte nicht genug Wechselgeld gehabt). Also bot ich an, das Problem zu lösen, indem ich irgendeinen Namen angab. Der Kassenfrau fiel kein Gegenargument ein, also ließ sie sich schmallippig von mir die persönlichen Daten inklusive Wohnort und Geburtsdatum einer völlig fiktiven Frau diktieren. Jetzt darf ich die nur nicht vergessen.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Wer so alles meine Daten haben will“

  1. Thomas meint:

    Das sind die Passwörter des Real Life!!

  2. Ulrike meint:

    Cool ;-) Ich habe für solche Gelegenheiten schon lange eine 2. Identität …

  3. Kormoranflug meint:

    Die Idenditäten muss man richtig ausformulieren, dann hat man diese sofort bei bestimmten Gelegenheiten parat. Viel Spass Mrs Gantebein ;-)

  4. Michael meint:

    Gute Idee. Ich fürchte nur, wenn sich das rumspricht, wird der Ort mit der Postleitzahl 12345 bald überbevölkert sein :)

  5. André Thiele meint:

    Wie ich die Welt kenne, gibt es die Frau, die Sie spontan erfunden haben, wirklich, und nun hat sie einen Sonnenbrand.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Ich werde garantiert bei dieser einen Zweitidentität bleiben: Es macht mir entsetzlich Mühe, schon diese im Kopf zu behalten. Für ertragreiches Hochstaplerinnentum bin ich definitiv ungeeignet.

  7. Rana meint:

    ich finde es immer unangenehm, wenn man bei einem einkauf die plz “verweigert” – es wird allgmein als persönlicher angriff empfunden… vielleicht ist die idee mit fiktiven daten besser.wenn das viele machen, stimmt die verbraucherstatistik wohl irgendwann nicht mehr. ist das schon ziviler ungehorsam??

  8. Ms K meint:

    Mein nachbarort hat die Postleitzahl 2345. echt.
    Mit der Postleitzahl habe ich kein Problem, alles andere verweigere ich aber.

  9. Sebastian meint:

    Wenn sie mich nach Passnummern, Jahreszahlen, Geburtsdaten, Mädchennamen, Telefonnummern, Einreisetagen, Einkommenshöhen usw. fragen, erfinde ich das meistens – nicht aus Datenfuchsgründen, sondern weil ich es grad nicht weiß und zu faul zum Nachschauen bin. Das tue ich aber schweig- und sittsam, so dass das Gegenüber zufrieden nicken kann statt die Lippe schmal machen zu müssen. Man mag ja gemocht werden, so als Japaner.

  10. philine meint:

    Das ist so eine Sache mit den Namen: im Laden bin ich auf die Namensnennung angewiesen, weil ich ja sonst die Bestellung nicht mehr zuordnen kann, merke allerdings auch sofort wenn Fantasienamen genannt werden. Hatte eine Kundin die sich über ein halbes Jahr hinweg entweder “Freising”, oder “Landsberg” oder durchaus auch “Isar” nannte, bis ich sie eines Tages fragte, wieviele Mädchen-bzw. Ehenamen sie noch hätte…..
    Was die PLZ angeht: bei Ikea gebe ich grundsätzlich die korrekte PLZ an, weil danach die kostenlosen Kataloge in den Hausbriefkästen landen. PLZ Gebiete die nur verschwindend gering genannt werden, erhalten keine Kataloge – und es ist doch immer eine grosse Freude den neuen Ikea Katalog anzusehen…..

  11. richensa meint:

    Eine fremde Identität zu erfinden, wenn ich beim Einkauf befragt werde, habe ich auch schon öfters gemacht, man muss nur aufpassen, dass man nicht vorher mit seiner Geld-/Kreditkarte bezahlt hat, sonst kommt zur Schmallippigkeit noch mehr dazu… ;-)

  12. croco meint:

    Wieso fremde Identität?
    Der Vornamen der einen Oma und der Nachnamen der anderen Oma sind doch nicht fremd, oder? ;-)

  13. Arztgatten(ex)ehefrau meint:

    Die Sache mit dem Ikea Katalog inspiriert mächtig. Würde vorschlagen, sich als Einwohner von Wiedenborstel auszugeben, PLZ 24613.
    Wiedenborstel hat nur 7 Einwohner und ist die kleinste Gemeinde Deutschlands. Wäre es nicht toll, wenn Ikea da eine ganze Palette von Katalogen ablädt? Das ökologische Gewissen mal ganz aussen vor.
    Da man davon ausgehen kann, dass die Daten weiterverkauft werden, käme es vielleicht zu einer einzigartigen Konzentration von Werbeanrufen und die Einwohner würden alle eine super Schufaauskunft bekommen….

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