Familienalbum – 29: Auch ich hatte mal Erstkommunion

Sonntag, 31. Juli 2011 um 8:07

Frau Indica legt vor mit Beweisen ihrer Position in einem Familienstreit: Erstkommunionfotos. Anlass genug, auch meine mal auszupacken. Es gibt sehr wenige, ich glaube, mit Film oder Kamera hatte etwas nicht gestimmt und die vermeintlichen Aufnahmen unbrauchbar gemacht.

Ich habe die eingescannten Dias lediglich ein wenig aufgehellt, sonst nicht bearbeitet.

Links meine Oma, rechts mein Taufpate, im Esszimmer der elterlichen Wohnung (Einrichtung: Ikea, als es gerade erfunden worden war, die Kiefer-Phase).

Mit der Tochter meiner Taufpaten. Am Handgelenk trug ich bereits ein Kommunionsgeschenk: meine erste Armbanduhr.

Mit meinem Bruder, auf dessen Wangen noch deutlich die Narben eines Hundebisses zu sehen sind (die Geschichte muss ich mal erzählen). Das Kleid, das ich noch heute wirklich schön finde, hatte meine Mutter genäht, eigentlich schon im Jahr zuvor: Die Tochter einer befreundeten Familie hatte im Vorjahr Erstkommunion gehabt; deren und meine Mutter waren überein gekommen, für uns beide ein gemeinsames Kleid zu nähen. Was für uns Töchter völlig in Ordnung war, zumal wir eine ähnliche Figur hatten: Das war die, die ebenfalls von meiner Mutter für zu dick erklärt wurde; jede Begegnung mit ihr war vom Vergleich geprägt, welche von uns beiden es gerade geschafft hatte abzunehmen. Dass dieses Mädchen damals eine wettkämpfende Geräteturnerin war, hatte auf die Einschätzung meiner Mutter keinen Einfluss.

Auch die Kerze hatte bei dieser Freundesfamilie bereits im Vorjahr ihren Ersteinsatz gehabt: Meine Mutter sah zurecht nicht ein, warum für das Bisschen Abbrennen eine neue, sauteure Kerze angeschafft werden sollte.

Mit Vater und Bruder. Der Strauß Rosen war das Geschenk der spanischen Familie – per Fleurop!

Vor dem Wohnblock in der Pfitznerstraße, in der wir damals wohnten – aber warum trägt mein Bruder nicht sein festliches Gewand? Vielleicht auf dem Weg zu Nachtmittagsandacht?

die Kaltmamsell

22 Kommentare zu „Familienalbum – 29: Auch ich hatte mal Erstkommunion“

  1. Thea meint:

    Entzückend, chère Mamsell. Da kommen Erinnerungen hoch. Die EK war die erste Gelegenheit für mich, alles ganz allein aussuchen zu dürfen – nur nicht das Mädchen, mit dem ich in die Kirche einziehen sollte. Die Allerdoofste, so mein damaliges Dafürhalten, ging an meiner Seite, und so war ich froh, als das ganze Gedöns mit den vielen Sammeltassengeschenken endlich vorbei war… Noch einmal erleben? Nein. Aber Sie sehen gar reizend aus.

  2. Earny from Earncastle meint:

    das letzte Foto ist fabelhaft!

  3. saxana meint:

    Genau so war es damals. Haben Sie immer noch so tolle Haare?

  4. Pfeffermiinze meint:

    Ohhh, wie reizend. Ich hätte Sie glühend beneidet – um das Kleid und um die langen Haare.

    Wie Ihre Mutter Sie jedoch als dick sehen konnte, bleibt mir schleierhaft…

  5. Gaga Nielsen meint:

    Das letzte Foto ist großes Kino.

  6. Indica meint:

    Der Strauß Rosen von Ihrer spanischen Verwandtschaft (mit Fleurop! das war nichts Normales, zumindest bei uns nicht …), der hat mich inspiriert über die Kommuniongeschenke noch einmal nachzudenken. Ich bekam übrigens auch meine erste “gute” Armbanduhr zu diesem Anlass geschenkt.

    Überhaupt ist das Foto mit Ihnen, Ihrem Vater und Bruder und dem Rosenstrauß und dem frühen Klippan-Sofa große Klasse. Ihre Familie und insbesondere die Einrichtung der Wohnung (das Deko-Händchen Ihrer Frau Mama!) wirken immer so modern auf mich. Ja, wir sind zwar aus derselben Zeit, aber bei uns war alles immer ein bisschen altmodisch oder meine Eltern (tatsächlich, aber auch erlebt) immer etwas alt.

    Aber auch insgesamt der Bildaufbau – Sie hinter Ihrem Rosenstrauß mit Kerze, Bruder mürrisch abgewandt guckend, Vater, der versucht, den Kopf des Bruders wieder nach vorn zu rücken, damit alle geradeaus wie Sie in die Kamera schauen, das ist wirklich klasse und erzählt Zeitgeschichte.

    Das letzte Foto IST analog-Instagram. Sehen Sie, wir kommen aus einer Zeit, in der man instagrammatisch WAR und so was gar nicht brauchte …

    Allerdings weiß ich auch nicht, wo Sie zu dick gewesen sein sollten. Vermutlich im Auge Ihrer Mutter und nirgends sonst.

  7. susanne meint:

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    Made my day

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  8. Buchfink meint:

    Schön, dass wir auch mal die polnische Oma sehen durften. Der Herr Papa war ja auch ganz auf der Höhe der Zeit mit seinen flatternden Schlaghosen. Und überall dazwischen die stolze Kaltmamsell.

  9. barbara meint:

    Herzige Bilder.
    Mir erschließt sich auch nicht, wo Sie da mollert gewesen sein sollen.
    Allein Ihr Bruder wirkt etwa pausbäckig.

  10. Lila meint:

    Ja, ich weiß schon, warum ich die katholischen Mädchen aus meiner Klasse heimlich beneidet habe…

    Schöne Bilder.

  11. Nathalie meint:

    Auch wenn ich mit dieser Einschätzung nicht die erste bin – ich muß es trotzdem los werden:
    Das letzte Foto ist ganz wunderbar.

  12. fragmente meint:

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    Gerne gelesen

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  13. Helga meint:

    Die erste Armbanduhr zur Kommunion – habe ich auch von meiner Taufpatin bekommen.

  14. Ilse meint:

    Ich hätte dem Teufel meine Seele verkauft für ein Kommunionskleid (“Kommion”) – leider zu evangelisch! Das letzte Bild ist wirklich ausstellungswürdig.

  15. die Kaltmamsell meint:

    Kommion! So heißt das natürlich.
    Sehen Sie, meine Damen, mir war gar nicht aufgefallen, wie großartig dieses eigenartige von hinten Foto ist – aber jetzt, wo Sie’s sagen!

    Das mit dem dicken Kind hat meine Mutter schon lange zurückgenommen, es tut ihr heute auch sehr leid.

  16. Croco meint:

    Bei uns wurden auch Rosen und anderes Gepflanze kunstvoll und wie zufällig trapiert. Auf jedem Familienfoto findet man rote Rosen.
    Ihre Kommunion war im Sommer? Gladiolen gab es ja nicht am weißen Sonntag. An meiner Kommunion war es jedenfalls so heiß, dass sich die Kerzen bogen. Meine italienische Nachbarin trug ein brautkleidähnliches Gebilde und wurde prompt ohnmächtig.Ich trug kurz, meine Beine waren so zerkratzt vom einem meiner üblichen Ausflüge in Wald und Gebüsch, dass sich meine Mutter schämte.
    Ob ich so schöne weiße Lackschuhe hatte wie Sie? Ich schau nochmal nach.

  17. die Kaltmamsell meint:

    Die Gladiolen sind tatsächlich ein weiteres Rätsel, Croco: An den kahlen Bäumen im Hintergrund des ersten Fotos sieht man, dass meine Erstkommion sogar an einem eher frühen Weißen Sonntag stattfand. Zuchtgladiolen aus Afrika wahrscheinlich.

  18. Trolleira meint:

    Wow – ich glaub, ich hatte im selben Jahr Erstkommunion – meine Frisur war ähnlich, die Schuhe praktisch die gleichen und, ich glaube, der weisse Vorhang hing auch bei uns im Esszimmer! ;-)

    Klasse Erinnerungen! Bei uns gabs eine dreistöckige selbstgemachte Erdbeersahnetorte zum Kaffee…

  19. Gaga Nielsen meint:

    Interessant: “Vor der Erstkommunion erfolgt auch erstmals die Beichte. Die Vorbereitung auf die Erstbeichte ist in der Regel in die Kommunionvorbereitung integriert. (…) Ohne Beichte ist die Erstkommunion nicht möglich.”

    Sind noch Erinnerungen an diesen Vorgang vorhanden? (ich war als Kind evangelisch, daher keine Erfahrungswerte in dieser Hinsicht)

  20. Tine meint:

    kann es sein, dass die Erstkommunion ein reiner “Mädchenenvent” ist/war? Das Kleid, die Schuhe …
    Frag ich mich, so als Protestantin und bekennde Hochzeitskleid/Prinzessinnenkleidverweigerin.

    Ansonsten wie alle: Das letzte Bild ist fabelhaft.

  21. die Kaltmamsell meint:

    Ich habe das alles sehr ernst genommen, Gaga, auch die Beichte (ein eigenes Sakrament, wohlgemerkt).
    Gerade durch den gesamten Beichtprozess schaffte es die Schattierung des Katholizismus, mit der ich aufwuchs, mir die Grundhaltung einzutrichtern: Irgendwas ist immer. Irgendwas gibt es immer, weswegen du ein schlechtes Gewissen haben solltest, was du beichten musst. Denn der eigentlichen Beichte ging ein durch Stichpunkte und Fragen geführtes In-sich-Gehen voraus, um auch ja keine Untat, keine Sünde zu vergessen. Eine Zeit lang waren wir Kinder angehalten wöchentlich zur Beichte zu gehen – mir unschuldigem Mädchen gingen da bald die Sünden aus. Was ja nur bedeuten konnte, dass ich noch tiefer in mich gehen musste, um dem Pfarrer etwas für die Absolution zu liefern. Also zimmerte ich mir aus jedem Verstoß gegen elterliche Anweisung und aus jedem Bissen, den ich mehr aß, als meine Mutter es gewünscht hätte, etwas Böses und Beichtbares.
    Das Beicht-Tamtam hat von allem, was die katholische Erziehung bei mir angerichtet hat, die tiefsten Schrunden hinterlassen.

    In meinem Fall, Tine, war es ein Prinzessinnenmutter-Event: Mir war bis ins Teenageralter recht egal, wie man mich herrichtete. Vielleicht hätte ich mich gewehrt, wenn meine Mutter zu Peinlichkeiten im Ausstaffieren geneigt hätte, aber ich fand eigentlich alles ganz ok, worein sie mich steckte. (Versehen mit dem Standard-Hinweis, wie hübsch ich darin aussehen könnte, wenn ich ein bisschen abnehmen würde.)

  22. Einfach Guad meint:

    Da bin ich doch gedanklich gleich ins Wohnzimmer meiner Eltern geflutscht, wir hatten die gleiche Blumentapete im Wohnzimmer wie bei Euch auf dem ersten Bild. Schöne Erinnerung, sowohl Deine als auch meine ;-) Viele Grüsse von Andrea

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